Benutzer:Springen/Waldseemüller-Karte

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Waldseemüller-Karte von 1507

Die Waldseemüller-Karte von 1507 gilt in den USA als "Gründungsurkunde Amerikas" und ist das bekannteste Werk des Kartographen Martin Waldseemüller und seines Partners Matthias Ringmann. Sie ist Teil des UNESCO-Weltdokumentenerbes.

Die Weltkarte ist, zusammen mit einem Erdglobus und einer Beischrift, als dreiteiliges Projekt anzusehen, dem Waldseemüller und Ringmann den lateinischen Namen

Universalis cosmographia secundum Ptholomaei traditionem et Americi Vespucii aliorumque lustrationes,

gaben, auf Deutsch:

„Die vollständige Kosmografie nach der Überlieferung des Ptolemäus sowie nach dem Augenschein Amerigo Vespuccis und anderer“

Der Globus und die Karte sind die ersten kartografischen Zeugnisse, die die „Neue Welt“ als einen neuen Kontinent sehen und ihn mit America betiteln. Man zieht in Betracht, dass die nicht ganz klar lokalisierte Caveri-Karte von 1506, die wiederum auf die italienische Cantino-Planisphäre von 1502 und damit auf die Entdeckungen des Portugiesen Pedro Álvares Cabral um 1500 und weiterer Seefahrer zurückgeht, eines der bemühten Vorgängerwerke für die Karte von Waldseemüller gewesen sein könnte.

Würdigung Waldseemüllers im Vorwort von Friesens Erläuterungen

Entstehung und Einfluss

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Karte besteht aus zwölf rechteckigen Einzelstücken und wurde zuerst als Holzschnitt vorgearbeitet. Es wird angenommen, dass sie im Auftrag und mit Förderung von René II., des Herzogs von Lothringen, entstand. Dieser verfügte auch auf Grund der zentralen Lage seiner Herrschaft über gute Kontakte zu den europäischen Königshäusern. Man geht davon aus, dass man ihm, von dem man wusste, dass er sich sehr für Kartografie interessierte, anstelle von Bestechungsgeldern neue geographische Informationen zukommen ließ, die Seefahrer auf ihrem Weg gen Westen gesammelt hatten. Dieses Wissen gab er an Waldseemüller weiter.

Ausgehend von Vespuccis Reisebericht Mundus Novus, den der Drucker Hans Grüninger 1509 in Straßburg veröffentlichte, folgten Ringmann und Waldseemüller dessen Ansicht, dass die von Kolumbus entdeckte Landmasse einen den Europäern bis dahin unbekannten Kontinent im Weltmeer darstellten. Sie sahen Vespucci, wie auch schon im Hylacomylus erwähnt, als den wahren Entdecker des Kontinents, da dieser auch ausführlich die Küste erkundet und sie beschrieben hatte. Auf Anregung Ringmanns trug Waldseemüller für die neue Landmasse zu Ehren Vespuccis den Namen „America“ ein. (Ob dies mit oder ohne Vespuccis Wissen geschah, konnte nicht endgültig geklärt werden.) Er verweiblichte dafür Vespuccis Vornamen, eine durchaus übliche Praxis, da die Namen aller damals bekannten Kontinente – Europa, Asien (=Asia) und Afrika – ebenfalls eine weibliche Endung besaßen.

Nach Waldseemüllers Tod veröffentlichte Grüninger dessen Karten in verkleinerter Form mit einem Erläuterungsheft von Lorenz Fries, das von 1525 bis 1530 mehrfach neu aufgelegt wurde und maßgeblich zur Etablierung der Kontinentbezeichnung „Amerika“ beitrug.[1]

Detail der Waldseemüller-Karte, das Amerigo Vespucci neben der östlichen Hemisphäre der Welt mit dem neuen Kontinent zeigt

Die zwölf einzelnen Teile der Karte, vier in der Länge und drei in der Breite, sind je bis zu 46 Zentimeter breit und bis zu 62 Zentimeter lang. Insgesamt ist die Karte 128 × 233 cm groß. Zu dem Globus gehörte der Begleitband Cosmographiae Introductio, der das damalige kartografische Wissen erklärte. Die Globussegmentkarte ist auf Europa zentriert und als flächentreue Kegelprojektion angelegt, so dass die Meridiane gekrümmt sind. Am Nordpol befinden sich noch einmal zwei kleine Darstellungen der westlichen und der östlichen Hemisphäre. Durch diese wird besonders deutlich, dass der neue Kontinent nicht an Asien grenzt, sondern separat im Meer liegt. An der westlichen Hemisphäre steht Claudius Ptolemäus, an der östlichen Vespucci. Dadurch soll verdeutlicht werden, dass diese Karte das alte Wissen mit dem neuen verbindet.

Von der Karte wurden ungefähr 1000 Exemplare gedruckt, die an namhafte Kaufleute, Adelige und Geistliche geschickt wurden.

Die Bedeutung der Karte für die damalige Wissenschaft und deren Weltanschauung war groß. Stieß sie in konservativen Kreisen anfangs auf Ablehnung, wurde sie von Wissenschaftlern und Gleichgesinnten schon bald angenommen. Man sah sie als jenen Maßstab an, nach dem sich andere Kartografen zu richten hatten.

Wiederentdeckung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von der im Druck einst weit verbreiteten Karte existiert nach heutiger Forschung nur noch ein einziges Exemplar. Es gehörte ursprünglich Johannes Schöner, einem Nürnberger Wissenschaftler des 15. und 16. Jahrhunderts. 1836 schrieb Alexander von Humboldt, dass er „den Namen des geheimnisvollen Mannes“ aufgefunden habe, der „zuerst den Namen Amerika zur Bezeichnung des neuen Kontinentes vorschlug“.[2] Im Jahr 1901 wurde das Stück von Joseph Fischer SJ., dem später bekannten historischen Kartographen, auf Schloss Wolfegg in Oberschwaben wiederentdeckt. Die Erstveröffentlichung erfolgte 1903 durch ihn zusammen mit Franz Ritter von Wieser (Wien).[3]

Verkauf und heutige Situation

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Faksimile der Karte von 1507 in der Library of Congress (2007)

Über Jahrzehnte versuchte die Library of Congress in Washington D.C. das gut erhaltene Stück zu erwerben, doch es blieb noch für ein Jahrhundert im Besitz des Hauses zu Waldburg-Wolfegg und Waldsee – und war der Öffentlichkeit nicht zugänglich, da die Sicherheitsvorkehrungen zu aufwendig gewesen wären und auch staatliche Einrichtungen in Deutschland derartige Kosten nicht übernehmen wollten und konnten.

Am 27. Juni 2001 veräußerte das Oberhaupt des Hauses, Johannes zu Waldburg-Wolfegg, die Karte. Seiner Aussage am 18. November 2007 im Rahmen der Gesprächsreihe Adel verpflichtet im Stuttgarter Haus der Geschichte Baden-Württemberg zufolge wurden 10 Millionen US-Dollar aufgewendet. Das ist der höchste Preis, der je für ein kartografisches Gut gezahlt wurde.

Beim Verkauf wurde – begleitet von öffentlicher Kritik – durch eine Sondergenehmigung der Bundesrepublik Deutschland und des Landes Baden-Württemberg der Ausfuhrschutz für national wertvolles Kulturgut gemäß dem Kulturgutschutzgesetz (Deutschland) aufgehoben. Gerhard Schröder hatte sich persönlich für eine Ausnahmeregelung eingesetzt.[2] Die symbolische Übergabe erfolgte am 30. April 2007 durch die Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland Angela Merkel im Rahmen einer feierlichen Zeremonie in der Library of Congress, Washington, D.C. Die Bundeskanzlerin betonte in ihrer Rede, dass die Verdienste der USA für die deutsche Entwicklung in der Nachkriegszeit den Ausschlag dafür gegeben hätten, die Waldseemüllerkarte als Zeichen der transatlantischen Verbundenheit und als Hinweis auf die zahlreichen deutschen Wurzeln der USA an die Library of Congress zu übergeben. Unter den Gästen der Übergabezeremonie befand sich neben dem Mehrheitsführer der Demokraten im Repräsentantenhaus, Steny Hoyer, auch Johannes zu Waldburg-Wolfegg, der Verkäufer der Karte. 2005 war die Karte von der UNESCO zum Weltdokumentenerbe erklärt worden.[4]

Bis 2007 wurde in der Library of Congress in der Ausstellung „Treasures“ (Schätze) ein Faksimile gezeigt, danach wurde das Original für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Karte befindet sich in einer speziellen klimatisierten Vitrine, die den Alterungsprozess des Drucks verlangsamen soll. Für die angemessene Präsentation der Karte wurden nochmals 1½ Mio. Dollar investiert.

Auf der Waldburg, der Hausburg des Fürstengeschlechtes, wird ein Faksimile gezeigt, das nach dem Fund der originalen Waldseemüller-Karte 1901 hergestellt wurde.

Titelblatt der Kartenbegleitschrift Cosmographiae introductio

Noch im gleichen Jahr verfasste Waldseemüllers Auftraggeber Matthias Ringmann die Cosmographiae introductio (deutsch Einführung in die Kosmografie). In diesem Buch schrieb er Amerigo Vespucci nach dem Studium von dessen Briefen an Lorenzo de Medici die Hauptentdeckung der „Neuen Welt“ zu. Er begründete die Namensgebung folgendermaßen:

„Nun in Wahrheit wurden diese Teile der neuen Welt besonders erkundet und ein weiterer Teil von Americus Vesputius entdeckt […] und es ist nicht einzusehen, warum jemand es verbieten sollte, das neue Land Amerige, Land des Americus, zu nennen, nach seinem Entdecker Americus, einem besonders scharfsinnigen Mann, oder America, da sowohl Europa als auch Asien ihre Namen von Frauen haben […]“

Die Erdglobus-Segmentkarte von 1507
Vergleich zwischen Globus-Karte und tatsächlicher geographischer Lage

Der Erdglobus wurde gleichzeitig mit der Karte und der Beischrift Cosmographiae introductio 1507 veröffentlicht und wird auch im Namen des Projektes angesprochen. Er zeigte, ebenso wie die Karte, Amerika als neuen Kontinent.

Er wurde als Segmentkarte veröffentlicht, die sich zu einem Globus falten lässt. Von den 1507 hergestellten Globussegmentkarten sind wenige erhaltene Exemplare bekannt, die heute als Original angesehen werden: Eines wurde 1993 im Bestand der Historischen Bibliothek Offenburg entdeckt. Zwei weitere Exemplare werden in den USA aufbewahrt. Ein Exemplar verkaufte der Fürst von Liechtenstein 1954 an die James Ford Bell Library der Universität von Minnesota in Minneapolis, das andere wurde im Jahr 2005 von Christie’s für eine Million US-Dollar versteigert.[5] Diese Karte stellte sich später – ebenso wie ein bereits 1990 von der Bayerischen Staatsbibliothek für damals 2 Mio. DM erworbenes Exemplar, das von der Witwe des renommierten Kunsthändlers Hans Peter Kraus verkauft wurde – als eine nach der Karte der University of Minnesota angefertigte Fälschung des 20. Jahrhunderts heraus.[6]

Im Jahr 2012 wurde in der Universitätsbibliothek München ein weiteres Exemplar gefunden, das sich etwas von den vier vorher bekannten Exemplaren unterscheidet. Seine Entstehung wird auf „vermutlich einige Zeit nach dem Erstdruck von 1507“ geschätzt.[5][7][8] Die Globussegmentkarte von Waldseemüller wurde in einem Geometrie-Buch gefunden; als Sammelband im 19. Jahrhundert gebunden und in der Sammlung der Uni gelagert, kann eine Fälschung wie bei den anderen Exemplaren ausgeschlossen werden.[9] Die Karte hat als einzige die Angabe "Diameter Globi" zur Größe des Globus, die Lagen einzelner Länder unterscheiden sich. Das Wasserzeichen des Papiers weist darauf hin, dass die Karte knapp ein Jahrzehnt nach der ersten gedruckt wurde.

  1. Lorenz Fries: Uslegung der Mercarthen oder Cartha Marina. Darum man sehen mag, was [wo] einer in der Welt sey, und was [wo] ein jeglich Land, Wasser und Stat gelegen ist. Das al[le]s in dem Büchlin ze[u] finden. Straßburg 1527, Digitalisat (1527).
  2. a b GEO Magazin, 01/2008, S. 124.
  3. Die älteste Karte mit dem Namen Amerika aus dem Jahre 1507 usw. Innsbruck 1903.
  4. Waldseemüllerkarte. Abgerufen am 31. August 2017.
  5. a b Berühmtes Kartenwerk entdeckt. Variante von Amerikas „Geburtsurkunde“ in der UB (Memento vom 6. Juli 2012 im Internet Archive), LMU München, 22. Juni 2012, Digitalisat.
  6. Bayerische Staatsbibliothek bestätigt eigene „Waldseemüller“-Globensegmente als Fälschung, bsb-muenchen.de, abgerufen am 16. Februar 2018.
  7. kurier.at, 3. Juli 2012: Uralte Weltkarte in München aufgetaucht.
  8. sueddeutsche.de: Kartenschatz in Unibibliothek München entdeckt – Bastelbogen für den Adel, Interview mit der Finderin, 3. Juli 2012.
  9. Christoph von Eichhorn: Martin Waldseemüller, der Erfinder Amerikas. Abgerufen am 26. März 2020.