Poetica

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Poetica ist ein internationales Literaturfestival in Köln unter dem Motto Festival für Weltliteratur. Es findet seit 2015 jährlich während einer Woche im Januar statt. Das Festival für Weltliteratur wird von der Universität zu Köln in Kooperation mit der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung mit wechselnden Themen ausgerichtet und bringt Autoren und Geisteswissenschaftler bei öffentlichen Lesungen und Debatten zusammen.[1] Das letzte Poetica-Festival fand vom 22. bis zum 27. Januar 2024 statt.[2]

Geschichte und Konzept[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Poetica wurde im Jahr 2015 von Günter Blamberger (Direktor des Internationalen Kollegs Morphomata) und Heinrich Detering (Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung) begründet und findet seitdem jährlich in Köln während einer Woche im Januar statt.[3] Es rückt im Besonderen die Lyrik als marginalisierte Gattung der Weltliteratur in den Blickpunkt.[4] Die Poetica möchte den „öffentlichen Diskurs über Themen der Weltliteratur“ fördern,[5] die deutsche mit der internationalen Literatur in Beziehung setzen. Ein Autor bzw. eine Autorin kuratiert und moderiert das Festival und lädt zu einem Leitthema bis zu zehn prominente Dichter aus aller Welt ein.

Das Konzept für die Poetica entstammt dem Internationalen Kolleg Morphomata der Universität zu Köln, das die Poetica bis zum Förderende des Kollegs 2021 auch organisiert hat. Die Ausgangsidee war, dass Literatur ebenso Wissen formt wie die Wissenschaften und der Vergleich ästhetischer Ideen im Dialog von Dichtern und Wissenschaftlern einen hervorragenden Zugang zum Verständnis fremder Kulturen und ihrer potentiell unterschiedlichen Antworten auf zentrale Daseinsfragen ermöglicht.

Eine Besonderheit der Poetica ist deshalb die intensive Verbindung von Literatur, Wissenschaft und Öffentlichkeit[6] durch die Präsenz aller Autoren bei allen Veranstaltungen der Festivalwoche sowie die Vielfalt ihrer Veranstaltungsorte und Formate, von Diskussionen des Leitthemas an der Universität zu Köln über Lesungen, Schreibwerkstätten für Studierende bis zur szenischen Umsetzung von Poesie durch Schauspieler und Autoren im Schauspiel Köln.[7][8] Die literarischen Texte werden stets in der jeweiligen Originalsprache durch die Verfasser und in deutscher Sprache durch Schauspieler vorgetragen. Die Haupttexte und Essays dokumentiert eine Buchpublikation, die am Beginn jeder Poetica vorliegt. Die Verkehrssprachen sind englisch und deutsch, Veranstaltungen außerhalb der Universität werden in der Regel durch Simultandolmetscher unterstützt.[9]

Institutionelle Anbindung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Poetica ist eine Einrichtung der Universität zu Köln. Ursprünglich war die Poetica in das Internationale Kolleg Morphomata der Universität zu Köln eingebunden, wo sie durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert wurde.[10] Nach dem regulären Ende der Förderung des Kollegs in 2021, entschied der damalige Rektor, Axel Freimuth, die Poetica mit den Mitteln der Universität fortzuführen. Seitdem trägt die Universität die Personalkosten, die Veranstaltungsgelder finanziert die Kunststiftung NRW[11] sowie das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen[12]. Beteiligt sind an der Poetica außerdem wechselnde städtische Kooperationspartner wie das Kulturamt der Stadt Köln, das Schauspiel Köln, das Literaturhaus Köln, die Kunsthochschule für Medien Köln, die Stadtbibliothek Köln, das Wallraf-Richartz-Museum, das Rautenstrauch-Joest-Museum oder das Historische Archiv der Stadt Köln.

Öffentlichkeitsarbeit, Rezeption bei Presse und Publikum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Poetica verfügt neben Auftritten in sozialen Netzwerken über eine ausführliche Website,[13] die sämtliche Veranstaltungen der Vergangenheit in Podcasts, Videos, Fotos, Info-Broschüren etc. dokumentiert und die jeweils neueste Poetica ankündigt. Zu jeder Poetica gibt es eine umfangreiche Begleitbroschüre (mit Biographien und Veranstaltungstexten), eine Buchpublikation mit den Haupttexten, Flyer, städtische Plakate etc. Die Öffentlichkeitsarbeit wird unterstützt durch die Universität Köln, den Kölner Stadtanzeiger wie die Kölnische Rundschau (mit täglichen Berichten während der Festivalwoche), durch WDR, DLF, SZ und FAZ (mit Interviews, Mitschnitten für Rundfunksendungen, Gesamtberichten). Die Poetica wurde vom Kölner Kulturrat e. V. in den Jahren 2016[14], 2018[15] und 2023[16] für das kulturelle Ereignis des Jahres nominiert. Neben dem Kölner Publikum kommen Besucher aus ganz Mitteleuropa.

Die Süddeutsche Zeitung urteilte 2016: „Ein sehr lebendiges Festival der Weltliteratur“, das den Faszinations- und Beunruhigungswert von Literatur spürbar werden lässt und „an wechselnden Orten zwischen Universität und Schauspielhaus, Kino, Kolleg und Klubbar, Wallraf-Richartz-Museum und Literaturhaus ein großes Publikum“ anzieht, wobei es nicht einsprachig zuginge, wie auf vielen deutschen Festivals, sondern vielsprachig.[17]

Marie Luise Knott schrieb 2022 im Perlentaucher über die Poetica VII: „Ein großes Panorama dichterischer Aufbrüche in unserer Zeit.“[18]

Im Mai 2020 beteiligte sich die Poetica am globalen Festival of Hope.[19]

Autoren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gründung der Poetica ging eine Testphase mit einer Poetikdozentur namens Literator in den Jahren 2009–2014 voraus, die Daniel Kehlmann, Peter Esterházy, Sibylle Lewitscharoff und Michael Lentz begleiteten. Von 2015 bis 2020 fanden 6 Poetica-Festivals statt, mit Kuratoren sowie eingeladenen Autoren. Aus Deutschland kamen u. a. Büchner-Preisträger wie Jürgen Becker, Marcel Beyer, Durs Grünbein, Martin Mosebach oder Jan Wagner sowie die Nobelpreisträgerin Herta Müller.

Poetica I (2015)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Thema: M’illumino/d’immenso // Ich erleuchte mich/durch Unermeßliches

Poetica II (2016)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Thema: Blue Notes

Poetica III (2017)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Thema: Die Seele und ihre Sprachen

Poetica IV (2018)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Thema: Beyond identities

Poetica V (2019)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Thema: Rausch / States of Euphoria

Poetica VI (2020)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Thema: Widerstand. The Art of Resistance

Poetica VII (2021/2022)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die für Januar 2021 geplante Poetica 7 wurde zunächst wegen der Corona-Pandemie abgesagt und fand vom 2. bis 7. Mai 2022 statt.[20] Das Thema lautete Sounding Archives – Poesie zwischen Experiment und Dokument.

Poetica VIII (2023)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Poetica 8 fand vom 17. bis 22. April 2023 statt.[26] Das Thema lautete Das chorische Ich – Writing in the name of.

Poetica IX (2024)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Poetica 9 fand vom 22. bis 27. Januar 2024 statt.[2] Das Thema lautete Nach der Natur – Imaginations of Nature Poetry.

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Poetica III: Die Seele und ihre Sprachen. Hrsg. von Monika Rinck, Heinrich Detering, Sebastian Goth. Wilhelm Fink Verlag, Paderborn 2017, ISBN 978-3-7705-6192-6.
  • Poetica IV: Beyond Identity – Die Kunst der Verwandlung. Hrsg. von Marta Dopieralski, Yoko Tawada. Konkursbuch Verlag, Tübingen 2018, ISBN 978-3-88769-818-8.
  • Poetica V: Rausch. States of Euphoria. Hrsg. von Aris Fioretos, Günter Blamberger, Marta Dopieralski. Konkursbuch Verlag, Tübingen 2018, ISBN 978-3-88769-698-6.
  • Poetica VI: Widerstand – The Art of Resistance. Hrsg. von Jan Wagner, Günter Blamberger, Marta Dopieralski. Konkursbuch Verlag, Tübingen 2020, ISBN 978-3-88769-485-2.
  • Poetica VII: Sounding Archives – Poesie zwischen Experiment und Dokument. Hrsg. von Uljana Wolf, Günter Blamberger und Michaela Predeick. Konkursbuch Verlag, Tübingen 2020, ISBN 978-3-88769-498-2.
  • Poetica VIII: Das chorische Ich – Writing in the name of. Hrsg. von Christian Filips, Günter Blamberger und Michaela Predeick, Konkursbuch Verlag, Tübingen 2023, ISBN 978-3-88769-973-4
  • Poetica IX: Nach der Natur – Imaginations of Nature Poetry. Hrsg. von Daniela Danz, Günter Blamberger und Michaela Predeick. Konkursbuch Verlag, Tübingen 2024, ISBN 978-3-88769-987-1.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Axel Hill, Hartmut Wilmes: „Poetica“ in Köln. Interessante Lesung und kontroverse Debatte. In: Kölnische Rundschau online. 29. Januar 2015, abgerufen am 7. Januar 2016.
  2. a b Poetica 9. In: uni-koeln.de. 2023, abgerufen am 7. Februar 2024.
  3. Poesie-Festival in Köln: Klarheit durch Worte. Günter Blamberger im Gespräch mit Anke Schäfer und Christopher Ricke. In: Deutschlandradio Kultur online. 26. Januar 2015, abgerufen am 15. Januar 2016.
  4. Literatur-Festival „poetica“ in Köln: Die Macht der Poesie (Memento vom 13. Januar 2016 im Internet Archive). In: WDR 3 online, 23. Januar 2015, abgerufen am 7. Januar 2016.
  5. Veranstalter. In: poetica.uni-koeln.de, abgerufen am 7. Januar 2016.
  6. Das Lyrikfestival ‚Poetica‘ lädt Lyrikerinnen und Lyriker nach Köln ein: „Über die Macht der Poesie“ (Memento vom 15. Januar 2016 im Internet Archive). Podcast des WDR 5. 15. Januar 2016, abgerufen am 15. Januar 2016 (keine einschlägigen Mementos).
  7. Literarische Werkstatt mit Marcel Beyer und Michael Krüger. 29.1.2015. Internationales Kolleg Morphomata. In: poetica.uni-koeln.de, abgerufen am 7. Januar 2016.
  8. Literarische Werkstatt mit Ilma Rakusa und Aleš Šteger. 27.1.2016. Internationales Kolleg Morphomata. In: poetica.uni-koeln.de, abgerufen am 7. Januar 2016.
  9. Blue Notes: In Sätzen leben, in Versen tanzen. In: poetica.uni-koeln.de, abgerufen am 7. Januar 2016.
  10. Morphomata Uni Köln / Über Morphomata. In: uni-koeln.de. 31. März 2021, abgerufen am 15. April 2024.
  11. Literatur. Förderbeispiele. In: Kunststiftung NRW. Abgerufen am 15. April 2024.
  12. Poetica 9. Über die Poetica. In: uni-koeln.de. Abgerufen am 15. April 2024.
  13. Poetica | poetica-7. Abgerufen am 18. Februar 2021.
  14. Kölner Kulturpreis: Wählen Sie das Kulturereignis des Jahres 2016. 10. Mai 2017, abgerufen am 18. April 2024.
  15. Leserumfrage: Stimmen Sie ab für das Kulturereignis des Jahres 2018. 12. Juni 2019, abgerufen am 18. April 2024.
  16. KULTURPREIS. Abgerufen am 18. April 2024.
  17. Volker Breidecker: Der reinen Wolken unverhofftes Blau. Wort, Sound und Blues: Die Kölner „poetica 2“, ein sehr lebendiges Festival der Weltliteratur, fragt nach dem Zusammenhang von Gedicht und Song. Mit Sjón und Autoren aus aller Welt. In: Süddeutsche Zeitung. 1. Februar 2016, abgerufen am 18. Februar 2021.
  18. Marie Luise Knott: Tagtigall. Was für ne Welt. In: Perlentaucher. 13. Mai 2022, abgerufen am 12. Juli 2022 (Zum 7. Dichtertreffen der Poetica in Köln).
  19. How Can Poetry Create Euphoria? In: versopolis.com, 28. April 2020, abgerufen am 18. Februar 2021.
  20. Poetica 7 – Festival für Weltliteratur. Programm. In: poetica.uni-koeln.de, abgerufen am 6. September 2022.
  21. Ain Bailey. In: ainbailey.tumblr.com, abgerufen am 9. Februar 2022.
  22. Don Mee Choi. In: donmeechoi.com, abgerufen am 9. Februar 2022.
  23. 颜峻 yan jun. In: yanjun.org, abgerufen am 9. Februar 2022.
  24. Carlos Soto-Román. In: World Literature Today, The Board of Regents of the University of Oklahoma, abgerufen am 9. Februar 2022.
  25. Maria Stepanova. In: Suhrkamp | Insel, abgerufen am 9. Februar 2022.
  26. Poetica 8 | Programm. In: uni-koeln.de. Abgerufen am 7. Februar 2024.