Bartholomäustag
Der Bartholomäustag ist ein Gedenktag im evangelischen Kirchenjahr laut evangelischem Gottesdienstbuch und ein Fest im anglikanischen sowie im katholischen liturgischen Jahr. Es wird seit dem 9. Jahrhundert jährlich am 24. August gefeiert und erinnert an die durch Legenden überlieferte Anspülung des Sargs mit den Gebeinen des Apostels Bartholomäus an der Insel Lipari bei Sizilien, wo man seine sterblichen Überreste auch bestattet habe. Nach Gregor von Tours sei sein Leichnam 580 von Mesopotamien nach Lipari gebracht worden.[1] Über seinem vermutlichen Grab wurde eine Kirche errichtet, die 831 von den Sarazenen zerstört wurde.
Lostag
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]„Barthel“ (eingedeutschte Form von Bartholomäus) gilt den Bauern und Schäfern als traditionelles Ende des Sommers. Er markiert das Ende der Getreideernte und den Beginn der Aussaat für das nächste Jahr. An diesem Tag begannen die Vorbereitungen auf das Weihnachtsfest.
Um die Zeit des Bartholomäus-Tags ausgegrabene Wurzeln von Heilpflanzen galten als besonders wirksam.[2]
Fischer verbanden mit dem Tag das Ende der Laichzeit und den Auftakt für die neue Fangsaison. Zudem wurden früher häufig Pachtzahlungen am Bartholomäustag fällig.
In Württemberg trafen sich alle Schäfer am Tag ihres Schutzheiligen zu einem jährlichen Zunfttreffen in Grüningen, besuchten den Gottesdienst in der Bartholomäuskirche, hielten Gericht und lösten ihre Verpflichtungen ein, um dann auf den Jahrmarkt zu gehen und den Schäferlauf zu feiern.
Für Bauern, Winzer und Schäfer ist der Tag ein wichtiger Lostag und eine klimatische Zäsur. Zahlreiche Bauernregeln, die sich auf den Bartholomäustag beziehen, prognostizieren den Verlauf des Herbstes und des Winters:
- – Bleiben Störche nach Bartholomä, kommt ein Winter, der tut nicht weh.
- – Gewitter um Bartholomä bringen Hagel und Schnee.
- – Regen an Bartolomä tut den Reben bitter weh.
- – St. Bartholomäus hat's Wetter parat, für den Herbst bis hin zur Saat.
- – Wie sich das Wetter am Bartheltag stellt ein, so soll's den ganzen September sein.
Liturgische Feier
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Evangelisch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Liturgische Farbe: rot
- Tagesspruch: Jes 52,7 LUT
- Hallelujavers: Ps 33,1 LUT
- Psalm: Ps 43,1–5 LUT
- Tageslied: EG 264 (Die Kirche steht gegründet) oder Singt Jubilate 29 (Die Heiligen, uns weit voran)
- Predigttexte:
- Perikopenreihen I und IV (2019, 2022, 2025 …): Mk 3,13–19 LUT (zugleich Evangelium des Tages)
- Perikopenreihen II und V (2020, 2023, 2026 …): 2 Kor 4,7–10 LUT (zugleich Epistel des Tages)
- Perikopenreihen III und VI (2021, 2024, 2027 …): Jes 61,8–11 LUT (zugleich Alttestamentliche Lesung des Tages)
- Weiterer Text: Lk 22,24–30 LUT[3]
Brauchtum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Noch heute wird der Bartholomäustag mit zahlreichen Jahrmärkten, Volksfesten, Kirchweihen, Festumzügen und Wallfahrten begangen, wie zum Beispiel:
- Deutschland
- Bartholomäusmarkt in Bad Ems
- Bartlmädult in Landshut
- Barthelmarkt in Oberstimm
- Deutschland / Österreich
- Almer Wallfahrt: Tagestour von der österreichischen Gemeinde Maria Alm über das Steinerne Meer nach St. Bartholomä am Königssee im deutschen Landkreis Berchtesgadener Land
- Österreich
- Bartlmastag mit Almeintrieb in Ritten
- Bartholomä-Tag: Kirchweihfest in St. Bartholomä bei Graz
- Luxemburg
- Die Schobermesse in der Stadt Luxemburg beginnt traditionell kurz vor dem Bartholomäustag.
Bartholomäusnacht
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Nacht vom 23. auf den 24. August 1572, die Bartholomäusnacht, ging wegen des Pogroms gegen die protestantische Minderheit der Hugenotten in Frankreich in die Geschichte ein. Die Evangelische Kirche in Deutschland erinnert mit dem Gedenktag für Gaspard II. de Coligny am 23. August im Evangelischen Namenkalender auch an die anderen Opfer der Bartholomäusnacht.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Wolfgang Milde, Cosima Hofacker, Manfred Frank: Barfuß übers Stoppelfeld. Schäferlauf Markgröningen: Amüsant, originell, mittendrin. Hrsg.: Stadt Markgröningen, 112 S., Markgröningen 2008
- Petra Schad, Gerhard Liebler: Markgröningen und sein Schäferlauf. Alles über den Schäferlauf in 3 Teilen: Entstehung und Entwicklung des Schäferfestes – Nachkriegsnot, Lebenshunger und die Wiederkehr des Schäferlaufs 1947 – Schäferlauf-Alphabet. Band 9 der Reihe „Durch die Stadtbrille“, herausgegeben vom Arbeitskreis Geschichtsforschung und Denkmalpflege Markgröningen. 121 S., Markgröningen 2007
- Jakob Torsy: Der Große Namenstagkalender. 3720 Namen und 1560 Lebensbeschreibungen unserer Heiligen. 13. Aufl., Freiburg im Breisgau 1976; Nachdruck 1989, S. 242.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Wolfgang Braunfels (Hrsg.): Lexikon der christlichen Ikonographie, Band 5. Herder, Freiburg 1968, Spalte 322.
- ↑ Brigitte Hoppe: Das Kräuterbuch des Hieronymus Bock. Wissenschaftshistorische Untersuchung, mit einem Verzeichnis sämtlicher Pflanzen des Werkes, der literarischen Quellen der Heilanzeigen und der Anwendungen der Pflanzen. Hiersemann, Stuttgart 1969, S. 167.
- ↑ EKD, UEK, VELKD: Ordnung gottesdienstlicher Texte und Lieder, S. 101