Benutzer:MVmath20/Zwillingsart (Vögel)

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Zwillingsarten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwillingsarten (englisch Sibling species) sind eng verwandte und morphologisch äußerlich sehr ähnliche Schwesterarten, die oftmals das gleiche Gebiet besiedeln (Sympatrie), aber reproduktiv voneinander isoliert sind. Das heißt, zwischen den Individuen dieser Arten werden keine beziehungsweise keine fertilen Nachkommen gezeugt.[1] [2]

Die Entstehung solcher Zwillingsarten wird auf sympatrische Evolutionsmechanismen zurückgeführt, beispielsweise durch Trennung einer Grundstammart in zwei Hauptpopulationen durch die Eiszeiten. Auch wenn daher ökologische Nischen zweier Arten zunächst identisch erscheinen, so dass sie teilweise sogar für eine einzige Art gehalten werden, existieren immer, wenn auch noch so kleine Unterschiede in der Einnischung jeder einzelnen Art, so dass eine bestimmte ökologische Nische stets spezifisch nur für eine einzige Art gilt.[3]

Sprosser und Nachtigall[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verbreitungsgebiet von Nachtigall und Sprossser

Sprosser (Luscinia luscinia) Nachtigall (Luscinia megarhynchos) sind Singvögel aus der Familie der Fliegenschnäpper. Beide Arten sind sich von ihrem Erscheinungsbild sehr ähnlich. Das Verbreitungsgebiet des Sprosser grenzt an das der Nachtigall. In Europa ersetzt der Sprosser die Nachtigall im Norden und Osten, wobei die Verbreitungsgrenze diagonal durch Mitteleuropa verläuft.

Die Nachtigall besiedelt in den Sommermonaten Süd-und Mitteleuropa bis nach Mittelasien hin. Der Sprosser schließt sich im Nordosten Europas bis nach Westsibirien hin an. Quer durch Nordostdeutschland verläuft an der Nahtstelle beider Areale eine mehr oder weniger breite Zone des gemeinsamen Vorkommens.[4] In Nord- und Ostdeutschland gibt es einen schmalen Überschneidungsbereich, in dem beide Arten vorkommen und sich auch gemeinsam fortpflanzen. Es sind jedoch nur die männlichen Nachkommen solcher Verbindungen fortpflanzungsfähig. Sprosser und Nachtigall sind Langstreckenzieher, die im südlichen Teil Afrikas überwintern.[5] Die Hybridisierung von Nachtigall und Sprosser wurde in einer langjährigen Beringungsstudie, die Raum Frankfurt (Oder) durchgeführt wurde, näher untersucht.[4]

Auch der Gesang von Nachtigall und Sprosser ähneln sich. Der Gesang des Sprosser klingt etwas härter und seine Strophen sind etwas länger. Es enthält keine Reihe von ansteigenden Pfiffen im Gesang. Ihm fehlt das Crescendo der der Nachtigall.[6] Im Überschneidungsgebiet der beiden Arten können jedoch auch sogenannte Mischsänger vorkommen.[7]

Zilpzalp und Fitis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sommergoldhähnchen und Wintergoldhähnchen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

SOMMERGOLDHÄHNCHEN Regulus ignicapillus

Weidenmeise und Sumpfmeise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gartenbaumläufer und Waldbaumläufer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sonderfall Rabenkrähe und Nebelkrähe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei Rabenkrähe (Corvus corone corone) und Nebelkrähe (Corvus corone cornix) sind die genetischen Gemeinsamkeiten dagegen noch so groß, dass sie keine eigenständige Arten darstellen, die nicht zwar mehr eine regelmäßige gemeinsame Fortpflanzungsgemeinschaft bilden, jedoch nur noch sehr selten Paarungen bilden. Immer wieder kommen Bastadierungen vor, die aber schon in der zweiten Generation nicht mehr kenntlich sind. Die Nebelkrähe brütet in Deutschland vor allem in den östlichen Bundesländern und in Schleswig-Holstein. Ihre Verbreitungsgrenze verläuft ungefähr entlang der Elbe, in einer Überschneidungszone treten vereinzelt auch Hybride aus beiden Arten auf. Im Winter kommen Nebelkrähen als Zugvögel aus Osteuropa in geringer Zahl auch im Westen vor.Die Verbreitung der Rabenkrähe ist Westeuropa bis an die Elbe, die der Nebelkrähe Osteuropa östlich der Elbe und Skandinavien.[3][8]

Außereuropäische Zwillingsarten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rotbrustfalke (Falco deiroleucus) und Fledermausfalke (Falco rufigularis) sind Mitglieder der artenreichen Gattung Falco innerhalb der Familie der Falkenartigen (Falconidae). Der Rotbrustfalke und der Fledermausfalke sind Bewohner tropischer und subtropischer Wälder in Mittel- und Südamerika. Moderne molekulargenetische Untersuchungen scheinen zu bestätigen, dass es sich bei Rotbrust- und Fledermausfalke um Zwillingsarten handelt. Gemeinsam bilden sie die Schwestergruppe zu einer in der Alten Welt und Australien verbreiteten Klade aus insgesamt sechs Falco-Arten, zu denen unter anderem der auch in Europa verbreitete Baumfalke (F. subbuteo) gehört.[9]

Weitere Bespiele für Zwillingsarten sind der Habichtsadler (Aquila fasciata) und der Afrikanische Habichtsadler (Aquila spilogaster). Der Habichtsadler bewohnt trockene, felsige Regionen in Südeuropa, Nordafrika und im Süden Asiens. Das Verbreitungsgebiet des Afrikanischen Habichtsadlers sind trockene, felsige Regionen Afrikas südlich der Sahara. Er wurde früher meist als Unterart des Habichtsadlers angesehen. Ferguson-Lees & Christie trennen beide Formen als eigene Arten und betrachten diese als Superspezies. Die molekulargenetischen Untersuchungen von Lerner & Mindell unterstützen den Artstatus beider Formen, die genetischen Distanzen zwischen A. fasciatus und A. spilogaster waren sogar etwas größer als die zwischen anderen Zwillingsarten unter den Greifvögeln wie zwischen Schrei- und Schelladler.[10]





AVIFAUNA.rtf (ornithologie-goettingen.de) mehrere Zwillingsarten


AVK-Nachrichten_43_1994_0003-0006.pdf (zobodat.at) garten und WAldbauml


Dissertation

jkj


Vogelkdl-Hefte-Edertal_4_0009-0036.pdf (zobodat.at) Lautäußerungen

Vogelwarte_27_1974_0233-0243.pdf (zobodat.at) Winter- und Sommerg


Nachweis einer Mischbrut von Gartenbaumläufer Certhia brachydactyla und Waldbaumläufer C. familiaris Thorsten Krüger & Tobias Chrost

Krüger, T. & T. Chrost 2014: Record of a mixed brood of Short-toed Treecreeper Certhia brachydactyla and Eurasian Treecreeper C. familiaris . Vogelwelt 135: 35–43.

  1. Ernst Mayr: Das ist Evolution. Taschenbuchausg., 1. Auflage. München 2005, ISBN 978-3-442-15349-7.
  2. Zwillingsarten. Abgerufen am 9. Mai 2022.
  3. a b Thomas Lingen: Entwicklung einer ökologisch, nachhaltig orientierten Ausstellung zum Sympathieträger Vogel (Dissertation). Hrsg.: Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Bonn 2005.
  4. a b Joachim Becker: Nachtigallen Luscinia megarhynchos, Sprosser L. luscinia und ihre Hybriden im Raum Frankfurt (Oder) – weitere Ergebnisse einer langjährigen Beringungsstudie. Hrsg.: Ringfundmitteilung der Beringungszentrale Hiddensee. Nr. 23, 2006.
  5. Sprosser – biologie-seite.de. Abgerufen am 9. Mai 2022.
  6. Günter Tembrock, Michael Schubert: Stimmen der Vögel Mitteleuropas. Band 3: Vögel in Haus, Hof und Garten, OCLC 724307839.
  7. Vogelporträt: Sprosser. NABU, abgerufen am 9. Mai 2022.
  8. Wintervögel bestimmen: Rabenvögel im Vergleich - NABU. Abgerufen am 9. Mai 2022.
  9. Jérôme Fuchs, Jeff A. Johnson, David P. Mindell: Rapid diversification of falcons (Aves: Falconidae) due to expansion of open habitats in the Late Miocene. In: Molecular Phylogenetics and Evolution. Band 82, 1. Januar 2015, ISSN 1055-7903, S. 166–182, doi:10.1016/j.ympev.2014.08.010 (sciencedirect.com [abgerufen am 9. Mai 2022]).
  10. H. R. L. Lerner, D. P. Mindell: Phylogeny of eagles, Old World vultures and other Accipitridae based on nuclear and mitochondrial DNA. Nr. 37. Molecular Phylogenetics and Evolution, 2005, S. 327–346.