Benutzer:Klaumich49/Compagnie des mines de l'Escarpelle

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Berechtsame und Schächte Escarpelle

Die Compagnie des Mines de l'Escarpelle (deutsch Bergwerk Escarpelle) war ein 1847 gegründetes französisches Unternehmen zur Förderung von Steinkohle in den Städten Douai, Roost-Warendin, Leforest, Flers, Courcelles-lès-Lens und Auby im Département Nord des nordfranzösischen Kohlereviers. Im Rahmen der Verstaatlichung der französischen Steinmkohlenindustrie fusionierte es 1946 mit Aniche zum Verbundbergwerk Douai.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Exploration und Gründung der Gesellschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1841 erfuhr der Industrielle François-Eugène Soyez, dass im Schlosspark von Henriette de Cleqc (1812-1878) in Oignies Steinkohle gefunden worden war. Als dann eine 1847 niedergebrachte Probebohrung in l'Escarpelle, drei Kilometer von Douai entfernt, Kohle in 159 m Tiefe nachwies, stellte er die Vermutung auf, dass es zwischen den Flözen in Oignies und denen in l'Escarpelle eine Verbindung geben müsse.

Um diese vermuteten Vorräte nachzuweisen und zu erschließen, wurde am 18. Februar 1847 die Compagnie Charbonnière de la Scarpe gegründet und mit dem Niederbringen einer 300 m tiefen Bohrung begonnen, die am 14. Oktober 1848 erfolgreich abgeschlossen wurde. Deshalb begann man anschließend mit dem Abteufen eines 233 m tiefen Schachtes (Schacht „Soyez“) und konnte 1850 die erste Kohle zu Tage heben. Die Förderung geschah anfänglich mithilfe hölzener Tonnen, die im Schacht auf- und abbewegt wurden. Die Bergleute benutzen für den Weg nach Untertage Fahrten.

Parallel zur Aufnahme der Kohleförderung wurde die Erteilung einer Konzession betrieben und diese am 27. November 1850 für eine Berechtsame von 47,21 km² gewährt[1].

Die Entwicklung bis 1914[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit Ausnahme von Schacht 10 sind alle Schächte des Bergwerks vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs abgeteuft worden und die Produktion konnte bis 1865 kontinuierlich gesteigert werden[2].

Tabelle 1: Förderzahlen und Belegschaft von 1850 bis 1878[3]
Jahr Förderung Anzahl der Arbeiter untertage Produktivität pro Arbeiter
1850 2.009 t 202 ?
1851 28.052 t 332 84
1852 25.171 t 332 78
1853 20.751 t 355 58
1854 31.657 t 270 117
1855 44.345 t 556 79
1856 44.744 t 557 80
1857 51.867 t 470 110
1858 57.423 t 445 128
1859 57.257 t 502 114
1860 86.316 t 500 172
1861 102.235 t 851 120
1862 115.008 t 824 139
1863 115.197 t 776 148
1864 132.840 t 895 148
1865 132.521 t 955 138
1866 108.577 t 893 121
1867 113.980 t 963 118
1868 115.572 t 805 143
1869 135.742 t 855 158
1870 143.046 t 821 174
1871 150.058 t 956 156
1872 215.899 t 1030 209
1873 258.831 t 1167 221
1874 261.295 t 1323 197
1875 283.933 t ? ?
1876 265.182 t 1346 197
1877 262.444 t 1445 181
1878 261.313 t ? ?
Total 3.623.265

Der Erste Weltkrieg und seine Folgen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

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Die Zeit zwischen den Weltkriegen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schächte, Fabriken und Zechenbahnen von l'Escarpelle nach 1924

Die Erschließung der Lagerstätten setzte sich bis in die 1920er Jahre fort, die Schächte der Gruben 8, 9 und 10 wurden zwischen 1906 und 1924 abgeteuft und Fabriken zur Verwertung der Kohle Ende des 19. Jahrhunderts gegründet. Von da an wurde das Netz der Zechenbahnen ausgebaut und Möglichkeiten geschaffen, die Kohleprodukte in Auby und Leforest zu verschiffen.

Zu dieser Zeit wird der Bau der Zechensioedlungen (fr. Corons) fortgesetzt und die ersten großen Wohnsiedlungen entstanden am Rande der Gruben 6, 1 und 3.

In dieser Zeit wurde der Abraum nicht auf Spitzkegelhalden (fr. terrils) deponiert, sondern wurden flache oder stumpfe Halden in sumpfigem Gelände errichtet. Sie wurden mit Loren beschickt und über Rampen aufgefahren.

Parallel zum Bergbau siedelten sich in der Stadt Auby eine Zinkraffinerie an, die Brennstoffe und Eisenbahntransportmittel benötigtete. [4]

Schacht 3 am Pont de la Deule um 1900

Die Zeit des Zweiten Weltkriegs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

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l'Escarpelle nach der Verstaatlichung und die Fusion mit Aniche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Folge der Verstaatlichung des französischen Steinkohlebergbaus wurden die Bergwerke l'Escarpelle, Aniche und Flines-les-Râches 1946 zum Verbundbergwerk Douai zusammengefasst. Erst danach kam es ab 1950 zu Teilstillegungen, Neuabteufen eines neuen Schachtes und umfangreichen Modernisierungen mit dem Ziel, die Förderung von Magerkohle, Fettkohle und Gasflammkohle zu separieren und zu konzentrieren[5].

Berechtsame und Lagerstätten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

É. Vuillemin beschrieb die Situation der Lagerstätten, wie sie sich 1880 darstellte, wie folgt: „In l'Escarpelle ist die Mächtigkeit des Deckgebirges, das im Becken von Pas-de-Calais über den flözführenden Schichten liegt, am größten. Seine Mächtigkeit variiert bei den Schächten 3, 4 und 5 in der Nähe von Douai zwischen 216 und 232 Metern. Bei den [nördlicher gelegenen] Schächten 1 und 2 beträgt sie nur 154 und 156 Meter. In den beiden letztgenannten Schächten wird [...] Esskohle, die [...] 14 bis 17 % flüchtige Bestandteile enthält, abgebaut; sie ist gut zum Heizen von Dampfkesseln [und damit zur Stromerzeugung] geeignet. Das Vorkommen umfasst vierzehn Schichten und ist recht unregelmäßig und wenig ergiebig. Die Schächte 3, 4 und 5, die sich im Süden befinden, bauen Flöze ab, die höher als die vorherigen liegen und deren Anteil an flüchtigen Bestandteilen in Richtung von Norden nach Süden von 18 auf 28 % ansteigt. [Bei Letzterer handelt sich um Fettkohle], [...] die kurzflammig und bituminös [ist] und [sich] sehr gut für die Verkokung und Glasherstellung eignet. Diese Flöze verlaufen von Ost nach West und bilden im Westen eine scharfe Biegung, die sie nach Süden und dann nach Osten führt, so dass der südliche Querschlag von Schacht 4 diese Flöze schneidet und sie auch vom nördlichen Querschlag derselben Sohle durchörtert werden. In westlicher Richtung muss es eine große Störung gegeben haben, die alle Schichten in der oben beschriebenen Weise verdrängt hat. In dem Teil des Reviers, der von den Schächten 4 und 5 abgebaut wird, weisen die Flöze jedoch eine sehr große Regelmäßigkeit auf, die eine wirtschaftliche Förderung begünstigt.“[6]

Schachtanlagen und Förderungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von seiner Gründung bis zur Verstaatlichung 1946 und der Fusion mit Aniche existierten folgende fördernden Schachtanlagen:

Tabelle 2: Fördernde Schachtanlagen des Bergwerks[7]
Name[8] Ort Schacht-nr Gründung Ende der Förderung Schließung max. Teufe gesamte Fördermenge in Mio. t
Eugène Soyez Roost-Warendin 1 1847 1922 1954 ? 3,2
Douay Leforet 2 1850 1946 1968 346 m 1,48
Flers 3 1855 1923 1972 545 m 4,3
Douai 4/4bis 1865 1918 1954 535 m 5,4
Douai 5 1875 1950 1970 ? 7,4
Leforest 6 1884 1936 1983 ? 4,5
Courcelles-lès-Lens 7/7bis 1858 1948 1966 635 m > 7
Auby 8 1906 1968 1968 457 m > 10
Roost-Warendin 9 1909 1990 1990 ? 18
Leforest 10 1923 1990 1968 414 m > 12
Schacht 7 um 1930

Weitere Industrieanlagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

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Verkehrsinfrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Schächte von l'Escarpelle liegen in Bezug auf die Absatzwege sehr günstig für ihrer Produkte und es gibt kein Steinkohlebergwerk, das weniger Ausgaben für den Anschluss an Eisenbahnlinien und Wasserstraßen hatte und weniger Kosten für den Absatz seiner Steinkohle zu tragen hatte. Alle ihre Schächte grenzen an der Nordbahnlinie Douai-Lille (fr: Compagnie des chemins de fer du Nord) und die Kanäle der Deûle und der Scarpe, mit denen sie durch einfache Nebengleise oder sehr kurze Abzweigungen verbunden sind. Um an die Compagnie du Nord einige Transportgebühren zu sparen und die Vermischung ihrer verschiedenen Kohlesorten zu erleichtern, hat das Bergwerk in Dorignies Verladekais sowie Kohle- und Holzlagern geschaffen, die angeblich mit ihren fünf Schächten in Verbindung stehen werden. Die Verschiffungen auf dem Wasserweg hatten laut einer Arbeit von Herrn Micha folgende Kapazitäten und Bedeutungen[9]

Tabelle 3: Kohletransport auf dem Wasserweg 1869-76[10]
Jahr Transport auf dem Wasserweg Anteil an der Gesamtförderung
1869 56.667 t 42 %
1870 36.744 t 25 %
1871 43.148 t 28 %
1872 50.553 t 23 %
1873 61.546 t 23 %
1874 66.371 t 25 %
1875 72.295 t 25 %
1876 65.167 t 24 %

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Pierre-Christian Guiollard: Les chevalements des houilleres françaises. Selbstverlag des Autors, Fichous 21957.
  • Jean-Marie Minot, Didier Vivien: Pays & paysages industriels – Les groupe d'exploitation de Douai, Les Editions de l'Escaut, o. O., 2021.
  • Émile Vuillemin: Le bassin houllier du Pas-de-Calais Tome I, Lille 1880 (Online).
  • Etude commandée par la Mission Bassin Minie (Hg.), Ensemble Paysager Minier Remarquable de Auby · Douai · Flers-en-Escrebieux · Râches · Roost-Warendin, o.O., September 2009. Veröffentlicht in: https://cdn.s-pass.org/SPASSDATA/attachments/2021_10/05/103991-auby-douai-flersenescreubieux-rche-roost-warendin-sans-enjeux.pdf (Zugriff am 20. April 2024)


Doppelbock von Escarpelle 9 nach Abriss aller übrigen Tagesanlagen

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Minot & Vivien, Kapitel 1.4, S. 69 ff)
  2. Über den Einbruch bei den Förderzahlen 1866 ist hier wie beim Bergwerk Ostricourt nichts bekannt
  3. Vuillemin, , S. 17
  4. Ensemble Paysager Minier Remarquable, S. 13, übersetzt mit DeepL und leicht verändert sowie gekürzt.
  5. Minot & Vivien, S. 263 und 265
  6. Vuillemin Tome I, S. 15f, übersetzt mit DeepL; überarbeitet und gekürzt durch den Verfasser dieser Zeilen.
  7. Die Zahlen und Daten sind dem Kapitel 3.3 (S. 201 ff) des Werkes von Minot & Vivien entnommen
  8. Bei der Fusion mit Aniche 1946 behielten die Schächte von l'Escarpelle ihre Nummern, die von Aniche ihre Namen.
  9. Vuillemin, S. 14, hier mit DeepL übersetzt und fast wörtlich zitiert
  10. a.a.O., S. 14

Kategorie:Unternehmen (Frankreich)