Benutzer:Hecksa/Gerichtstetten

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Gerichtstetten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinde Hardheim
Das Ortswappen der ehemals selbständigen Gemeinde Gerichtstetten zeigt auf grünem Boden vor silbernem Hindergrund einen Bischof in goldbortiertem roten Mantel und mit ebenso ausgeschmückter roter Mitra, in der Linken einen goldenen Krummstab, in der Rechten ein schwarzes Buch haltend.
Koordinaten: 49° 32′ N, 9° 30′ OKoordinaten: 49° 32′ 4″ N, 9° 30′ 19″ O
Höhe: 330 m ü. NN
Fläche: 14,71 km²
Einwohner: 627 (31. Dez. 2015)
Bevölkerungsdichte: 43 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1973
Postleitzahl: 74736
Vorwahl: 06296
Karte
Lage der Gemeinde Hardheim, im Neckar-Odenwald-Kreis, an desse südlichem Ende sich Gerichtstetten befindet.

Gerichtstetten ist ein Ortsteil der Gemeinde Hardheim im Neckar-Odenwald-Kreis in Baden-Württemberg.[1]

Geografische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gerichtstetten ist der südlichste Teilort der Gemeinde Hardheim. Das Ortsgebiet erstreckt sich beitseitig entlang der Oberen Erfa vor allem in Talrichtung erst in den 90er sorgte das Neubaugebiet "Im vorderen Steinig" für eine Erweiterung Richtung Westen. Im Norden grenzt Gerichtstetten an Erfeld eine weiterer Ortsteil von Hardheim, im Osten liegt Buch am Ahor, im Süden Eubigheim beides sind Ortsteile von Ahorn. Im Westen schlieslich wird das Gebiet durch die Altheimer Höhe und den Ort Altheim begrenzt. Die Altheimer Höhe ist gleichzeitig auch Wasserscheide zwischen Erfa, die in den Main fliest und Kirnau die in den Neckar mündet.

Zu Gerichtstetten gehören außerdem der Helmstheimer Hof und der

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Amorbacher Urkunde des Jahres 1214, die ein Godeboldus de Gerrichisteten bezeugt gilt erste Erwähnung Gerichtstettens, aber erst 1348 gibt es eine erste dokumentiertierte Erwähnung des Ortsnamens Gerichtstetten.

Auch Gerichtstetten gehörte wohl einst zur Grundherrschaft des Klosters Amorbach. Eine Niederadelsfamilie, die sich nach dem Ort benannte und zwischen 1214 und 1363 in Quellen nachweisbar ist, nahm offenbar in dieser Periode die örtlichen Vogteirechte wahr. Ab dem 14. Jahrhundert lag die Ortsherrschaft zur einen Hälfte beim Kloster Amorbach, zur anderen als Wertheimer Lehen bei diversen Ministerialgeschlechtern, u.a. für 150 Jahre bei den Herren von Hardheim bis zu deren Aussterben im Jahr 1607. Die Grafschaft Wertheim konnte in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts gleich mehrere heimfallende Lehen im Umfeld einziehen und errichtete 1632 ein Amt Gerichtstetten. Die Amorbacher Dorfhälfte gelangte im 16. Jahrhundert über die Herren von Adelsheim und die von Boxberg an Kurpfalz, dem Amt Boxberg zugeordnet. Mangelndes Interesse der Pfalz an den entlegenen Gebieten führte 1691 zum Gebietstausch mit dem Hochstift Würzburg. Im Kondominat mit der Grafschaft versuchten die Würzburger Bischöfe die Rechte des kleineren Partners auszuhöhlen, ehe Säkularisation und Mediatisierung die Konkurrenz beendeten und Gerichtstetten schließlich dem Großherzogtum Baden zuordneten.[2]

Ab 1938 gehört die Gemeinde Gerichtstetten zum Landkreis Buchen, und wird im Zuge der Kreisreform am 1. Jannuar 1973 nach Hardheim eingemeindet.

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner[3]
1633 83
1803 540
1900 739
1950 941
1985 629
1998 689
2000 669
2009 659
2013 616
2014 625
2015 627

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Viereckschanze von Gerichtstetten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blick von einer Erhebung aus auf die Nordseite des Zimmerwaldes, der von Feldern umgeben ist.
Zimmernwald in dem die Viereckschanze liegt.

Die Viereckschanze von Gerichtstetten ist eine Wallanlage der späten Latènezeit (1. und 2. Jahrhundert v. Chr.). Sie liegt 1,2 km südlich von Gerichtstetten im Wald (Distrikt Zimmerwald) und ist daher bis heute sehr gut erhalten.

Katholische Kirche St. Burkard[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits 1320 wird eine Pfarrkirche in "Kirchsteten" anlässlich einer Ablassgewährung erwähnt.

Zwischen 1772 und 1777 wird die katholischen Pfarrkirche im spätbarocke Stiel neu errichtet und dem hl. St. Burkard geweiht. Der Stählerne Glockenstuhl verfügt über vier Glocken. Drei dieser Glocken stammen von der Glockengießerei Rincker, Sinn, aus dem Jahr 1949. Die kleine Glocke 4 wurde zwischen den Weltkriegen von der Glockengießerei Bachert aus Karlsruhe gegossen.[4]

Flächenhaftes Naturdenkmal "Unteres Tal"[5][Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blick entlang des Hangs der das Flächenhafte Naturdenkmal "Unteres Tal" beschreibt. Am Oberen Hang ist Gebüsch und Nadelholz zu sehen. Der größte Teil des Hanges ist von Wiese bedeckt.
Blick über den Hang des Naturdenkmals Unteres Tal

Ist ein ca. 450m langer Hangstreifen nördlich von Gerichtstetten, rechts der Erfa Richtung Hardheim. Hier wachsen unter anderem die unter Naturschutz stehenden Kuhschellen.

Karschdäider Faschenacht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das traditionelle Motiv der Gerichtstetter in der 5. Jahreszeit ist die "Karschdäider Housche".

Kostüm[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karschdäider Housche mit Housche Wächele auf dem Faschingsumzug 2017 in Höpfingen
Karschdäider Housche mit Housche Wächele auf dem Faschingsumzug 2017 in Höpfingen

Das Kostüm der Gerichtstetter ist eine übergroße Hose, die von den Knöcheln bis zum Hals reicht. Als gemeinsames Detail haben alle Kostüme eine große Hosentasche auf Bauchhöhe ansonsten ist es aber jedem Gerichtstetter selbst überlassen welche Stoffe, Muster und Farben für die Housche gewählt werden.

Geübte Housche Träger verfügen über zwei Exemplare der Karschdäider Housche, eine für die "Faschenachts Umzüge" und eine für den "Housche Ball". Die zwei Modelle unterscheiden sich vorallem im Schnitt, für die Umzugs Housche ist großer Schaumstoffdonut vorgesehne der um den Hals getragen wird und der den Bund der Housche ausstaffiert während die Ball Housche darauf verzichtet um dem Träger mehr Komfort zu bieten.

Liedgut und Gruß[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als allgemeiner Gruß der Karschdiader Housche gilt ein dreifaches "Housche – runner" (Hose runter).[6]

Daneben wird auf den Faschingsumzügen auch ein Sprechgesang zum besten gegeben bei dem vor allem die Hardheimer (Hardemer) verspottet werden.

Zicke Zacke Zicke Zacke – Heu Heu Heu
Alde Fra mit dicke Backe – Heu Heu Heu
Hundehütte Hundehütte – Wau Wau Wau
Waserhane Wasserhane – Tropf Tropf Tropf

En Vadder mit siebe Kinner wie haßt er – Schorsch!
Wos hodder – dorscht!
Wos drinkt er? – Bier!

Karschdäider wo seit ihr? – Hier
Wos drinkt ihr? – Bier!
Wos drinke die Hardemer?

(Melodie 'Oh Tannenbaum')
Kaba, Kaba hält sie gesund
macht sie dick und Kugelrund.
Oh Schnapsers Karl, Oh Schnapsers Karl
wie gut sind deine Schnäpse
und das nicht nur zur Sommerszeit
nein auch im Herbscht wenn's Quetsche gaid

Housche Wächele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Personen die das Kostüm der Karschdäider Housche tragen beim bereit zum Humba im Hintergrund das Housche Männle mit heruntergelassener Housche Wächele auf dem Faschingsumzug 2017 in Hardheim
Karschdäider Housche mit Housche Wächele in Aktion auf dem Faschingsumzug 2017 in Hardheim

Auf den Umzügen werden die Karschdäider Housche von einem kleinen Wagen begleitet, auf dem eine ca. 2m große Holzfigur, das Housche Männle, steht.

Der Wagen verfügt über eine einfache Mechanik um um beim Gruß der Karschdäider Housche die Hose der Figur fallen zu lassen.[6]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der älteste nachweisbare Gemeindesiegelring aus dem ausgehenden 18., beginnenden 19. Jahrhundert zeigt bereits einen Bischof mit Stab und Buch.

1908 wurde die heutige Form des Wappens vom Generallandesarchiv vorgeschlagen und 1958 erfolgte eine genaue und heraldisch richtige Festlegung der Farben.

Das Wappen zeigt demnach auf grünem Boden vor silbernem Hindergrund einen Bischof in goldbortiertem roten Mantel und mit ebenso ausgeschmückter roter Mitra, in der Linken einen goldenen Krummstab, in der Rechten ein schwarzes Buch haltend.[7]

Bei dem dargestellten Bischof könnte es sich im den heiligen St. Burkard handeln, eine genaue Identifizierung der Person ist aber nicht bekannt.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Landeskunde entdecken online über Gerichtstetten

Seite des Heimatverein Gerichtstetten

Seite zur 800-Jahrfeier Gerichtstetten

Gemeindeportrait

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kategorie:Ort im Neckar-Odenwald-Kreis Kategorie:Ortsteil von Hardheim

  1. Hardheim im fränkischen Odenwald. Abgerufen am 9. Juli 2017.
  2. Geschichte Gerichtstettens. Gemeinde Hardheim, abgerufen am 16. Juli 2017.
  3. Hardheim – Zahlen, Daten, Fakten. Gemeinde Hardheim, abgerufen am 10. Juli 2017.
  4. Glocken der Kath. Pfarrkirche St. Burkard in Hardheim-Gerichtstetten. Glockeninspektion Erzbistum Freiburg, abgerufen am 15. Juli 2017.
  5. Schutzgebietssteckbrief: Naturdenkmal, flächenhaft Unteres Tal. Abgerufen am 11. Juli 2017.
  6. a b Wolfgang König: 33.Fränkisches Narrentreffen in Höpfingen "Karschdäider Housche". 3. November 2011, abgerufen am 15. Juli 2017.
  7. Wappen Gerichtstetten. Gemeinde Hardheim, abgerufen am 10. Juli 2017.