Benutzer:Sommergeo/Pfannental

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Das Bild zeigt einen aufgelassenen Kalksteinbruch auf der Nordsteite des Pfannentals, vor dem ein Schild mit der Aufschrift "Landschaftsschutzgebiet" steht.
Aufgelassener Steinbruch im Kalkstein des Oberjura, der heute ein Landschaftsschutzgebiet darstellt.

Das Pfannental ist ein Naherholungsgebiet und Landschaftsschutzgebiet im Landkreis Dillingen an der Donau und liegt im Gemeindegebiet der Stadt Lauingen und der Gemeinden Haunsheim und Medlingen und Bachhagel. Das Trockental befindet sich im Übergangsbereich von Schwäbischer Alb und Donautal und kann deswegen mit einigen geologischen und geographischen Landschaftsmerkmalen aufwarten. Aufgrund seines Schutzstatus und der agrarwirtschaftlichen Ungunstlage sind hier geschichtliche Bodendenkmäler erhalten, die von einer Vielzahl historischer Besiedlungsphasen künden.

Etymologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Bild zeigt einen kleinen Bach, der in der sogenannten "Pfanne", einem flachen Karstschluckloch verschwindet.
Die Pfanne ist ein Karstphänomen und namensgebend für das Pfannental

Die Pfanne ist der Ortsname einer flachen Vertiefung im nördlichen Teil des Tals, die unweit einer Keltenschanze und der ehemaligen Römerstraße auf Haunsheimer Gemeindegebiet liegt. Dabei handelt es sich um einen Ponor, auch Schluckloch genannt, eine Karstform in der das Wasser eines kurzen oberflächlichen Baches in das Karstsystem versickert und unterirdisch weiterfliesst. Nach dieser Lokalität wurde auch die nördliche, das Tal tangierende Pfannenstraße benannt und der Name für das gesamte Tal übernommen.[1]

Geologische Entstehung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kalkstein des Oberjura[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die älteste Phase der Entstehung des Tals lässt sich an den weißen Kalksteinen einiger Talhänge und Steinbrüche erkennen. Sie gehören zu den jüngsten Schichten des Oberjura, nämlich dem Kimmeridgium und Tithonium, die vor etwa 157,3 und 145 Millionen Jahren abgelagert wurden.[2][3] [4] Zu dieser Zeit befand sich das Pfannental in Bereich der Flachwasserzone des Thethymeeres in dem auch die Gesteine der Schwäbischen und Fränkischen Alb entstanden, zu deren Landschaftsraum das Tal zählt. Die Aufschlüsse vor Ort zeigen, dass das Festgestein des Pfannentals hauptsächlich aus Riffkalk und sogenanntem Flaserkalk aufgebaut ist. [5]

Molassesedimente des Miozän[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am östlichen Talausgang sind Relikte der nächsten Entstehungsphase vorzufinden, die während des Untermiozäns vor etwa 23-16 Millionen Jahren deponiert wurden.[4] Als vor rund 30-35 Millionen Jahren die aktivste Phase der Gebirgsbildung der Alpen begann, entwickelte sich in deren nördlichen Vorland das Molassebecken, ein tropisches Meer in welches die Sedimente des jungen, sich auffaltenden Gebirges abgelagert wurden. Dieses Gewässer reichte vom Alpenrand bis an die Klifflinie am Südrand der Schwäbischen Alb, die etwa 10 Kilometer nördlich des Pfannentals verläuft. Die Überreste dieser Zeit werden den Ulmer Schichten zugeordnet, die aus Kalkstein, Mergeln und Sanden bestehen und sich durch Vorkommen von Glimmer und Glaukonit Körnchen identifizieren lassen.[2] In den Kalksteinschichten können auch versteinerte Mollusken auftreten, weshalb diese früher auch als Austernbänke bezeichnet wurden.[6]

Quartäre Ablagerungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die jüngste Entstehungsphase ist durch den Einfluss der Kalt- und Warmzeiten des Quartärs geprägt. Zu dieser Zeit lag das Pfannental im periglazialen Gebiet, ein Raum zu dem die Eismassen der Alpengletscher zwar nie vordrangen, der durch Schmelzwasserströme, Frost und äolischem Sedimenttransport dennoch stark von diesen geprägt wurde. An den Talflanken sind häufig Flusssande und -schotter vorzufinden, die der Mindel-Kaltzeit zugeordnet werden.[2][7] Deren genaues Alter ist zwar nicht eindeutig geklärt, jedoch wird die Zeitspanne von 478,000-424,000 Jahren als ein Kompromiss angesehen.[8][9] Zum Ende dieser Kaltzeit schmolzen die alpinen Eismassen ab und die Urdonau floss als wasserreicher Urstrom am Südrand der schwäbischen Alb entlang. Damals war das Donautal noch nicht so stark eingetieft wie heute, sodass die bis zu faustgroßen Flussgerölle auf einer Höhe von bis zu 45 Metern über dem heutigen Flusslauf zu finden sind. Diese Hochterrassen bestehen aus Gesteinen, die aus der Albhochfläche, dem Alpenraum und dem Schwarzwald stammen.[10]

Die jüngsten Ablagerungen des Pfannentals sind die Lösssedimente, die während der Würm-Kaltzeit deponiert wurden. Diese wird auf den Zeitraum von 115.000 bis ca. 10.000 Jahren vor heute datiert, wobei die maximale Gletscherausdehnung vor rund 21.000 Jahren erreicht wurde. Bei Löss handelt sich sich um Feinsedimente, die aufgrund ihrer geringen Korngröße äolisch transportiert wurden. Von den Alpengletschern wehten starke katabatische Fallwinde, die den Löss aus dem Voralpenland in die nördlicheren Gebiete bliesen. Später wurde der Löss auch noch durch fließendes Wasser der Urstromtäler weiterverteilt. Große Löss- und Lösslehmflächen überlagern ältere Gesteinsschichten und sind im Bereich der Talschultern des Pfannentals vorzufinden, sowie in den Fließerden und den kolluvialen Sedimenten an den Hängen.

Spätestens seit den Molasseablagerungen des Tertiärs, wahrschienlich aber schon früher seit der Ablagerung der Kalksteine des Oberjura wird das Tal teils durch Verkarstung und fluviatile Erosion in das Deckengebirge eingetieft.

Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die das Pfannetal umgebende Hochebene und die Hochterrasse der Donau werden aufgrund der ertragreichen Löss- und Lösslehmböden vorwiegend landwirtschaftlich genutzt. Im Tal selbst dominiert die Forstwirtschaft, was teilweise auf die ertragsärmeren Böden aus Molassesedimenten zurückgeführt werden kann. Seit dem Ende des 19. Jahrhundert wurden die natürlich vorkommenden Laubwaldbestände durch den wirtschaftlicheren Fichtenforst ersetzt. Desweiteren spielt die Grünlandwirtschaft eine Rolle. Im Jahr 1963 wurde eine Fläche von 740,14 Hektar des Pfannentals als Landschaftsschutzgebiet mit der Kennung "LSG-00112.01" ausgewiesen[11]. Aufgrund seines kulturlandschaftlichen Charakters stellt das Pfannental ein Naherholungsgebiet dar und ist mit der Gaststätte Viehhof und dem vom Schwäbischen Albverein betriebenen Wanderheim Pfannentalhaus ein beliebtes Ausflugsziel. Im Winter ziehen drei stark frequentierte Rodelhänge viele Besucher aus der weiteren Umgebung an.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Herrmann Josef Seitz: Rund um das Pfannentalhaus. Verlag des Schwäbischen Albvereins, Stuttgart, 1965, S. 6 & 20f.
  2. a b c Bayerisches Landesamt für Umwelt: Digitale Geologische Karte von Bayern 1:25.000, Kartenblatt 7428 Dillingen a.d. Donau West. Augsburg, 2022, abgerufen am 01. September 2022
  3. Bayerisches Landesamt für Umwelt: Digitale Geologische Karte von Bayern 1:25.000, Kartenblatt 7327 Giengen an der Brenz. Augsburg, 2022, abgerufen am 01. September 2022
  4. a b International Commission on Stratigraphy: International Chronostratigraphic Chart v.2022/02, abgerufen am 31. August 2022.
  5. Rudolf Hasch: Das Pfannental, seine Geomorphologie und seine vor- und frühgeschichtlichen Bodendenkmäle. In: Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen. 77. Jahrgang, 1975, S. 79.
  6. Rudolf Hasch: Das Pfannental, seine Geomorphologie und seine vor- und frühgeschichtlichen Bodendenkmäle. In: Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen. 77. Jahrgang, 1975, S. 77.
  7. Bayerisches Landesamt für Umwelt: Digitale Geologische Karte von Bayern 1:25.000, Kartenblatt 7428 Sontheim an der Brenz. Augsburg, 2022, abgerufen am 01. September 2022
  8. International Commission on Stratigraphy: Global chronostratigraphical correlation table for the last 2.7 million years v.2022a, abgerufen am 01. September 2022.
  9. Lisiecki, Lorraine E. & Raymo, Maureen E.: A Pliocene-Pleistocene stack of 57 globally distributed benthic δ18O records. In: Paleoceanography. Volume 20, Issue 1, 2005. DOI: 10.1029/2004PA001071, abgerufen am 01. September 2022.
  10. Gall, H.: Geologische Karte von Bayern 1:25.000. Kartenblatt 7328 Wittislingen. München, 1971. Zitiert nach Rudolf Hasch: Das Pfannental, seine Geomorphologie und seine vor- und frühgeschichtlichen Bodendenkmäle. In: Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen. 77. Jahrgang, 1975, S. 78.
  11. Grüne Liste Landschaftsschutzgebiete in Schwaben, Bayerisches Landesamt für Umwelt, Stand 31.12.2020, abgerufen am 31. August 2022.