9-Euro-Ticket

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[veraltet] Das 9-Euro-Ticket ist ein vom 1. Juni bis zum 31. August 2022 befristetes Sonderangebot im öffentlichen Personennahverkehr in Deutschland. Die bundesweit gültige Monatskarte kostet 9 Euro und ist somit deutlich günstiger als reguläre Zeitkarten. Das Ticket ist als Entlastung für Pendler gedacht, soll aber auch neue Kundenkreise an den ÖPNV heranführen.

Funktionsweise

Das Angebot kann über die beteiligten Verkehrsunternehmen bezogen werden. Der Vertrieb erfolgt vorzugsweise online, alternativ auch an Fahrkartenautomaten und im personenbedienten Verkauf. Es berechtigt zur bundesweiten Nutzung der zweiten Wagenklasse des öffentlichen Personennahverkehrs. Im Schienenpersonenfernverkehr gilt das Angebot hingegen nicht. Unabhängig vom Kaufzeitpunkt ist das 9-Euro-Ticket jeweils genau bis zum Ende eines Kalendermonats gültig. Die Mitnahme von weiteren Personen ist nicht enthalten,[1] die Fahrradmitnahme sowie die Mitnahme von Hunden erfolgt gemäß den lokalen Regelungen der jeweils zuständigen Verkehrsverbünde. Die Fahrkarten werden personengebunden ausgestellt. Den Fahrgästen, die bereits eine Zeitkarte besitzen, sollen die beteiligten Verkehrsunternehmen für diesen Zeitraum die Kosten ihres Abonnements erstatten,[2] in diesem Fall gelten bestehende Vorteile dieser Abokarten (z. B. Personenmitnahme, Nutzung der 1. Klasse etc.) nur im ursprünglichen Geltungsbereich, darüber gilt es wie das eigenständige 9-Euro-Ticket als Fahrschein der 2. Klasse.

Die Einnahmeausfälle durch das vergünstigte Angebot werden von der Bundesregierung auf 2,5 Milliarden Euro geschätzt und sollen durch den Bund ausgeglichen werden. Zur Einführung des 9-Euro-Tickets war eine Änderung des Regionalisierungsgesetzes notwendig, die der Bundestag am 19. Mai 2022 – gegen die Stimmen von CDU/CSU und AfD – beschlossen hat.[3] Der Bundesrat stimmte am 20. Mai 2022 zu.[4][5]

Anlass

Die Fahrkarte ist ein Teil eines Entlastungspakets, das Ende März 2022 in einer Nachtsitzung des Kabinetts Scholz aufgrund der wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine gestiegenen Energiekosten beschlossen wurde.[6][7] Es soll auch einen Anreiz für Kraftfahrer darstellen, angesichts hoher Diesel- und Benzinpreise auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen.[8] Die Maßnahme soll zugleich klimafreundlich und sozial sein.[9]

Kontroverse

Die Verkehrsminister der Länder kritisieren, dass die Finanzierung durch den Bund auf 2,5 Milliarden Euro begrenzt sein soll und fordern eine Nachschusspflicht für den Fall, dass die Kosten für die Umsetzung des 9-Euro-Tickets höher ausfallen. Außerdem werden weitere 1,5 Milliarden Euro Regionalisierungsmittel gefordert, um gestiegene Kosten unter anderem im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine auszugleichen. Für den ÖPNV-Rettungsschirm, der dem Ausgleich von Einnahmeausfällen durch die COVID-19-Pandemie dient, beabsichtigt die Bundesregierung zudem, im Jahr 2022 nur 1,2 Milliarden Euro anstatt der ursprünglich vorgesehen 1,6 Milliarden Euro bereitzustellen.[10] Bundesverkehrsminister Volker Wissing von der FDP wies die Kritik zurück, da auch die Verkehrsunternehmen durch die Maßnahmen zur Senkung der Energiepreise entlastet würden.[11] Mehrere Landesregierungen kündigten an, im Bundesrat gegen den Gesetzentwurf zu stimmen, sollten keine weiteren finanziellen Mittel bereitgestellt werden.[12] Sie stimmten letztlich aber nicht dagegen.[13]

Daneben wurde der bürokratische Aufwand kritisiert und überlegt, ob ein kostenfreier Nahverkehr nicht besser gewesen wäre.[11] Auf der Insel Sylt fürchtet man durch das 9-Euro-Ticket eine Flut von eher unwillkommenen Tagestouristen, wie dies bereits durch das 1995 eingeführte Schönes-Wochenende-Ticket der Deutschen Bahn der Fall war.[14]

Zudem wird bezweifelt, dass das vorübergehende Angebot einen langfristigen Effekt für die Verkehrswende hat. Neben dem Fahrpreis sei dafür nach Ansicht des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) vor allem ein Ausbau des Angebots entscheidend.[15]

Einzelnachweise

  1. 9-Euro-Ticket: Wann kommt es, und wie funktioniert der Rabatt? Abgerufen am 22. April 2022.
  2. Ausgleich für hohe Spritpreise: Wie das neue Neun-Euro-Ticket funktionieren soll. In: spiegel.de. 13. April 2022, abgerufen am 18. April 2022.
  3. https://www.hasepost.de/bundestag-gibt-gruenes-licht-fuer-neun-euro-ticket-308745/
  4. 9-Euro-Ticket soll bundesweit ab 1. Juni gelten. Redaktionsnetzwerk Deutschland, 11. April 2022, abgerufen am 26. April 2022.
  5. Bundesrat stimmt für Neun-Euro-Ticket, Der Spiegel, 20. Mai 2022.
  6. Alisha Mendgen: 9-Euro-Ticket: Verkehrsverbünde visieren Einführung am 1. Juni an. In: rnd.de. 1. April 2022, abgerufen am 18. April 2022.
  7. Jona Spreter, Tina Groll: Ampel beschließt 300 Euro Einmalzahlung – Tanken wird günstiger. In: zeit.de. 24. März 2022, abgerufen am 26. April 2022.
  8. Pläne zu günstigem ÖPNV-Ticket sorgen für Chaos. In: zeit.de. 25. März 2022, abgerufen am 26. April 2022.
  9. Neun-Euro-Ticket: Bundesweiter ÖPNV-Rabatt soll zum 1. Juni kommen. In: Brisant, mdr.de. 12. April 2022, abgerufen am 21. April 2022.
  10. Verkehrsminister der Länder fordern 1,5 Milliarden Euro für ÖPNV. Redaktionsnetzwerk Deutschland, 26. April 2022, abgerufen am 26. April 2022.
  11. a b Bundesverkehrsminister Wissing weist Kritik an neun-Euro-Ticket zurück. stimme.de, abgerufen am 25. April 2022.
  12. Drei Länder drohen mit Blockade im Bundesrat. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 15. Mai 2022, abgerufen am 15. Mai 2022.
  13. 9-Euro-Tickets können kommen - Bundesrat stimmt zu. ZDF, 20. Mai 2022, abgerufen am 20. Mai 2022.
  14. 9-Euro-Ticket: Sorge auf Sylt sorgt für Spott auf Twitter. RedaktionsNetzwerk Deutschland, 5. Mai 2022, abgerufen am 13. Mai 2022.
  15. Philipp Bethge: Wird das 9-Euro-Ticket der Verkehrswende womöglich schaden? In: Spiegel Online, 16. April 2022, abgerufen am 18. Mai 2022.