Alfred Welker

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Alfred Welker, in einer der von ihm in Aguablanca gegründeten Schulen, mit Schülern, die Mechaniker lernen (1995)

Alfred Welker SJ (* 14. April 1939 in Stiebarlimbach, Gemeinde Hallerndorf in Oberfranken; † 30. Dezember 2015 in Unterhaching) war ein deutscher Priester und Jesuit, der jahrzehntelang in dem Armenviertel Aguablanca der Millionenmetropole Cali, Kolumbien, gewirkt hat.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Aufruf zum Kampf gegen die allgegenwärtige Gewalt auf den Straßen von Aguablanca. (Während Dreharbeiten des ZDF, 1995)

Nach dem Theologiestudium in Bamberg und der Priesterweihe im Bamberger Dom im Jahre 1964[1] trat Alfred Welker 1965 in den Jesuitenorden ein. Nach weiteren Studien wirkte er von 1971 bis 1974 in Regensburg und von 1974 bis 1981 im Caritas-Pirckheimer-Haus in Nürnberg. In beiden Städten verband er nachdrücklich und nicht ohne Konflikte seine eigentliche Aufgabe, die Jugendseelsorge, mit einer klaren Hinwendung zu Obdachlosen, Drogenabhängigen und anderen Randgruppen im Sinne der Option für die Armen. Nachdem er bereits im Priesterseminar Bamberg und bei seinem Onkel, Pfarrer in Weißenohe, Kontakte mit einer Gruppe kolumbianischer Theologen geknüpft hatte, entschied er sich 1981, seine letzte Ausbildungsstufe im Jesuitenorden, das Tertiat, in Kolumbien zu absolvieren. In dem neuen, praktisch ohne Infrastruktur für eine halbe Million Menschen aus dem Boden gestampften Armenviertel Aguablanca in Cali begann er sukzessive, neben seiner Pfarrei auch das große Sozialprojekt El señor de los milagros mit Kindergärten, Schulen etc. aufzubauen.[2] Dass er in dieser von Armut und Gewalt geprägten Umgebung selbst in einer Holzhütte lebte, die verantwortlichen Politiker beständig kritisierte und vielfach den sich bekämpfenden Drogen- und Guerillagruppen in die Quere kam, führte dazu, dass mehrfach Anschläge auf ihn verübt wurden.

Im März 2011 musste er aus gesundheitlichen Gründen nach Deutschland zurückkehren. Seinen Lebensabend verbrachte er im Alten- und Pflegeheim St. Katharina Labouré der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul in Unterhaching, der Senioren-Residenz der Jesuiten, wo er nach langer Krankheit am 30. Dezember 2015 im Alter von 76 Jahren verstarb.[3]

Wirkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alfred Welker setzte die theologische Aufbruchsstimmung nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil konsequent in seine Arbeit als Seelsorger um. In gewisser Weise kann er sogar als Vertreter einer praktisch verorteten Befreiungstheologie verstanden werden. Ihn zeichneten eine charismatische Persönlichkeit, eine bewusste Vernachlässigung seines äußeren Erscheinungsbildes und das unbedingte, oft konfliktive Eintreten für die Ärmsten und Schwächsten der Gesellschaft aus, ob in Regensburg, in Nürnberg oder in Cali, wo tausende Kinder und Jugendliche dank seiner Projekte eine Schul- und Berufsausbildung bekommen konnten.

Im Jahre 2004 ernannte ihn die Gemeinde Hallerndorf zum Ehrenbürger.[4]

Am 22. Januar 2018 wurde die Staatliche Förderberufsschule im Nürnberger Stadtteil Eberhardshof in Alfred-Welker-Berufsschule umbenannt.[5]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Filme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die biographischen Angaben sind entnommen der von der Jesuitenmission Nürnberg verantworteten Webseite Die Kinder von Cali sowie den Nachrufen in den Nordbayerischen Nachrichten, der Mittelbayerischen Zeitung und dem Heinrichsblatt, Bistumsblatt der Erzdiözese Bamberg.
  2. Vgl. seinen berühmt gewordenen Brief 100 Tage in der Hölle von Cali, der entscheidend dazu beitrug, dass sein Projekt über Jahrzehnte hinweg mit Spenden aus seinen früheren Wirkungsstätten in Deutschland unterstützt wurde.
  3. Trauer um Pater Alfred Welker. infranken.de vom 5. Januar 2016, abgerufen am 10. März 2018.
  4. Pater Alfred Welker - ein Leben im Dienst der Ärmsten. infranken.de vom 31. Juli 2014, abgerufen am 10. März 2018.
  5. „Etwas für die Menschen zu tun lohnt sich immer.“ Internetpräsenz der Jesuitenmission, abgerufen am 10. März 2018.