Agi Mishol

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Agi Mishol, ca. 2010
Agi Mishol, ca. 2010

Agnes (Agi) Mishol (* 20. Oktober 1946[1][2][3][4], einige Quellen nennen 1947[5][6] in Siebenbürgen, Rumänien) ist eine israelische Dichterin. Sie gilt als eine der populärsten und wichtigsten Lyrikerinnen ihrer Generation in Israel.[3][5]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Agi Mishol wurde 1946/1947 als zweite Tochter von Holocaust-Überlebenden ungarischer Herkunft im rumänischen Siebenbürgen[1][7][8] geboren. Ihre ältere Schwester wurde in Auschwitz ermordet.[7] Nachdem die Familie 1950 (andere Quellen: 1951[9]) nach Israel ausgewandert war, wuchs Agi in der Stadt Gedera auf, wo die Eltern eine Reparaturwerkstatt betrieben. Nach dem Schulabschluss leistete sie ihren Wehrdienst in einer Nuklearanlage in Dimona ab, begann noch während dieser Zeit ein Literaturstudium an der Ben-Gurion-Universität in Be’er Sheva und publizierte ihr erstes Buch im Selbstverlag.[7]

Eine erste Ehe, die sie mit neunzehn Jahren einging, endete mit einer Scheidung nach weniger als einem Jahr, und sie ging nach Jerusalem, um an der Hebräischen Universität ihr Bachelor- und Masterstudium in hebräischer Literatur zu absolvieren.[1][7] Nach ihrem Abschluss heiratete sie Giora Mishol, einen Landwirt, mit dem sie in den Moschaw Kfar Mordechai südlich von Tel Aviv zog und das ihr gemeinsames Zuhause wurde.[1][7] Ihr erstes Kind starb im Alter von wenigen Wochen; das Paar bekam zwei weitere Kinder, eine Tochter und einen Sohn.[7]

Mishol lehrte langjährig an Schulen und an Universitäten. In den Jahren 1976 bis 2001 unterrichtete sie an einer Schule in Be'er Tuvia im Fach Literatur,[3] außerdem gab sie Kurse in Kreativem Schreiben an mehreren Universitäten.[10] Nachdem Agi Mishol 2007 mit dem Dolitsky-Preis ausgezeichnet wurde, war sie an der Hebräischen Universität als Poet in Residence tätig.[10] Weitere Stationen als Dozentin und Mentorin waren das Alma-Zentrum für hebräische Kultur in Tel Aviv, das Weizmann-Institut sowie die Helicon School of Poetry in Tel Aviv, die sie auch leitete.[10]

Seit 2014 wurde sie mit drei Ehrendoktorwürden israelischer Universitäten ausgezeichnet; ihr literarischer Vorlass wurde 2017 von der israelische Nationalbibliothek übernommen.[4]

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Insgesamt veröffentlichte Agi Mishol eine zweistellige Zahl von Gedichtbänden. Ihre erste Gedichtsammlung erschien 1968, in den 1970er Jahren folgten drei weitere, bevor für sie eine siebenjährige Unterbrechung folgte.[7] Der literarische Durchbruch für Mishol kam relativ spät mit der 1986 publizierten Sammlung Yoman Mata (dt. etwa „Notizen von der Plantage“, meist englisch Plantation Notes).

Das renommierte Bialik Institute veröffentlichte 2003 eine Sammlung ihres Gesamtwerks, eine weitere Retrospektive erschien 2015.[10]

Übersetzungen ihrer Arbeiten erschienen in zahlreichen Anthologien weltweit, Bücher wurden in Frankreich, Großbritannien, Rumänien, China und Argentinien publiziert. Ein Gedichtband erschien 2006 in Übersetzung unter dem englischen Titel Look There.[10]

Mishols Gedichte verbinden ihr persönliches, privates Umfeld – Liebe und Erotik, die „Wunder der Natur“, Mensch und Umwelt – mit einer Reflexion auf die israelische Gesellschaft.[10] Sie gilt nicht als politische Autorin, obwohl ihre Arbeiten sich auch auf soziale oder politische Themen beziehen.[7] Ihr Blick, etwa auf die „zionistische Heiligung der landwirtschaftlichen Arbeit“ sei oft ironisierend, allerdings entwickele sie ihre ganz eigene Beziehung zum Land, der von ihrem weiblichen Blick geprägt sei.[11] Ihre Gedichte suchten „Immer wieder […] die Balance zwischen Gelassenheit und Hingerissensein, diesen »dichten Stoff der Alchemie«, in der »Annäherung« und »Entfernung« sich die Waage [hielten]“[12]

Mishol war 2019 und 2020 an dem Literaturfestival Poetica in Köln beteiligt. Sie beschrieb ihre Arbeitsweise als ein Suchen nach einem „Zustand des ‚Dösens und Starrens‘, in dem man ‚entspannt und gespannt zugleich‘ ungewollt wollen [müsse]“. Erst in diesem Zustand sei das Schreiben möglich.[13] Einige ihrer Arbeiten erschienen ins Deutsche übersetzt in den Anthologien des Festivals.

Auszeichnungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

(in deutscher Übersetzung)

  • Tadeusz Dabrowski, Herta Müller, Erik Lindner, Luljeta Lleshanaku, Agi Mishol: Widerstand. The Art of Resistance: poetica 6. Festival für Weltliteratur. Anthologie. konkursbuch, Tübingen 2020, ISBN 978-3-88769-485-2 (dnb.de [abgerufen am 25. Januar 2020]).
  • Mircea Cărtărescu, Oswald Egger, Christian Kracht, Mara Lee, Lebogang Mashile: Rausch: = States of euphoria: Poetica 5. Anthologie. konkursbuch Verlag Claudia Gehrke, Tübingen 2018, ISBN 978-3-88769-698-6 (dnb.de [abgerufen am 25. Januar 2020]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d אגי משעול (1946). In: library.osu.edu. The Ohio State University, abgerufen am 22. Januar 2020 (hebräisch).
  2. Stanley Burnshaw: The Modern Hebrew poem itself. Hrsg.: Stanley Burnshaw, Susan Glassman, T. Carmi, Ezra Spicehandler, Ariel Hirschfeld. New and updated ed Auflage. Wayne State University Press, Detroit, MI 2003, ISBN 0-8143-2485-1, S. 11 (Digitalisat in der Google-Buchsuche ).
  3. a b c Agi Mishol (poet). In: poetryinternational.org. Poetry International, 2. April 2015, abgerufen am 22. Januar 2020 (englisch).
  4. a b Moving into the Archives: Influential Israeli Poet Agi Mishol Deposits Her Personal Archive in the National Library of Israel. In: web.nli.org.il. Abgerufen am 25. Januar 2020 (amerikanisches Englisch).
  5. a b Miriyam Glazer: Dreaming the actual : contemporary fiction and poetry by Israeli women writers (= SUNY series in Modern Jewish Literature and Culture). State University of New York Press, Albany, N.Y. 2000, ISBN 978-0-7914-9269-7, S. 334 (Digitalisat in der Google-Buchsuche ).
  6. Cultural and Scientific Relations Division, Ministry of Foreign Affairs (Hrsg.): Ariel, Ausgabe 104-108. 1997.
  7. a b c d e f g h Vered Lee: Poet Agi Mishol Is Surprised She’s Become Hot Stuff. In: Haaretz. 17. Mai 2012 (haaretz.com [abgerufen am 22. Januar 2020]).
  8. Zahlreiche biografische Darstellungen nennen Ungarn als Geburtsland. Teile Transsilvaniens/Siebenbürgens waren 1940–1944 ungarisch und kamen danach zurück an Rumänien. Die endgültige Festlegung der Grenzen erfolgte 1946/47 durch die Pariser Friedenskonferenz.
  9. Agi Mishol. In: ithl.org.il. The Institute for the Translation of Hebrew Literature (ITHL), abgerufen am 22. Januar 2020.
  10. a b c d e f Agi Mishol | International Board 2016. 2016, abgerufen am 25. Januar 2020.
  11. Shirley Kaufman, Galit Hasan-Rokem, Tamar Hess (Hrsg.): Hebrew feminist poems from antiquity to the present : a bilingual anthology (= Helen Rose Scheuer Jewish women's series). 1st ed Auflage. Feminist Press at the City University of New York, New York 1999, ISBN 1-55861-223-8, S. 20–21.
  12. »Angeregte Zustände« Lesungen und Gespräche mit Mircea Cărtărescu, Christian Kracht und Agi Mishol. In: poetica.uni-koeln.de. Januar 2019, abgerufen am 25. Januar 2020.
  13. Die „Poetica 5“ hebt ab. Abgerufen am 25. Januar 2020.
  14. Premio alla Carriera 2014. In: lericipea.com. Premio Lerici Pea Golfo dei Poeti, 2014, abgerufen am 23. Januar 2020 (italienisch).
  15. a b c Agi Mishol. In: STELLWERK | Text. Bild. Bühne. Instituts für deutsche Sprache und Literatur I an der Universität zu Köln, 21. Januar 2019, abgerufen am 23. Januar 2020.
  16. Agi Miszol laureatką Nagrody im. Herberta. 11. März 2019, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 11. März 2019 (polnisch).@1@2Vorlage:Toter Link/www.dzieje.pl (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  17. Bar-Ilan University to Award Honorary Doctorates to Eight Outstanding Individuals and Organizations | Bar Ilan University. In: www1.biu.ac.il. Abgerufen am 25. Juni 2018 (englisch).
  18. PhD honoris causa recipient: Agi Mishol | Israeli poet Recipient of a PhD honoris causa. 29. Mai 2017, abgerufen am 25. Januar 2020 (englisch).
  19. Urkunde. (PDF) Universität Tel Aviv, 14. Mai 2014, abgerufen am 25. Januar 2020 (englisch).