Alan Winnington
Alan Winnington (* 16. März 1910 in London; † 26. November 1983 in Ost-Berlin) war ein britischer Journalist und Schriftsteller.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Schüler war er Stipendiat der Chigwell School London. Etwa 1934 wurde Winnington Mitglied der Kommunistischen Partei Großbritanniens (CPGB), nachdem er durch Gespräche mit Harry Pollitt in die Partei gefunden hatte. Er arbeitete anfänglich für eine Fotoagentur und hatte den Presseausweis der National Union of Journalists. Später war er erster Pressesprecher der CPGB und für sechs Jahre Chefkorrektor der kommunistischen Tageszeitung Daily Worker.
Ab 1948 war er als Korrespondent des Daily Worker in China tätig, wo er in der Endphase des chinesischen Bürgerkriegs die chinesische Volksbefreiungsarmee begleitete. Gleichzeitig arbeitete er für die Auslandsabteilung der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua in Peking. Er war neben Wilfred Burchett einer von zwei westlichen Korrespondenten, die auf kommunistischer Seite im Koreakrieg akkreditiert wurden. Später setzte er seine Arbeit als Kriegsberichtserstatter im Vietnamkrieg fort. Über Ostasien verfasste er mehrere Romane, darunter Der Himmel muss warten und Kopfjäger, eine anthropologische Studie über Minderheiten in China („Die Sklaven der Kühlen Berge“) und einen Reisebericht über Tibet.
Von Regierungskreisen in Großbritannien wurde er lange Jahre wegen seiner klaren Positionierung gegen die seiner Meinung nach imperialistischen Bestrebungen der NATO und der USA als „Vaterlandsverräter“ bezeichnet. Ihm wurde auch vorgeworfen, beim Verhör britischer Kriegsgefangener in Korea beteiligt gewesen zu sein – ein Vorwurf, den kein britischer Kriegsgefangener jemals bestätigte. 1954 wurde sein abgelaufener Pass von den britischen Behörden nicht erneuert. Erst 1968 stellten ihm die britischen Behörden wieder einen Pass aus.
1960 brach er mit Mao und den chinesischen Kommunisten, nachdem er schon 1958 wegen des Großen Sprungs nach vorn und anderer Kampagnen, die er als Dummheiten bezeichnete, als überzeugter Kommunist Abstand gewonnen hatte. Winnington, der fließend chinesisch sprach, verließ 1960 China mit seiner Frau und den gemeinsamen Kindern. Seine Familie siedelte nach Großbritannien über, während Winnington seinen Wohnsitz nach Ost-Berlin verlegte. Dieser Schritt erfolgte, da er in Großbritannien wegen einer Anklage des Landesverrats und der Spionage mit einer Verurteilung zum Tode rechnen musste. 1963 gründete er außerdem in der DDR eine neue Familie (Heirat mit Ursula Wittbrodt 1967). In der DDR war er als Korrespondent für den Morning Star, wie der Daily Worker inzwischen hieß, sowie als Asien-Berater der DDR-Regierung tätig.[1] Der Vietnamkrieg bot ihm aber immer wieder Gelegenheit, in den Fernen Osten zu reisen und auch in China journalistisch tätig zu werden.
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der DDR war Winnington neben seiner journalistischen Arbeit als Schriftsteller tätig. Er verfasste die Kriminalromane Herzversagen, Inspektor Gullet und die Todeskurve, Der Totgeglaubte sowie Anglers Alibi. Zudem schrieb er Kinderbücher, wie die fantastische Pferdegeschichte (in 2 Bänden) um ein „Roboter-Pferd“ namens „Silberhuf“, die im Himalaya angesiedelt ist.
In den 1980er Jahren verfasste Alan Winnington seine Autobiographie Breakfast with Mao (veröffentlicht 1986), welche auf Deutsch unter dem Titel Von London nach Peking – Erinnerungen 1914 bis 1960 in kleiner Auflage 1989 postum veröffentlicht wurde.
Auf Englisch sind von ihm neun Kurzromane, sechs davon dem Krimi- und Detektivgenre zuzuordnen, die schon genannten zwei Kinderbücher und vier Reisebücher über China bzw. Asien erschienen.[2]
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Tibet. Ein Reisebericht. Volk und Welt, Berlin 1959 (aus dem Englischen übersetzt von Gisela Seidel).
- Der Totgeglaubte. Kriminalroman. Das Neue Berlin, 1970 (englisch: The Non-Dead. Übersetzt von Sieglinde Jörn).
- Silberhuf zieht in den Krieg. Kinderbuchverlag, Berlin 1972 (englisch: Silver Hooves Goes to War. Übersetzt von Ursula Winnington, Illustrationen von Gerhard Rappus).
- Herzversagen. Kriminalroman. Das Neue Berlin, 1974 (englisch: Heart Failure. Übersetzt von Elga Abramowitz).
- BRD-Ausgabe: Heyne, München 1976. ISBN 3-453-10294-0.
- Gullet und die Todeskurve. Kriminalroman. Das Neue Berlin, 1974 (englisch: Police Alibi. Übersetzt von Sieglinde Jörn).
- Duell in Tschungking. Das Neue Berlin, 1977 (aus dem Englischen übersetzt von Elga Abramowitz).
- Anglers Alibi. 15 Kriminalgeschichten. Das Neue Berlin, 1980 (aus dem Englischen übersetzt von Elga Abramowitz).
- Der Doppelagent. Das Neue Berlin, 1980 (englisch: The Double Agent. Übersetzt von Elga Abramowitz).
- Ridley & Son. Das Neue Berlin, 1981 (englisch: Ridley and Son. Übersetzt von Elga Abramowitz).
- Breakfast with Mao. Memoirs of a foreign correspondent. Lawrence and Wishart, London 1986. ISBN 0-85315-652-2 (englisch).
- deutsch: Von London nach Peking – Erinnerungen 1914–1960. Das Neue Berlin, 1989, ISBN 3-360-00166-4 (übersetzt von Elga Abramowitz).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Alan Winnington im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von Alan Winnington bei Open Library
- Nachruf auf Alan Winnington
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Berufliches: Alan Winnington. In: Der Spiegel. Band 29, 12. Juli 1961 (spiegel.de [abgerufen am 27. Mai 2019]).
- ↑ Graham Stevenson: Winnington Alan. In: Encyclopedia of Communist Biographies, grahamstevenson.me.uk. 20. September 2008, abgerufen am 8. November 2025 (englisch).
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Winnington, Alan |
| KURZBESCHREIBUNG | britischer Journalist und Schriftsteller |
| GEBURTSDATUM | 16. März 1910 |
| GEBURTSORT | London |
| STERBEDATUM | 26. November 1983 |
| STERBEORT | Berlin |