Alpha nova & galerie futura

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Alpha nova & galerie futura, Raum in der Kunstfabrik am Flutgraben seit 2012

alpha nova & galerie futura ist ein seit 1986 bestehender Ausstellungs- und Veranstaltungsort in Berlin, der über einen emanzipatorischen, feministischen, antirassistischen Ansatz kulturproduzierende und kulturvermittelnde Praxis miteinander verknüpft. Der Schwerpunkt liegt auf der Zusammenarbeit mit Künstlerinnen bzw. FLINTA-Personen. alpha nova & galerie futura schafft einen Raum für die Verknüpfung von politischer Intervention und künstlerischer Praxis, um daraus kritische Standpunkte für Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft zu entwickeln. Es finden thematische Ausstellungen mit Bildender Kunst aller Genres statt, die von Veranstaltungen wie Performances, Vorträgen, Lesungen, Filmpräsentationen, Diskussionen, Musik und Workshops begleitet und erweitert werden. Schwerpunkt ist es, Künstlerinnen bzw. FLINTA-Personen zu fördern und ihre Sichtbarkeit zu erhöhen.[1][2]

Seit 1987 wird alpha nova & galerie futura durch die Senatsverwaltung von Berlin institutionell gefördert.[3][4] Aktuell sind Katharina Koch und Sylvia Sadzinski Künstlerische Leiterinnen des Ausstellungs- und Veranstaltungsortes, der seinen Sitz seit 2012 in der Kunstfabrik am Flutgraben in Alt-Treptow auf dem Gelände der Arena Berlin hat.[5]

Der Ausstellungs- und Veranstaltungsort gehört zum Netzwerk freier Berliner Projekträume und -initiativen.[6]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1986 bis 2001[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Projekt FUTURA wurde 1986 in einer politischen Umbruchsituation als experimenteller Ort für gesellschaftliche Gegenentwürfe gegründet. Uta Koch-Götze ist eine der Gründerinnen des Projekts und war Künstlerische Leiterin von 1986 bis Ende 2011. Die Gründerinnen gehörten vorwiegend der 68er-Generation an. Sie waren Repräsentantinnen der zweiten Frauenbewegung und der internationalen Frauen-Friedens-Bewegung. Die Drächin Futura wurde zur Namensgeberin des Projektes und der Galerie gewählt. Als Symbol für den Widerstand der Frauen von Berlin nach den Ereignissen in Tschernobyl war sie als Kunstobjekt vielen Demonstrationen vorangetragen worden.[7] Im Rahmen des Projektes FUTURA bildete die galerie futura als Kunstraum von Frauen für Frauen einen Schwerpunkt. Sie bot Raum für die Auseinandersetzung mit den herrschenden Mechanismen des Kunstbetriebes und entwickelte Strukturen und Präsentationsmöglichkeiten speziell für Künstlerinnen. Es entstanden Kooperationen mit dem Haus am Waldsee und dem Frauenmuseum Bonn.[8] Die Projekträume befanden sich von 1986 bis 2001 in Zehlendorf.

2002 bis 2011[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 2001 bis Ende 2011 waren die Galerieräume in einem Jugendstilhaus in Friedenau angesiedelt. Das Haus bot gute Bedingungen für repräsentative Ausstellungen, aber auch für publikumswirksame Rahmenprogramme wie Lesungen, Buch- und Konzertpremieren, Rundtisch-Gespräche, den deutsch-jüdischen Dialog oder den langjährigen Arbeitskreis von Frauen aus verschiedenen kulturellen Kontexten, aus dem zwei Publikationen im Geest-Verlag erschienen. Alle Angebote hatten Werkstatt-Charakter und wurden unter dem Namen alpha nova-kulturwerkstatt zusammengefasst. Dazu gehörten das werkstattTHEATER alpha nova, das sich inzwischen verselbständigt hat, die Zusammenarbeit mit dem Aviva Verlag, der Edition Ebersbach und dem Aphaia Verlag. Galerie und Kulturwerkstatt sind in das Netzwerk Südwestpassage Kultur in Friedenau eingebunden.[9]

Seit 2012[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kultur- und Genderwissenschaftlerin und Kuratorin Katharina Koch und die Musik- und Genderwissenschaftlerin Marie-Anne Kohl übernahmen Anfang 2012 die künstlerische Leitung des Ausstellungs- und Veranstaltungsortes. Mit dem Wechsel ging nicht nur der Umzug des Projektes in die Kunstfabrik am Flutgraben in Alt-Treptow auf dem Gelände der Arena Berlin, sondern auch eine Neuausrichtung des Konzepts einher. Als Ort von Künstlerinnen für Künstlerinnen erweiterte sich das Spektrum auf Kulturschaffende mit queerfeministischen Ansätzen.[10] Das Projekt alpha nova & galerie futura zielt mit einem feministischen und antirassistischen Ansatz darauf ab, Öffentlichkeiten für geschlechter- und identitätspolitische Themen sowie postkoloniale Perspektiven zu schaffen und einen Kontext herzustellen, in dem sich diskursive Formate mit künstlerischen und aktivistischen verschränken. Dazu gehören neben Ausstellungen vor allem performative, kollaborative, prozess- und gesprächsbasierte Angebote sowie Rundtisch-Gespräche und Workshops zum professionellen Austausch von Kulturproduzenten, Beratung und Unterstützung für Frauen in künstlerischen Bereichen.[11] Im Oktober 2015 übernahm die Künstlerin Dorothea Nold gemeinsam mit Katharina Koch die künstlerische Leitung.[12] Von September 2018 bis Juni 2019 leitete Felicita Reuschling gemeinsam mit Katharina Koch die alpha nova & galerie futura in Berlin. Seit Oktober 2019 ist Sylvia Sadzinski zusammen mit Katharina Koch als Programmleitung der alpha nova & galerie futura tätig.[13]

Jubiläum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im August 2016 feierte alpha nova & galerie futura mit der Gruppenausstellung „Welcome to Futuristan. 30 Jahre galerie futura“ im Projektraum im Kunstraum Kreuzberg/Bethanien ihr 30-jähriges Jubiläum. Schirmfrau der Ausstellung war Barbara Straka. Die Ausstellung und das umfangreiche Rahmenprogramm wurden gefördert von der Senatsverwaltung Berlin/Geschäftsstelle Gleichstellung, dem Kulturamt Friedrichshain-Kreuzberg[14] und der Gerda-Weiler-Stiftung. Es bestand eine Medienpartnerschaft mit AVIVA-Berlin, dem Online-Magazin für Frauen.[15]

Ausstellungen und Veranstaltungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1999: „Fahnenprojekt Futura“, Kunst im öffentlichen Raum in Kooperation mit dem Frauenmuseum Bonn[16]
  • 2005: „INNENSICHTEN – AUSSENSICHTEN“, Ausstellung, Lateinamerikanische Künstlerinnen in Berlin[17]
  • 2005: „An einem Tag – zwischen Traum und Wirklichkeit. Künstlerinnen des Künstlersonderbundes in Deutschland – Realismus der Gegenwart“, Ausstellung
  • 2008: „RUHE.STÖRUNG“, Ausstellung in Kooperation mit der GEDOK Berlin[18]
  • 2010: „beRuf Künstlerin - ein Paradigmenwechsel“, Ausstellung in Kooperation mit dem Frauenmuseum Bonn[19]
  • 2013: „beRuf Künstlerin - ein Paradigmenwechsel“, Ausstellung in der Kunsthalle Brennabor, Brandenburg an der Havel[20]
  • 2013: „fashion x - genderkritische Perspektiven auf Kleidung und Mode“, Ausstellung und Veranstaltungsreihe, gefördert durch Stiftung Menschenwürde & Arbeitswelt und in Kooperation mit dem Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung,[21]
  • 2014: „crisusRus NETWORK | RE:WORK“, Workshop und Performance, initiiert von LaptopsRus in Kooperation mit reboot.fm[22]
  • 2015: „material matters: bewegte und widerspenstige körper“, Ausstellung queerfeministischer Malerei von Deborah Schmidt[23]
  • 2015: „Prekäre Kunst: Protest und Widerstand“, Ausstellung und Veranstaltungsreihe, gefördert durch die Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin[24], in Kooperation mit dem Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung[25]
  • 2016: „Welcome to Futuristan. 30 Jahre galerie futura“, Ausstellung und Podiumsdiskussion im Kunstraum Kreuzberg/Bethanien, sowie ein umfassendes Rahmenprogramm im Ausstellungs- und Veranstaltungsort in der Kunstfabrik am Flutgraben wie z. B. „Künstlerinnen International“, kuratiert von Felicita Reuschling, Videoinstallation und Gespräch mit der Künstlerin Michaela Melián[26][27]

Künstlerinnen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Künstlerinnen, Autorinnen, Wissenschaftlerinnen und Aktivistinnen, mit denen alpha nova & galerie futura zusammengearbeitet hat: Annemirl Bauer, Christa Biederbick, Gisela Breitling, Sigrun Casper, Sarah Diehl, Corinna Rosteck, Sharon Dodua Otoo, Annette Hollywood, Dorothea Nold, Marianne Pitzen, Erika Tappe, Biliana Voutchkova, Louise Wagner, Gisela Weimann.

Presse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Dass es Futura nach wie vor gibt, liegt auch an ihrer ungewöhnlichen Gründungsgeschichte und an der Idee, die sich daraus bildete: Frauen aus Kunst und Kultur einen Ort zu bieten, an dem sie zusammenkommen, um sich zu vernetzen und um ihre Positionen - egal ob sie bereits etabliert oder noch unbekannt - zu präsentieren. Futura ist ein Experimentierfeld und ein Ort des Erfahrungsaustausches für Künstlerinnen verschiedener Generationen. Damals, Mitte der 1980er Jahre war das ein Novum, noch heute ist es eine Besonderheit.“

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2015: Prekäre Kunst: Protest & Widerstand. Herausgegeben von alpha nova & galerie futura, Stacie CC Graham, Katharina Koch und Marie-Anne Kohl, Berlin, ISBN 978-3-00-051512-5.
  • 2010: beRUF Künstlerin/ein Paradigmenwechsel. Herausgegeben von alpha nova & galerie futura und Uta Koch-Götze, Berlin, ISBN 978-3-00-031741-5.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. alpha nova & galerie futura. Abgerufen am 9. Juli 2016.
  2. Zoe Sona: Keiner verlässt die Leinwand. In: taz - die tageszeitung. taz, die tageszeitung Verlagsgenossenschaft eG., Berlin 9. Juli 2015.
  3. Sozialkulturelle Projektangebote für Frauen in Berlin. Archiviert vom Original am 9. Juli 2016; abgerufen am 22. März 2024.
  4. Marina Gärtner (Hrsg.): SPACES - Freie Kunsträume in Deutschland. Deutscher Kunstverlag GmbH, Berlin München 2016, ISBN 978-3-422-07347-0, S. 21.
  5. Projektleitung alpha nova & galerie futura. Abgerufen am 9. Juli 2016.
  6. Projekträume Berlin. Abgerufen am 6. Januar 2017.
  7. Beate Scheder: Im Zeichen der Drächin. In: taz.die tageszeitung. taz, die tageszeitung Verlagsgenossenschaft eG., Berlin 4. August 2016, S. 26.
  8. Sharon Adler: Interview mit den Kuratorinnen Katharina Koch und Dorothea Nold vom 18. August 2016 auf AVIVA-Berlin.de abgerufen am 1. Mai 2020.
  9. KONTINUITÄTEN & BRÜCHE: Interview mit alpha nova & galerie futura. In: www.projectspacefestival-berlin.com. Project Space Festival, 17. August 2016, abgerufen am 20. August 2016.
  10. Kunstgalerie für Geschlechterkritisches in Berlin. Missy Magazin, 27. September 2012, abgerufen am 4. November 2016.
  11. KONTINUITÄTEN & BRÜCHE: Interview mit alpha nova & galerie futura. Project Space Festival, 17. August 2016, abgerufen am 20. August 2016.
  12. Beate Scheder: Im Zeichen der Drächin. In: taz.die tageszeitung. taz, die tageszeitung Verlagsgenossenschaft eG., Berlin 4. August 2016, S. 26.
  13. Über – alpha nova & galerie futura. Abgerufen am 13. März 2023.
  14. Kulturamt Friedrichshain-Kreuzberg: Geförderte Projekte 2016 - Bezirkskulturfonds. Archiviert vom Original am 4. November 2016; abgerufen am 22. März 2024.
  15. Beate Scheder: Im Zeichen der Drächin. In: Die Tageszeitung, 4. August 2016, S. 26.
  16. Christina zu Mecklenburg: Leise Tropfgeräusche beim Shopping. Hrsg.: General-Anzeiger. Bonn Juni 1999.
  17. Doris Kollmann: Perspectiva Interior - Perspectiva Exterior. Innensichten - Aussensichten. In: Die Stadtteilzeitung Schöneberg. Nr. 25. Berlin 2005, S. 3.
  18. Christiane Krämer: Ausstellungen zur Ruhe.Störung der GEDOK Berlin. 10. August 2008, abgerufen am 4. November 2016.
  19. Christina zu Mecklenburg: Frauenmuseum reflektiert in Ausstellung über "brotlose Kunst". 30. Oktober 2010, abgerufen am 4. November 2016.
  20. Odin Tietsche: Die oft missachtete und unterschätzte Kunst. In: Märkische Allgemeine Zeitung. Märkischen Verlags- und Druck-Gesellschaft mbH (MVD), Potsdam Februar 2013.
  21. ML: Die Schnittstelle von Gender und Mode. In: TAZ, taz.plan. TAZ Verlags- und Vertriebs GmbH, Berlin Juli 2013, S. 3.
  22. Project Space Festival: KONTINUITÄTEN & BRÜCHE: Interview mit alpha nova und galerie futura. 17. August 2016, abgerufen am 4. November 2016.
  23. Zoe Sona: Keiner verlässt die Leinwand. In: taz - die tageszeitung. taz, die tageszeitung Verlagsgenossenschaft eG., 9. Juli 2015, abgerufen am 20. August 2016.
  24. Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin. 5. Juni 2015, abgerufen am 4. November 2016.
  25. Heinrich Boell-Stiftung. Abgerufen am 4. November 2016.
  26. AVIVA-Redaktion: Welcome to Futuristan. 30 Jahre galerie futura. In: AVIVA-Berlin, 24. April 2016. Abgerufen am 1. Mai 2020.
  27. Beate Scheder: Im Zeichen der Drächin. In: TAZ. Die Tageszeitung, taz.plan. TAZ Verlags- und Vertriebs GmbH, Berlin August 2016.
  28. Beate Scheder: Im Zeichen der Drächin. In: taz.die tageszeitung. taz, die tageszeitung Verlagsgenossenschaft eG., Berlin 4. August 2016, S. 26.

Koordinaten: 52° 29′ 50,1″ N, 13° 27′ 6,1″ O