Hermetia illucens
Hermetia illucens | ||||||||||||
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Soldatenfliege (Hermetia illucens) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Hermetia illucens | ||||||||||||
(Linnaeus, 1758) |
Hermetia illucens ist ein Zweiflügler aus der Familie der Waffenfliegen (Stratiomyidae). Die Art wird in Zusammenhang mit der Zucht (als Futterinsekt) Schwarze Soldatenfliege oder einfach „Soldatenfliege“ genannt, eine Übersetzung des englischen „black soldier fly“ (abgekürzt BSF). In anderen Zusammenhängen ist dieser Name missverständlich, weil die Familie Stratiomyidae, der die Art angehört, oft auch „Soldatenfliegen“ (engl. soldier fly) genannt wird.
Merkmale
Die Fliegen sind 14 Millimeter (Männchen) bzw. 17 Millimeter (Weibchen) lang und haben einen schlanken Körperbau. Der Kopf ist breiter als der Thorax und hat nasenförmige Höcker unterhalb der Fühler. Die Fühler sind so lang wie der Thorax. Ihr erstes Glied ist drei Mal so lang wie das zweite. Das dritte bis neunte Glied bildet eine komplexe Spindel, bei der man die Einzelglieder aber noch erkennen kann. Das letzte, bandförmige Fühlerglied ist breit und unbehaart. Die Facettenaugen sind unbehaart, die kurzen Palpen eingliedrig. Das Schildchen (Scutellum) ist unbedornt. Bei den langen schlanken Flügeln ist die Flügelader r-m schräg, r2+3 liegt distal davon, es gibt drei m-Äste, wobei m2 und m3 distal konvergieren. Die Genitalien sind bei beiden Geschlechtern klein und verborgen. Die Legeröhre der Weibchen ist meistens eingezogen.
Vorkommen und Lebensweise
Die Art stammt aus den tropischen und subtropischen Breiten Amerikas, vermutlich aus Südamerika. Heute ist sie, aufgrund der Verschleppung durch den Menschen, als Neozoon fast weltweit verbreitet. Ein wichtiger Grund dafür ist die Zucht der Larven als Futtertiere oder zur Behandlung von Abfällen, aus denen immer wieder Fliegen entkommen können, die sich aufgrund ihrer ökologischen Anspruchslosigkeit leicht etablieren können. Der erste europäische Nachweis von 1926 stammt von der Insel Malta. Nach dem Zweiten Weltkrieg war sie im Westen der Mittelmeerregion bereits weit verbreitet. Später begann sie sich nach Osten hin auszubreiten. Die Verbreitung nach Norden verlief durch das hohe Wärmebedürfnis der Art langsamer. Seit 1986 ist sie in Nordwest-Frankreich nachgewiesen, seit 1989 in der Schweiz. Im Jahr 2010 erreichte sie im äußersten Süden Deutschlands (Grenzach-Wyhlen) ihr bisher nördlichstes Vorkommen. Seit 2013 ist ein Vorkommen noch weiter nördlich, im Nordosten Tschechiens (aus Bohumín nahe der Grenze zu Polen) bekannt geworden.[1] Die Larven ernähren sich saprophag von faulenden pflanzlichen Stoffen und tierischen Abfällen.
Nutzung
Larven von Hermetia illucens („black soldier fly larvae“, abgekürzt BSFL) werden als Futterinsekten in der Nutztierhaltung eingesetzt, primär im Bereich der Aquakultur, für den sie seit 2017 EU-weit als Futtermittel zugelassen sind.[2] Daneben wird ein Einsatz als Futtermittel in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung angestrebt. Soldatenfliegen erreichen bei der Zugabe von weniger als zwei Kilo Futtermittel ein Lebendgewicht von etwa einem Kilo.[3] Dies entspricht etwa der Futterbilanz von Hühnern, wobei deren Schlachtgewicht jedoch geringer als das Lebendgewicht ist.[4]
Der hohe Protein- und Fettanteil und die weiche Konsistenz der Soldatenfliegen-Larven machen sie als Ersatz für Fischmehl und Fischöl interessant, dessen Produktion wegen zurückgehender Fangmengen und darauf folgenden rechtlichen Beschränkungen stagniert, was zu Preissteigerungen führt. Nach Nahrungsversuchen sind die Larven besser als Fischfutter geeignet als mögliche Ersatzprodukte auf pflanzlicher Basis. Nach entsprechenden Vorversuchen ist auch der Einsatz in der Geflügelproduktion denkbar. Gegenüber anderen Insektenlarven günstige Eigenschaften sind der längere Lebenszyklus (gut drei Wochen, gegenüber fünf Tagen bei Stubenfliegen) und das damit erreichbare größere Endgewicht sowie die Tatsache, dass die Maden zur Verpuppung das Nahrungssubtrat verlassen, was die Ernte erleichtert. Auch dass die erwachsenen Tiere keine Nahrung mehr zu sich nehmen, wird als Pluspunkt gewertet, weil es die Züchtung erleichtert.[3] In der Geflügelproduktion könnten sie von den Abfällen der Produktion selbst ernährt werden, was zu teilweise geschlossenen Nährstoffzyklen führen würde. Ungünstige Eigenschaften sind das Fettsäureprofil mit viel gesättigten Fettsäuren, die auch das Profil des Endprodukts beeinflussen; ein hoher Anteil gesättigter Fettsäuren in der Nahrung gilt ernährungsphysiologisch als möglicherweise bedenklich. Bei der Nutzung von Abfallstoffen als Zuchtbasis bestehen außerdem hygienische Bedenken. Zudem sind sie, aufgrund ihrer Ernährung von organischen Abfallstoffen aller möglichen Art, von Interesse, da sie sowohl billig produziert werden als auch einen Beitrag zur Abfallverwertung leisten könnten.[5] Da sie jedoch rechtlich als Nutztiere angesehen werden, dürfen sie kein Futter aus Wiederkäuer-Proteinen, Küchen- und Speiseabfällen, Fleisch- und Knochenmehl sowie Gülle erhalten.[2]
Im Bereich Haustierfutter gibt es Produkte zur Hundeernährung, die Hermetia illucens als Hauptproteinquelle enthalten. Bei Versuchen mit Alleinfuttermitteln erwies sich die Rohprotein-Verdaulichkeit als identisch gegenüber einem Produkt aus Geflügelprotein (Huhn), während die Rohfettverdaulichkeit die des Hühnerfleischprodukts signifikant überstieg und die Kotqualität sich durch die Gabe des insektenbasierten Futters verbesserte.[6]
Eine mögliche Nutzung der Larven der Schwarzen Soldatenfliege als Speiseinsekt wurde geprüft, kam aber bisher kaum über Vorversuche hinaus. Traditionelle Nutzung als Lebensmittel ist weltweit nur bei einem Volk, den Kadazan-Dusun in Sabah (Malaysia, Ostasien) nachgewiesen. Sie ist auch hier rückläufig und wird von der jüngeren Bevölkerung mit Armut und Rückständigkeit assoziiert. Probleme bei der Nutzung in der menschlichen Ernährung sind die Ernährung aus Abfällen, die für das Image bei der Vermarktung problematisch ist, und das ungünstige Fettsäurenprofil. Die Soldatenfliegen-Larven sind weich und ähneln in der Konsistenz dadurch nicht Fleischprodukten, sondern eher fetten Ölen. Es wird über einen unangenehmen Geruch berichtet, während die geschmacklichen Eigenschaften unterschiedlich bewertet, aber zumindest von einigen als akzeptabel eingeschätzt werden. Durch die genannten Probleme erscheint insgesamt ein Einsatz in der Tierzucht weitaus wahrscheinlicher als für die menschliche Ernährung. Sie wird auch von der FAO nur als mögliche Alternative in extrem ungünstigen Ernährungsszenarien für die Menschheit erwogen.[5]
Literatur
- Joachim Haupt, Hiroko Haupt: Fliegen und Mücken. Beobachtung, Lebensweise. 1. Auflage. Naturbuch-Verlag, Jena / Stuttgart 1995, ISBN 3-89440-278-4.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Jindřich Roháček & Martin Hora (2013): A northernmost European record of the alien black soldier fly Hermetia illucens (Linnaeus, 1758) (Diptera: Stratiomyidae). Casopis Slezského Zemského Muzea (A) 62: 101–106.
- ↑ a b Verordnung (EU) 2017/893 der Kommission vom 24. Mai 2017 zur Änderung der Anhänge I und IV der Verordnung (EG) Nr. 999/2001 des Europäischen Parlaments und des Rates sowie der Anhänge X, XIV und XV der Verordnung (EU) Nr. 142/2011 der Kommission in Bezug auf die Bestimmungen über verarbeitetes tierisches Protein, auf eur-lex.europa.eu, abgerufen am 18. Februar 2019.
- ↑ a b Jantje Hannover: Die Nahrung der Zukunft aus der Stadt. Deutschlandradio, 21. Oktober 2019, abgerufen am 23. Oktober 2019.
- ↑ Ingrid Simon, Josef Stegemann: Neue Hähnchenlinien im Fokus: Hähnchenherkünfte im Vergleich 2007. Landwirtschaftszentrum Haus Düsse der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, 2007, S. 8ff, abgerufen am 23. Oktober 2019.
- ↑ a b Yu-Shiang Wang and Matan Shelomi (2017): Review of Black Soldier Fly (Hermetia illucens) as Animal Feed and Human Food. Foods 2017, 6(10), 91; doi:10.3390/foods6100091.
- ↑ Meyer LF, Kölln M, Kamphues J: KTP: Hundefutter mit Insekten? Untersuchungen zu Mischfuttermitteln mit Larven der Schwarzen Soldatenfliege als Proteinquelle. In: Kleintierpraxis. Kleintierpraxis 64, Heft 03|2019 , 124-135, 14. März 2019, S. 0124–0135, doi:10.2377/0023-2076-64-124.