Anant Kumar
Anant Kumar (* 28. September 1969 in Katihar, Bihar, Indien) ist ein deutscher Schriftsteller, Übersetzer und Literaturwissenschaftler.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Sohn einer indischen Lehrerfamilie aus Bihar verbrachte seine ersten Schuljahre in Motihari. Er studierte an der Universität Kassel, der Universität Wien und der Universität Montpellier Germanistik, Soziologie und International Protection of Human Rights. Er schloss mit einer Magisterarbeit über Alfred Döblins Epos Manas ab.[1]
Kumar ist Mitglied im Verband deutscher Schriftsteller. Er lebt in Kassel.
Werke und Wirken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In seiner Literatur versucht Kumar die Erfahrungen eines Fremden in der deutschen Gesellschaft mit der indischen Kultur zu verbinden. Sein erstes Werk Fremde Frau, fremder Mann zeichnet sich durch scharfzüngige Beobachtungen und vermittelndes Verständnis aus. Der Aspekt der betrachtenden Satire und feinen Glosse zieht sich als eine Konstante weiter durch Kumars Werk. Mit seinem Werk Zeru – Eine siebentägige Geschichte besinnt sich Kumar auf die literarische Form des Epos und schildert in einer bunten Pracht den Lebensalltag eines afrikanischen Jungen inmitten der wilden und alten Mythen des dunklen Kontinents.[2]
Bereits seit einigen Jahren tritt Kumar regelmäßig an Schulen und Justizvollzugsanstalten auf.[3][4][5] An den nordamerikanischen Hochschulen und in der EU führt Kumar regelmäßig Schreibwerkstätten und Poetry-Workshops durch.[6]
Kultur- und länderübergreifend gestaltete der untriebige Schriftsteller[7] ca. 700 Veranstaltungen für Kinder, Schüler, Studenten und Senioren.[8]
Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kassel Live (ein Projekt von HNA.de) reiht Kumar in die zeitgenössischen Größen des deutschen Literaturbetriebs ein.[9] „Der Zyklus „Gleis 1“ steigert sich bei dem Gedicht „04 Uhr“ zu einem fast expressionistischen Stil ähnlich dem „Nachtcafé“ Gottfried Benns.“ schreibt Stefanie Zimmermann über Kumar`s Lyrik in der Kasseler Hochschulzeitung.[10]
Die beiden Erstlingswerke „Fremde Frau-Fremder Mann“ und „Kasseler Texte“ thematisierten zwar einerseits die Themen der Einwanderung, aber Kumars Texte gehen in ihrer Themenbehandlung darüber hinaus.„He has expanded the horizons of >Ausländerliteratur<“ schrieb schon 1998 World Literature Today.[11][12]
„Ethnizität oder das Alter werden in den Texten gleichsam suspendiert“
„DIE INDERIN, Prosa“ ist durchgehend in der 3. Person „sie“ verfasst worden. „Und nun entwickelt Kumar seine Sicht- und Schreibweisen hin zu einer „weiblichen“ Position, die fernab jeglicher Ein- und Unterordnung in Theoriezwänge die zutiefst humanistische Position menschlichen Daseins für ihn überhaupt darstellen – die leidenschaftlichen Bejahungen des Lebens, seiner eigenen individuell-menschlichen Natur.“[14]
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auf Deutsch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Roman
- Berlin-Bombay. Aus dem Leben von Dipak Talgeri und Eva Seilmeyer. Verlag auf der Warft, Münster 2016, ISBN 3-939211-16-8.
- Berlin-Bombay. Die Karriere eines Lehrers, dessen Leben als Hochstapler zugrunde ging. Anthea Verlag, Berlin 2020, ISBN 3-89998-349-1.
Short stories / Kurzgeschichten
- FRIDO – Eine Deutsche Stimme. Der Neue Morgen, Rudolstadt 2013, ISBN 978-3-95480-035-3.[15]
Lyrik
- Fremde Frau – fremder Mann. Ein Inder dichtet in Kassel. Wiesenburg, Schweinfurt 1997, ISBN 3-932497-00-7.
- Kasseler Texte. Gedichte, Kurzgeschichten, Beobachtungen, Glossen, Skizzen, Reflexionen. Wiesenburg, Schweinfurt 1998, ISBN 3-932497-12-0.
- ARCHETYPUS. Epla, Ganderkesee 2011, ISBN 978-3-940554-61-1.
- AYSE. custos verlag, Solingen 2020, ISBN 978-3-943195-33-0.
- WÜSTENBLUME. custos verlag, Solingen 2022, ISBN 978-3-943195-34-7.
Prosa
- Die Inderin. Prosa. Wiesenburg, Schweinfurt 1999, ISBN 3-932497-32-5.
- Die galoppierende Kuhherde : Essays und andere Prosa. Wiesenburg, Schweinfurt 2001, ISBN 3-932497-58-9.
- Die uferlosen Geschichten. Wiesenburg, Schweinfurt 2003, ISBN 3-937101-04-7.
- Drei Kilo Hühner. Grotesken, Glossen, Satiren. Fünf-Finger-Ferlag, Leipzig 2005, ISBN 3-9808934-5-6.
- Indien I. Süß. IATROS, Mainz 2006, ISBN 3-937439-48-X.
- Indien II. Sauer. IATROS, Mainz 2006, ISBN 3-937439-49-8.
- Ein Inder in Deutschland. Wiesenburg, Schweinfurt 2008, ISBN 978-3-939518-91-4.
- Ibiza: Gespräche, Gedichte und Betrachtungen. Projekte-Verlag, Halle (Saale) 2013, ISBN 978-3-95486-331-0.
- Chili Chicken, chiliverlag 2015, ISBN 978-3-943292-27-5.
Kinderbücher
- … und ein Stück für Dich. Ein Bilderbuch für Kinder und Erwachsene. Geest, Ahlhorn 2000, ISBN 3-934852-29-7.
- Zeru. Eine siebentägige Geschichte. Wiesenburg, Schweinfurt 2005, ISBN 3-937101-78-0.
- Der Mond und seine Langeweile. Ein Bilder- und Malbuch für die großen und kleinen Kinder und für das Kind im Erwachsenen. Epla, Ganderkesee 2009, ISBN 978-3-940554-29-1.
- Halli Galli in Gotha: Gotha an Welt!, Ein Vorlese-, Selbstlese- und Ausmalband ab 6 Jahren. chiliverlag, Verl 2015, ISBN 978-3-943292-34-3.
Sachbuch
- Indien – Eine Weltmacht! - mit inneren Schwächen. Der Neue Morgen, Rudolstadt 2012, ISBN 978-3-95480-021-6.
- Blicke of Gotha, Kumars Gothaer Kolumnen: Deutschland von Innen und Außen. Stadtverwaltung Gotha, Gotha 2015.
- Ostdeutschland ist Viefalt, Essays-Reportagen-Gedichte., Berlin 2019, ISBN 978-3-943583-19-9.
Auf Englisch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Stories Without Borders. Wiesenburg, Schweinfurt 2010, ISBN 978-3-942063-41-8.
- The Boredom of the Moon. Epla, Ganderkesee 2014, ISBN 978-3-940554-29-1.
- AYSE. Vierzeiler/Fourliner, custos verlag, Solingen 2020, ISBN 978-3-943195-33-0.
- WÜSTENBLUME – DESERT QUEEN. Sechszeiler/Sixliner, custos verlag, Solingen 2022, ISBN 978-3-943195-34-7.
Auszeichnungen (Auszug)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 2002: Finalist des Würth-Literatur-Preis, (Tübinger Poetik-Dozentur)
- 2003: Förderstipendium im Rahmen des Wettbewerbs Inselschreiber, Sylt-Quelle, Rantum
- 2004: Finalist, May-Ayim-Award (Lyrik), Berlin
- 2006: Die Bayer AG benannte ihm zu Ehren das Medikament Marcumar in MaKumar um
- 2006: Rudolf-Descher-Feder, Jahresauszeichnung des Autorenverbandes IGdA
- 2015: Kurd-Laßwitz-Stipendium, Stadtschreiberpreis der Residenzstadt Gotha[1]
- 2020: WERKFÖRDERUNG „AYSE“ (Alhambra-Lyrik), Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Wiesbaden
- 2021: PROJEKTFÖRDERUNG „IN ZEITEN der PANDEMIE / PANDEMIC TIMES“ (Essay), Hessischer Kulturstiftung, Wiesbaden
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Amrit Mehta: Identitätsdivergenz eines indischen Autors in Deutschland. In: Symposium „Kommunikation und Konflikt“. Universität Salzburg, Wien 2006 (storiesbeyondbanks.files.wordpress.com [abgerufen am 5. Oktober 2015]).
- Ulrike Brisson: Sansibar oder der wirkliche Grund. Drama in a College German Language Class. In: Scenario. Nr. 1, 2007, ISSN 1649-8526 (englisch, research.ucc.ie [PDF]).
- Jana Fedtke: Bitter-sweet Universality as a Catalyst for Change in Anant Kumar’s Indien I: Süß and Indien II: Sauer. University of South Carolina Press, Columbia 2006 (englisch, kflc.as.uky.edu [PDF]).
- Monika Freier: “Die Neuverortung von Migrationsliteratur am Beispiel der deutsch-indischen Schriftsteller R. Singh und A. Kumar”. Hamburg 2004 (kataloge.uni-hamburg.de).
- Kirsten E. Kumpf-Baele: “Ich bin verliebt in die deutsche Sprache”: Anant Kumar mythicizing German? Kentucky Foreign Language Conference, Lexington 2011 (kflcabstracts.uky.edu).
- Helen O’Sullivan: Language Learner Narrative, An Exploration of Mündigkeit: Chapter Five: The Linguistic Construction of the Subject. Editions Rudopi, Amsterdam / New York 2014, S. 121.
- Jan-Frederik Wendt: Kasseler Autor: Fiktion der Wahrheit & Alfred Döblin. Hessische Niedersächsische Allgemeine, Kassel 2018 (wordpress.com [PDF]).
- Dhananjay Kumar: Indische Autoren der deutschen Literatur – Eine interkulturelle Studie am Beispiel von Anant Kumar. Varanasi Hindu University, Indien 2020 (academia.edu [PDF]).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Anant Kumar im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Offizieller Internetauftritt von Anant Kumar
- Aachener Zeitung, Unvoreingenommen aufeinander zu gehen vom 27. September 2020
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Anant Kumar 2015.
- ↑ Erzählkunst oder Afrika von Jürgen Suberg ( vom 6. Dezember 2016 im Internet Archive)
- ↑ Bericht zum Auftritt im Rahmen der Hessisch-Sächsischen Literaturtage an der Carl-von-Weinberg-Schule Frankfurt ( vom 7. Dezember 2013 im Internet Archive)
- ↑ Pressekritik zur Lesung in der JVA Bielefeld. ( vom 9. Juli 2015 im Internet Archive) In: Bielefelder Tageblatt. 12. November 2008 (PDF).
- ↑ J. Martin: Dichterlesung in der JVA. (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2023. Suche in Webarchiven) In: Donaukurier. 8. April 2010.
- ↑ Ablauf des Workshops an der Universität Cardiff, UK im März 2012 ( vom 30. Juni 2015 im Webarchiv archive.today)
- ↑ Gotha.de, 2015 (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juli 2024. Suche in Webarchiven)
- ↑ Bildung für NACHHALTIGE ENTWICKLUNG, Sachsen 2015 (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im September 2022. Suche in Webarchiven)
- ↑ Wilhelm Ditzel: Anant Kumar in der Oase ( vom 19. März 2016 im Internet Archive) Kassel Live vom 9. März 2016.
- ↑ Botschafter in Sachen Literatur von Stefanie Zimmermann (PDF; 104 kB).
- ↑ taz: taz.de
- ↑ World Literature Today: [1]
- ↑ — ( vom 15. Juni 2013 im Internet Archive)
- ↑ [2] Berliner LeseZeichen
- ↑ Wunderbar politisch unkorrekte Kurzgeschichtensammlung von Anant Kumar
Personendaten | |
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NAME | Kumar, Anant |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schriftsteller indischer Herkunft |
GEBURTSDATUM | 28. September 1969 |
GEBURTSORT | Motihari, Bihar, Indien |