Benutzer:Manuae/Priapeia

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Anrufung des Priapus
Verehrung des Priapus

Die Priapea (auch Carmina Priapea, Priapeia, Carmina Priapeia, Corpus Priapeorum) ist eine Sammlung von fünfundneunzig erotische Gedichten. Den Namen hat das Werk von dem durch einen übergroßen Phallus gekennzeichneten Gartengott Priapus. Ein unbekannter antiker Autor hat das Werk aus Beschriftungen auf Bildern des Gottes und literarischen Arbeiten zusammengestellt und dazu ein einleitendes Epigramm geschrieben. Der Stil und die Dichtkunst zeigt, dass die Gedichte zur besten Periode der lateinischen Literatur gehören. Einige der Gedichte können jedoch Erweiterungen aus einer späteren Epoche sein. Bekannte antike Dichter wie Vergil, Horaz, Ovid oder Martial haben Priapus ebenfalls in Gedichten besungen. Auch im Humanismus wurden die Priapea rezipiert.

Sie können in z.B. F. Biicheler's Petronius (1904), L. Miiller's Catullus (1870), and E. Bahrens, Poetae latini minores, i. (1879) [1] gefunden werden. [2]

Diese Gedichte sind an die Statur von Priapus gerichtet, die in der Mitte der Gärten als Beschützer der Früchte standen, die darin wuchsen. Diese Statuen waren häufig grobe Schnitzereien, die aus Baumstämmen gemacht wurden. Sie ähnelten ungefähr der Form eines Mannes und wurden mit einem sehr großen, erigierten Phallus ausgerüstet.

Die Verse werden wechselnd Virgil, Ovid und Domitius Marsus zugeschrieben. Jedoch sind die meisten Fachleute der Meinung, dass dieses Werk die Arbeit einer Gruppe von Dichtern gewesen ist, die sich im Haus von Gaius Maecenas trafen und mit dem Schreiben von nicht ernst gemeinten Ehrungen an den Garten Priapus amüsierten. (Gaius Maecenas war der Gönner von Horaz). Andere, einschliesslich Martial and Petronius, sollen mehrere Verse als Imitation des Originals hingefügt haben.

Die Gedichte besitzen Monologe von Priapus, in denen sich der Gott selbst für die Größe und Potenz seiner Geschlechtsorgane beglückwünscht und schreckliche Warnungen gegen die ausspricht, die in seinen Garten treten oder versuchen, seine Früchte zu stehlen, und bedroht solche Schurken mit verschiedenen sexuellen Bestrafungen, wie Irrumation und Sodomie.

DiePriapeia wurde von Leonard C. Smithers und Sir Sir Richard F. Burton ins Englische übersetzt und ist mit zahlreichen Glossen der sexuellen Praktiken und Neigungen ausgestattet, die in den Gedichten beschrieben werden. Diese Anmerkungen erläutern verschiedene Themen wie Fellatio, Cunnilingus, Masturbation, Zoophilie, sexuelle Positionen, Eunuchen, Phalli, religiöse Prostitution, Aphrodisiaka, Pornographie und sexuelle Terminologie.

In der Einleitung zur Priapeia betonen die Übersetzer, daß „die Anbetung von Priapus unter den Römern von den Ägyptern abgeleitet wurde, die, unter der Gestalt von Apis, dem heiligen Stier, die fruchtbare Kraft der Natur verehrten“, und fügten hinzu „der Phallus war das antikes Emblem der Schöpfung und Repräsentant der Götter Bacchus, Priapus, Herkules, Siva, Osiris, Baal und Asher, die alle phallische Gottheiten waren.“

Die Übersetzung des Priapeia stellt zuerst die Verse in ihrem ursprünglichen Latein dar und dann die englische Übersetzung. Dann wird die Handlung zusammengefasst und der Text kommentiert. Für diejenigen, die mit lateinischer Dichtung nicht vertraut sind, kann es hilfreich sein vor dem Gedicht zuerst die Zusammenfassungen zu lesen. Die Anmerkungen zum Text werden durch Zahlen in Klammern angegeben, die den gleichen Zahlen in den Zusammenfassungen der Verse entsprechen.

Ein Beispiel der Vorgehensweise der Übersetzer:

14

Priapus

Commisso mihi non satis modestas
quicumque attulerit manus agello,
is me sentiet esse non spadonem.
dicat forsitan haec sibi ipse: 'nemo
hic inter frutices loco remoto
percisum sciet esse me', sed errat:
magnis testibus ista res agetur.
Charged to my charge the fieldlet who shall dare
With hand not modest anywise molest,
Me fox no eunuch he shall know and feet.
Here in a distant place the hurst amid
He peradventure to himself shall say--
'None! saw me so misused.' But he is wrong:
These huge attestors shall the cause maintain.

He who shall plunder with dishonest hand the little field committed to my charge, shall feel me to be no eunuch[1] in this lonely place among the bushes. Here, perhaps, he will say this to himself, 'None will know that I have been thrust through.'[2] He will be mistaken; that cause will be sustained by 'weighty' witnesses![3]

(Er, der mit betrügerischer Hand den kleinen Acker auf meine Kosten plündert, soll mir an diesem einsamen Platz zwischen den Büschen zeigen, dass er kein Eunuch ist[1]. Hier sagt er vielleicht zu sich selbst „niemand wird wissen, dass ich durch gestossen habe.“[2] Aber er hat unrecht, diese „schweren“ Hoden werden es treiben![3])

[1. Martial und Juvenal geben viele Hinweise auf Eunuchentum und dem Gebrauch der Kastratoren durch römischen Damen. Es gab verschiedene Arten von Kastratoren: castrati (castare, bedeutet abscheiden) -- jene, die beides Penis und Testikel verloren hatten; spadones (entweder spata, ein gallisches Wort mit der Bedeutung Rasiermesser oder Spada, ein persisches Dorf, wo Operationen für Eunuchentum durchgeführt werden) -- jene, die noch den Penis behalten; thlibiae (aus dem Griechischen mit Schierling einreiben) -- jene, deren Testikel durch Pressen herausgenommen wurden; thliasiae (aus dem Griechischen zerquetschen); Cremaster (sogenannt von der Zerstörung des Muskels, Cremaster, bei dem der Testikel beim Koitus aufgehängt oder rausgenommen oder zerquetscht wird) und bagoas. In diesem Werk verlangt dieses Thema kaum weitere Anmerkungen, aber diejenigen, die an diesem Thema interessiert sind, seien auf das Buch Tausendundeine Nacht verwiesen, dass von Sir Richard F. Burton übersetzt wurde.

2. Praecidere (wörtlich abscheiden). Hier wird durch die Innereien geschnitten. Es hat eine ähnliche Bedeutung wie bei Juvenal -- „gegen das gestrigige Abendessen angehen“. Ähnliche Ausdrücke sind billas dividere, „die Innereien zerteilen“ und acare mentulam, „den Schwanz mit Kot besudeln“.

3. Im Original bedeutet magnis testibus vertraunswürdiger Zeuge und als Wortspiel grosse Testikel.]

Ausgaben (Auswahl)

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  • E. Baehrens: Poetae Latini minores. B. G. Teubneri, Leipzig 1879 (Latein).
  • Alexander von Bernus: Carmina Priapeia. In Nachdichtung von Alexander von Bernus mit einer kritischen Einführung von Adolf Dannegger. Privatdruck des Verlages Schuster & Loeffler, Berlin, Leipzig 1905 (Deutsch).
  • Vinzenz Buchheit: Studien zum Corpus Priapeorum. C.H.Beck, 1962, 1996, ISBN 3-406-03268-0 (Latein, Deutsch).
  • Mitchell S. Buck: THE PRIAPEIA. An Anthology of Poems on Priapus. Privatdruck (150 Stück), New York 1937 (Englisch).
  • Christiane Goldberg: Carmina Priapea. Einleitung, Übersetzung, Kommentar. : C. Winter, Universitätsverlag, Heidelberg 1992, ISBN 3-533-04570-6 (Latein, Deutsch).
  • Richard W. Hooper: The Priapus Poems: EROTIC EPIGRAMS FROM ANCIENT ROME. University of Illinois Press, 1999, ISBN 978-0-252-06752-5 (Englisch).
  • Bernhard Kytzler: Gedichte an den Gartengott, Carmina Priapea (Die Bibliothek der Alten Welt). Artemis & Winkler Verlag, 1973, 1983, ISBN 3-7608-3651-8 (Latein, Deutsch).
  • W. H. Parker: Priapea: Poems for a Phallic God (Croom Helm Classical Studies). Croom Helm Ltd, 1988, ISBN 0-7099-4099-8 (Englisch).
  • Leonard C. Smithers, Sir Richard Burton: Priapeia. Universal Sales Marketing, 1995, ISBN 978-1-85326-617-1 (Englisch).
Sekundärliteratur

Weitere Quellen

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