Benutzer:Nomenklator/Spielwiese

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Gedenkstein für Martin Gray in Uccle

Martin Gray, eigentlich Mietek Grajewski (geboren 27. April 1922 in Warschau, Polen; gestorben am 24. April 2016 in Ciney, Belgien[1]) war ein französisch-amerikanischer Autor polnischer Abstammung,[2] der mit seinem autobiographischen Werk Der Schrei nach Leben in entscheidender Weise die französische Erinnerungskultur an die Schoah geprägt hat.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

NS-Diktatur und Schoah[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Martin Gray hieß mit bürgerlichem Namen Mietek Grajewski und wurde 1922 als Sohn eines jüdischen Fabrikanten in Warschau geboren. Seine Eltern Henry/Henoch Grajewski und Ida [Feld] leiteten ein kleines Textilunternehmen für Handschuhe und Strümpfe. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und des Überfalls auf Polen am 1. Sept. 1939 wurde der Vater als Offizier zur polnischen Armee einberufen. Im Zuge der Besetzung Polens wurde Gray bald Zeuge der nun beginnenden Schoah. Ansässig in der Milastraße 23 im Warschauer Ghetto, organisierte Gray den täglichen Überlebenskampf für seine Mutter und seine noch kleinen Brüder Isaac und Yacob, während der Vater dem örtlichen Judenrat, später auch den Organisatoren des Aufstands des Warschauer Ghetto angehörte. Eigenen Angaben zufolge gelang es Martin Gray auf abenteuerlichen Wegen ein ausgeklügeltes System der jüdischen Kontrabande auf die Beine zu stellen und in erheblichem Umfang Nahrungsmittel in das hermetisch abgeriegelte Warschauer Ghetto einzuschleusen. Als Drehscheibe des organisierten Schwarzmarkthandels diente ihm dabei die örtliche Straßenbahn, die das Ghetto mit der Stadt verband, auf diese Weise konnte er in einigen Fällen eigenen Angaben zufolge auch das Kinderheim Janusz Korczaks mit Naturalien versorgen. Das von Gewalt, zunehmenden Razzien und dem täglichen Kampf um das Nötigste geprägte Leben als Schmuggler, in dessen Zuge Gray immer wieder verhaftet wird, kommt zu einem jähen Ende, als Gray im Spätsommer 1942 bei der beginnenden Liquidierung des Ghettos durch die Nationalsozialisten Zeuge der Verhaftung seiner Mutter und seiner beiden Brüder wird. Freiwillig schließt er sich ihnen an und erlebt mit ihnen die Deportation in das Vernichtungslager Treblinka. Nach Ankunft werden seine Brüder und seine Mutter sofort ermordet, während Gray, ausgesondert aufgrund seiner körperlichen Konstitution, verschiedenen Kommandos, schließlich auch dem jüdischen Sonderkommando zugeordnet wird, dem die Beseitigung der Leichen aus den Gaskammern obliegt. In seinen Erinnerungen beschreibt Gray, dass er etwa drei Wochen in Treblinka zubringt, bevor ihm auf spektakuläre Weise die Flucht in einem Eisenbahnwaggon gelingt, in den Wäsche der Ermordeten verladen wurde. Gray kehrt zurück ins Warschauer Ghetto, wo er noch einmal auf seinen Vater trifft, der den Aufstand im Warschauer Ghetto im April 1943 mitkoordiniert und vor den Augen von der Waffen-SS erschossen wird. Gray gelingt die Flucht aus dem Ghetto durch die Warschauer Kanalisation und schließt sich auf Umwegen polnischen Partisanen, später der sowjetischen Gegenoffensive an. Schnell macht er Karriere in der Roten Armee und wird im August 1944 zum Offizier der sowjetischen Geheimpolizei NKWD befördert, bevor er schließlich gemeinsam mit den sowjetischen Streitkräften in Berlin einmarschiert. Für seine Tätigkeit im NKWD wird er mit prestigeträchtigen Orden der Roten Armee ausgezeichnet: dem Orden des Roten Sterns, dem Orden des Vaterländischen Krieges und dem Alexander-Newski-Orden. Hochdekoriert, erlebt er eigenen Angaben zufolge nun aus der Perspektive des überlegenen Siegers Wut, Rache und Übergriffe gegenüber einer den Siegern nunmehr ausgelieferten, hilflosen deutschen Bevölkerung, eine Siegerjustiz, von der er sich bald desillusioniert abwendet. Er flieht aus den Reihen der Roten Armee in den US-amerikanischen Sektor in Berlin.

Werdegang nach dem Zweiten Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Krieg beschließt Gray, zu seiner Großmutter mütterlicherseits nach New York überzusiedeln. Letzte und einzige Überlebende seiner einst großen Familie, bedeutet ihm seine Großmutter einen letzten Ankerpunkt in seinem Leben. Mit Verve und Geschick arbeitet sich Gray zum erfolgreichen, schließlich vermögenden Antiquitätenhändler hoch und steht bald einem großen Warenvertriebsnetz zwischen den Vereinigten Staaten und Europa vor. 1952 wird er als US-Bürger eingebürgert und nennt sich fortan Martin Gray. In New York macht Gray die Bekanntschaft des niederländischen Mannequins Dina Cult. Das Paar heiratet und lässt sich in Frankreich, in der Provence nieder. Gray erwirbt das Grundstück "Les Barons" in Tanneron, einer Anhöhe über Cannes. Die bald sechsköpfige Familie lebt zurückgezogen einen sehr naturverbundenen Lebenstil, von gelegentlichen Abstechern zum benachbarten Jetset in Cannes abgesehen. Am 3. Oktober 1970 ereignet sich für Martin Gray erneut eine Tragödie. Bei einem Waldbrand des Tanneron kommt seine Frau mit den vier gemeinsamen Kindern ums Leben. Gray zieht sich zurück und erwägt sich das Leben zu nehmen. Der Tod seiner Familie ist der entscheidende Impuls, seine Lebensgeschichte aufzuschreiben und einem breiten Publikum zugänglich zu machen.

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schriftstellerische Tätigkeit und Engagement[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1976 heiratete er ein zweites Mal. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor.

Gray begann mit dem Schreiben, um seine Erfahrungen weiterzugeben, und gründete die Fondation Dina Gray, eine Stiftung zum Erhalt der Natur und zur Verhinderung von Waldbränden.


Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Tod seiner Frau Dina heiratet Gray erneut. Auch seine zweite Frau (Bernadette) ist Niederländerin. Die Ehe scheitert. Martin Gray heiratet in dritter Ehe die Belgierin Virginia Eraerts; mit ihr hat er drei Kinder, Barbara, Larissa und Jonathan. Nach dem Tod seiner dritten Frau heiratet Gray in vierter Ehe seine Frau Beatrice, aus der Ehe gehen die Söhne Gregory und Tom hervor.

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es wurden wiederholt Zweifel an der Korrektheit bzw. Wahrhaftigkeit von vorgeblich autobiografischen Angaben in Grays Büchern geäußert, so vom polnischen Widerstandskämpfer Wacław Kopisto.[3] Auch hat Gray der Tatsache nicht widersprochen, dass der französische Historiker Max Gallo als Ghostwriter umfänglich an der Entstehung von Au nom de tous les miens beteiligt war.

Die Historikerin Gitta Sereny berichtet, dass sie Gray in London in einer Promotionveranstaltung für sein Buch darauf angesprochen habe, dass das, was er über Treblinka geschrieben habe, unwahr sei.[4] Sereny fand heraus, dass der Verleger Grays ihn aufgefordert habe, den polnischen Teil seiner Autobiographie zu dramatisieren, worauf Gray sich für Monate in das jüdische Archiv in Paris zurückgezogen habe. Zudem habe er das Treblinka-Buch von Jean-François Steiner[5] ausgewertet und dabei dessen Fehler übernommen. Steiner seinerseits wollte sein Buch nach der profunden Kritik nurmehr als „Roman“ oder „Tatsachenroman“ gewertet wissen.[6] Sereny beurteilte Steiners und Grays Bücher, die zum Teil auf Wahrheiten beruhten, als noch schlimmer als die von Ghostwritern und Lektoren für den Lesermarkt konfektionierten „persönlichen“ Erfahrungsberichte. Sereny gegenüber habe Gallo zugegeben, dass er ein längeres Kapitel über Treblinka von Gray gefordert habe, because the book required something strong for pulling in readers. Gray, von Sereny damit konfrontiert, dass er nie in Treblinka war, fragte: But does it matter? Wasn't the only important thing that Treblinka did happen, that it should be written about …[7]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • La vie renaîtra de la nuit. 1977 ISBN 2-221-06304-X
    • Licht am Ende der Nacht. Übersetzung Martin Schulte. Goldmann, München 1988, ISBN 3-442-09082-2
  • Le nouveau livre. Paris : Laffont, ISBN 978-2-221-00528-6
    • Wörterbuch des Lebens. Übersetzung Angela von Hagen. Kreuz, Stuttgart 1982, ISBN 3-7831-0678-8
  • Les forces de la vie. 1975 ISBN 2-268-05810-7
    • Wie ein Baum gepflanzt an Wasserbächen. Übersetzung Anne-Christel Recknagel, Helmut Weigel, Una Pfau. Kreuz, Stuttgart 1981, ISBN 3-7831-0628-1
  • Au nom de tous les miens. Récit recueilli par Max Gallo. Paris
    • Der Schrei nach Leben : Die Geschichte eines Mannes, der die Unmenschlichkeit besiegte, weil er an den Menschen glaubte. Übersetzung Roland Fleissner, Arno Aeby. Scherz, München 1980, ISBN 3-502-18284-1[8]
  • Le livre de la vie.
    • Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden. Übersetzung aus dem Französischen Ulla Leippe. Kreuz, Stuttgart 1979, ISBN 3-7831-0588-9 (Fortsetzung von Schrei nach Leben)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Martin Gray – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise/Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Schriftsteller Martin Gray ist tot. In: wort.lu. Luxemburger Wort, 25. April 2016, abgerufen am 25. April 2016.
  2. Website von Martin Gray. (Memento des Originals vom 16. November 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.martingray.eu In: martingray.eu. Abgerufen am 26. April 2016 (englisch)
  3. vgl. Jacek Stachiewicz: Kim jest Martin Gray?, Interview mit Wacław Kopisto, in: Nowiny Rzeszowskie, 2. August 1990, S. 9 (bei Scribd abgerufen am 26. April 2016)
  4. Gitta Sereny: The German trauma. Experiences and reflections 1938–2000. Allan Lane, London 2000, ISBN 0-7139-9456-8, S. 164. Zuerst in The Sunday Times, Dezember 1983
  5. Jean-François Steiner: Treblinka. Die Revolte eines Vernichtungslagers. Berlin 1994, ISBN 3-927170-06-2, aus dem Französischen von Marianne Lipcowitz, mit einem Vorwort von Simone de Beauvoir, zuerst 1966
  6. Zur Steiner-Affäre in Frankreich 1966 siehe: Sebastian Voigt: Treblinka. In: Dan Diner (Hrsg.): Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur (EJGK). Band 6: Ta–Z. Metzler, Stuttgart/Weimar 2015, ISBN 978-3-476-02506-7, S. 159–164.
  7. Gitta Sereny: The German trauma. Experiences and reflections 1938–2000. Allan Lane, London 2000, ISBN 0-7139-9456-8, S. 145. Zuerst in New Statesman, November 1979
  8. Text mit autobiographischen Elementen aus dem Warschauer Ghetto. Mehrere Neuauflagen, auch in and. Verlagen (Goldmann, Bertelsmann, Buchgemeinschaften); am leichtesten greifbar in "Das Beste aus Reader’s Digest" Nr. 382, Stuttgart 1982, ISBN 3-87070-168-4. Auch als Comic-Version


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