Geschäftshaus Neuhaus
Das Geschäftshaus Neuhaus, auch Haus Neuhaus[1] und später Gasthaus Central-Automat genannt,[2] war ein in Hannover errichtetes Bauwerk des Architekten Edwin Oppler. Standort des in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Stil der Neogotik erbauten, architektonisch wie städtebaulich herausragenden Geschäftsgebäudes war die – seinerzeitige – Schillerstraße 23 Ecke Große Packhofstraße[1] im heutigen Stadtteil Mitte.[3]
Geschichte und Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gut zwei Jahrzehnte nach dem Bau des hannoverschen Hauptbahnhofs und der Anlage der Ernst-August-Stadt nach Plänen von Laves[4] errichtete der Architekt Edwin Oppler im Jahr 1865 das Geschäftshaus Neuhaus[1] mit großen Restaurationsräumen.[5] Auftraggeber und zugleich Namensgeber für das Gebäude war laut dem Adressbuch der seinerzeitigen Residenzstadt des Königreichs Hannover der damals noch in der Artilleriestraße 14 wohnende Kaufmann Jakob Moses Neuhaus.[6] In der Folge erstand ein Eckgebäude aus weißem Sandstein im Erdgeschoss mit zwei darüberliegenden Stockwerken „in vorzüglicher gothischer, farbiger Backstein-Architektur.“ Die spitze Ecke des Geschäftshauses betonte Oppler durch einen dort vorgebauten Erker aus Sandstein, Ziegelstein und Holz. In der Folge galt das Gebäude in dem vom Architekten- und Ingenieurverein zu Hannover 1882 herausgegebenen und von Theodor Unger redigierten Architekturführer als eine der bemerkenswertesten Geschäftsgebäude Hannovers im Sinne der „Wiederbelebung des deutschen Kunstgewerbes.“[1]
Nach der Jahrhundertwende publizierte der Verlag von Georg Kugelmann Anfang des 20. Jahrhunderts eine 1908 datierte Fotografie als im Lichtdruck vervielfältigte Ansichtskarte mit der fortlaufenden Nummer 379, die das vormalige Haus Neuhaus nun als Hotel Kaiserworth zeigte. Die Postkarte mit einem Blick durch die Schillerstraße hin zum Turm des Drachentöterhauses betonte die Wertigkeit der Adresse durch eine zum Zeitpunkt der Aufnahme vorfahrende, geschlossene Pferdekutsche mit Schimmel.[7] Nur wenige Jahre später datierte eine postalisch 1911 gestempelte, vom Jugendstil beeinflusste Bildpostkarte der Graphischen Kunstanstalt von Georg Alpers jun., die eine Innenansicht des außen „Automat“ beschilderten Hauses zeigt mit dem Untertitel „Gruß aus dem Central-Automat, Hannover.“ Im Haus war nun eine über Automaten vorzunehmende Selbstbedienung vorherrschend, ähnlich wie andere Anfang des 20. Jahrhunderts betriebene Automatenrestaurants[2] wie beispielsweise das schon zuvor, 1901 in der Georgspassage eröffnete Automatische Restaurant.[8]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Peter Eilitz: Leben und Werk des königl. Hannoverschen Architekten Edwin Oppler, in: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge Band 25 (1971), S. 127–310; hier: S. 235, v. a. S. 160f., 272; Vorschau über Google-Bücher
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d Theodor Unger: Geschäftshaus Neuhaus, sowie Haus Sternheim, in ders.: Hannover. Führer durch die Stadt und ihre Bauten. Festschrift zur fünften General-Versammlung des Verbandes Deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine. Hrsg.: Architekten- und Ingenieur-Verein zu Hannover, Hannover: Curt R. Vincentz Verlag, 1882, S. 33, 143, 145 (6. Nachdruckauflage 1991, Edition libri rari im Verlag Th. Schäfer, Hannover, Th. Schäfer Druckerei, 1991, ISBN 3-88746-050-2); Digitalisat über Google-Bücher; sowie der als Addendum beigefügte Plan der Königlichen Residenzstadt Hannover von 1882, Planquadrat D4; Digitalisat
- ↑ a b Betitelte Abbildungen der 1911 postalisch datierten Ansichtskarte aus dem Verlag der Graphischen Kunstanstalt Georg Alpers junior auf dem Verkaufsportal ansichtskarten-center.de [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 24. Mai 2021
- ↑ Helmut Zimmermann: Schillerstraße, in ders.: Die Straßennamen der Landeshauptstadt Hannover, Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 219
- ↑ Klaus Mlynek: Ernst-August-Stadt, in: Stadtlexikon Hannover, S. 165
- ↑ Rudolf Bergau: Oppler, Edwin. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 24, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 404 f.
- ↑ Adreßbuch der königlichen Haupt- und Residenzstadt Hannover für 1866. Mit dem Plane der Stadt, Teil I: Adreß- und Wohnungsanzeiger, Abschnitt III: Straßen- und Häuserverzeichniß in alphabetischer Ordnung der Straßennamen mit Angabe der Hauseigenthümer und Bewohner, Hannover: Klindworth’s Verlag, Wagenerstraße 17, [ohne Jahr, 1865], S. 121; Digitalisat der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek über die Deutsche Forschungsgemeinschaft
- ↑ Vergleiche den Aufdruck auf der Adressseite (Revers) der Ansichtskarte
- ↑ Ines Katenhusen: Die „Herzader“ der Stadt. Die Geschichte der Georgstraße, in Adelheid von Saldern, Sid Auffarth (Hrsg.), Susanne Döscher-Gebauer, Ute Ziegan (Red.): Wochenend & schöner Schein. Freizeit und modernes Leben in den zwanziger Jahren. Das Beispiel Hannover ( = Elefanten-Press, Nr. 407), Berlin: Elefanten Press, 1991, ISBN 978-3-88520-407-7 und ISBN 3-88520-407-X, S. 131–141; hier: S. 135f.; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
Koordinaten: 52° 22′ 32,9″ N, 9° 44′ 17,4″ O