Benutzer:Christin Walter/Flora Murray

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Flora Murray 1914

Flora Murray (* 8. Mai 1869 in Dumfries, Cummertrees; † 28. Juli 1923 in Penn, Buckinghamshire) war eine schottisch-englische Ärztin und Aktivistin der Suffragetten.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kindheit und frühe Jahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Flora Murray wurde 1869 als Tochter von Grace Harriet Graham und John Murray in der schottischen Stadt Dumfries geboren. Sie hatte insgesamt fünf Geschwister, drei Brüder und zwei Schwestern. Ihr Vater war Kapitän bei der Royal Navi und besaß ein Grundstück.[1]

Flora Murray war zunächst Schülerin an der Londoner (Royal Free Hospital) School of Medicine for Women, bevor sie nach Newcastle an die Royal Infirmary ging. An der Universität von Durham qualifizierte sie sich 1903 für den M.B., B.S. (Bachelor of Medicine, Bachelor of Surgery) und machte 1905 außerdem ihren Doktor der Medizin. Anschließend folgte das D.P.H. (Diploma of Public Health) Cambridge im Jahr 1906.[2]

Arbeit als Medizinerin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Flora Murray war in ihrer gesamten beruflichen Karriere an vielen verschiedenen Orten tätig. Zunächst arbeitete sie als Medizinerin im Harrow Road Children’s Hospital und war gleichzeitig als medizinische Assistentin beim Belgrave Hospital for Children angestellt. Die Medizinerin begann zu schreiben und veröffentlichte 1905 einen Artikel im Lancet, in dem sie über Ethyl Chloride als Betäubungsmittel für Kinder schrieb. Da ihr die Gesundheit von Kindern wichtig war, gründete sie 1912 zusammen mit Louisa Garrett Anderson und einer Gruppe aus Frauen das Women's Hospital for Children in Marylebone, einem Stadtteil von London.

Aktivistin bei den Suffragetten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Doch nicht nur die Gesundheit von Kindern lag Murray am Herzen, sie setzte sich ebenso für Frauen ein. Seit 1908 war sie deshalb auch als Ärztin für Anästhesie am Chelseas Hospital for Women aktiv. Die Ärztin trat außerdem der Women’s Social and Political Union (WSPU) in Großbritannien bei.

Flora Murray organisierte eine Erste-Hilfe-Einheit, die Frauen helfen sollte, die bei Aktionen der Suffragetten verletzt wurden. Am Schwarzen Freitag im November 1910 kam diese Erste-Hilfe-Einheit besonders zum Einsatz. Außerdem arbeitete Murray zusammen mit ihrer Lebensgefährtin Louisa Garrett Anderson in einem Pflegeheim. In diesem wurden aus dem Gefängnis entlassene Suffragetten behandelt, die sich sich im Hungerstreik befanden.[1]

Dass Flora Murray sich vor allem um Kinder und Frauen kümmerte hatte jedoch einen Hintergrund. Vor dem Ersten Weltkrieg war es weiblichen Ärzten verboten männliche Patienten zu behandeln. Im Ersten Weltkrieg änderte sich dieser Zustand, was vor allem dem Handeln von Murray, Anderson und einigen anderen Ärztinnen zu verdanken ist.[3]

Arbeit im Ersten Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs gründeten Flora Murray und ihre Partnerin Dr. Louisa Garrett Anderson das Women's Hospital Corps (WHC) und rekrutierten Frauen für dessen Personal.[3] In dem Glauben, dass das britische Kriegsministerium ihr Hilfsangebot ablehnen würde, und in dem Wissen, dass die Franzosen medizinische Hilfe brauchten, boten sie dem französischen Roten Kreuz ihre Hilfe an. Die Franzosen nahmen das Angebot an und stellten ihnen ein neu erbautes Hotel in Paris als Krankenhaus zur Verfügung. Flora Murray wurde zur Chefärztin und Anderson zum Chefchirurgen ernannt.[4]

Murray berichtet in ihrem Tagebuch, dass die Vertreter des britischen Kriegsministeriums bei ihrem Besuch erstaunt waren, ein von britischen Frauen erfolgreich geführtes Krankenhaus vorzufinden, und das Krankenhaus wurde bald als britisches Hilfskrankenhaus und nicht als französisches behandelt.[4]

Im Januar 1915 begann die Evakuierung von Verwundeten nach England zur Behandlung. Das Kriegsministerium lud Murray und Anderson ein, nach London zurückzukehren und ein großes Krankenhaus, das Endell Street Military Hospital (ESMH), zu leiten, das dem Royal Army Medical Corps unterstellt war. Das ESMH behandelte zwischen Mai 1915 und September 1919, als es geschlossen wurde, fast 50 000 Soldaten.[5] Da sich Flora Murray und ihre Kolleginnen während der Kriegszeit vor allem um Männer kümmerten, konnten sie das Tabu brechen, dass sich Frauen nur um andere Frauen und Kinder kümmern dürfen. Sie sorgten für mehr Integration des weiblichen Geschlechts im medizinischen Fakultäten, Ausbildungsprogrammen und allen Aspekte der Pflege.[3]

Nach Kriegsende kehrte Murray ins Harrow Road Hospital zurück, das in Roll of Honour Hospital umbenannt wurde, wo sie ihre Arbeit als Privatärztin fortsetzte. Ihr Tagebuch über ihre Erfahrungen im Krieg wurde zu einem Buch mit dem Titel Women as Army Surgeons: Being the History of the Women's Hospital Corps in Paris (1920).

Der Mangel an finanziellen Mitteln führte schließlich zur Schließung des Roll of Honour Hospital und zur Pensionierung von Murray und Anderson. Sie zogen in ein Cottage in Paul End in Penn, Buckinghamshire.[6]

Tod[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 28. Juli 1923 starb Flora Murray mit 54 Jahren an Krebs. Beerdigt wurde sie in der Grafschaft Buckinghamshire in England. Ihr Grab befindet sich auf dem Holy Trinity Churchyard. Auf dem Grabstein wurde auch ihre Gefährtin Louisa Garrett Anderson verewigt.[7]

Nachwirkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2022 verkündete die Bank of Scotland, dass Murray auf der neuen Polymer-100-Pfund-Note zu sehen sein wird. Die medizinische Pionierin und Frauenrechtlerin ziert einen holografischen Folienstreifen sowie die Rückseite der Pfund-Note. Das betreffende Porträt wurde 1921 von Francis Dodd gemalt. Mit dem Schein soll an ihre Tätigkeit als medizinische Pionierin sowie als Suffragette für Frauenrechte erinnert werden.[8]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Flora Murray: Ethyl Chloride as an Anaesthetic for Infants. In: The Lancet. Nr. 166, 25. November 1905, S. 1542-1543. DOI.[9]
  • Flora Murray: Women as Army Surgeons. Being the History of the Women’s Hospital Corps in Paris, Wimereux and Endell Street, September 1914 – October 1919. Erstveröffentlichung 1920, Cambridge University Press 2014, ISBN 1108069851.
  • Flora Murray: Introduction to the Limnology of Searsville Lake. Stanford University Press, California 1927.
  • Flora Murray: Lindsey and Holland Rural Community Council. 1927-1974.
  • Flora Murray: The Petticoat Brigade, Or, What Did You Do in the War, Mummy? Milton House Books 1974. ISBN 0859400549.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiktionary: Suffragette – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Elizabeth Ewan: The new biographical dictionary of Scottish women. Edinburgh 2018, ISBN 978-1-4744-3629-8 (worldcat.org [abgerufen am 5. April 2023]).
  2. British Medical Journal Publishing Group: Flora Murray, C.b.e., M.d., D.p.h. In: Br Med J. Band 2, Nr. 3266, 4. August 1923, ISSN 0007-1447, S. 212–212, doi:10.1136/bmj.2.3266.212-a (bmj.com [abgerufen am 5. April 2023]).
  3. a b c Louisa Garrett Anderson and Flora Murray: Redefining gender roles in military medicine. 1. April 2019, abgerufen am 5. April 2023 (amerikanisches Englisch).
  4. a b Leah Leneman: Medical women at war, 1914–1918. In: Medical History. Band 38, Nr. 2, April 1994, ISSN 2048-8343, S. 160–177, doi:10.1017/S0025727300059081, PMID 8007751, PMC 1036842 (freier Volltext) – (cambridge.org [abgerufen am 6. April 2023]).
  5. Jennian F. Geddes: Deeds and Words in the Suffrage Military Hospital in Endell Street. In: Medical History. Band 51, Nr. 1, Januar 2007, ISSN 2048-8343, S. 79–98, doi:10.1017/S0025727300000909, PMID 17200698, PMC 1712367 (freier Volltext) – (cambridge.org [abgerufen am 6. April 2023]).
  6. Murray, Flora (1869–1923), physician and suffragette. Abgerufen am 6. April 2023 (englisch).
  7. Dr Flora Murray (1869-1923) – Find a Grave... Abgerufen am 5. April 2023.
  8. Medical pioneer Dr Flora Murray features on new bank note. In: BBC News. 4. April 2022 (bbc.com [abgerufen am 5. April 2023]).
  9. Flora Murray, M.D. DURH.: ETHYL CHLORIDE AS AN ANÆSTHETIC FOR INFANTS. The Lancet, November 1905, abgerufen am 3. Mai 2023 (englisch).