Benutzer:Ai24/Handeln

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Wiktionary: handeln – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


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Unter Handeln wird im anthropologischen und auch im umgangssprachlichen Sinn das bewusste Agieren, Arbeiten oder Gestalten sowie das bewusste Unterlassen einer Tätigkeit bezeichnet. Handeln geschieht immer in Bezug auf andere Menschen und bezeichnet ein grundlegendes menschliches Problem: Die Zukunft ist offen und doch muß jeder Mensch angesichts unbekannter Ereignisse Entscheidungen treffen. Dabei gilt auch das Nichtstun oder das Unterlassen einer Handlung als eine Entscheidung somit kann sich nach modernem europäischen Verständnis kein Mensch der Notwendigkeit entziehen Entscheidungen zu treffen. Religionen und philosophische Richtungen, die ethische Handlungsmaximen enthalten, können auch als ein Versuch angesehen werden dem Menschen zu helfen die richtige Entscheidung zu treffen. Die Problematik der Willensfreiheit ist nur eine Dimension von den vielen Aspekten, die mit dem Handeln verbunden sind. Handeln ist in vielfältigen Bezügen in der deutschen Geistesgeschichte wichtig geworden, von denen einige herausgestellt werden sollen. Sollten die Autoren einen wichtigen Aspekt vergessen haben, kann der Leser handeln, indem er die Seite bearbeitet.

Wortfeld und Begriff

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Ein Begriff verweist auf außersprachliche Sachverhalte, die (mehr oder minder) genau zu definieren sind. Enzyklopädien, wie die Wikipedia gehen nicht von Begriffen, sondern von Wörtern oder in der Sprache der Lexikographie von Lemmata aus. Die Bedeutung mancher Wörter ist aber nur schwer von ihrer begrifflichen Verwendungsweise zu trennen. Wenn man aber nur vom Begriff ausginge, würde man aber für Handeln zu verschiedenenen Lemmata kommen, etwa Handeln(Philosophie), Handeln(Pszchologie) oder Handeln(Rechstswissenschaft)('graphische Darstellung'>Baustein Bedeutungsabgrenzung) In der Wikipedia sieht das so aus: Dies ist eine legitime Methode führt aber dazu, dass der Bedeutungszusammenhang des einen Wortes aus dem Blick geraten kann. Dieser Artikel von einer grundlegenden Wortbedeutung aus. Um diese Wortbedeutung genauer einzugrenzen, d.h. zu definieren empfiehlt sich nun ein Verfahren in zwei Schritten: Erstens muß das Lemma in seiner sprachlichen Grundbedeutung dargestellt werden. Darüber hinaus ist es zweitens notwendig die Ausdifferenzierungen im Kontext verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen zu beschreiben.

In vielen Fällen kann die Wortgeschichte entscheidennde Hinweise zur Wortbedeutung liefern. Der Begriff Handeln, in seiner Ableitung noch erkennbar, kommt von dem Begriff "Hand" ist im 16 Jh. aus dem Verb "handeln" rückgebildet worden.[1] Im Mittelhochdeutschen gab es das Wort "handeln" in der Bedeutung "etwas mit Hand bearbeiten", "etwas mit den Händen fassen". Diese Bedeutung ist noch im Englischen "to handle (something)" sichtbar. Im 16 Jh. ist die Bedeutung von "Handel" im kaufmänischen Bereich nachgewiesen, diese Bedeutung ist in der frühneudeutschen Kanzleisprache entstanden und verdrängte dort die älteren Wortteil "...henden". Auch die gerichtliche Bedeutung im Sinne von "Gerichtsverhandlung" ist im 16 Jh. nachweisbar. Im 17 Jh. ist der Begriff "Abhandlung" für lateinisch "tractus" nachweisbar. Eine Verwandschaft besteht auch zum neuhochdeutschen "Händel" im Sinne von Streit, welches nur im Plural vorkommt.

Neben begrifflichen Unschärfen ist es v.a. die Wortbildung die Handeln zu einem schwierigen Einzellemma macht. Die Unterscheidung von Handeln als dem Vermögen einzelne Handlungen zu vollziehen ist in einem systematischen Text einfach. Da sich aber das Wort Handeln schwer zu Komposita verbinden läßt, wird oft das Wort Handlung benutzt um Begriffsinhalte von Handeln auszudrücken. Beispielhaft seien hier die Begriffe Handlungsweise und Handlungstheorie genannt. Würde die Sprache genau verfahren, müßten Begriffe wie *Handelnsweise oder *Handelnstheorie zur Ergänzung von Handlungsweise und Handlungstheorie hinzukommen. In der sprachlichen Realität bedeutet Handlungstheorie die Theorie des Handelns, d.h. es geht allgemein um Handlungen. Auch die Handlungsweise ist allgemein die Art und Weise, wie jemand handelt. Die begriffliche Unterscheidung von Handeln und Handlung wird deutlich, wenn man sich die Negation von Handeln und Handlung vorstellt. Zum Handeln gehört auch das bewusste Unterlassen einer Handlung (vgl. Henning Ottmann). In diesem Sinne ist Handeln nicht negierbar, da auch ein Nicht-Handeln ein Handeln bedeutet. Eine Handlung nicht auszuführen bedeutet aber durchaus eine Negation, eine Nicht-Handlung ist ein Inaktivsein, ein Zustand der Ruhe. Die verschachtelten Wortbildungsprozesse des Begriffs Handeln bedeuten nicht, dass der Handeln für die wissenschaftlliche Verarbeitung ungeeignet ist, was seine enorme Produktivität zeigt, die im Folgenden dargestellt wird. Lexikographisch wird aber die Zuordnung zu einem einzeln Lemma ein Problem. Durch Hypertexte können diese Probleme zumindest reduziert werden, indem man durch Links auf andere Lemmta verweist. Da aber auch ein Hypertext an eine lineare Verarbeitung der Zeichen gebunden ist können die komplexen Verweise des Begriffs Handeln nur als Zeichenabfolge problematisiert werden.

schwierige Wortabgrenzung

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Um zur Kernbedeutung des Wortes Handeln zu kommen ist es notwendig das Wort von anderen verwandten Wörtern abzugrenzen. Dabei geht man mit der Prototypensemantik davon aus, dass sich die Bedeutung eines Wortes erst durch die Abgrenzung zu anderen Wörtern darstellen läßt. Informationen über verwandte Wörter liefern Synonymwörterbücher, v.a. solche die den Wortschatz nach Sachgruppen[2] oder Begriffsgruppen[3] einteilen. Verwandte Wörter im Wortfeld sind: Verhalten, Akt und Aktion bzw. Ableitungen desselben (Interaktion, Reaktion), etwas verrichten sowie Tätigkeit und Tun.

Das Handeln unterscheidet sich vom bloßen Verhalten in folgenden Punkten: [4]

  1. Es ist intentional, bewusst, willkürlich.
  2. Der Verlauf einer Handlung ist, wenigstens zum Teil, kontrollierbar; daraus folgt
  3. Das Subjekt trägt die Verantwortung für sein Tun, was emotionale (Stolz, Scham) oder juristische (Schuld) Konsequenzen haben kann.
  4. Handeln findet oft innerhalb eines vorgegebenen Regelwerks oder Ablaufplans statt (Handlungsschemata wie Heiraten, Walzer tanzen, Elfmeter schießen), was Beobachtern das Kategorisieren und Wiedererkennen der Handlung erleichtert und so schnell ihren Sinn offenbart.

Verhalten ist auch ein Begriff, der sich ebenfalls im Tierreich findet, während man im Tierreich (in der Regel) nicht vom Handeln spricht. Handeln verweist damit, in Abgrenzung zu Verhalten auf willentliche Akte, die auf ein Individuum bezogen werden können. Bei vielen wissenschaftlichen Begriffsdefintionen, z.B. der Defintion des Begriffs Kommunikation, spielt es eine entscheidende Rolle, ob sich der Begriff auf menschliches Verhalten oder Handeln bezieht.

Akt und Aktion (Interaktion, Reaktion)

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Akt ist ebenfalls polyvalent. Eine Bedeutung von Akt ist mit Handlung sehr eng verwandt, es geht aber aber um eine einzelne Tat, eine Handlung, während Handeln die Gesamtheit von Handlungen meint. (Zu Akt: siehe auch Sprechakttheorie, vgl. diesen Artikel Linguistik). Eine Aktion meint im Deutschen ebenfalls eine singuläre Handlung, während action im Englischen auch ein generalisierbares Handeln meinen kann. (vgl. Parsons, theory of action). Eine Reaktion ist zwar individuell zurechenbar, jedoch fehlt die Sicht auf die willentliche Entscheidung. Eine Interaktion kann aus mehreren Handlungen bestehen, die durch einen Akt der Analyse aufeinander bezogen werden. Die Abgrenzung von Interaktion und gemeinschaftlichem Handeln oder Gemeinschaftshandeln ist sehr schwierig und hängt von der verwendeten (linguistischen) Theorie ab. In der Regel betont Handeln auch hier eher den willentlichen Aspekt, der durch eine Analyse von Transkriptionen nur schwer zu erschließen ist.

Verrichtung und Tat(Tätigkeit)/Tun

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Eine Verrichtung betont auch eine Handlung, die zudem noch (scheinbar) ohne bewußte Beteiligung ausgeführt wird. Eine Tat ist wiederum ein singlärer Akt, wobei hier die willentliche Zuordnung nur indirket erschlossen werden kann. Eine Tätigkeit (vgl. dazu Leontev und s.u. Psychologie/Pädagogik) ist eine Summe von Taten, die mit einer Intention versehen ist. Die Intention kommt aber weniger aus dem Individuum selbst, sondern wird aus dem sozialen Zusammenhang des Tuns geschlossen. Ein Beispiel ist die Zuordnung auf Beruf oder Arbeit.Tun und Handeln sind sehr bedeutungsähnliche Begriffe, allerdings ist bei Handeln die willentliche Zuordnung stärker.

Ebenso wie Handeln ist Wirken eine Substantivierung. Bei Wirken kommt im Gegensatz zu Handeln mehr auf der Ergebnis als auf die Wirkung des Handelns an.

andere Sprachen

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Der Begriff Handeln ist schwer in andere Sprachen zu übersetzen, wie der englische Begriff action beispielhaft deutlich macht. Auch eine Übersetzung von anderen Sprachen ist schwierig. Auch die Beschreibung des deutschen Begriffsinhaltes mit lateinischen oder griechischen Begriffen ist schwierig. Begriffe wie Handeln, in denen Beobachtung und Beschreibung von Kultur in einem umfassenden Sinn enthalten sind, haben keine eindeutige Entsprechung in anderen Sprachen. Vielmehr wird das Begriffsfeld des Handelns in anderen Sprachen durchaus verschieden, oft aber ähnlich differenziert ausgedrückt. Insgesamt drückt sich die sprachliche Äquivalenz nicht in einzelenen Begriffen, sondern in Begriffs- oder Wortfeldern aus, so dass einem in einer Begriff nicht immer ein Begriff in einer anderen Sprache entspricht. > Begriff der officia bei Ciercero (Hwb. Phil UTB)

schwierige Begriffsabgrenzung

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Handlungen sind polyvalent in dem Sinne, dass sie mehreren Bezugssystemen gleichzeitig angehören. So kann jede menschliche Handlung in der Sprache der Physik, der Medizin, der Psychologie, des Rechts usw. beschrieben werden. Es ist somit schwierig den Begriff 'Handeln' als einen Begriff zu beschreiben, da er in vielen Wissenschaften gebraucht wird. Die Verwendungsweisen eines Begriffs sind jedoch nicht (allein) sprachlich zu beschreiben, sondern beruhen auch auf theoretischen Annahmen.



Eine geschichtliche Entwicklung von Macht, auch Herrschaft usw. ist notwendig. Besonders bei Macht zeigt sich dann das semantische Problem der begrifflichen Unschärfe.. (vgl. dazu die Diskussion des Artikels "Macht")

  • Handeln findet sich in vielen Wissenschaften, wobei in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen der genaue Begriffsinhalt nur vor dem Hintergrnd einer konkreten wissenschaftlichen Disziplin oder einer konkreten Theorie zu erfassen ist.

Handeln wird vom durch einen Reiz ausgelösten Verhalten, also der bloßen Reaktion, abgegrenzt. Zum Handeln gehört auch das bewusste Unterlassen einer Handlung (vgl. Henning Ottmann). Handeln gehört zu den grundlgenden Fragestellungen von Ethik und Politik, weil es beim Handeln auch und besonders um das Miteinander von Menschen geht.

kulturelle und wissenschaftliche Ausdiffernzierungen

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Wenn Handeln eine anthropologische Konstante des Menschen ist, dann haben Menschen immer schon gehandelt. Nur wie bestimmt sich das Handeln? Woher weiss man das das Heben der Hand eine willentliche Handlung ist, die in ein Handlungsschema einzuordnen ist? Egal, ob man Handeln als menschliche Grundkonstante definiert oder nicht, Handeln muss begrifflich und systematisch bestimmt werden. Dazu bedarf es der Beobachtung. Hier kommt die Schrift ins Spiel: Ein schriftlicher Text ist eine zerdehnte Handlung, damit wird das Handeln besser beobachtbar und genauer beschreibar. Es ist kein Zufall, dass es Schriftkulturen waren, die Handeln zuerst beschrieben haben, die chinesische, die jüdische und die griechische Kultur. Die Schrift ist älter als die Nachweise der griechischen und jüdischen Kultur. Zur Schrift kommt auch die Rezeption der Schrift, die Wirkung der Schrift auf das Volk. Schriften, die nur von den Eliten eines Volkes gelesen werden können, machen aus dem Handeln, sofern sie beschreiben, ein Geheimnis. Erst nachdem das Handeln offen beschrieben wurde, konnte es zur Grundlage der wissenschaftlichen Ausdifferenzierung werden.

Spiele und kulturelle Spielarten

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spielerisches Handeln

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Durch das Spiel lernt jeder Mensch als Kind das Handeln in der jeweilen Gesellschaft.

Poetik, Drama usw.

In der Literatur wird von Anbeginn an über die Möglichkeit menschlichen Handelns reflektiert, in diesem Sinne ist die Frage nach dem Handeln ein zentrales Motiv, vieler literaricher Werke eine Auswahl muss immer subjektiv sein. Werkauswahl: Der goldene Esel (klassische Literatur) und die Satire von Voltaire Candide oder der Optimismus. Aber auch im Theater, letztlich sogar in der Form von Spiel wird mit Handeln experimentiert.

Philosophie, Theologie

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Das uralte chinesiche Orakelbuch I-Ging kann als erste heute bekannte Handlungslehre gelesen werden. Das I-Ging, der deutsche Untertitel in der Übersetzung von R. Wilhelm lautet, "Das Buch der Wandlungen" ist nicht nur eines der ältesten Bücher der Menschheit, sondern es hat auch den Anspruch durch die Beobachtung von Natur und Menschenwelt dem Menschen das Handeln zu lehren. Indem der Mensch in Einklang mit der Natur, dem Himmel, wie es im I-Ging heißt, handelt, hat das Handeln der Menschen Aussicht auf Erfolg. Rechtes Handeln bedeutet ein Handeln, welches in Harmonie mit den himmlischen Gesetzen steht. Die Handlungslehre des I-Ging ist jedoch nicht deterministisch, sonst wäre das Buch sinnlos. Nur weil es Optionen, Möglichkeiten zu Handeln gibt, ist es sinnvoll das Orakel zu befragen, welches ein übereinstimmendes Handeln ermöglicht.

Judentum, Christentum und Islam sind Religionen des Handelns. Menschen haben Seelen (sonst könnte auch z. B. niemand sündigen).[5] Die Sünde bedeutet die Möglichkeit falsch zu handeln, d.h. das Böse zu wählen. Zwar sind die Grade der Willensfreiheit seither in der Theologie nicht nur des Christentums umstritten, aber der Begriff der Sünde ist nur dann sinnvoll, wenn es zumindest ein Mindestmass an Handlungsmöglichkeiten gibt. Der Mensch kann das Gute oder das Böese wählen, auch wenn es in der Praxis mehr als zwei Möglichkeiten des Handelns gibt, so ist doch diese grundlegende Wahlfreiheit eine Form des Handelns. Wenn die jewilige Religion dem Menschen ein Handeln zugesteht, bedeutet es auch, dass der Mensch das Böse, den Teufel wählen kann. Wie das freie menschliche Handeln mit der göttlichen Allmacht vereinbar ist, die einige Religionen annehmen ist eine Fragestellung des Theodizee-Problems.

andere Religionen: vgl. Zen, dort Ethik, siehe auch Ethik (in der Philosophie)

Die Grundfrage des Politischen

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Handeln ist eine Grundfragestellung der Politischen Philosophie, wobei es dort besonders um die Fragestellung geht, wie das indivuelle Handeln von Menschen zur politischen Willensbildung eines Gemeinwesen genutzt werden kann. Die Frage des politischen Handelns ist seit der griechischen Polis eine zentrale Fragestellung der politischen Philosophie, besonders der politischen Ideengeschichte. Diskutiert wird seit der griechischen Antike wie der individuelle Wille zu einem organischen Ganzen der Gemeinschaft verknüpft werden kann. Platon entwirft in seinem Staat eine gegliederte Ständegesellschaft, in der das individuelle Handeln durch den Stand des Menschen bestimmt wird. Dieses ständische Modell der Gesellschaft ist in der indischen Kastengesellschaft, in der asiatischen oder europäischen Feudalgesellschaft verwirklicht worden. Ein theoretischer Bezug zu Platons Staat ist in all diesen Gesellschaften nicht gemacht worden, vielmehr handelt es sich bei den genannten Gesellschaftsformen um politische Perzeptionen, die einer religiösen oder metaphysischen Legitimation (Konfuzianismus) folgen. Fuer die Wahrnehmung des politischen Handelns bedeuten sowohl Platons Staat als auch die genannten ständischen Gesellschaften, dass das indivuduelle Handeln zugunsten eines gesellschaftlichen Codes zurückgedrängt wird. Die Menschen werden so erzogen, dass sie innerhalb einer gesellschaftlichen Gruppe, eines Standes handeln. Die Herrschaft übernimmt dabei eine besondere Gruppe, wobei diese, wie der indische Fall zeigt, nicht die angesehenste Gruppe des Gemeinwesens sein muss. Aristoteles geht eher vom dem indivuduellen Handeln des Menschen aus, dass er als Streben nach Glück (vgl.Philosophie des Glücks) auffasst. Aus dem indivduellen Streben nach Glück entsteht durch Kommunikation der handelnden Subjekte untereinander, eine Gemeinschaft, ein gemeinschaftliches Handeln. Dieses Handeln wird ermöglicht durch politische Institutionen (Gerichte, Volksversamlungen). Die Auswahl der Entscheidungsträger findet durch Wahl oder Akklamtion statt, potentiell kann aber jedes politische Subjekt zum Entscheidungsträger werden, Handeln ist somit eine individuelle Grundfähigkeit jedes politischen Subjekts. Nach der individuellen Handlungstheorie des Aristoteles hat es für lange Zeit keine Weiterentwicklung der Perzeption des Handelns gegeben, die das individuelle Handeln als Grundlage der politischen Willensbildung eines Gemeinwesens gesehen hat. Die römische politische Philosophie drängt in der Republik das individuelle Handeln zugunsten des ständischen Handelns zurück, der Senat war in der römischen Republik das oberste Entscheidungsorgan. In der nachklassischen Zeit wird das Problem das Handelns als ein religiöses Problem gesehen. Der Beginn der Neuzeit bringt eine Diskussion von Willensfreiheit, die auch Implikationen für die politische Handlungstheorie hat. Descartes stellt in seinen berühmten Meditationen die Frage nach der Wirklichkeit der menschlichen Entscheidungsfreiheit, die er religiös und wissenschaftlich bejaht. Bei Kant steht Handeln als philosophischer Begriff auf der Agenda, besonders der kategorische Imperativ hat vielfältige ethische Bezüge, die aber von Kant nicht als theoretische Gesamtschau politisch fruchtbar gemacht werden. Nach Nietzsche und systematisch nach Freund stellt sich die Frage nach der menschlichen Willensfreihit, die auch nicht auf der Ebene einer politschen Theorie behandelt wurde. Erst im 20 Jh. wurde mit Hannah Arendt wieder eine Handlungstheorie vorgelegt, die einserseits an die politische Tradition anknüpft, andererseits die begrifflichen und theoretischen Entwickungen seit Aristoteles auf der Ebene einer Theorie des Polititschen mit berücksichtigt.

systematischer Ort
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Handeln wird erst durch die Schrift und auch durch die Wahrnehmung der Schrift zu einer Fragestellung:

  • das freie Wort in einer Versammlung
  • die individuelle und nachträgliche Zuordbarkeit (z.B. durch Protokolle)
  • die Ermöglichung von individuellen Meinungen (keine Gewalt)
  • die individuelle Verantwortung für individuelle Äußerungen (Beleidigungen werden geahndet)
  • der systematische Rahmen durch schriftliche Dokumente (Verfassung, Gesetze usw.)

Die Schrift ist für das System nicht konstitutiv! Dieses System mag auch in anderen Versammlungen angewandt worden sein. Die Schrift bedeutet aber, dass die mit Handeln verbundenen Fragestellung zur schriftlichen Tradition werden konnten und somit quasi überzeitlich immer wieder gestellt werden können.

Subjektphilosphie

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Oder die Philosophie schreibt dem Menschen eine (eingeschränkte oder völlig freie) Fähigkeit zu, etwas zu wollen (den Willen)[6]; oder die Rationalität[7], etwas zu erdenken; oder das Selbstbewusstsein (die Reflexion), sich selbst zu beobachten (sich seines eigenen Bewusstseins bewusst zu sein[8] - was dem Tier oder dem Roboter abgesprochen wird); oder im Rahmen der philosophischen Ästhetik, die Fähigkeit, künstlerisch etwas Schönes zu erschaffen. Schwierige Probleme der Subjektivität sind damit involviert. Baruch Spinoza hat dabei „Willen und Intellekt“ als „ein und dasselbe“ erklärt: Voluntas atque intellectus unum et idem sunt. Kant: transzentales Handeln als Urteilskraft, die eine Integration von Vernunft und Verstand (Wahrnehmung) bedeutet. Marx: Eine logische Ableitung aus aus wirtschaftsgeschnichtlichen Zusammenhängen als abstrakte Gesetze und Regelmäßigkeiten. kritische Kritik Verhältnis von H.ARNDT und kritischer Theorie.

Menschliches Handeln ist vor allem eine Frage der Anthropologie. Im Sinne der Philosophischen Anthropologie[9] steht die Fragestellung: Was unterscheidet den Menschen insoweit von Pflanzen, Tieren oder Maschinen, die sich alle auf Impulse/Reize hin „verhalten“ können? Worauf genau könnte eine Fähigkeit zu handeln fußen?


Rechtswissenschaft

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Von diesem Verständnis analysiert das Strafrecht die Handlung als prinzipiell willentlich, und die Tathandlung als schuldhaft: Ohne eine gewisse (vom Gesetzgeber unterstellte) Freiheit des Willens gäbe es keine Schuld, also auch keine gesetzliche Strafe.[10]

Soziologie/politische Wissenschaften

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Namentlich aber ist „Handeln“ – und zwar als soziales Handeln – zu einem wichtigen Grundbegriff der Soziologie geworden.[11] Wichtig ist auch ein Bezug zur Rollentheorie und damit ist z.B. die Kategorie der Performativität wichtig, da man das Handeln der Anderen nur von außen beurteilen kann.

Prognostik (z.B. Wetter), Marktforschung > menschliches Handeln in Gruppen, Massen

T. Parsons Erving Goffman > Interaktion Interaktionssystem

sprachliches Handeln

Sehr schwierig ist es den Handlungsbegriff vom sprachlichen Handeln abzugrenzen, weil eine Defintion von Sprache große Schwierigkeiten bereitet. In diesem Artikel wird sprachliches Handeln als wichtigster Teil des Handelns überhaupt und als dem Menschen gemäße Form des Handelns verstanden.

Die Sprache als eine Form des Handelns zu beschreiben ist ein wichtiger Teil der in der Antike entstandenen Rhetorik. Viele Redeformen (z.B. eine Palamentsrede oder eine Rede in einer Volksversammlung) zielen auf die Meinung der Hörer (endoxa) und versuchen so die Hörer zu bestimtem Handlungen (z.B. eine bestimmte Stimmabgabe) zu bewegen.[12] Eine zur Zeit der Veröffentlichung unumstrittene wissenschaftliche Konzeption von sprachlichem Handeln liefert die Sprachtheorie von Karl Bühler, die erst spät rezipiert wurde.

Eine breite wissenschaftliche Resonanz fand die Sprechakttheorie von John L.Austin. Er stellt in seinem posthum veröffentlichten Werk "How to do things with words" (Deutsch: Zur Theorie der Sprechakte) Sprache als eine wichtige Möglichkeit des Handelns vor. Ein Befehl z.B. ist keine Aussage über die Wahrheit einer Sache, sondern ein Versuch auf andere Menschen einzuwirken, d.h. eine sprachliche Handlung. Austin unterteilt sprachliche Handlungen in 3 Teile: Man sagt etwas, z.B. "Öffene das Fenster, bitte" (lokutionärer Akt) in einer bestimmten in der Sprache erkennbaren Absicht (illokutionärer Akt) und mit einem bestimmten Ergebnis (perlokutionärer Akt). Durch John Searle wurde die linguistische Beschreibung des Handelns in der Sprache, besonders im Zusammenhang mit dem illokutionären Akt des Sprechens, der Illokution genauer gefasst und eingegrenzt (vgl. Klassifikation von Sprechakten). Kritiker werfen Searle vor den Handlungaspekt der Sprache zu eng auf Äußerungen, die bei Searle Sätze sind, bezogen zu haben. Besonders die linguistische Diskursanalyse, die von empirischen Datensätzen ( Korpura) ausgeht hat gezeigt, dass sich Handlungen auch unterhalb oder oberhalb von Sätzen auffinden lassen. In bestimmten Fällen kann schon ein einzelnes Wort oder eine Geste eine Handlung darstellen. Aber auch satzübergreifende Handlungen sind möglich. Ebenso weist die Diskursanalyse nach, dass in der Regel Handlungen ein gemeinsames Vorgehen von mehreren Akteuren darstellen. Auch wenn dafür der Begriff der "Gemeinschaftshandlung" [13] benutzt wurde, so ist doch die Abgrenzung zum Begriff "Interaktion" schwierig. Die Selbstverständlichkeit mit der der Begriff "Handeln" in der modernen Linguistik benutzt wird, zeigt an der Definition von Grammatik in der Grammatikdarstellung des Instituts für Deutsche Sprache (IDS) deutlich: "Grammatik betrachten wir als Systematik der Formen und Mittel sprachlichen Handelns"[14] Aber auch diese Selbstverständlichkeit sollte nicht darüber hinweg sehen lassen, dass entscheidende Begriffe, die den (linguistischen) Begriff des Handelns stützen, definieren und präzisieren auf Begriffen beruhen, die in verschiedenen Theorien auf unterschiedliche Art und Weise ausgefüllt werden. Der Begriff "Diskurs" ist dafür ein markantes Beispiel auch "Satz" oder "Text" können genannt werden. Neben begrifflichen Unschärfen, die aus unterschiedlichen Theorien resultieren, gibt es auch wissenschaftliche Diskussionen, die auf der Geschichte der Sprache und der Wahrnehmung von Sprache beruhen. Metapher wäre das bekannteste Stichwort, im Bereich des sprachlichen Handelns ist der Begriff Anakoluth ein wichiges Stichwort. Hervorhebungen in einem Text sind auch zu erreichen durch eine Veränderung der Satzordnung, die die Verehrte Leserin oder der Verehrte Leser haben dies bemerkt, zu einer Veränderung der Satzwahrnehmung führen. Anakoluth ist eine Satzordnung, jenseits des Üblichen, die in der Tradition der Rhetorik das Trope oder Figur beschrieben wird. In der Tradition Rhetorik wurde eine theoretische oder empirische Fundierung im modernen wissenschaftlichen Sinne nicht vorgenommen, denoch ist die Funktion der Anakoluth in vielen Dimensionen beschrieben worden, weshalb der Begriff weiterhin verwendet wird. Rhetorische Begriffe in der Handlungsbeschreibung zu verwenden ist einerseits zweckmäßig, da der Begriff durch die Tradition einen großen Bekanntheitsgrad aufweist, trägt aber andererseits dazu bei die inhaltliche Beschreibung des Handelns sehr komplex werden zu lassen. In Videoaufzeichnungen gesprochener Sprache sind Anakoluhte häufig zu beobachten. Ob es sich dabei um eine Handlung handelt, kann nur der Einzelfall in Hinsicht auf die jeweilige Theorie entscheiden. In der klassischen Rhetorik ist die Anakoluth aber ein Stilmittel, welches der Redner einsetzt um bestimmte Effekte zu erzielen. Für die klassische Rhetorik war dies eine sprachliche Handlung, somit kann man die Rhetorik als Beschreibung sprachlichen Handelns ansehen. Die Abgrenzung zu Verhalten und Interaktion war in der Tradion der Rhetorik unbekannt, ebenso gibt nur sehr begrenzte empirische Fundierungen. Wenn man also den Begriff der Anakolut im Sinne der klassischen Rhetorik benutzt setzt man etwas voraus, was keine Analyse später bestätigen kann. Es wäre also besser auf den Begriff "Anakoluth" (oder Metapher) zu verzichten. Wenn man diesen Begriff aber benutzt stellt man eine Behauptung auf, die in vielen Fällen nicht bewiesen werden kann. Die Beschreibung zeigt, dass es bei der Benutzung des Begriffs "Anakoluth" zu einer Paradoxie kommt, dabei ist das zu beobachten, was N. Luhmann "Oszilieren" nennt: Die Beschreibung wechselt von der einen Seite, in diesem Beispiel die Ebene der Handlungstheorien zu der anderen Seite, hier die Sprach- oder Rhetorikgeschichte hin und her. Eine Lösung für dieses Dilemma gibt es auf der Ebene der Theorie nicht.

Handeln wird in der Psychologie unter vielen Aspekten behandelt:

Es gehört u.a. zum Kerngebiet der Motivationspsychologie. Zielbasierte, motivationspsychologische Theorien gehen davon aus, dass Menschen sich Ziele setzen (können), nach denen sie ihr Handeln ausrichten. Ob ein Ziel gesetzt wird, hängt davon ab, inwieweit es als wünschbar und durchführbar erlebt wird bzw. mit einem Lebensplan vereinbar ist. Andererseits lässt sich Handeln (theoretisch) auf motivantionale Sachverhalte zurückführen.[15]

Handeln ist im Sinne der neueren Psychologie bzw. Pädagogik vor allem ein Instrument der Sozialisation. Als Interaktion gewinnt der Sachverhalt seine sozialisatorische Bedeutung. Indem der Mensch in sozialen Gefügen handelt

  • erwirbt er Wissen und Kompetenzen (siehe: Handlungskompetenz)
  • lernt er, sich in ähnlichen Situationen zu verhalten
  • gewinnt er gestalterische Kompetenzen, die ihm Einfluss auf seine soziale und materielle Umwelt ermöglichen.

Eine Existenzsicherung stellt das Handeln als Interaktion zwischen Kind und Bezugspersonen in der frühen Kindheit dar. Kinder ohne diese oder ausreichende Interaktionsmöglichkeiten haben bedeutende Persönlichkeitsstörungen, die von langer Dauer sind und nicht immer therapiert werden können (siehe: Entwicklungspsychologie).

Menschen (im Alter) ohne sozial relevante Handlungsmöglichkeiten, geraten in große psychische Bedrängnis, erachten sich als wertlos und fühlen sich an den Rand ihrer Existenz gedrängt (Suizid).

Eine Beschreibung, die auch die in der Linguistik genannten Paradoxien mitaufgreift findet sich in der psychologischen Theorie von G.Bateson, die als Modell des "double-bind" bekannt geworden ist und die das Handlungsdilemma von Shizophrenen zu beschreiben versucht.

Handlungsbegriffe in der Moderne

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Handeln in politischen Kontexten: Hannah Arendt und N. Machiavelli, >Optionalität >Zeit: Beck Risikogesellschaft > lange und kurze Zeiträume > Spiegelneuronen: Emphatie, in dieser Hinsicht gehört Handeln zur Philosophie des Geistes, es sind verschiedene Subkategorien (Prototypen) im Handlungsbegriff aufgehoben (vgl. Phänomenologie, Wittgenstein) Verhaltensforschung: Konrad Lorenz, Frans de Waal,(vs. egoistische Gene), rational choice Theorie, Gefangenendilemma, > kulturwissenschaftliche Handlungstheorie: Akteur-Netzwerk-Theorie, vgl. auch die Kategorie Kulturwissenschaft


Die Handlungstheorie bezeichnet die Suche nach dem Ordnungsprinzip allgemein menschlicher Handlungsarten. Nach diesen Prinzipien suchten zwar bereits Aristoteles mit der Unterscheidung von Praxis/Poiesis, technisch-praktisches und moralisches Handeln bei Kant oder Arbeit/Interaktion, instrumentelles, strategisches, kommunikatives Handeln bei Habermas, jedoch blieben diese Dualismen bzw. Triaden mit großen Unklarheiten behaftet und eine systematisch-kohärente Herleitung aus einem für alles Handeln maßgebenden Prinzip schuldig.

Dieses Prinzip erkennt z.B. die moderne Sozialphilosophie (J. Heinrichs) in der reflexiv gestuften Intentionalität der Handlungen. Intentionalität ist demnach keine nachträgliche, den Handlungen nur hinzugefügte Absicht, sondern primär die allen Handlungsvollzügen des Bewusstseins immanente und die Handlung konstituierende Reflexion (= Selbstbezug-im-Fremdbezug). Diese, die Handlungsarten konstituierende Reflexion wird als gelebte-praktische von der nachträglich-ausdrücklichen Reflexion unterschieden. Handlungstheorie ist demnach primär eine ontologische Systematik der Handlungsarten. Ausgehend von den Grundelementen (Sinnelementen) allen menschlichen Handelns (Ich, Du, Es und der mediale Raum des Wir) und von dem Begriff des Handelns als subjektgeleitete, willentliche und ereignishafte Veränderung von Weltausschnitten, werden die obersten Handlungsintentionen unterschieden als:

  • objektgerichtetes
  • subjektbezogenes (innersubjektives)
  • soziales
  • mediales Handeln (= Ausdruckshandeln)

denen jeweils die subjektgeleiteten Handlungsintentionen in hierarchischer Folge so subsumiert werden, dass sich ein periodisches System von 4 hoch 4 = 256 verschiedenen Handlungsarten ergibt.

Der Erkenntnisgewinn dieser neuartigen Entdeckung aus dem hiermit nur angedeuteten periodischen System der Handlungsintentionalitäten, ist ähnlich erheblich wie in der Chemie die Entdeckung des Periodensystems durch Mendelejew und Meyer. Nicht nur gelingt es, die alltagssprachlich bekannten Handlungsarten in einen logischen Bezug zueinander zu setzen. Es zeigen sich auch neue, bisher übersehene Handlungsarten. Dies gilt insbesondere für das Ausdruckshandeln sowie für das innersubjektive oder subjektgeleitete Handeln, wo es möglich ist, eine ganze Lehre von gestuften Vorentscheidungen zum konkreten Handeln zu entwerfen (damit in systematischer Form ein Lehrstück des Philosophen Hans-Eduard Hengstenberg aufgreifend). Das heißt, der handelnde Mensch wird in einer anthropologischen Tiefe und Komplexität thematisierbar, wie sie bisher auch in der "Tiefenpsychologie" nur punktuell erreicht wurde.

Die philosophische Handlungstheorie (engl. action theory) befasst sich mit den Gründen und Motiven bzw., theoretischer formuliert, den Intentionen (dem intentionalen Gehalt) menschlicher Handlungen. Die Beziehung zwischen dem handelnden Subjekt (engl. agent) und der Situation steht dabei meistens im Vordergrund.

Von dem Handelnden wird angenommen, dass er Wünsche (engl. desires) besitze und Meinungen (engl. beliefs) darüber, wie er die gewünschten Veränderungen der Aussenwelt in der gegebenen Situation herbeiführen kann.

Viele Handlungstheorien lehnen sich an die kausale Handlungstheorie an. Es wird angenommen, dass jede menschliche Handlung eine Ursache besitze und eine Wirkung auf die physische Welt. Ferner besteht die Möglichkeit, dass mentale Ereignisse - die keine physische Außenwirkung besitzen (z.B. eine mathematische Aufgabe lösen) - auch als Handlung angesehen werden können, da sie erfolgreich versucht werden können. Reflexe und passive Bewegungen (z.B. "jemand hebt meinen Arm") werden nicht als Handlungen angesehen. Es besteht eine Debatte darüber, wie bewusst wir uns unserer Handlungen und Handlungsabsichten sein müssen, damit diese noch als beabsichtigte Handlungen gelten können. So ist zum Beispiel ein Krankheitsbild Alien-Hand-Syndrom bekannt, bei dem eine Hand des Patienten zielgerichtete, aber von dem Patienten unbeabsichtigte Bewegungssequenzen durchführt, welche von einem aussenstehenden Betrachter als Handlung interpretiert werden können.

Ein Schwachpunkt der kausalen Handlungstheorie ist zum Beispiel das "Problem der devianten Kausalketten", in welchem der Handelnde das Resultat seiner Handlungsabsicht zufällig (auf anderem Wege als vorgesehen) herbeiruft. Deviante Kausalketten können umgangen werden, indem man Handlungen als "beabsichtigt unter einer Beschreibung" ansieht, d.h. es kann verschiedene Beschreibungen für ein und dieselbe Handlung geben, von denen eine Beschreibung die wahre Absicht des Handelnden enthält.

Zu Philosophen, die sich mit Handlungstheorie befasst haben, zählen unter anderem Aristoteles, Ludwig Wittgenstein, John Searle, Donald Davidson, Elizabeth Anscombe, Johannes Heinrichs, Clemens Stepina, Wilhelm Kamlah und Georg Henrik von Wright, Hannah Arendt, Michel de Certeau

Paradoxien des Handelns

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Das Verschwinden des Handelns in seiner Ubiquität Besonders im Zeitalter von Computer und Internet ist das Handeln komplexer geworden. Das Setzen eines Links, ja sogar das Anklicken eines Links kann als Handlung angesehen werden, damit ist die Art und Weise wie das Internet benutzt wird als Handeln aufzufassen. Dies bedeutet, dass die Reaktionszeiten ganz generell (nicht nur im Einzelfall) dramatisch verkürzt sind. Die rationale Zuordbarkeit von Handeln, stellt sich auf verschärfte Weise. Die Technik des Computers macht die Paradoxien des Handelns, die sich im 19 Jh. gezeigt haben, sichtbar. In der Systemtheorie von N. Luhmann wird daraus die Konsequenz gezogen den Begriff des Handelns unter den umfassenden Begriff der Kommunikation zu subsumieren.

Handeln unter den Bedingungen von raum-zeitlicher Relativität, vgl. N. Elias zu den Bedingungen der zweigleisigen Wissenschaften (Wissenschaftstheorie)

Wahrnehmung von Handlungsmglichkeiten

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Option

Soziale Positionen in der Gesellschaft und ein von ihnen gestütztes Selbstbewusstsein kann sich der Einzelne (Akteur) mit Hilfe sinnhaften Handelns und Gestaltens im Rahmen von Arbeitsprozessen sowie von weiteren Handlungsformen (Kunst, Spiel) erobern und bewahren. Zum Beispiel lassen sich die häufigen Handlungsschwächen von Langzeitarbeitslosen auch als Entzug der Zugänge zu sozialen Positionen kraft eigenen Handelns erklären, die ihnen soziale Anerkennung und Identität vermitteln könnten. Einen Zugang zum Handeln über alltägliche Entscheidungen wird im Buch "Die Kunst des Handelns" (original...) von Michel de Certeau vorgestellt.

In vielen Kulturen wird der Akt der Selbsttötung als eine ultimative Entscheidung und damit als paradigmatisch für menschliches Handeln gebraucht. In moderner Form wird das im Film "Der freie Wille" von M. Glasner hervorragend illustriert.

Die Frage nach dem kollektiven, gemeinsamen > transpersonalen Handeln: siehe dazu: Integrale Theorie, die aber ausgerechnet an dieser Stelle nicht verlinkt ist.

Einzelnachweise

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  1. Duden, Bd.7, Der Herkunftswörterbuch, S. 267
  2. Dornseif, Franz (2000), Der deutsche Wortschatz nach Sachgruppen, (de Gruyter) Berlin (Liezensausgabe der 5. Auflage 1959)
  3. Wehrle, Hugo (1993)("Wehrle-Eggers") Deutscher Wortschatz, (Klett) Stuttgart/Dresden
  4. Joachim Funke: Problemlösendes Denken; Kohlhammer Verlag 2003, ISBN 3-17-017425-8
  5. Siehe: Dorothea Sitzler-Osing u.a. (Hgg.): Sünde I. Religionsgeschichtlich II. Altes Testament III. Judentum IV. Neues Testament V. Alte Kirche VI. Mittelalter VII. Reformationszeit und Neuzeit VIII. Praktisch-theologisch, in: Theologische Realenzyklopädie 32, 2001, S. 360–442 (umfassender Überblick zur christlichen Auffassung). Auch Judentum und Islam kennen die „Sünde“.
  6. Ferdinand Tönnies, Die Tatsache des Wollens, Duncker & Humblot, Berlin 1982
  7. Vgl. Hans Albert, In Kontroversen verstrickt. Vom Kulturpessimismus zum kritischen Rationalismus, Lit-Verlag, Münster 2007
  8. Vgl. M. Frank (Hg.), Selbstbewusstseinstheorien von Fichte bis Sartre, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991; Gotthard Günther, Das Bewusstsein der Maschinen. Eine Metaphysik der Kybernetik, Agis Verlag, Krefeld/Baden Baden 1957, ³2002 (ISBN 3-87007-009-9).
  9. Arnold Gehlen, Zur Geschichte der Anthropologie [1957], in: Ders.: Gesamtausgabe, hg. von Karl-Siegbert Rehberg, Bd. 4: Philosophische Anthropologie und Handlungslehre, Klostermann, Frankfurt am Main 1983, S. 143-164.
  10. Vgl. Heinz-Gerd Schmitz, Zur Legitimität der Kriminalstrafe. Philosophische Erörterungen, Berlin 2001.
  11. Siehe: Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, 1922 u.ö., § 1.
  12. Mainberger, Gonsalv K. (1987) Rhetorica I , Reden mit Vernunft: Aristoteles, Ciecero, Augustinus, Stuttgart/Bad Cannstatt (Frommann-Holzboog) S. 102
  13. Knobloch, Clemens (1994), Sprache und Sprachtätigkeit, Tübingen, S. 36
  14. Zifonun, Giesela, et al. Grammatik der deutschen Sprache, 3 Bände, (=Schriften des Instituts fÜr Deutsche Sprache, Bde 7,1/7,2/7,3) (de Gruyter Verlag)Berlin/New York, Bd. 1, S. 3
  15. Vgl. Falko Rheinberg, Motivation, Kohlhammer, 5. Aufl., Stuttgart 2004.
  • Anscombe, G. E. M.: Intention. Oxford 1957.
  • Goldman, A. I.: A theory of human Action. Englewood Cliffs 1970
  • v. Wright, G. H.: Norm and Action. London 1963
  • Heinrichs, J. Handlungen. Das periodische System der Handlungsarten. Philosophische Semiotik, Bd. 1 Steno, München 2007 ISBN 9789544493196

Kategorie:Handlungstheorie| Philosophie Kategorie:Metaethik


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