Anna Handler

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Anna Isabella Handler (* 16. April 1996 in Cagnes-sur-Mer) ist eine deutsch-kolumbianische Dirigentin und Pianistin. Sie ist Dudamel Fellow des Los Angeles Philharmonic Orchestra für die Saison 2023/24.[1] Ab September 2024 ist sie für zwei Jahre stellvertretende Dirigentin beim Boston Symphony Orchestra.[2]

Anna Handler (2019)
(Foto: Fabian Wildgrube)

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anna Handler wurde als Tochter eines deutschen Vaters und einer kolumbianischen Mutter in Cagnes-sur-Mer geboren, wo ihre Eltern als Ingenieure arbeiteten. Sie ist in München aufgewachsen. Sie studierte Klavier und Dirigieren an der Hochschule für Musik und Theater München, an der Accademia Pianistica di Imola[3], an der Folkwang Universität der Künste in Essen, bei Nicolás Pasquet und Ekhart Wycik an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar.[4][5] und bei Pavel Gililov an der Musikakademie in Liechtenstein.[6] Zu ihren Mentoren zählten ferner Ingrid Fliter und Henri Sigfridsson. Im Mai 2023 schloss sie ihr Studium bei David Robertson an der Juilliard School in New York ab, für das sie als erste Dirigentin überhaupt das Juilliard Kovner Fellowship für herausragende Studenten der klassischen Musik erhielt.[1]

Laufbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach ihrem Debüt bei den Salzburger Festspielen 2022 als musikalische Leiterin des Káťa-Kabanová-Camps wurde sie dort wieder engagiert, um neue Produktionen von Ravels L’enfant et les sortilèges (2023) und Orffs Die Kluge (2024) zu dirigieren. Weitere Höhepunkte in den Jahren 2023 und 2024 waren ihre Debüts beim Los Angeles Philharmonic Orchestra, beim Minnesota Orchestra und North Carolina Symphony Orchestra, beim BBC Philharmonic Orchestra, bei den Grazer Philharmonikern und dem Münchner Rundfunkorchester.[1]

In der Saison 2022/23 gab sie ihr Debüt beim Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, beim Sinfonieorchester Liechtenstein, bei dem Orquesta Filarmónica de la UNAM in Mexiko[7] und der Mecklenburgischen Staatskapelle Schwerin.

Handler assistierte namhaften Dirigenten wie Kirill Petrenko – wobei sie unter anderem die Bühnenmusik für die konzertante Opernproduktion Mazeppa mit den Berliner Philharmonikern dirigierte –, Daniel Harding (Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks), Barbara Hannigan (LSO, Münchner Philharmoniker) sowie Manfred Honeck und Simone Young. An der Bayerischen Staatsoper assistierte sie Oksana Lyniv und übernahm die musikalische Leitung der Produktion Eva und Adam, die im Rahmen der Münchner Opernfestspiele 2019 uraufgeführt wurde.[1]

Als Gründerin und Leiterin des Ensembles Enigma Classica hat Handler mit namhaften Solisten wie Arabella Steinbacher,[8] Daniel Müller-Schott, Sabine Meyer und ihrer Schwester, der Violinistin Laura Handler, mit der sie ein erfolgreiches Instrumentalduo bildet[1], zusammengearbeitet. Gemeinsam mit ihrem Team von Enigma Classica präsentierte sie im August 2022 beim Festival junger Künstler in Bayreuth ein interdisziplinäres Projekt zur Musikvermittlung mit einer Echtzeit-Videoanimation. Sie wurde mit dem Maria-Ladenburger-Förderpreis in Kooperation mit dem WDR, der Stiftung Cusanuswerk und der Deutschen Grammophon ausgezeichnet. Außerdem zeichnete sie die Europäische Kulturstiftung Europamusicale mit dem Rising Star Award aus.[9]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Bestechend ist vor allem die Ausdruckskraft ihres Spiels und ihre eindrucksvolle Präsenz, die sie zum selbstverständlichen Zentrum des Geschehens werden lässt, sie lebt ‚ihre‘ Musik. ‚Ihre‘ ist bewusst gewählt, weil sie sich die Musik ganz und gar zu ihrer eigenen macht. Sie liefert nie ab, sondern verlebendigt. Stilistisch ist sie absolut sicher, ihre persönliche Kadenz beim Mozart-Konzert und ihr souveränes Dirigat vom Klavier belegen das klar.“

Valérie Groß: Deutsche Grammophon – Juryurteil anlässlich der Verleihung des Maria-Ladenburger-Förderpreises 2020

„Wer einmal beobachten will, was an direkter Kommunikation zwischen einem Orchester und seiner Dirigentin alles so möglich ist, muss das Ensemble Enigma Classica unter seiner Gründerin Anna Handler hören. Jedes aufmunternde Lächeln, jeder scharfe Blick, jede anregende Geste führt bei den exzellenten jungen Musikern, die wie hypnotisiert auf ihre Chefin achten, zu einer unmittelbar hörbaren Konsequenz. Doch die Münchnerin, noch nicht Mitte zwanzig Jahre alt, ist unendlich mehr als ein Motivations-Coach: Ihre Dirigiertechnik ist makellos.“

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f Anna Handler. Salzburger Festspiele.
  2. Dirigentin Anna Handler geht zum Boston Symphony Orchestra . In: Neue Musikzeitung. 9. Februar 2024.
  3. Anna Handler alla Boston Symphony Orchestra (BSO). Accademia Pianistica di Imola, 9. Februar 2024.
  4. Anna Handler wird Assistenzdirigentin des Boston Symphony Orchestra. Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar, 14. Februar2024.
  5. Preise, Stipendien, Stellen und Engagements. Dirigieren. 2021. Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar
  6. Studierende. Anna Isabella Handler. Musikakademie in Liechtenstein.
  7. „Hay en el mundo una decadencia en la capacidad de atención“. In: Gaceta UNAM. 23. Juni 2022.
  8. a b Anna Handler. Dirigentin. Orchesterakademie Bergische Symphoniker.
  9. a b Rising Stars 2019. Folkwang Universität der Künste, Essen 2019.
  10. About the Program. Kovner Fellowship Alumni. Juilliard School.
  11. Michael Bastian Weiß: „Enigma Classica“ in der Reithalle: Super scharf! In: Abendzeitung München. 21. Oktober 2020.