Benutzer:Bernd Schwabe in Hannover/Wilhelm Riehn (Mediziner)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen


Wilhelm Riehn (* vor 1894;[1] † im 20. Jahrhundert) war ein deutscher Mediziner, Kinderfacharzt[2] und Kommunalpolitiker.[3]

Wilhelm Riehn studierte ab dem späten 19. Jahrhundert in Marburg das Fach Medizin an der dortigen Universität, an der er am 16. September 1902 seine Dissertation vorlegte über die in der Chirurgischen Klinik zu Marburg im Zeitraum vom 1. April 1894 bis 13. Juni 1902 durchgeführten Operationen am Magen. Nach seiner Approbation wurde er zunächst in Neunkirchen tätig.[1]

1907 übernahm Wilhelm Riehn, „der erste Kinderfacharzt überhaupt in Hannover“, die Leitung der im selben Jahr in der Kinderheilanstalt eröffneten Säuglingsstation, nachdem zuvor noch nur wenig über Infektionen und Hygiene bekannt war und die „Senkung der enorm hohen Säuglingssterblichkeit“ lange ein besonderes Anliegen war.[2]

1928: Innentitel (Ausschnitt) des Unterrichts- und Nachschagebuches „Bild und Wort zur Säuglingspflege“ von Elisabeth Behrend „mit einem Geleitwort von Dr. med. Riehn, Kinderarzt und leitendem Arzt der Hannoverschen Kinderheilanstalt

Bereits 1908 war der Kinderarzt, der privat in der Seelhorststraße 15 wohnte, Mitglied der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte.[4] Als Mitglied der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten hielt er 1911 in der Aula des hannoverschen Lyzeum einen vielbesuchten anderthalbstündigen Vortrag über die Vererbung beispielsweise der Syphilis.[5]

Ebenfalls noch zur Zeit des Deutschen Kaiserreichs verfasste Riehn das Geleitwort für das von Elisabeth Behrend gedichtete und gezeichnete Sachbuch Säuglingspflege in Reim und Bild, das mitten im Ersten Weltkrieg im Jahr 1916 im Berliner Teubner Verlag[6] und bis 1929 in 24 Auflagen erschien.[7]

Zur Zeit der Weimarer Republik war Riehn gewähltes Mitglied des Bürgervorsteherkollegiums und zählte zu den führenden Kommunalpolitikern der Deutschen Demokratischen Partei (DDP), in der er - neben Persönlichkeiten wie den Landtagsabgeordneten Adam Barteld und Martin Frommhold[3] - wichtige Funktionen in der DDP und später in der Deutschen Staatspartei bekleidete.[8] Riehns Haus im Hindenburgviertel war in jenen Jahren ein Treffpunkt bürgerlicher und demokratischer Kreise.[3]

Traueranzeige für Martin Frommhold im Hannoverschen Anzeiger, aufgegeben von der Deutschen Staatspartei, vertreten durch „Dr. Riehn“, datiert 12. April 1933

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933 brachte Riehn den „Mut zu individueller Verweigerung“ auf und engagierte sich als „Kopf einer distanziert zum Regime stehenden linksliberalen Gesinnungsgemeinschaft“. Nach dem Selbstmord des von den Nationalsozialisten angefeindeten Martin Frommhold zeichnete Riehn am 12. April 1933 für die Staatspartei mit seinem Namen für einen Nachruf in Form einer Todesanzeige im Hannoverschen Anzeiger, dessen Inhalt einer politischen Demonstration nahekam:[8]

„Ein tragisches Schicksal entriß uns unseren früheren Vorsitzenden Dr. jur. Martin Frommhold. Er war uns Freund und Führer. Ein deutscher Mann von lauterstem Charakter und vornehmer Gesinnung. Wir danken ihm für seine Dienste, die er unserm Volke leistete. Wir stehen hinter ihm, auch über seinen Tod hinaus.“

  • Operationen am Magen (vom 1. April 1894 bis 13. Juni 1902), Dissertation 1902 an der Universität Marburg, Marburg: H. Bauer, 1902

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Vergleiche die Angaben des Bibliotheksverbunds Bayern inklusive der Katalogkarte im IFK-Katalog 1953-1981 der Bayerischen Staatsbibliothek
  2. a b Björn-Oliver Bönsch: 150 Jahre Hannoversche Kinderheilanstalt, in: Kinder- und Jugendarzt. Zeitschrift des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte e.V.]], 44. Jhrg. (2013), Nr. 10, Lübeck: Hansisches Verlags-Kontor, S. 587f.; als PDF-Dokument
  3. a b c Klaus Mlynek: Deutsche Demokratische Partei, in: Stadtlexikon Hannover, S. 126; Vorschau über Google-Bücher
  4. Geschäftsbericht des Vorstandes der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte, 1908, S. 100; Vorschau über Google-Bücher
  5. Mittteilungen der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten, Bd. 9, Leipzig: J.A. Barth, 1911, S. 63, 96, 166; Vorschau über Google-Bücher
  6. Vergleiche die Angaben im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek (DNB)
  7. Vergleiche die Angaben der DNB
  8. a b Detlef Schmiechen-Ackermann: Der Weg der Liberalen ins gesellschaftliche Abseits und die konsequente Verweigerungshaltung bürgerlicher Demokraten gegenüber der NSDAP, in ders.: Kooperation und Abgrenzung. Bürgerliche Gruppen, evangelische Kirchengemeinden und katholisches Sozialmilieu in der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus in Hannover ( = Niedersachsen 1933 - 1945, Bd. 9), Hannover: Verlag Hahnsche Buchhandlung, 1999, ISBN 978-3-7752-5819-7 und ISBN 3-7752-5819-1, S. 26–35; hier v. a. S. 30–33; Vorschau über Google-Bücher