Benutzer:Pr3ttyWh1tJj4aw5/Münzprägung von Lampsakos

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Lampsakos war eine antike Hafenstadt am Hellespont, die von durchgängiger Bedeutung für die Antike war, da sie die Verbindung zwischen Europa und Asien darstellte. Trotz der ständig wechselnden Herrschaft war die Stadt reich und besaß eine ausgeprägt Münzprägung. Gerade die Münzprägung von Lampsakos hat in den letzten Jahrzehnten der Numismatik wenig bis keine systematische Zuwendung erhalten.

Die spätarchaische Prägung von 520 - 480 v. Chr.[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die spätarchaische Münzprägung von Lampsakos weist zwei distinktive Münzbilder auf. In dieser Periode erscheinen die sogenannten Winged-Horse-Protome und sogenannte Janiform-Head-Prägungen[1]. Bevor man sich intensiv mit den Münzbildern beschäftigen kann, muss man zuerst den Münznominalen der Region Aufmerksamkeit schenken.

Münzen und Gewichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ersten Münzen der Region datieren auf das Jahr 530 v. Chr. und sind Statere aus Elektron[2] mit einem Gewicht von 15,4g[1]. Basierend auf diesem Gewicht wird ein neuer Gewichtsstandard für die Prägung dieser Region errechnet – der sogenannte Troas-Standard[1]. Nach diesem neu erstellten Standard haben Didrachmen ein Gewicht von 7g, Tetrobole wiegen 2,6g, Diobole 1,3g und Trihemiobole wiegen 0,9g[1]. Problematisch an dieser Rechnung ist, dass die Didrachmen des Troas-Standards theoretisch ein Gewicht von 7,6g aufweisen müssten, jedoch wurde keine Münze der Region entdeckt, die mehr als 7g – also soviel wie ein milesischer Halbstater (14,1g) – wiegt.[1]

Eine Theorie zur Erklärung dieses Standards besagt, dass es sich hier um einen Teil einer Nebenprägung von 499 bis 494 v. Chr. während des Ionischen Aufstandes handelt, in dem in Kleinasien ein Art Münzallianz gegen Persien geprägt wurde, da jede Prägestätte der Troas-Region vertreten ist. Sie soll wohl ihren Start in Milet finden[3]. Jedoch wird diese Arbeitstheorie als eher unschlüssig behandelt, es gibt allerdings bisher noch keine besseren Vorschläge [2].

Des Weiteren treten in der spätarchaischen Prägung zwei Münzarten auf. Die sogenannten Winged-Horse-Protome sind keine besonders langlebige oder ausfallende Prägung. Die sogenannte Janiform-Head-Prägungen sind das genaue Gegenteil und wurden in zwei Phasen geprägt[1].

Winged-Horse-Protome[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Winged-Horse auf einem Elektronstater

Die frühsten Exemplare dieser Prägung aus Elektron sind auf 530 v. Chr. datiert.[1] Diese frühen Prägungen zeigen ein geflügeltes Pferd – wobei für Lampsakos typisch der zweite Flügel unter dem Pferd sitzt – in einem Rankenkranz auf dem Avers und ein qudaratum incusum auf dem Revers. Spätere Exemplare aus Silber ab 520 v. Chr. weisen genau dasselbe Schema auf, jedoch kann man auf manchen Münzen ein gezäumtes, geflügeltes Pferd erkennen.

Die Gewichte einiger der Winged-Horse-Protome entsprechen mit 5,3g einem persischen Siglos[1]. Andere Nominale der Prägung fallen auch unter diesen Standard – Tetrobole mit 3,8g; Obole mit 0,95g und Hemiobole mit 0,47g – obwohl die meisten Münzen eher untergewichtig sind[1].

Je mehr Münzen zu dieser Prägung auftauchen, desto schwieriger wird die Einteilung in bestimmte Nominale und Gewichtsstandards.[1] Die Münzen scheinen sowohl im persischen als auch im troischen Standard geprägt worden zu sein[1]. Die Gründe hierfür und die Beziehung zwischen den beiden Münzfüßen ist noch nicht weitreichend untersucht.

Die Prägung der Winged-Horse-Protome ist zweigeteilt. Die erste Prägungsperiode endete im letzten Viertel des 6. Jhd. v. Chr. und nahm ab dem 4 Jhd. v. Chr. wieder Fahrt auf[2]. Es sind Münzen aus Gold, Silber, Elektron und Bronze von dieser Prägung bekannt[2]. Heutzutage sind 41 verschiedene Reverse der Winged-Horse-Protome bekannt, wovon 16 einzigartig sind. Die typischsten Reverse für diese Münzreihe sind Abbilder des Dionysos oder einer Mänade[2].

Janiform-Head-Prägung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Doppelkopf auf einem Diobol

Das Münzbild dieser Prägung zeichnet sich auf dem Avers durch eine weiblichen Doppelkopf – der Name dieser Prägung ist modern und leitet sich vom römischen Gott Janus ab – aus und zeigt auf dem Revers den Kopf der Athena. Manch der Münzen können auch Hilfsstempel oder ein Ethnikon aufweisen.

Die Janiform-Head-Prägung lief in zwei Gruppen ab; Gruppe A (Gruppe II) von 500 bis 470 v. Chr. und Gruppe B (Gruppe III) von 400 bis 300 v. Chr.[1] Während es zu Gruppe A vergleichsweise gute Erkenntnisse gibt, kann man zu Gruppe B kaum eine Aussage treffen.

Nachdem man zu den Münzen der Gruppe A Gewichtsstudien durchgeführt hat, konnte man zwei Serien unterscheiden: eine Serie die im Troas-Standard ohne jegliche Hilfsstempel mit Nominalen von 3,8g und 1,8g; und eine zweite Serie mit Hilfsstempeln, welche 5,6g schwere Sigloi und 0,95g schwere Obole aufweist[1].

Die zweite Serie ist stilistisch später zu datieren[2]. Während die frühen Janiform-Head-Prägungen auf dem Troas-Standard geprägt wurden, wie die früheren Winged-Horse-Protome, sind die spätere Münzen dieser Prägeserie auf dem persischen Münzfuß geprägt[1]. Der Grund für diese Umstellung ist an diesem Punkt noch nicht bekannt[1] und bedarf weiterer Analyse der Münzfunde aus Lampsakos.

Silberprägung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stater mit Avers Winged Horse und Revers quadratum incusum

Die Silberprägung der Winged-Horse-Protome im 6. Jhd. v. Chr. zeigt klar zwei Arten auf; die früheren Münzen die ein quadratum incusum auf dem Revers aufzeigen und die späteren Münzen, die eine figürliche Darstellung im Profil auf dem Revers zeigen[1]. Münzen mit einem quadratum incusum zeigen, dass der Troas-Standard zumindest in der Hellespont-Region verbreitet war. (Zuschreibungen zu Abydos und Kyzikos sind nicht gesichert.)[1]

Für die Münzen mit figürlichen Darstellungen ist eine weitere Zweiteilung zu erkennen. In der Region des Hellespont und Troas ist der Troas-Standard als Münzfuß weit verbreitet. Die Münzstätten Kyzikos, Abydos und auch Lampsakos – obwohl es in der Region des Hellespont liegt – nutzen den persischen Münzfuß[1].

Man kann also beobachten, dass sich die Währungen einander anpassen und die Hellespont- und Troas-Region langsam aber sicher eine Währungsunion bilden und langsam zum persischen Münzfuß wechseln[1].

Spätarchaische Münzprägung im regionalen Kontext[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Münzprägung von Lampsakos ist eine der wenigen Münzstätten, die immer in ihrem regionalen und historischen Kontext betrachtet werden muss. In isolierter Betrachtung ist Lampsakos eine wohlhabende und erfolgreiche Stadt, die für viele weitere Poleis (v.a. Persien) produziert und geprägt hat.

Im 6. und 5. Jhd. v. Chr. gab es viele aktive Münzstätten in der Troas-Region und viele Zuschreibungen zu bestimmten Münzstätten sind unklar oder nicht sicher, da sich vor allem die mysische Münzprägung nur wenig wissenschaftlicher Aufmerksamkeit erfreuen durfte[1].

Gerade im Hinblick auf die entstehende Währungsunion in der Hellespont- und Troas-Region ist erkennbar, dass vor allem die Münzen aus Lampsakos die komplizierten Beziehungen zwischen den Akteuren der Region und umgebenden, wichtigen Akteuren widerspiegeln[1].

Späte Goldprägung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stater mit männlichen Kopf im Profil auf dem Avers und Winged Horse im Revers

Die Goldstatere von 390 - 330 v. Chr. nehmen die Winged-Horse-Protome wieder auf[2]. Hier sind stilistisch drei Typen zu erkennen, die an der Prägung des geflügelten Pferdes datiert und klassifiziert werden[2]. Alle drei Typen haben auf dem Avers einen Kopf im Profil. Wer genau dort dargestellt ist unterschiedlich. Es sind aber vor allem Götter wie Hermes, Zeus oder Dionysos.

Im ersten und frühsten Typ der Goldstatere zeichnen sich durch ein eher kleines geflügeltes Pferd auf dem Revers aus[2]. Der zweite Typ hat ein "fortgeschrittenes" geflügeltes Pferd auf dem Revers, welches laut Baldwin bessere Proportionen als der erste Typ besitzt[2]. Auf diesen Münzen ist vor allem Hermes vertreten. Baldwin beschreibt den dritten Typen als den am höchsten entwickelten Typ der Winged-Horse-Protome und sie sollen sich durch Würde und Schönheit auszeichnen[2]. Auf diesen Münzen waren gerne Göttinnen wie Hekate vertreten. Abschließend sieht Baldwin einen Niedergang in der künstlerischen Ausarbeitung der geflügelten Pferde[2]. Auf diesen niedergehenden Münzen sind hauptsächlich Dionysos oder Persephone abgebildet bevor die alexandrinische Münzprägung im Hellenismus einsetzte.

  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u A. Ellis-Evans – P. Van Alfen: Preliminary Observations on the Archaic Silver Coinage of Lampsakos in its Regional Context. In: Second International Congress On the History of Money and Numismatics in the Mediterranean World. Antalya 2017, S. 41–51.
  2. a b c d e f g h i j k l A. Baldwin: The Gold Staters, Silver and Bronze Coinages. In: American Journal of Numismatics. Band LIII, Nr. 3. New York 1924.
  3. H. Gaebler: Die Silberprägung von Lampsakos. In: Nomisma. Band 12, Nr. 192, 1923, S. 1–3.

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