Arthur Bernstein (Konzertagent)

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Arthur Bernstein[1] (auch: Artur Bernstein[2]; geboren 1878; gestorben nach 1938) war ein deutscher Konzertdirektor und Konzertagent sowie Namensgeber der Konzert- und Theater-Direktion Arthur Bernstein.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Arthur Bernstein wurde in eine jüdische Familie hineingeboren.[1] Er ließ sich gemeinsam mit seiner Ehefrau Ottilie Bernstein um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert in Hannover nieder, wo die beiden gemeinsam die zuvor von Karl Ost geführte Musikalienhandlung Adolph Nagel übernahmen.[3] Laut dem Adressbuch der Stadt Hannover für 1902 war das Geschäft im Parterre der Georgstraße 33 untergebracht, während der neue Inhaber als Haushaltsvorstand privat seinerzeit in der Rundestraße 4 wohnte.[4]

In der Folge begann das Ehepaar mit dem Aufbau einer Konzertagentur und machte sich „durch die Organisation erfolgreicher Tourneen bedeutender Künstler“ bald auch international einen Namen.[3] So wurde beispielsweise der „Kammersänger Alexander Heinemann unter glänzenden Bedingungen von der Konzert-Direktion Adolph Nagel (Artur Bernstein) in Hannover für eine Tournee durch die Vereinigten Staaten von Nordamerika und Kanada verpflichtet“, dessen Tournee für die Jahre 1910 und 1911 geplant.[5] Auch der Komponist Richard Strauss bevorzugte für sich und sein Spiel mit der Dresdner Hofkapelle in Berlin und Dresden die „Concertdirektion Artur Bernstein Hannover, Holzgrabenstr. 6“.[2]

Unterdessen war dem jungen Ehepaar[3] am 13. September 1903 der Sohn Hans Bernstein[6] beziehungsweise Hans Julius Bernstein geboren,[7] den die Eltern die Leibnizschule besuchen ließen. Der spätere Dirigent und Komponist emigrierte aufgrund der schon vor der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten begonnenen antisemitischen Drangsalierungen 1936 in die USA, wo er seinen Namen in Harold Byrns änderte.[6] Sein Vater aber, der Mitglied im Reichsverband jüdischer Kulturbünde in Deutschland war, wurde während der Novemberpogrome am 10. und 11. November 1938 im hannoverschen Polizeigefängnis oder in der Turnhalle der Polizeidirektion der ehemaligen Kriegsschule inhaftiert.[1]

An Arthur und Ottilie Bernstein erinnert eine Inschrift am Familiengrab auf dem Jüdischen Friedhof Bothfeld.[3]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Tanz. Palucca, Innentitel Palucca. Bilder Besprechungen und Auszüge aus Kritiken von Solo- und Gruppen-Tanzaufführungen 1926/27. Palucca-Solo-Tänze. Palucca-Gruppen-Tänze, Alleinvertretung für das gesamte In- und Ausland, illustrierte Broschur (32 Seiten plus Umschlag) mit Fotografien von Charlotte Rudolph, Hugo Erfurth, Selma Genthe und Wilhelm Moeck, Hannover: Konzertdirektion Arthur Bernstein, [1927?]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Konrad Heiden: Bernstein, Arthur (Jg. 1878), in ders.: Dokumentation der während des Pogroms am 10. und 11. November 1938 verhafteten jüdischen Hannoveraner, in Wolf-Dieter Mechler, Carl Philipp Nies (Red.): Der Novemberpogrom 1938 in Hannover. Begleitband zur Ausstellung vom 5. November 2008 bis 18. Januar 2009 im Historischen Museum Hannover (= Schriften des Historischen Museums Hannover, Band 33), Hannover: Landeshauptstadt Hannover, [2008?], ISBN 978-3-910073-34-0, S. 67–91; hier: S. 86
  2. a b Wolfgang Mende, Hans-Günter Ottenberg (Hrsg.): Richard Strauss und die Sächsische Staatskapelle. Wissenschaftliche Referate der Tagung zu Ehren des 150. Geburtstages von Richard Strauss vom 9. bis 11. November 2014 in Dresden. Veranstaltet vom Lehrstuhl für Musikwissenschaft an der Technischen Universität Dresden in Kooperation mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden ( = Dresdner Beiträge zur Musikforschung, Band 5), Hildesheim; Zürich; New York: Georg Olms Verlag, 2019, ISBN 978-3-487-15701-6 und ISBN 3-487-15701-2, S. 622; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  3. a b c d Peter Schulze: Spurensuche. Enteignete Bücher als historische Quellen, in Thomas Elsmann (Hrsg.): Auf den Spuren der Eigentümer. Erwerb und Rückgabe von Büchern jüdischer Eigentümer am Beispiel Bremen ( = Schriften der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Band 5), Bremen: Staats- und Universitäts-Bibliothek, 2004, S. 69–95, v. a. S. 77–79 u.ö.; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  4. Adreßbuch, Stadt- und Geschäftshandbuch der Königlichen Residenzstadt Hannover und der Stadt Linden, sowie der Ortschaften Döhren-Waldhausen, Limmer und Ricklingen, Abteilung I, Teil III: Alphabetisches Verzeichniß der Einwohner und Handelsfirmen, Hannover: Druck und Verlag von Berthold Pokrantz, [ohne Jahr; 1901], S. 971; Digitalisat der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek über die Deutsche Forschungsgemeinschaft
  5. Neue Musik Zeitung, 31. Jahrgang, Verlag von Carl Grüninger, Stuttgart Leipzig 1910, S. 47; Digitalisat über das Internet-Archiv archive.org
  6. a b Peter Schulze: Byrns, Harold, in: Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 82 sowie Byrns, Harold, in: Stadtlexikon Hannover, S. 103
  7. Normdateneintrag GND 134341775 im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek.