Banaba
Banaba | |
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Satellitenbild von Banaba | |
Gewässer | Pazifischer Ozean |
Geographische Lage | 0° 51′ 34″ S, 169° 32′ 13″ O |
Länge | 3,5 km |
Fläche | 6,29 km² |
Höchste Erhebung | 81 m |
Einwohner | 295 (2010[1]) 47 Einw./km² |
Hauptort | Antereen |
Karte von Banaba |
Banaba, früher Ocean Island genannt, ist eine zur Inselrepublik Kiribati gehörende Insel im Pazifischen Ozean. Sie stellte neben Nauru eines der bedeutendsten Phosphat-Vorkommen des Pazifiks dar.
Inhaltsverzeichnis
Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Banaba liegt vergleichsweise isoliert rund 430 km südwestlich der Gilbertinseln sowie 290 km östlich von Nauru. Es ist ein gehobenes Atoll mit einem Durchmesser von etwa 3,5 km sowie einer Fläche von 6,29 km²[2]. Der äußere Korallenring der Insel erreicht eine Höhe von bis zu 81 m über dem Meer und stellt somit die höchste Erhebung Kiribatis dar.
Auf der Insel leben rund 300 Einwohner, die sich auf vier Dörfer verteilen; Hauptort ist Antereen, das frühere Tabiang.
Dorf | Bevölkerung (Volkszählung) | ||
---|---|---|---|
1995 | 2005[3] | 2010[4] | |
Tabiang (Antereen) | 16 | 108▲ | 83▼ |
Uma (Umwa, Ooma) | 269 | 135▼ | 155▲ |
Tabwewa (Tabewa, Tapiwa) | 54 | 58▲ | 57▼ |
Buakonikai | - | - | - |
Banaba | 339 | 301▼ | 295▼ |
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
1804 entdeckte Kapitän Abraham Bristow vom britischen Schiff Ocean zufällig die Insel. Doch blieb die Gemeinschaft der Einwohner, die sich aus verschiedenen Menschen aus dem Pazifikgebiet zusammensetzte, für die Kolonialmächte ohne Interesse. Im Jahre 1900 jedoch entdeckten sie, dass das gesamte Felsgestein aus versteinertem Vogelkot (Guano), somit fast ausschließlich aus Phosphat, bestand.
Banaba war damit neben Nauru die zweite Insel im Westpazifik, auf welcher große Phosphatlager nachgewiesen wurden. 1901 besetzten Briten die Insel, annektierten sie und ordneten sie ihrer Kolonie Gilbert- und Elliceinseln zu. Banaba erhielt den Namen Ocean Island. Die Pacific Islands Company aus Sydney begann unmittelbar mit dem Abbau des Rohstoffes, für den es als Dünger in Australien und Neuseeland eine enorme Nachfrage gab. Die Pacific Islands Company legitimierte sich mit einem Abkommen mit dem König von Banaba. Dieser habe ihnen die Abbaurechte für 999 Jahre zum Preis von 50 Pfund jährlich verpachtet. Allerdings existierte auf Banaba nie ein feudales System und auch kein König, der derartige Zusagen hätte treffen können.
Japanische Herrschaft während des Zweiten Weltkrieges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Mit 500 Soldaten und einer halben Hundertschaft Zwangsarbeiter besetzte am 24. August 1943 Japan die Insel im Pazifikkrieg. Während die Briten bis auf fünf alle Europäer und die rund 800 chinesischen Arbeiter der Company bereits evakuiert hatten, ließen sie die ca. 700 Einheimischen und weitere 713 Arbeitsmigranten auf der Insel zurück. 349 überlebten das nun folgende Terrorregime nicht. „Erschießungen, Prügel mit Holzknüppeln, Folter mit Elektroschocks und Vergewaltigungen waren an der Tagesordnung. Selbst für kleinste „Vergehen“ wie das Abpflücken einer Kokosnuss verhängten die Japaner die Todesstrafe. Eltern schlugen sie vor den Augen ihrer Kinder die Köpfe ab.“ [5]
Der dabei überlebende Minenarbeiter Tikaouti Bonabati von den Gilbert-Inseln sagte: „Es wäre besser gewesen, Soldat zu sein statt ein gefangener Zivilist. Soldaten haben Waffen und damit eine Chance. Wir hatten keine. Wir waren Sklaven, und sie behandelten uns wie Schweine. Menschenrechte galten für uns nicht.“ Ituaso Lafai berichtet von der Köpfung zweier Männer von den Gilbert-Inseln, bei denen alle Einwohner anwesend sein mussten. Anlass war der Diebstahl einer Handvoll Reis.
Mitte August 1945 verschleppten die Japaner in einer nächtlichen Aktion alle bis auf 150 junge männliche Einwohner in ein pazifisches Arbeitslager. Sehr wahrscheinlich war es der 20. August 1945, als die Japaner die restlichen Einwohner zu einer Klippe in der Nähe des Dorfes Tabiang führten, ihnen die Augen verbanden und ein Massaker an – nach einem UNESCO-Report – 143 Banabaren verübten.
Am 1. Oktober 1945 landeten die Alliierten auf der Insel. Die Japaner erklärten, dass alle Einwohner evakuiert worden wären. Erst Anfang Dezember wurde der 28-jährige Kabunare aus Nikunau, als einziger Überlebender des Massakers entdeckt und konnte von der Gräueltat berichten. Das Massaker wurde im Rahmen der Kriegsverbrecherprozesse in Neuguinea unter australischer Regie juristisch behandelt.
Den 1.003 Bewohnern der Insel, die vorwiegend in japanischen Arbeitslagern bis Ende 1945 das Leiden überlebt hatten, wurde von den Briten die Rückkehr auf die Insel verweigert. Sie wurden nach Rabi, einer 2.500 Kilometer entfernten Fidschi-Insel, gebracht.
Kiribatische Oberhoheit nach dem Zweiten Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Erst nach politischen Protesten konnten die Bewohner ab 1979 wieder in ihre durch den britischen Phosphatabbau völlig zerstörte Heimat zurückkehren.
Inzwischen kehrten einige Banabaner wieder auf die Insel zurück, wovon aber etwa die Hälfte 1999/2000 wieder nach Rabi emigrierte. Versuche, Banaba als eigenständigen Staat von Kiribati zu lösen, schlugen bisher fehl.
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Raobeia Ken Sigrah, Stacey M. King: Te rii ni Banaba. Institute of Pacific Studies, University of the South Pacific, Suva, Fiji 2001, ISBN 982-02-0322-8 (Bibliografie S. 312–316). Ausführliche Online-Vorschau
- Henry Evans Maude: The book of Banaba. From the Maude and Grimble papers and published works. Edited by H. C. and H. E. Maude. Institute of Pacific Studies, University of the South Pacific, (Suva) 1994, ISBN 0-646-20128-X.
- Martin G. Silverman: The Resettled Banaban (Ocean Island) Community in Fiji: A Preliminary Report In: Current Anthropology. Vol. 3, No. 4 (Oct., 1962), S. 429–431.
- R. N. Posnett: Ocean Island and the Banabans. A report to the Minister of State for Foreign and Commonwealth Affairs. 1978 (Memento vom 31. März 2011 im Internet Archive) (PDF; 4,1 MB), englisch.
- Unsere Opfer zählen nicht: die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg. Rheinisches Journalistinnenbüro (R.J.B.), Berlin 2005, ISBN 3-935936-26-5.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

- Banaba halboffizielle Website für Banaba und Rabi (englisch, Teile auch in deutsch). Aufgerufen am 14. Mai 2010.
- Banaba auf www.janeresture.com rev. 16th January 2009. Hintergrundinformationen und Bilder zu Banaba und Rabi (englisch). Abgerufen am 14. Mai 2010.
- Banaba auf oceandots.com (Memento vom 23. Dezember 2010 im Internet Archive) (englisch). Aufgerufen am 25. Mai 2010.
- Kiribati Climate Change: Banaba Island Reports (PDF).
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Report on the Kiribati 2010 Census of Population and Housing. Vol 1: Basic Information and Tables. Part B: Personal (Population) Tables. Table 1a: Population and No. of Households by Island, Ethnicity, and Land Area - 2010. S. 31. (Memento des Originals vom 7. November 2016 im Internet Archive)
Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Abgerufen am 12. November 2016 (englisch).
- ↑ Report on the Kiribati 2010 Census of Population and Housing. Vol 1: Basic Information and Tables. Appendix 5: Land Area of Islands in Kiribati. S. 222. (Memento des Originals vom 7. November 2016 im Internet Archive)
Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Abgerufen am 12. November 2016 (englisch).
- ↑ Volkszählung 2005 (englisch)
- ↑ Report on the Kiribati 2010 Census of Population and Housing. Vol 1: Basic Information and Tables. Part B: Personal (Population) Tables. Table 3: Population by Village, Sex and Age Group - 2010. S. 34. (Memento des Originals vom 7. November 2016 im Internet Archive)
Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Abgerufen am 12. November 2016 (englisch).
- ↑ Alle Zitate siehe: Unsere Opfer zählen nicht: die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg. R.J.B., Berlin 2005.
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