Benutzer:MYR67/Artikelwerkstatt Christian Spieler

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Christian Spieler (geb. 3. Juli 1902 in Berlin, gest. 8. August 1973 in Elmshorn)[1] war ein deutscher Jurist. Er war von Juli 1933 bis Dezember 1934 Kommandant des „Gemeinschaftslagers Hanns Kerrl” für Rechtsreferendare in Jüterbog und ab Juli 1940 Referent im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda.

Spieler absolvierte in den Jahren 1921 bis 1923 eine Banklehre in Kiel.[2]. Danach studierte er Rechtswissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel[3].

Von 1921 bis 1924 war Spieler Mitglied der Marine-Brigade Ehrhardt, eines rechtsradikalen Freikorps. Er gehörte auch dem im Mai 1923 gegründeten und im April 1928 aufgelösten antidemokratischen Bund Wiking an.

Im Jahr 1926 bestand Spieler sein erstes juristisches Staatsexamen in Kiel mit der Note „Ausreichend“.[4]

Spieler heiratete im Jahr 1930 und wurde in den folgenden Jahren Vater von vier Kindern.[5]

Im Oktober 1930 trat Spieler in die SA ein.[6] Spieler trug Ende Juni 1933 die Uniform eines Sturmbannführers.[7] Spieler wurde im Sommer 1933 zum Obersturmbannführer der SA ernannt.[8] Im Juli 1933 wurde Spieler zum SA-Standartenführer befördert.[9] Spieler war Rechtsreferent der SA-Standarte „Feldherrnhalle“.[10] Als Gruppenrechtsberater unterstand der Rechtsanwalt Christian Spieler aus Wesselbüren dem obersten Rechtsberater und Gruppenführer Walter Luetgebrune.[11]

Im November 1930 wurde Spieler Mitglied der NSDAP. Er wurde Ortsgruppenleiter der NSDAP in Rendsburg bei Kiel.[12]

Spieler war als Rechtsanwalt in Elmshorn tätig.[13]. Im Jahr 1932 verteidigte Spieler gemeinsam mit dem damaligen Rechtsanwalt Roland Freisler, dem späteren Präsidenten des Volksgerichtshofes, im Altonaer Sprengstoffprozess die rechtsradikalen Angeklagten.[14] Im selben Jahr nahm Spieler SS-Männer in seinem Wagen mit, um so ihre Festnahme durch die Polizei zu verhindern. Mehrfach schmuggelte er Angeklagte, die er als Strafverteidiger anwaltlich vertrat, aus Gerichtssälen heraus. Ebenfalls im Jahr 1932 schoss Spieler einem Angehörigen des republikanischen Reichsbanners in den Oberschenkel, was ihm ein Verfahren wegen versuchten Totschlags eintrug.[15]

Am 20. März 1933 berief Anton Wallroth, der Regierungspräsident in Schleswig, Christian Spieler zum kommissarischen Bürgermeister von Elmshorn. Als das Magistratsmitglied Heinrich Lempfert (SPD) Spieler Korruption zugunsten seines Schwagers, eines Elmshorner Buchhändlers, vorhielt, schloss Spieler im April 1933 Lempfert kurzerhand von den Magistratssitzungen aus.[16] Bei den Kommunalwahlen in Elmshorn am 12. März 1933 wurde der KPD-Reichstagsabgeordnete Reinhold Jürgensen in die Elms­hor­ner Stadt­ver­ord­ne­tenversammlung gewählt. An deren konstituierender Sitzung am 31. März 1933 konnte Jürgensen jedoch schon nicht mehr teilnehmen, da er auf Veranlassung des kommissarischen Bürgermeisters Spieler verhaftet und im KZ Fuhlsbüttel interniert worden war.[17] Spieler war nur von Ende März bis Ende Juni 1933 Bürgermeister in Elmshorn.

Bereits am 30. Juni 1933 wurde Spieler auf Betreiben des preußischen Justizministers Hanns Kerrl zum Oberstaatsanwalt im niederschlesischen Schweidnitz ernannt.[18] Damit bekam Spieler eine Stelle, die deren bisheriger Inhaber durch das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ verloren hatte. Kerrl war offensichtlich durch seinen Staatssekretär Freisler auf Spieler aufmerksam geworden, der im Herbst 1932 zusammen mit Spieler die Angeklagten im Altonaer Sprengstoffprozess verteidigt hatte.[19]

Spieler trat sein Staatsanwaltsamt in Schweidnitz nie an,[20] sondern wurde in den Justizdienst übernommen und im Juli 1933 als Beamter in das Preußische Justizministerium berufen.[21]. Kerrl berief Christian Spieler im Juli 1933 zum Lagerkommandanten des „Gemeinschaftslagers” für Rechtsreferendare in Jüterbog.

Spieler war jedoch nur von Juli 1933 bis Dezember 1934 Lagerkommandanten des Jüterboger „Gemeinschaftslagers” für Rechtsreferendare. Im Januar 1935 wurde Spieler durch den zum Architekten ausgebildeten Karl Hildebrandt abgelöst. Dieser blieb bis zur Schließung des Referendarlagers im Herbst 1939 im Amt.[22]

Parteiausschluss- und Disziplinarverfahren, Rehabilitierung

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Als Lagerkommandanten des „Gemeinschaftslagers” für Rechtsreferendare in Jüterbog wurde Spieler abgesetzt, weil er dort mehrfach unter Alkoholeinfluss heftig randaliert hatte. Am 25. Februar 1935 leitete die NSDAP gegen Spieler ein Disziplinarverfahren ein.[23]

Per einstweiliger Verfügung des Stellvertreters des Führers vom 5. Februar 1935 wurde Spieler wegen parteischädigenden Verhaltens aus der NSDAP ausgeschlossen. Darüber hinaus leitete auch die Justizverwaltung ein Disziplinarverfahren gegen den Oberstaatsanwalt Spieler ein.

Im Januar 1935 wurde Spieler an die Staatsanwaltschaft beim Kammergericht Berlin versetzt. Ab Februar 1936 war er beim Amtsgericht Berlin tätig.[24].

Im Laufe des Jahres 1936 wurde Spieler allmählich rehabilitiert.[25] Das oberste Parteigericht der NSDAP wandelte seinen vorläufigen Parteiausschluss in eine Verwarnung um.[26] Ende 1936 galt Spielers Rehabilitation als abgeschlossen.

Ab Januar 1938 arbeitete Spieler bei der Staatsanwaltschaft am Landgericht Berlin.[27]

Der Berufsweg Spielers lässt sich heute nicht mehr vollständig rekonstruieren. Seine Tätigkeiten beim Kammergericht sowie als Vernehmungsrichter für das Berliner Polizeipräsidium stellten ihn offenbar nicht zufrieden.[28]

Wechsel vom Justiz- ins Propagandaministerium

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Ab Juli 1939 war Spieler im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda tätig. Nur wenige Wochen später, im August 1939, (also kurz vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939), wurde Spieler als Oberleutnant der Reserve zum Regiment „General Göring“ einberufen.[29]. Ein knappes Jahr später, im Juli 1940, kehrte er ins Propagandaministerium zurück. Dort wurde er zum Ministerialrat ernannt und schied damit aus dem Reichsjustizdienst aus.[30]

Kriegsdienst und Kriegsgefangenschaft

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Von 1941 bis Mitte Mai 1943 leistete Spieler Kriegsdienst, unter anderem in Afrika, zuletzt als Hauptmann der Luftwaffe. Mitte Mai 1943 wurde er in Afrika gefangengenommen und in ein Gefangenenlager in Texas/USA gebracht. Der Zeitpunkt seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft ist unbekannt.

Spielers letzte bekannte Adresse befand sich in Elmshorn-Pinneberg, wo er 1950 lebte.[31] Über die letzten dreißig Jahre seines Lebens ist so gut wie nichts bekannt. Spieler ist am 8. August 1973, im Alter von 71 Jahren, in Elmshorn verstorben.[32]

  • Im Jahr 1933 war Christian Spieler Sturmbannführer der SS.[33] [ACHTUNG, dies ist mglw. eine Verwechslung – Spieler war bei der SA, wohl nicht bei der SS.]
  • Mitte 1933 wurde Spieler zum SA-Standartenführer [= Oberst] befördert.[34]
  • Mitte Juli 1933 erhielt Spieler seine Zulassung als Rechtsanwalt[35] [ACHTUNG, Spieler dürfte vor 1933 als Rechtsanwalt zugelassen worden sein, sonst kann er kaum 1932 die Altonaer Bombenleger verteidigt haben! Außerdem hatte er sein erstes Staatsexamen bereits 1926 bestanden; sein zweites Staatsexamen dürfte er vermutlich ca. 1928 oder 1929 abgelegt haben.]
  • Schon im Januar 1935 war der von Hanns Kerrl zum Lagerkommandanten ernannte Spieler wegen mehrmaligen Randalierens in Trunkenheit - er wurde deshalb aus der Partei geworfen und später in einem Disziplinarverfahren der Justizverwaltung verurteilt27 - durch Arbeitsführer Hildebrandt ersetzt worden.

27 Vgl. Einstweilige Verf. des St.d.F. (gez. Heß) v. 5.2.35 (Akten der Pers. Adjutantur des Führers, BA, Sign. NS 10/184) sowie Ber. des GStA beim KG an das RJM v. 3.10.35 (Diensttageb. des RJM, Eintr. v. 7.10.35, Bd. 5, BA, Sign. R 22/1088) [36]

Zettelkasten zu Spielers Parteiausschlussverfahren

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  • Schon im Januar 1935 war der von Kerrl zum Lagerkommandanten ernannte Spieler wegen mehrmaligen Randalierens in Trunkenheit - er wurde deshalb aus der Partei geworfen und später in einem Disziplinarverfahren der Justizverwaltung verurteilt27 - durch Arbeitsführer Hildebrandt ersetzt worden.[37]
  • 28. Februar 1935: [...] 4. GenStA. b. KG. 25.2. Gegen OStA. Spieler ist Disziplinarverfahren eingeleitet worden.[38]
  • 17. April 1936: [...] 6. Oberstes Parteigericht übersendet Urteil gegen OStA. Spieler v. 20.3.[1936] Danach wird unter Abänderung der einstweiligen Verfügung des Stellv. des Führers vom 5.2. beantragt, dem Angeschuldigten wegen Verstoßes gegen § 4 Abs. 2 c und b der Satzung eine Verwarnung zu erteilen. In den Strafzumessungsgründen führt das Gericht aus, daß die Verfehlungen zwar schwerwiegender Natur seien, aber nicht auf einer Minderwertigkeit des Charakters beruhten. Der Angeschuldigte sei für das ihm anvertraute Amt zu jung und unerfahren gewesen, um sich in vollem Umfang der Tragweite seines schädigenden Verhaltens bewußt sein zu können. [...] 26. Mai 1936: 1. Reichsmin. Kerrl 15.5. verwendet sich für eine Rehabilitierung des früheren OStA Christian Spieler. Oberstes Parteigericht habe einstweiligen Ausschluß aus der Partei aufgehoben und sich mit Verwarnung begnügt. Das stelle völlige Rehabilitierung des Spieler dar. Kerrl regt Aufhebung der Dienststrafe an, zumal im Hinblick auf Amnestie vom 23.4. (Verdienste in der Kampfzeit, Lage der Familie). Ferner bittet Kerrl, Spieler eine seinen Leistungen entsprechende Beschäftigung im Justizdienst wiederzugeben.[39]
  • Beispielsweise schildert Gruchmann, Justiz, S. 304, das Parteigerichtsverfahren gegen den ersten Lagerkommandanten Christian Spieler nur unvollständig, indem er nicht erwähnt, dass die Verurteilung später aufgehoben wurde, der Ausschluss rückgängig gemacht und er zum Ministerialrat in das Propagandaministerium berufen wurde; vgl. BA R 22/76894, 76895 und BA ZB II 5710 A. 10.[40]

Zettelkasten zu Spielers SA-Karriere

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  • Im Oktober 1930 trat Spieler in die SA ein.[41]
  • Mitte 1933 wurde Spieler zum SA-Standartenführer [= Oberst] befördert.[42] Mit Spielers Ernennung zum Lagerleiter in Jüterbog [im Juli 1933] war seine Beförderung zum Standartenführer der SA [= Oberst] verbunden, die ebenfalls auf Kerrls Anregung erfolgte.[43]
  • Spieler erschien Ende Juni 1933 zu einem Gespräch mit Kerrl und Freisler in Westerland auf Sylt in der Uniform eines Sturmbannführers[44]
  • Spieler wurde schon im Sommer 1933 zum Obersturmbannführer der SA ernannt.[45]
  • Folker Schmerbach, „Das »Gemeinschaftslager Hanns Kerrl« für Referendare in Jüterbog 1933-1939“, Mohr Siebeck, 2008
  • Frank Engehausen (Projektleiter), Projekt „Beamte nationalsozialistischer Reichsministerien” (Propaganda – Luftfahrt – Erziehung – Ostgebiete), Rekrutierung, Karrieren, Nachkriegswege, Historisches Seminar der Universität Heidelberg, ISSN: 2569-6440, https://ns-reichsministerien.de/2020/05/14/christian-spieler/

NS-Reichsministerien

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Christian Spieler Referent im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, (RMVP)

Lebenslauf 3. Juli 1902 Geburt in Berlin Studium der Rechtswissenschaften Angehöriger der Organisation Wiking 1921 – 1924 Mitglied der Brigade Erhardt Okt. 1930 Eintritt in die SA Nov. 1930 Eintritt in die NSDAP NSDAP-Ortsgruppenleiter in Rendsburg bei Kiel Rechtsanwalt in Elmshorn März 1933 komissarischer Bürgermeister von Elmshorn Juni 1933 Ernennung zum Oberstaatsanwalt in Schweidnitz

Aufbau des „Gemeinschaftslagers Hanns Kerrl” für Referendare in Jüterbog Juli 1933 – Dez. 1934 Lagerkommandant des „Gemeinschaftslagers Hanns Kerrl” für Referendare in Jüterbog Tätigkeit beim Kammergericht und als Vernehmungsrichter beim Polizeipräsidium Berlin

Rechtsreferent der SA-Standarte „Feldherrnhalle“ Juli 1939 Berufung ins Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda (RMVP), Referent in Goebbels’ Ministerbüro Aug. 1939 Einberufung zum Regiment General Göring als Oberleutnant der Reserve Juli 1940 Rückkehr ins RMVP, Ernennung zum Ministerialrat 1942 Kriegsdienst bei der Wehrmacht, u.a. in Afrika Mai 1943 amerikanische Kriegsgefangenschaft um 1950 wohnhaft in Elmshorn-Pinneberg

Quellen:

  • BArch Berlin-Lichterfelde, R 55/22799; R 3001/76894, 76895; R 3001/84324; R 9361-I/3460; R 9361-II/957747; R 9361-V/10550; R 9361-III/569533; R 43/4543.
  • BArch Freiburg: PERS 6/217196.

Literatur

  • Boelcke, Willi A.: Kriegspropaganda 1939-1941. Geheime Ministerkonferenzen im Reichspropagandaministerium, Stuttgart 1966, S. 52.
  • Schmerbach, Folker: Das „Gemeinschaftslager Hanns Kerrl“ für Referendare in Jüterbog 1933-1939, Tübingen 2008, S. 65f., 76f., 263f.
  • Verein zur Förderung des Stadtarchivs Elmshorn, Bürgermeister/innen der Stadt Elmshorn seit 1870.

Quelle: Frank Engehausen (Projektleiter), Projekt „Beamte nationalsozialistischer Reichsministerien” (Propaganda – Luftfahrt – Erziehung – Ostgebiete), Rekrutierung, Karrieren, Nachkriegswege, Historisches Seminar der Universität Heidelberg, ISSN: 2569-6440, https://ns-reichsministerien.de/2020/05/14/christian-spieler/

Stadtarchiv Elmshorn

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1933 Christian Spieler

In Elmshorn war die Neubesetzung des Bürgermeisterpostens unproblematisch für die neuen Machthaber, da die Stelle vakant war. Am 20. März 1933 berief der Regierungspräsident in Schleswig den dreißigjährigen Juristen und Sturmbannführer der SS, Christian Spieler aus Wesselburen, zum kommissarischen Bürgermeister von Elmshorn. Spieler, der Schwager eines Elmshorner Buchhändlers, hatte schon in den politischen Auseinandersetzungen vor 1933 mehrfach Wirbel hervorgerufen und sich auch als Verteidiger seiner Gesinnungsgenossen vor Gericht auffallend betätigt. Er zeigte unverfroren seine Macht. Als ihm vom Magistratsmitglied Lempfert (SPD) Korruption zugunsten seines Schwagers vorgehalten wurde, schloss er Lempfert kurzerhand von den Magistratssitzungen schon im April 1933 aus. Dennoch bleib Spieler nicht lange in Elmshorn. Bereits im Juli 1933 wurde er als Oberststaatsanwalt in Preußische Justizministerium berufen.

Quelle: Verein zur Förderung des Stadtarchivs Elmshorn, Bürgermeister/innen der Stadt Elmshorn seit 1870, 1933 Christian Spieler, https://www.stadtarchiv-elmshorn.de/buergermeister-in/

Uni Kiel, Personal- und Vorlesungsverzeichnis 1925

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Akademischer Ausschuß für Leibesübungen. [...] stud. jur. Christian Spieler, Bleßmanndamm 6-8 [...]

Quelle: Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Personal-Verzeichnis für das Wintersemester 1924/25, Stand vom 1. Februar 1925) und Vorlesungsverzeichnis für das Sommersemester 1925 (Beginn der Vorlesungen am 1. Mai 1925), Kiel, 1925, gedruckt bei Schmidt & Klaunig, S. 13, http://www.uni-kiel.de/journals/servlets/MCRFileNodeServlet/jportal_derivate_00000731/SS1925.pdf

Hedeloff, „Luetgebrune: Staranwalt der Rechtsextremisten“

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S. 409, Fußnote 219:

219 Als Oberster Rechtsberater und Gruppenführer war Luetgebrune Hitler und Röhm verantwortlich und beanspruchte ein Büro im Braunen Haus. Die folgenden Gruppenrechtsberater waren ihm verantwortlich: sein Stellvertreter RA Franz Mayr (München), RA Dr. Sanden (Königsberg), RegRat a.D. Grimm (Frankfurt/Oder), Dr. jur. Lambert (Oldenburg), Wilhelm Haegert (Berlin), RA Christian Spieler (Wesselbüren), Dr. jur. Richard Albrecht (Hannover), RA Derichsweiler (Essen), RA Dr. Siegfried Meyer (Bielefeld), Dr. Julius Ruttkowsky (Koblenz), RA Dr. Pfannenschwarz (Ulm), RA Dr. Philipp Hofmann (München), RA Ferdinand Zilcher (Nürnberg), LGRat Dr. Weber (Weimar), Dr. jur. Nicolai (Dessau), RA Dr. Adolf Schmidt (Dresden), RA Helmut Rebitzki (Breslau), Dr. Georg Ettenhausen (Wien). Folgende SS-Gruppenrechtsberater waren ihm verantwortlich: Dr. Fritz Greineder (Reichsführer SS), RA Dr. Erich Willer (Danzig), Dr. Lorenz Hollfelder (Gruppe Süd), Dr. Ernst Kaltenbrunner (Linz). Vgl. Der Oberste SA-Führer: Richtlinien für den Rechtsschutz innerhalb der SA und SS, 7.10.1932, BA NS 26/307.

Zu Walter Luetgebrune: https://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Luetgebrune

Quelle: Rudolf Hedeloff, „Staranwalt der Rechtsextremisten. Walter Luetgebrune in der Weimarer Republik“, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Jahrgang 32 (1984), Heft 3, https://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1984_3_2_heydeloff.pdf

Internationaler Gerichtshof Nürnberg, 3758-PS, Exhibit Number GB-516

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H3445-0027 Page 27

9. November 1934:

3. Spieler. 8.11.34. Fertigstellung der Führerwohnungen im Gemeinschaftslager nicht vor Juni bis Juli 1935; es sei denn, daß Mittel für das Durchheizen für die Monate 1934 bis März 1935 zur Verfügung gestellt werden. Er sei bei der Durchrechnung zu dem Ergebnis gekommen, daß der Staat durch Gewährung der Mittel (2800 RM) keinen Schaden erleide. Bittet um Gewährung der Mittel.

H3445-0129 Page 129

28. Februar 1935: [...] 4. GenStA. b. KG. 25.2. Gegen OStA. Spieler ist Disziplinarverfahren eingeleitet worden.

17. April 1936 [...]

6. Oberstes Parteigericht übersendet Urteil gegen OStA. Spieler v. 20.3. Danach wird unter Abänderung der einstweiligen Verfügung des Stellv. des Führers vom 5.2. beantragt, dem Angeschuldigten wegen Verstoßes gegen § 4 Abs. 2 c und b der Satzung eine Verwarnung zu erteilen. In den Strafzumessungsgründen führt das Gericht aus, daß die Verfehlungen zwar schwerwiegender Natur seien, aber nicht auf einer Minderwertigkeit des Charakters beruhten. Der Angeschuldigte sei für das ihm anvertraute Amt zu jung und unerfahren gewesen, um sich in vollem Umfang der Tragweite seines schädigenden Verhaltens bewußt sein zu können.

26. Mai 1936

1. Reichsmin. Kerrl 15.5. verwendet sich für eine Rehabilitierung des früheren OStA Christian Spieler. Oberstes Parteigericht habe einstweiligen Ausschluß aus der Partei aufgehoben und sich mit Verwarnung begnügt. Das stelle völlige Rehabilitierung des Spieler dar. Kerrl regt Aufhebung der Dienststrafe an, zumal im Hinblick auf Amnestie vom 23.4. (Verdienste in der Kampfzeit, Lage der Familie). Ferner bittet Kerrl, Spieler eine seinen Leistungen entsprechende Beschäftigung im Justizdienst wiederzugeben.

Quelle: 3758-PS, Exhibit Number GB-516, Hermann Goering, IMT Nuremberg Archives H-4037 International Court of Justice, 298 Seiten, https://stacks.stanford.edu/file/yv618zn9889/yv618zn9889.pdf

Spurensuche Kreis Pinneberg, Stolpersteine in Elmshorn

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F. Reinhold Jürgensen – KPD-Reichstagsabgeordneter – erschlagen von der SS

[...]

Den Reichstagsbrand am 27. Februar 1933 schoben die Nazis den Kommunisten in die Schuhe. Danach wurden Versammlungen und Publikationen der KPD verboten. Dennoch trat die KPD noch einmal zur Reichstagswahl am 5. März an. Durch die politischen Umstände erhielt sie diesmal weniger Mandate. Auch Jürgensen schaffte den Einzug ins Parlament nicht mehr. Am 8. März wurden den KPD-Abgeordnete die Mandate per Notverordnung aberkannt. Bei den Kommunalwahlen am 12. März 1933 wurde Jürgensen abermals ins Kollegium gewählt. An der konstituierenden Sitzung am 31. März 1933 konnte er schon nicht mehr teilnehmen: Er war auf Veranlassung des kommissarischen Bürgermeisters Christian Spieler verhaftet und ins KZ Fuhlsbüttel gebracht worden.

[...]

Spurensuche Kreis Pinneberg, Gegen Das Vergessen – Stolpersteine in Elmshorn (Teil 1), https://www.spurensuche-kreis-pinneberg.de/route/gegen-das-vergessen-stolpersteine-in-elmshorn-teil-1/

Kirschninck, Geschichte der Hitler-Jugend in Elmshorn

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S. 205: 8. August 1973 verstorben in Elmshorn

S. 204: März war der Jurist und SS-Sturmbannführer Christian Spieler aus Wesselburen vom Regierungspräsidenten in Schleswig als kommissarischer Bürgermeister in Elmshorn eingesetzt worden. Schon ein Vierteljahr, am 29. Juni 1933, später wechselte er in das preußische Justizministerium und verließ Elmshorn.

Harald Kirschninck, „Die Fahne ist mehr als der Tod: Die Geschichte der Hitler-Jugend in Elmshorn“, 2023, S. 204/ 205, https://books.google.de/books?id=v-G0EAAAQBAJ&pg=PA204&lpg=PA204

Folker Schmerbach, Das „Gemeinschaftslager Hanns Kerrl“ für Referendare in Jüterbog 1933-1939

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S. 10 Fußnote 34: Beispielsweise schildert Gruchmann, Justiz, S. 304, das Parteigerichtsverfahren gegen den ersten Lagerkommandanten Christian Spieler nur unvollständig, indem er nicht erwähnt, dass die Verurteilung später aufgehoben wurde, der Ausschluss rückgängig gemacht und er zum Ministerialrat in das Propagandaministerium berufen wurde; vgl. BA R 22/76894, 76895 und BA ZB II 5710 A. 10.

S. 65/ 66

S. 65: Der von Kerrl mit dem Aufbau des Referendarlagers betraute Christian Spieler blickte auf eine ähnliche Vergangenheit zurück. 1932 hatte er in seinem Wagen SS-Männer transportiert, um sie der Verhaftung zu entziehen und mehrfach Angeklagte aus Gerichtssälen herausgeschmuggelt, wenn sich ihm als Verteidiger dazu Gelegenheit bot.273 Im selben Jahr fügte er einem Angehörigen des Reichsbanners bei einer Schlägerei einen Oberschenkelschuss zu, was ein Verfahren wegen versuchten Totschlags nach sich zog.274 Ihn rief Kerrl Ende Juni 1933 zu einer Besprechung nach Westerland auf der Insel Sylt, an der auch Roland Freisler teilnahm. An den Verlauf der Besprechung erinnerte sich Spieler folgendermaßen: „Als schließlich der Staatssekretär Freisler im Laufe der Unterhaltung an mich die Frage richtete, ob ich geneigt wäre, wieder in den Justizdienst zurückzukehren, lehnte ich dieses ihm gegenüber zunächst ab. Dann fragte mich der Reichsminister Kerrl, ob ich geneigt wäre, ein Referendarlager, das er zu errichten beabsichtige, aufzuziehen und zu leiten. Fast wörtlich meinte

S. 66: er zu mir, — ich hebe hervor, daß ich in Uniform eines Sturmbannführers erschienen war — ich sei der erste Jurist, den er kennenlerne, der aktiver SA-Mann und SA-Führer sei. Daher würde er mich mit der Aufgabe des Aufbaues des Referendargemeinschaftslagers betrauen. Als ich hierzu mein Einverständnis ausdrückte, sagte entweder Reichsminister Kerrl oder Staatssekretär Freisler zu mir, daß ich dann zum Oberstaatsanwalt ernannt werden würde.“275 Die Wahl fiel offensichtlich deshalb auf Spieler, weil er als akademisch gebildeter höherer SA-Führer — der Rang eines Sturmbannführers entsprach dem eines Majors — eine Ausnahme bildete. Die Beteiligten waren sich offenbar sicher, dass Spieler im Lager gewiss keine intellektuelle Schulung durchführen werde. Sie behielten recht: Nur ein Jahr später bescheinigte der stellvertretende Lagerkommandant seinem Vorgesetzten in einer Befragung, an sachlicher Arbeit und geistiger Betätigung „in irgend einer Weise überhaupt kein Interesse“ zu haben.276 Zudem hatte Spieler 1932 die Bekanntschaft Freislers gemacht, mit dem gemeinsam er im Altonaer Sprengstoffprozess bombenlegende Attentäter verteidigt hatte,277 wie auch eine Fotografie aus demselben Jahr belegt, die beide zusammen in Gesellschaft straffälliger Mandanten zeigt.278 Spielers höchst bewegte Vergangenheit ließ ihn in den Augen Kerrls und Freislers vielmehr als geeigneten Mann für den Aufbau des Jüterboger Lagers erscheinen, wenn er auch erst kurz vor seinem 31. Geburtstag stand, als Kerrl ihm dieses Angebot machte. Die Zugehörigkeit zur Organisation Wiking während der Weimarer Republik und zur Brigade Ehrhardt von 1921 bis 1924, der Eintritt in SA und NSDAP im Herbst 1930 sowie die Stellung als Ortsgruppenleiter der NSDAP in Rendsburg bei Kiel hatten mehr Gewicht.

Spieler sagte zu, und nur wenige Tage später — am 30.6.1933 — wurde er als Beamter in den Justizdienst übernommen und zum Oberstaatsanwalt in Schweidnitz279 ernannt. Damit bekam Spieler die Stelle, die sein Vorgänger durch das so genannte „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ verloren hatte. Tatsächlich trat Spieler diesen Posten nie an, denn Kerrl ging es lediglich darum, „dass der Beamte ein der Art und Bedeutung der ihm übertragenen Tätigkeit entsprechendes Staatsamt bekleidet“ ...

Schmerbach, S. 67: ... Mit der Ernennung zum Lagerleiter war zudem die Beförderung zum Standartenführer der SA [= Oberst] verbunden, die ebenfalls auf Kerrls Anregung erfolgte.281

Schmerbach, S. 68, Fn. 281: Spieler wurde noch im selben Monat befördert, nachdem er schon im Sommer 1933 zum Obersturmbannführer der SA ernannt worden war.

S. 75/76: Den Lagerleiter selbst und mehrere Ausbilder hinderte das indes nicht an exzessiven Alkoholgelagen. Ende November 1934 demolierte Spieler mit anderen Ausbildern in völlig betrunkenem Zustand die Lagerkantine [...] Per einstweiliger Verfügung schloss Führerstellvertreter Rudolf Heß den Lagerleiter Spieler Anfang 1935 wegen dieser und anderer parteischädigender Handlungen aus der NSDAP aus. [..] Doch schon am 13.12.1934 löste man Spieler als Lagerkommandanten ab und ersetzte ihn durch Ministerialrat Haastert, der die Geschäfte vorübergehend bis zum Jahresende führte. Ab Jahresbeginn übernahm der neu ernannte Kommandant Karl Hildebrandt die Lagerleitung und blieb bis zur Schließung des Lagers im Herbst 1939 im Amt.339

S. 85: Auf den späteren Lagerkommandanten Christian Spieler war der preußische Justizminister Kerrl offensichtlich durch seinen Staatssekretär Freisler aufmerksam geworden, der zusammen mit Spieler im so genannten Altonaer Sprengstoffprozess im Herbst 1932 Bomben legende Nationalsozialisten verteidigt hatte.398 Im Jahr 1932 lernten sich auch Kerrl und Freisler als Abgeordnete des Preußischen Landtags kennen, dem Kerrl seit 1928 und

S. 86: Freisler seit 1932 angehörte.399 Spieler wurde ebenso wie die höheren Grade des Führungspersonals vom Preußischen Justizminister ernannt, während die Besetzung der unteren Dienstgrade durch den Lagerleiter, aber mit Zustimmung des Ministeriums erfolgte.400 Dem Lagerleiter standen zunächst ein Adjutant, ein Schulungsleiter für den weltanschaulichen Unterricht, drei Abteilungsführer und ein Lagerarzt zur Seite. Jedem Abteilungsführer unterstanden drei Zugführer und diesen jeweils drei Truppführer. Daneben gab es weitere Zug- und Truppführer, die für die Lagerverwaltung zuständig waren oder den Schulungsleiter beim Unterricht unterstützten. Auch ein Wirtschaftsinspektor gehörte zum Lagerpersonal.401 [...] In den ersten zwei Jahren des Lagers folgten die Berufungen nach Jüterbog noch keinem klar erkennbaren Muster. Oft spielte die persönliche Bekanntschaft mit dem Lagerleiter eine entscheidende Rolle. So hatte Spieler den größten Teil des Personals von seinem früheren SA-Sturm in Schleswig-Holstein mitgebracht.

Schmerbach, S. 98, Fn. 456: Die Ernennung Spielers zum Oberstaatsanwalt erfolgte zum 1.7.1933, nachdem Spieler gegenüber Kerrl und Freisler seine Bereitschaft zur Arbeit im Referendarlager erklärt hatte. Er sollte damit ein „der Art und Bedeutung der ihm übertragenen Tätigkeit entsprechendes Staatsamt“ bekleiden, wie Kerrl es in einem Schreiben an den Preußischen Finanzminister vom 12.7.1933 formulierte. BA R 3001/R 22 alt/76894, Bl. 8. Als Oberstaatsanwalt war Spieler aber auch nach seiner Versetzung an das Kammergericht zum 1.1.1935 nicht tätig.

Schmerbach, S. 263: Der Berufsweg des ersten Lagerkommandanten Spieler lässt sich dagegen nicht vollständig nachvollziehen. Eine Beschäftigung beim Kammergericht und als Vernehmungsrichter bei Polizeipräsidium Berlin sowie die Tätigkeit als Richter stellten ihn nicht zufrieden; ab Juli 1939 war er deshalb im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda tätig, wo man über seine Vergangenheit genaustens informiert war. Mit seiner Ernennung zum Ministerialrat im Propagandaministerium zum 16.7.1940 schied Spieler aus dem Reichsjustizdienst aus.213 [...] Spielers Gefangennahme in Afrika ... Wegen seines freiwilligen Wechsels war Spieler nach seiner Rückkehr aus amerikanischer Gefangenschaft216 der Weg zurück in den Justizdienst ...

216 Spieler befand sich seit dem 12.5.1943 in amerikanischer Gefangenschaft; BA ZA IV 1743, Bl. 95.

S. 264: ... verschlossen. Um 1950 war Spieler in Elmshorn-Pinneberg gemeldet, womit er in die Gegend zurückgekehrt war, aus der ihn Freisler und Kerrl im Juni 1933 nach Jüterbog geholt hatten.217 Um 1950 war Spieler in Elmshorn-Pinneberg gemeldet, womit er in die Gegend zurückgekehrt war, aus der ihn Freisler und Kerrl im Juni 1933 nach Jüterbog geholt hatten.217 Über seine dortige Tätigkeit ist nichts bekannt.218 Der Nachfolger Spielers in Jüterbog, Hildebrandt, war kein Jurist, sondern ausgebildeter Architekt [...] https://books.google.de/books?id=XDvYfw_jc6AC&pg=PA264&lpg=PA264

I. Kurzbiographien S. 283: Spieler, Christian Geboren am 3.7.1902 in Berlin, evangelisch. Aus einfachen Verhältnissen stammend. 1930 Heirat, vier Kinder. Mitglied der Brigade Ehrhardt 1921–1923/24, Schwarze Reichswehr, NSDAP-Mitglied seit November 1930, Mitte 1933 Beförderung zum SA-Standartenführer [= Oberst]. 1921–1923 Banklehre in Kiel. 1926 erstes juristisches Staatsexamen in Kiel (ausreichend). Mitte Juli 1933 Zulassung als Rechtsanwalt; Verteidiger straffälliger SA-Männer, 1932 Zusammenarbeit mit Roland Freisler im Altonaer Bombenlegerprozess. Ende März 1933 kommissarischer Bürgermeister von Elsmhorn. Juli 1933 Ernennung zum Oberstaatsanwalt in Schweidnitz. Seitdem Leiter des Referendarlagers bis zu seiner Ablösung Ende 1934. Partei- und Disziplinarverfahren. Zeitweiliger Ausschluss aus der NSDAP. Ende 1936 Rehabilitation. Januar 1935 Versetzung an die Staatsanwaltschaft beim Kammergericht. Ab Februar 1936 beim Amtsgericht Berlin, ab Januar 1938 bei der Staatsanwaltschaft beim Landgericht Berlin. Seit Juli 1939 Tätigkeit im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda. Ende Oktober 1940 Ausscheiden aus dem Reichsjustizdienst und Ernennung zum Ministerialrat im Propagandaministerium. Kriegsdienst seit 1941, zuletzt als Hauptmann der Luftwaffe. In amerikanischer Kriegsgefangenschaft seit Mitte Mai 1943 in Texas/USA. Zeitpunkt der Entlassung unbekannt. Letzte bekannte Adresse in Elmshorn-Pinneberg (1950). Lit.: BA R 3001/R 22 alt pers./76894, 76895; BA ZE 53171 A. 51, ZE 53430 A. 39, ZB II 5710 A. 10, ZA IV 1743; Auskunft des DRK-Suchdienstes München vom 27.6.2006.

Folker Schmerbach, „Das »Gemeinschaftslager Hanns Kerrl« für Referendare in Jüterbog 1933-1939“, Mohr Siebeck, 2008, https://books.google.de/books?id=XDvYfw_jc6AC&pg=PA85&lpg=PA85

Gruchmann, „Justiz im Dritten Reich 1933-1940“

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S. 303:

Dieses Lager, das geradezu zum Symbol der Juristenausbildung im Dritten Reich wurde, wurde von Kerrl im Juni 1933 in einem bis dahin von der Reichswehr benutzten Lager („Neues Lager“) bei Jüterbog in der märkischen Heide für die zur großen Staatsprüfung zugelassenen Referendare eingerichtet. Der sechswöchige Lagerdienst, der jedem amtsärtzlich für tauglich befundenen Referendar zur Pflicht gemacht wurde, sollte dazu dienen, den Charakter des Teilnehmers „im Zusammenleben mit anderen“ zu prüfen, und ihn in der Zeit zwischen der Abgabe der schriftlichen Arbeit und der mündlichen Prüfung davon abhalten, „unnützen Gedächtniskram in sich hineinzuwürgen“21 : die Lagerinsassen sollten sich „sportlich und in sonst geeigneter Weise betätigen“, jedoch keinerlei Beschäftigung mit „der unmittelbaren sogenannten Examensvorbereitung in ihren Arbeitsplan aufnehmen“. SA-Sturmbannführer Oberstaatsanwalt Spieler, den Kerrl zum „Führer des Gemeinschaftslebens“, d. h. zum Lagerkommandanten, ernannt hatte, wurde beauftragt, am Ende des Lagerlebens über die Charaktereigenschaften jedes Teilnehmers ein Zeugnis abzugeben, das zu den Prüflings- und Personalakten genommen wurde22. Das Stammpersonal des Lagers unterstand dem Chef des Ausbildungswesens der SA (Chef AW), offenbar bis zur Auflösung dieser Dienststelle im Februar 1935.

23 Vgl. den Ber. des Lagerleiters OStA und SA-Obersturmbannf. Spieler, Preußischer Geist im Gemeinschaftslager in Jüterbog (DJ 1933, S.641 ff.).

S. 304: Schon im Januar 1935 war der von Kerrl zum Lagerkommandanten ernannte Spieler wegen mehrmaligen Randalierens in Trunkenheit - er wurde deshalb aus der Partei geworfen und später in einem Disziplinarverfahren der Justizverwaltung verurteilt27 - durch Arbeitsführer Hildebrandt ersetzt worden.

27 Vgl. Einstweilige Verf. des St.d.F. (gez. Heß) v. 5.2.35 (Akten der Pers. Adjutantur des Führers, BA, Sign. NS 10/184) sowie Ber. des GStA beim KG an das RJM v. 3.10.35 (Diensttageb. des RJM, Eintr. v. 7.10.35, Bd. 5, BA, Sign. R 22/1088)

Quelle: Lothar Gruchmann, „Justiz im Dritten Reich 1933-1940. Anpassung und Unterwerfung in der Ära Gürtner“, 3., verbesserte Auflage, R. Oldenbourg Verlag, München 2001, Reihe: Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte, Herausgegeben vom Institut für Zeitgeschichte, Band 28, ISBN 3-486-53833-0, S. 303/ 304

Einzelnachweise

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  1. Harald Kirschninck, „Die Fahne ist mehr als der Tod: Die Geschichte der Hitler-Jugend in Elmshorn“, 2023, S. 204/ 205, https://books.google.de/books?id=v-G0EAAAQBAJ&pg=PA204&lpg=PA204
  2. Folker Schmerbach, „Das »Gemeinschaftslager Hanns Kerrl« für Referendare in Jüterbog 1933-1939“, Mohr Siebeck, 2008, S. 283
  3. siehe Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Personal-Verzeichnis für das Wintersemester 1924/25, Stand vom 1. Februar 1925, und Vorlesungsverzeichnis für das Sommersemester 1925 (Beginn der Vorlesungen am 1. Mai 1925), Kiel, 1925, gedruckt bei Schmidt & Klaunig, S. 13, http://www.uni-kiel.de/journals/servlets/MCRFileNodeServlet/jportal_derivate_00000731/SS1925.pdf
  4. Folker Schmerbach, „Das »Gemeinschaftslager Hanns Kerrl« für Referendare in Jüterbog 1933-1939“, Mohr Siebeck, 2008, S. 283
  5. Folker Schmerbach, „Das »Gemeinschaftslager Hanns Kerrl« für Referendare in Jüterbog 1933-1939“, Mohr Siebeck, 2008, S. 283
  6. Frank Engehausen (Projektleiter), Projekt „Beamte nationalsozialistischer Reichsministerien” (Propaganda – Luftfahrt – Erziehung – Ostgebiete), Rekrutierung, Karrieren, Nachkriegswege, Historisches Seminar der Universität Heidelberg, ISSN: 2569-6440, https://ns-reichsministerien.de/2020/05/14/christian-spieler/
  7. Folker Schmerbach, „Das »Gemeinschaftslager Hanns Kerrl« für Referendare in Jüterbog 1933-1939“, Mohr Siebeck, 2008, S. 66
  8. Folker Schmerbach, „Das »Gemeinschaftslager Hanns Kerrl« für Referendare in Jüterbog 1933-1939“, Mohr Siebeck, 2008, S. 68, Fn. 281
  9. Folker Schmerbach, „Das »Gemeinschaftslager Hanns Kerrl« für Referendare in Jüterbog 1933-1939“, Mohr Siebeck, 2008, S. 67 und S. 283
  10. Frank Engehausen (Projektleiter), Projekt „Beamte nationalsozialistischer Reichsministerien” (Propaganda – Luftfahrt – Erziehung – Ostgebiete), Rekrutierung, Karrieren, Nachkriegswege, Historisches Seminar der Universität Heidelberg, ISSN: 2569-6440, https://ns-reichsministerien.de/2020/05/14/christian-spieler/
  11. Rudolf Hedeloff, „Staranwalt der Rechtsextremisten. Walter Luetgebrune in der Weimarer Republik“, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Jahrgang 32 (1984), Heft 3, S. 409, Fußnote 219, https://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1984_3_2_heydeloff.pdf
  12. Frank Engehausen (Projektleiter), Projekt „Beamte nationalsozialistischer Reichsministerien” (Propaganda – Luftfahrt – Erziehung – Ostgebiete), Rekrutierung, Karrieren, Nachkriegswege, Historisches Seminar der Universität Heidelberg, ISSN: 2569-6440, https://ns-reichsministerien.de/2020/05/14/christian-spieler/
  13. Frank Engehausen (Projektleiter), Projekt „Beamte nationalsozialistischer Reichsministerien” (Propaganda – Luftfahrt – Erziehung – Ostgebiete), Rekrutierung, Karrieren, Nachkriegswege, Historisches Seminar der Universität Heidelberg, ISSN: 2569-6440, https://ns-reichsministerien.de/2020/05/14/christian-spieler/
  14. Folker Schmerbach, „Das »Gemeinschaftslager Hanns Kerrl« für Referendare in Jüterbog 1933-1939“, Mohr Siebeck, 2008, 325 Seiten, S. 66 und S. 85
  15. Folker Schmerbach, „Das »Gemeinschaftslager Hanns Kerrl« für Referendare in Jüterbog 1933-1939“, Mohr Siebeck, 2008, S. 65
  16. Verein zur Förderung des Stadtarchivs Elmshorn, „Bürgermeister/innen der Stadt Elmshorn seit 1870“, Eintrag: „1933 Christian Spieler“, Stadtarchiv Elmshorn, https://www.stadtarchiv-elmshorn.de/buergermeister-in/
  17. Förderverein Gegen das Vergessen – Spurensuche im Kreis Pinneberg und Umgebung 1933-1945 e.V., Website: Spurensuche Kreis Pinneberg, „Gegen Das Vergessen – Stolpersteine in Elmshorn“ (Teil 1), „F. Reinhold Jürgensen – KPD-Reichstagsabgeordneter – erschlagen von der SS“, https://www.spurensuche-kreis-pinneberg.de/route/gegen-das-vergessen-stolpersteine-in-elmshorn-teil-1/
  18. Frank Engehausen (Projektleiter), Projekt „Beamte nationalsozialistischer Reichsministerien” (Propaganda – Luftfahrt – Erziehung – Ostgebiete), Rekrutierung, Karrieren, Nachkriegswege, Historisches Seminar der Universität Heidelberg, ISSN: 2569-6440, https://ns-reichsministerien.de/2020/05/14/christian-spieler/
  19. Folker Schmerbach, „Das »Gemeinschaftslager Hanns Kerrl« für Referendare in Jüterbog 1933-1939“, Mohr Siebeck, 2008, S. 85, https://books.google.de/books?id=XDvYfw_jc6AC&pg=PA85&lpg=PA85
  20. Folker Schmerbach, „Das »Gemeinschaftslager Hanns Kerrl« für Referendare in Jüterbog 1933-1939“, Mohr Siebeck, 2008, S. 66
  21. Verein zur Förderung des Stadtarchivs Elmshorn, „Bürgermeister/innen der Stadt Elmshorn seit 1870“, Eintrag: „1933 Christian Spieler“, Stadtarchiv Elmshorn, https://www.stadtarchiv-elmshorn.de/buergermeister-in/
  22. Folker Schmerbach, „Das »Gemeinschaftslager Hanns Kerrl« für Referendare in Jüterbog 1933-1939“, Mohr Siebeck, 2008, S. 76
  23. Internationaler Gerichtshof Nürnberg, 3758-PS, Exhibit Number GB-516, H3445-0129, S. 129, unter dem Datum 28. Februar 1935 die laufende Nummer 4, https://stacks.stanford.edu/file/yv618zn9889/yv618zn9889.pdf : „4. GenStA. b. KG. 25.2. Gegen OStA. Spieler ist Disziplinarverfahren eingeleitet worden.“
  24. Folker Schmerbach, „Das »Gemeinschaftslager Hanns Kerrl« für Referendare in Jüterbog 1933-1939“, Mohr Siebeck, 2008, S. 283
  25. Folker Schmerbach, „Das »Gemeinschaftslager Hanns Kerrl« für Referendare in Jüterbog 1933-1939“, Mohr Siebeck, 2008, S. 283
  26. IMT Nuremberg Archives H-4037 International Court of Justice, Dokument 3758-PS, Exhibit Number GB-516, „Hermann Goering“, unter dem Datum vom 17. April 1936, https://stacks.stanford.edu/file/yv618zn9889/yv618zn9889.pdf : „[...] 6. Oberstes Parteigericht übersendet Urteil gegen OStA. Spieler v. 20.3.[1936] Danach wird unter Abänderung der einstweiligen Verfügung des Stellv. des Führers vom 5.2.[1935] beantragt, dem Angeschuldigten wegen Verstoßes gegen § 4 Abs. 2 c und b der Satzung eine Verwarnung zu erteilen. In den Strafzumessungsgründen führt das Gericht aus, daß die Verfehlungen zwar schwerwiegender Natur seien, aber nicht auf einer Minderwertigkeit des Charakters beruhten. Der Angeschuldigte sei für das ihm anvertraute Amt zu jung und unerfahren gewesen, um sich in vollem Umfang der Tragweite seines schädigenden Verhaltens bewußt sein zu können. [...]“ und unter dem Datum vom 26. Mai 1936: „1. Reichsmin. Kerrl 15.5. verwendet sich für eine Rehabilitierung des früheren OStA Christian Spieler. Oberstes Parteigericht habe einstweiligen Ausschluß aus der Partei aufgehoben und sich mit Verwarnung begnügt. Das stelle völlige Rehabilitierung des Spieler dar. Kerrl regt Aufhebung der Dienststrafe an, zumal im Hinblick auf Amnestie vom 23.4. (Verdienste in der Kampfzeit, Lage der Familie). Ferner bittet Kerrl, Spieler eine seinen Leistungen entsprechende Beschäftigung im Justizdienst wiederzugeben.“
  27. Folker Schmerbach, „Das »Gemeinschaftslager Hanns Kerrl« für Referendare in Jüterbog 1933-1939“, Mohr Siebeck, 2008, S. 283
  28. Folker Schmerbach, „Das »Gemeinschaftslager Hanns Kerrl« für Referendare in Jüterbog 1933-1939“, Mohr Siebeck, 2008, S. 263
  29. Frank Engehausen (Projektleiter), Projekt „Beamte nationalsozialistischer Reichsministerien” (Propaganda – Luftfahrt – Erziehung – Ostgebiete), Rekrutierung, Karrieren, Nachkriegswege, Historisches Seminar der Universität Heidelberg, ISSN: 2569-6440, https://ns-reichsministerien.de/2020/05/14/christian-spieler/
  30. Folker Schmerbach, „Das »Gemeinschaftslager Hanns Kerrl« für Referendare in Jüterbog 1933-1939“, Mohr Siebeck, 2008, S. 263 und S. 283
  31. Folker Schmerbach, „Das »Gemeinschaftslager Hanns Kerrl« für Referendare in Jüterbog 1933-1939“, Mohr Siebeck, 2008, S. 283
  32. Harald Kirschninck, „Die Fahne ist mehr als der Tod: Die Geschichte der Hitler-Jugend in Elmshorn“, Books on Demand, Norderstedt 2023, S. 205
  33. Verein zur Förderung des Stadtarchivs Elmshorn, „Bürgermeister/innen der Stadt Elmshorn seit 1870“, Eintrag: „1933 Christian Spieler“, Stadtarchiv Elmshorn, https://www.stadtarchiv-elmshorn.de/buergermeister-in/
  34. Folker Schmerbach, „Das »Gemeinschaftslager Hanns Kerrl« für Referendare in Jüterbog 1933-1939“, Mohr Siebeck, 2008, S. 283
  35. Folker Schmerbach, „Das »Gemeinschaftslager Hanns Kerrl« für Referendare in Jüterbog 1933-1939“, Mohr Siebeck, 2008, S. 283
  36. Lothar Gruchmann, „Justiz im Dritten Reich 1933-1940. Anpassung und Unterwerfung in der Ära Gürtner“, 3., verbesserte Auflage, R. Oldenbourg Verlag, München 2001, Reihe: Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte, Herausgegeben vom Institut für Zeitgeschichte, Band 28, ISBN 3-486-53833-0, S. 304
  37. Lothar Gruchmann, „Justiz im Dritten Reich 1933-1940. Anpassung und Unterwerfung in der Ära Gürtner“, 3., verbesserte Auflage, R. Oldenbourg Verlag, München 2001, Reihe: Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte, Herausgegeben vom Institut für Zeitgeschichte, Band 28, ISBN 3-486-53833-0, S. 304
  38. IMT Nuremberg Archives, USA Exhibit 858, H-3445-0129, Page 129, https://virtualtribunals.stanford.edu/catalog/mt839rq8746aspace_ea445817c42efa91cf80ba26b35d2881?q=Spieler
  39. Quelle: 3758-PS, Exhibit Number GB-516, Hermann Goering, IMT Nuremberg Archives H-4037 International Court of Justice, 298 Seiten, https://stacks.stanford.edu/file/yv618zn9889/yv618zn9889.pdf
  40. Folker Schmerbach, „Das »Gemeinschaftslager Hanns Kerrl« für Referendare in Jüterbog 1933-1939“, S. 10, Fußnote 34, https://books.google.de/books?id=XDvYfw_jc6AC&pg=PA85&lpg=PA85
  41. Frank Engehausen (Projektleiter), Projekt „Beamte nationalsozialistischer Reichsministerien” (Propaganda – Luftfahrt – Erziehung – Ostgebiete), Rekrutierung, Karrieren, Nachkriegswege, Historisches Seminar der Universität Heidelberg, ISSN: 2569-6440, https://ns-reichsministerien.de/2020/05/14/christian-spieler/
  42. Folker Schmerbach, „Das »Gemeinschaftslager Hanns Kerrl« für Referendare in Jüterbog 1933-1939“, Mohr Siebeck, 2008, S. 283
  43. Folker Schmerbach, „Das »Gemeinschaftslager Hanns Kerrl« für Referendare in Jüterbog 1933-1939“, Mohr Siebeck, 2008, S. 67
  44. Folker Schmerbach, „Das »Gemeinschaftslager Hanns Kerrl« für Referendare in Jüterbog 1933-1939“, Mohr Siebeck, 2008, S. 66
  45. Folker Schmerbach, „Das »Gemeinschaftslager Hanns Kerrl« für Referendare in Jüterbog 1933-1939“, Mohr Siebeck, 2008, S. 68, Fn. 281