Glaukonit

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Glaukonit
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Glt[1]

Chemische Formel (K,Na)(Fe3+,Al,Mg)2[(OH)2|(Si,Al)4O10][2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Schichtsilikate (Phyllosilikate) mit Glimmertafeln, zusammengesetzt aus tetrahedralen oder octahedralen Netzen
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/H.13
VIII/H.13-040

9.EC.15
71.02.02a.05
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m[3]
Raumgruppe C2/m (Nr. 12)Vorlage:Raumgruppe/12[4]
Gitterparameter a = 5,246 Å; b = 9,076 Å; c = 10,184 Å
β = 101,1°[4][3]
Formeleinheiten Z = 2[4][3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2
Dichte (g/cm3) 2,4 bis 2,95
Spaltbarkeit vollkommen
Bruch; Tenazität uneben
Farbe gelblichgrün, grün, blaugrün
Strichfarbe hellgrün
Transparenz durchscheinend
Glanz Glasglanz, Fettglanz, matt
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,590 bis 1,612
nβ = 1,609 bis 1,643
nγ = 1,610 bis 1,644[5]
Doppelbrechung δ = 0,020 bis 0,032[5]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Achsenwinkel 2V = berechnet: 20° bis 24°[5]

Glaukonit ist ein sehr häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung (K,Na)(Fe3+,Al,Mg)2[(OH)2|(Si,Al)4O10].[2] Strukturell gehört Glaukonit zu den Schichtsilikaten (Phyllosilikate).

Glaukonit entwickelt fast ausschließlich plattige oder massige bis erdige Mineral-Aggregate von grüner Farbe, die auch ins Gelbliche oder Bläuliche spielen kann.

Etymologie und Geschichte

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Benannt wurde das Mineral aufgrund seiner Farbe nach dem altgriechischen Wort γλαυκός glaukós mit der nachhomerischen Bedeutung „glänzend, blau-grün“ bzw. „blau-grau“. Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes leitet sich wohl von γλαῦξ glaux (auch als γλαύξ), Genitiv γλαυκός glaukós, „Eule“ ab, und müsste damit „eulenförmig“ heißen. Inwiefern die verschiedenen Bedeutungen bei Homer verwendet werden, ist ein Streitpunkt der Klassischen Philologie.[6]

Erstmals beschrieben und nach seiner Farbe benannt wurde Glaukonit 1828 durch den deutschen Mineralogen Christian Keferstein.

Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Glaukonit zur Abteilung der „Schichtsilikate (Phyllosilikate)“, wo er zusammen mit Brammallit, Illit und Wonesit die Gruppe der „Alkaliarmen Glimmer“ mit der System-Nr. VIII/H.13 innerhalb der Glimmergruppe bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Glaukonit ebenfalls in die Abteilung der „Schichtsilikate (Phyllosilikate)“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Schichtsilikate (Phyllosilikate) mit Glimmertafeln, zusammengesetzt aus tetraedrischen und oktaedrischen Netzen“ zu finden ist, wo es zusammen mit Aluminoseladonit, Boromuskovit, Chernykhit, Chromseladonit, Chromphyllit, Ferriseladonit, Ferroaluminoseladonit, Ferroseladonit, Ganterit, Montdorit (Rd), Muskovit, Nanpingit, Paragonit, Phengit (Mineralgruppe), Roscoelith, Seladonit, Tainiolith, Tobelith, Voloshinit die „Muskovitgruppe“ mit der System-Nr. 9.EC.15 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Glaukonit in die Abteilung der „Schichtsilikatminerale“ ein. Hier ist er in der „Glimmergruppe (Muskovit-Untergruppe)“ mit der System-Nr. 71.02.02a innerhalb der Unterabteilung „Schichtsilikate: Schichten von sechsgliedrigen Ringen mit 2:1-Lagen“ zu finden.

Kristallstruktur

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Glaukonit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe C2/m (Raumgruppen-Nr. 12)Vorlage:Raumgruppe/12 mit den Gitterparametern a = 5,246 Å; b = 9,076 Å; c = 10,184 Å und β = 101,1°[4] sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Unter dem Mikroskop erscheint Glaukonit im Gegensatz zu anderen Glimmern nicht in der Form von schichtförmig gepackten Kristallen oder Blättchen, sondern als rundliche Körner (Pellets), in denen die Kristalle keine bevorzugte Orientierung haben. Diese fallen sofort durch ihre kräftig gelb- bis blaugrüne Eigenfarbe auf, die bei beginnender Oxidation zu Limonit nach Braun umschlägt. Für manche dieser Pellets wird eine Herkunft aus den Exkrementen (Kotpillen) unbekannter mariner Organismen angenommen; sie sind aber auch als Füllungen der Kammern von Foraminiferen zu finden.[7]

Bildung und Fundorte

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Durch Glaukonit hellgrün gefärbte, calcitisch zementierte Quarzsand-Knollen aus Juda, Green County (Wisconsin), USA (Durchmesser: rund 2 cm)
Glaukonitsand aus dem Miozän in einem Bohrkern aus den Niederlanden

Glaukonit bildet sich durch Umwandlung von detritischem Biotit, Illit oder anderen Ausgangsmaterialien wie Kotpillen von Bodenorganismen in mariner Diagenese im flachen Wasser unter reduzierenden Bedingungen. Direkte Ausfällungen aus Meerwasser sind selten. Bevorzugte Bildungsstätten sind dabei Sandsteine und Ton (auch Bildung von Grünerde) sowie Kalkstein, oft in Begleitung von Phosphoriten.

Als eher seltene Mineralbildung kann Glaukonit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Als bekannt gelten bisher (Stand 2014) rund 300 Fundorte.[8]

In Deutschland konnte Glaukonit unter anderem bei Regensburg (Ihrlerstein) und Würzburg in Bayern, in den Kalksteinbrüchen nahe Rüdersdorf bei Berlin in Brandenburg, der Grube „Emilie“ bei Peine in Niedersachsen, im Neandertaler Kalksteinbruch und in verschiedenen Steinbrüchen im Sauerland in Nordrhein-Westfalen (Werl, Rüthen, Anröchte) sowie bei Barmstedt, Lübeck-Moisling-Niendorf und Groß Pampau in Schleswig-Holstein gefunden werden.

In Österreich fand man das Mineral unter anderem im Steinbruch der Wietersdorfer Zementwerke in der Gemeinde Klein Sankt Paul und am Fuchsofen bei Dobranberg (Kappel am Krappfeld) in Kärnten, bei Ernstbrunn in Niederösterreich, an mehreren Orten in Salzburg, in einem Steinbruch bei Vils in Tirol sowie bei Weinzierlbruck (Bezirk Grieskirchen), St. Georgen an der Gusen und Plesching (Bezirk Urfahr-Umgebung) in Oberösterreich.

In der Schweiz kennt man Glaukonit aus einem Kalksteinbruch bei Mellikon im Kanton Aargau und aus Ängisort nahe Seedorf UR im Kanton Uri. Außerdem ist Glaukonit ein wichtiges Nebengemengteil in den Ablagerungen der oberen Meeresmolasse im Alpenvorland.[9] In der Umgebung von Bern wurde glaukonitführender Sandstein in Steinbrüchen gefördert und fand u. a. Verwendung in vielen Gebäuden der Bundesstadt. Das typisch grau-grün gefärbte Gestein trägt daher den Namen „Berner Sandstein“.

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Ägypten, der Antarktis, Australien, Belgien, Bolivien, China, Dänemark, Frankreich, Georgien, Israel, Italien, Japan, Kanada, Malta, Marokko, Neuseeland, den Niederlanden, Polen, Russland, Schweden, der Slowakei, Südafrika, Tschechien, Tunesien, der Ukraine, Ungarn, England im Vereinigten Königreich sowie in vielen Bundesstaaten der USA.[10]

Auch in Gesteinsproben vom Oberkontinentalhang vor der Küste von New Jersey (USA) und vom Sadorücken vor der Küste der japanischen Insel Honshū konnte Glaukonit nachgewiesen werden.[10]

  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 251.
  • Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. Auflage. Springer Verlag, Berlin / Heidelberg / New York 2005, ISBN 3-540-23812-3, S. 287.
Commons: Glauconite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 5. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2008, ISBN 978-3-921656-70-9.
  3. a b c Webmineral - Glauconite (englisch)
  4. a b c American-Mineralogist-Crystal-Structure-Database - Glauconite
  5. a b c Mindat - Glauconite (englisch)
  6. Vgl. Manu Leumann: Homerische Wörter. Basel 1950.
  7. Dietrich Helling: Ton- und Siltsteine. In: Hans Füchtbauer (Hrsg.): Sedimente und Sedimentgesteine. 4. Auflage. Schweizerbart, Stuttgart 1988, ISBN 3-510-65138-3, S. 218–221.
  8. Mindat - Anzahl der Fundorte für Glaukonit
  9. Franz Hofmann: Untersuchungen in der subalpinen und mittelländischen Molasse der Ostschweiz. In: Eclogae Geologicae Helvetiae. Band 50, Nr. 2, 1957, S. 289–322.
  10. a b Fundortliste für Glaukonit beim [ Mineralienatlas] und bei Mindat