Benutzer:Matthias v.d. Elbe/Ricardo Divila

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Ricardo Divila (* 30. Mai 1945 in São Paulo, Brasilien; † 25. April 2020 in Frankreich[1]), im englischen Sprachraum vielfach Richard Divila genannt, war ein brasilianischer Rennwagenkonstrukteur. Seine Autos wurden in verschiedenen Motorsportklassen bis hin zur Formel 1 gemeldet. Divila war in den 1960er- und 1970er-Jahren eng mit den Brüdern Emerson und Wilson Fittipaldi verbunden und konstruierte zahlreiche Rennwagen des ihres Formel-1-Teams Fittipaldi Automotive.

Biografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ricardo Ramsey Divila wurde in São Paulo geboren. Sein Vater hatte tschechische Wurzeln.[2]

Divila studierte Maschinenbau[2] – nach anderer Quelle Luft- und Raumfahrttechnik – an der Centro Universitário da FEI in São Bernardo do Campo. Seit seiner Jugend war er am Motorsport interessiert. Mitte der 1960er-Jahre kam er in Kontakt zu den Fittipaldi-Brüdern Emerson und Wilson, die zu dieser Zeit am Beginn ihrer Rennfahrerkarrieren standen. 1966 konstruierte Divila für sie ein Formel-V-Auto, das sie mit Erfolg einsetzten. Mit Emerson Fittipaldi ging er 1969 nach Europa, wo er seinen Lebensmittelpunkt fand. In den folgenden eineinhalb Jahrzehnten blieb Divila den Fittipaldis verbunden. Später arbeitete er in unterschiedlichen Funktionen für eine Vielzahl von Rennställen in zahlreichen Motorsportklassen. 2017 ging Divila in den Ruhestand.

Von 1969 bis zu seinem Tod war Ricardo Divila mit Christine verheiratet. Seit den späten 1980er-Jahren lebte das Paar auf einem ländlichen Anwesen in der Nähe von Magny Cours. Divila hatte neben der brasilianischen auch die französische Staatsangehörigkeit.[2] Er sprach Portugiesisch und Englisch sowie Deutsch, Französisch, Italienisch, Japanisch, Polnisch, Russisch, Spanisch und Tschechisch.[1] Er war Anhänger der Stringtheorie.[3]

Divila war Kettenraucher. Ende 2019 erkrankte er an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Im April 2020 verstarb er nach einer Lungenentzündung und einem Schlaganfall.[3]

Konstruktionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ricardo Divilas Arbeit als Techniker im Motorsport deckte dabei eine Bandbreite ab, die kaum ein anderer Techniker erreichte.[4] Die von ihm betreuten Autos gingen in mehr als 2500 Rennen an den Start. In einer Zeitspanne von mehr als 50 Jahren arbeitete er in der Formel 1, der Formel 3000, der A1GP-, der Champ-Car- und IndyCar-Serie, ferner bei Touren- und Sportwagenrennen sowie der Rallye Dakar und der Trophée Andros.[1]

Divila und die Fittipaldis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Divilas erstes Rennauto: Formel-V-Wagen von 1966

1980er-Jahre: Wechselnde Tätigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Auflösung des Fittipaldi-Teams machte sich Divila als Berater selbständig. Er erhielt Aufträge von March und RALT und konstruierte für das britische Unternehmen ADA Engineering einen Sportwagen der Gruppe C, der in der Sportwagen-Weltmeisterschaft 1988 eingesetzt wurde. Zeitweise unterstützte Divila das irische Team Jordan Grand Prix bei seinen Einsätzen in der Formel 3 und der Formel 3000.

Rückkehr in die Formel 1[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von Divila betreut: Christian Fittipaldi bei Minardi (1993)

1988 wurde Divila von Lamberto Leoni engagiert, um für dessen italienisches Team First Racing ein Formel-1-Auto zu konstruieren, mit dem der Einstieg in die Weltmeisterschaft 1989 erfolgen sollte. Divila legte die ersten Grundzüge des First F188 fest, trennte sich aber vor der Fertigstellung des Autos von Lamberto Leonis Team, weil er eine Anstellung bei der Équipe Ligier erhalten hatte. Der First F188 wurde unter der Leitung von Gianni Marelli komplettiert, ging aber in dieser Form nicht an den Start. Das Auto erschien 1990 nach erheblichen Modifikationen schließlich als Life F190 bei Life Racing, das als das schlechteste Team des Jahres galt; Divila distanzierte sich öffentlich von dem Wagen. Bei Ligier übte Divila 1989 und 1990 die Funktion des Chefingenieurs aus. 1991 wechselte er zum italienischen Team Fondmetal von Gabriele Rumi, bevor er 1992 und 1993 bei Minardi arbeitete. Hier betreute er das Auto von Wilson Fittipaldis Sohn Christian, der bei Minardi seine ersten Formel-1-Rennen fuhr.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Marcus Schurig: Ricardo Divila gestorben. Motorsport Aktuell, Heft 20/2020, S. 14.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachruf auf Ricardo Divila auf der Internetseite www.motorsport.com

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Joe Saward: Richard Divila 1945–2020. www.joeblogsf1.com, 28. April 2020, abgerufen am 1. Mai 2020.
  2. a b c Adam Cooper: Renowned former F1 designer Divila dies aged 74. www.motorsport.com, 25. April 2020, abgerufen am 29. April 2020.
  3. a b Marcus Schurig: Ricardo Divila gestorben. Motorsport Aktuell, Heft 20/2020, S. 14.
  4. Graham Goodwin: Ricardo Divila: 1945-2020. Motorsport designer and engineer of unparalleled breadth. www.dailysportscar.com, 25. April 2020, abgerufen am 2. Mai 2020.