Anhalamin

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Strukturformel
Strukturformel von Anhalamin
Allgemeines
Name Anhalamin
Summenformel C11H15NO3
Kurzbeschreibung

nadelförmige Kristalle[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 643-60-7
PubChem 69510
ChemSpider 62716
Wikidata Q15410282
Eigenschaften
Molare Masse 209,25 g·mol−1
Aggregatzustand

fest[1]

Schmelzpunkt

186 °C[1]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine Einstufung verfügbar[2]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Anhalamin ist ein Alkaloid aus der Gruppe der Kaktus-Alkaloide und der Tetrahydroisochinolinalkaloide.

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lophophora diffusa

Anhalamin kommt in mehreren Kakteen-Arten der Gattung Lophophora vor. In L. diffusa ist es nach Pellotin das mengenmäßig zweitwichtigste Alkaloid. In geringen Mengen kommt es auch in L. fricii und L. williamsii (Peyote) vor.[3] Zuerst isoliert wurde es 1899.[1]

Neben dem Vorkommen in Kakteen wurde es in geringer Menge auch in der Akazienart Acacia rigidula nachgewiesen.[4]

Biosynthese[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie bei anderen Kaktusalkaloiden in Lophophora auch, geht die Biosynthese von Tyrosin aus. Dieses wird durch die Tyrosin-Decarboxylase decarboxyliert. Die nächsten Schritte sind die Einführung einer Hydroxylgruppe in Position 3 und die Methylierung derselben, Einführung einer dritten Hydroxylgruppe in Position 5 und die Methylierung der Hydroxylgruppe in Position 4. Durch Cyclisierung entsteht schließlich Anhalamin.[3]


Biosynthese von Anhalamin ausgehend von Tyrosin.

Synthese[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Synthese ist über eine Mannich-Reaktion von 2,3-Dimethoxyphenol[5] mit Formaldehyd und 2-Aminoacetaldehyd-Diethylacetal[6] möglich, gefolgt von Behandlung mit Säure (zur Hydrolyse des Acetals mit Ringschluss) und Hydrogenierung unter Palladium-Katalyse.[7]

Eine Synthese ausgehend von Mescalin ist ebenfalls möglich. Dazu wird dieses mit Chlorameisensäureethylester umgesetzt und anschließend durch Umsetzung mit Phosphorsäure zu einem Lactam cyclisiert. Erhitzen mit konzentrierter Salzsäure am Rückfluss ermöglicht die selektive Abspaltung der Methylgruppe an der Position 8, weil eine positive Ladung des entsprechenden Sauerstoff-Atoms durch eine Wasserstoff-Brückenbindung stabilisiert wird und die Protonierung dort dadurch bevorzugt ist. Anschließend kann die freie Hydroxylgruppe als Benzylether geschützt und das Lactam durch Lithiumaluminiumhydrid reduziert werden. Nach Aufreinigung erfolgt die Entschützung durch katalytische Hydrierung an Palladium/Kohle.[8]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d E. Kauder: Ueber Alkaloide aus Anhalonium Lewinii. In: Archiv der Pharmazie. Band 237, Nr. 3, 1899, S. 190–198, doi:10.1002/ardp.18992370306.
  2. Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  3. a b Camilla B. Chan, Christian B. M. Poulie, Simon S. Wismann, Jens Soelberg, Jesper L. Kristensen: The Alkaloids from Lophophora diffusa and Other “False Peyotes”. In: Journal of Natural Products. Band 84, Nr. 8, 27. August 2021, S. 2398–2407, doi:10.1021/acs.jnatprod.1c00381.
  4. Beverly A Clement, Christina M Goff, T.David A Forbes: Toxic amines and alkaloids from acacia rigidula. In: Phytochemistry. Band 49, Nr. 5, November 1998, S. 1377–1380, doi:10.1016/S0031-9422(97)01022-4.
  5. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu 2,3-Dimethoxyphenol: CAS-Nummer: 5150-42-5, EG-Nummer: 225-922-2, ECHA-InfoCard: 100.023.566, PubChem: 78828, ChemSpider: 71163, Wikidata: Q27285874.
  6. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu 2,2-Diethoxyethylamin: CAS-Nummer: 645-36-3, EG-Nummer: 211-439-4, ECHA-InfoCard: 100.010.401, GESTIS-Stoffdatenbank: 106624, PubChem: 69524, ChemSpider: 13857397, Wikidata: Q9579858.
  7. James M. Bobbitt, C. P. Dutta: Synthesis of isoquinolines. IX. 1,2,3,4-tetrahydroisoquinolines via the Mannich condensation. In: The Journal of Organic Chemistry. Band 34, Nr. 6, Juni 1969, S. 2001–2002, doi:10.1021/jo01258a116.
  8. A. Brossi, F. Schenker, W. Leimgruber: Synthesen in der Isochinolinreihe Neue Synthesen der Kaktusalkaloide Anhalamin, Anhalidin,rac. Anhalonidin undrac. Pellotin. In: Helvetica Chimica Acta. Band 47, Nr. 7, 1964, S. 2089–2098, doi:10.1002/hlca.19640470752.