Benutzer:Medarduss/FDH

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Goethes Geburtshaus am Großen Hirschgraben 23 in Frankfurt am Main war fast die gesamte Geschichte des Freien Deutschen Hochstifts hindurch Sitz des Vereins

Das Freie Deutsche Hochstift - Frankfurter Goethe-Museum ist ein Verein mit Sitz in Frankfurt am Main. Er betreut das Frankfurter Goethe-Haus und das Deutsche Romantik-Museum mit der Goethe-Galerie. Als selbständiges Kulturinstitut und gemeinnützige Forschungsanstalt betreut das Freie Deutsche Hochstift mehrere Edition literarische Werke und widmet sich mit Ausstellungen, Vorträgen und Konzerten der Kulturvermittlung. Das Hochstift besitzt eine umfangreiche Sammlung von Handschriften, Briefen und Gemälden der Goethezeit.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gründung und Anfangsjahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siegel des Freien Deutschen Hochstifts von 1859 mit Schwarz-Rot-Gold

Das Freie Deutsche Hochstift für Wissenschaften, Künste und Bildung wurde 1859, am 100. Geburtstag Friedrich Schillers, von 56 Bürgern gegründet, die mehrheitlich aus Frankfurt kamen. Initiator war Otto Volger, Lehrer der Geologie und Mineralogie für die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Er stammte aus Lüneburg, hatte sich während seines Studiums in Göttingen für die Ideen der Revolution von 1848 engagiert und war vor möglichen Repressionen als Lehrer nach Zürich gegangen, bevor er 1856 nach Frankfurt am Main kam. Volger wollte mit seinem Verein „einen Bundestag des Deutschen Geistes gründen."[1] Wie der Name des Vereins zum Ausdruck brachte, sollte die Vereinigung „frei“ und „deutsch“ sein, d.h. frei von staatlicher Abhängigkeit und der geistigen Einheit der Deutschen verpflichtet.

Die Farben des Vereins waren Schwarz-Rot-Gold, und die Satzung war fortschrittlich; „jeder Freund Deutscher Wissenschaft, Kunst und allgemeiner Bildung" konnte Mitglied werden, unabhängig von Konfes­sion, Geschlecht oder Bildungsstand.[2] Zu den Mitgliedern der ersten Stunde Stunde gehörten u.a. der Arzt und Philosoph Ludwig Büchner, der Begründer der Deutschen Gold- und Sil­ber-Scheideanstalt (Degussa), Friedrich Ernst Roessler, sowie der Buchhändler und Verleger des Jungen Deutschlands Karl Friedrich Loening.[3]

Im Jahr 1863 erwarb Volger für das Freie Deutsche Hochstift das Elternhaus Johann Wolfgang von Goethes aus Privatbesitz und öffnete es als erste deutsche Goethe-Gedenkstätte 1864 für die Öffentlichkeit. Dadurch veränderten sich die Aufgaben des Hochstifts. Neben einer allgemeinen „Deutsche Gelehrten- und Künstler-Gesellschaft" kam nun durch das Frankfurter Goethe-Haus ein musealer Zweig hinzu. Zudem begann der Verein jetzt, Bücher, Handschriften und Kunst der Goethezeit zu sammeln.

Nach einem großen Nachlass vom Frankfurter Kanzleirat Adolf Müller, setzte ab 1881 eine Reorganisation des Hochstifts ein. Die akademische Lehrtätigkeit wurde wesentlich ausgebaut und ein Akademischer Gesamtausschuss ins Leben gerufen, der in Frankfurt am Main partiell Aufgaben einer Hochschule Hochschule übernahm und Vorlesungen und Seminare in sieben Fachabteilungen anbot. Damit wurde das Hochstift eine sehr wichtige Gelehrten- und Vortragsgesellschaft, die den Bürgern die Möglichkeit bot, sich akademisch und sozial zu engagieren und fortzubilden. 1887 organisierte das Hochstift den zweiten deutschen Neuphilologentag, bei dem Karl Reinhardt sein Frankfurter Schulmodell zur Modernisierung des Gymnasiusms vorstellte. 1893 machte die Fachabteilung für Soziale Wissenschaften unter Leitung von Karl Flesch die Themen Arbeitsvertrag und Arbeitsvermittlung zum Gegens­tand eines Sozialen Kongresses. Darüber hinaus gehörte das Hochstift 1890 zu den Initiatoren der Frankfurter Volksvorlesungen.[4]

Zwischen 1888 und 1925 leitet Otto Heuer als Direktor die Geschäfte des Hochstifts. Mit Heuer begann die Ausstellungstätigkeit des Hochstifts. Er erweiterte zielstrebig die Sammlungen, um einen Neubau für das Hochstift mit Bibliothek und Museum zu erreichen. Unter Heuer wuerde das Bibliothek des Hochstifts zu einer Spezialbibliothek zur Goethezeit und Romantik ausgebaut. Am 20. Juni 1897 konnte zudem das erste Frankfuter Goethe-Museum eröffnet werden. Durch die Gründung der Johann Wolfgang Goethe-Universität 1914 in Frankfurt am Main verlagerte sich der Schwerpunkt der Vereinstätigkeit von einer Akademie und einer Art Volkshochschule zu einer Museums-, Sammlungs- und Forschungstätigkeit.

Als 1925 Ernst Beutler zum neuen Direktor gewählt wurde, hatte die Inflations das Stiftungsvermögen des Hochstifts vernichtet. Beutler gelang es, das Hochstift zu stabilisieren und als Museum und Forschungsstätte neu auszurichten. Das Veranstaltungsprogramm wurde erweitert, die Publikationen modernisiert und Stadt, Land und Reich erklärten sich bereit, das Frankfurter Goethe-Haus regelmäßig finanziell zu unterstützen. Durch die „Volksspende für Goethes Geburts­stätte“, mit Reichspräsident Paul von Hindenburg als Ehrenschirmherr, gelang es ab 1929 das Stiftungsvermögen zu erneuern und ein erweitertes Goethe-Museum zu errichten, das von Thomas Mann 1932 eingeweiht wurde.[5]

Nach 1933 wurden Beutler und das Hochstift immer wieder zur Zielscheibe von Angriffen der Nationalsozialisten. Im September 1937 entzog man dem Direktor aufgrund „nicht-arischer Versippung“ die Lehrerlaubnis als Honorarprofessor an der Frankfurter Universität. Land und Reich strichen die Subventionen, weil das Hochstift als Hort der liberalen Opposition galt und dort noch missliebige Gelehrte wie Ludwig Justi, Ludwig Curtius oder Karl Jaspers sprechen durften. Ab 1942 begann Beutler damit Pläne, Fotos und Details des Goethe-Hauses anfertigen und sichern zu lassen. Zwischen 1939 und 1943 wurden die Sammlungen des Hochstifts – Gemälde, Handschriften, Bücher und Möbel – an zwölf verschiedene Orte zwischen Frankfurt und Bamberg in Sicherheit gebracht.

Zerstörung des Goethehauses und Wiederaufbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anruf an Mitgliedern des Hochstiftes nach dem Luftangriffe am 22. März 1944

Bei dem großen Luftangriffe am 22. März 1944 wurde das Goethe-Haus zerstört. Die Frage zum Wiederaufbau entwickelte sich nach 1945 zur ersten Nachkriegsdebatte um die Frage, wie mit zerstörten Baudenkmälern umzugehen ist. Im Streit zwischen den Vertretern einer modernen Architektur (Deutscher Werkbund Hessen) und den Befürwortern eines originalgetreuen Wiederaufbaus, die Beutler favorisierte, setzt sich das Hochstift im April 1947 als Eigentümer des Grundstücks durch. Der französische Dichter André Gide legte am 5. Juli 1947 den Grundstein zum Wiederauf­bau. Mit den Planungen wurde Fritz Josseaux beauftragt, der im April 1947 starb. Sein Nachfolger wurde der Architekt Theo Kellner.  Am 10. Mai 1951 eröffnete Bundespräsident Theodor Heuss unter großer Anteil­nahme aus aller Welt das wiedererstandene Frankfurter Goethe-Haus, im März 1954 stand auch das Goethe-Museum mit dem Verwaltungsgebäude des Hochstifts wieder.

Beutlers Nachfolger war Detlev Lüders. Unter Lüders begann die Zeit des Edierens. Er begann mit der Historisch-kritischen Ausgabe sämtlicher Werke und Briefe Clemens Brentanos und der Kritischen Ausgabe Sämtlicher Werke Hugo von Hofmannsthals. In seine Amtszeit fällt auch die Eröffnung des Goethe-Museums in Rom (heute: Casa di Goethe), das bis 1982 unter der Trägerschaft des Freien Deutschen Hoch­stifts stand.

Moderne Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unter Christoph Perels fand der große Umbau des Institutsge­bäudes und des Goethe-Museums statt. Die wertvollen Samm­lungen des Hochstifts erhielten 1997 Depots und es entstand ein Arkadensaal, der Raum für Sonder- und Wech­selausstellungen und das wesentlich erweiterte Veranstaltungs­programm ermöglichte.

Seit 2003 steht mit Anne Bohnenkamp-Renken erstmals eine Frau an die Spitze des Instituts. In ihre Amtszeit fällt u.a. die Erarbeitung einer historisch-kritischen Hybrid-Ausgabe von Goethes „Faust“ und der Bau des Deutschen Romantik-Museums, das 2021 in unmittelbarer Nachbarschaft zum Frankfurter Goethe-Haus seine Pforten öffnete.[6]

Zum 150. Gründungstag am 28. August 2009 änderte das Freie Deutsche Hochstift seinen Namen in Frankfurter Goethe-Haus – Freies Deutsches Hochstift, um in Zukunft beide Bestandteile des Namens eigenständig nutzen zu können.[7]

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schon seit 1860 gibt der Verein die „Berichte des Freien Deutschen Hochstifts“ heraus (seit dem Jahrgang 1884/85 regelmäßig), seit 1902 ein „Jahrbuch“ mit wissenschaftlichen Beiträgen und Berichten aus den Sammlungen des Hochstifts. more infos about publications from FDH Wallstein Verlag

  • 1 (e.g. Hugo von Hoffmannsthal....)
  • 2 (e.g. Goethe...)
  • 3
  • 4

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Fritz Adler: Freies Deutsches Hochstift. Seine Geschichte. Erster Teil: 1859–1885. Freies Deutsches Hochstift, Frankfurt am Main 1959.
  • Joachim Seng: Goethe-Enthusiasmus und Bürgersinn. Das Freie Deutsche Hochstift – Frankfurter Goethe-Museum 1881–1960. Wallstein-Verlag, Göttingen 2009, ISBN 978-3-8353-0536-6.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Freies Deutsches Hochstift – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Fritz Adler: Freies Deutsches Hochstift. Seine Geschichte 1859-1885. Frankfurt am Main 1959, S. 21.
  2. Adler, S. 18
  3. Franz Lerner: Die ersten Mitglieder des Freien Deutschen Hochstifts. In: Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst. S. 63–88.
  4. Joachim Seng: Goethe-Enthusiasmus und Bürgersinn. Das freie Deutsche Hochstift - Frankfurt Goethe-Museum 1881-1960. Göttingen 2009, S. 59–98.
  5. Seng, S. 374
  6. Margaux Adam: Deutsches Romantik-Museum. „Die Realisation einer historischen Chance“. In: Journal Frankfurt. 27. August 2021, abgerufen am 2. August 2022.
  7. Florian Balke: Deutsches Hochstift: Gerade in Zeiten der Krise sollte man träumen. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 24. Januar 2021]).