Benutzer:Viticola/Echter Mehltau der Weinrebe

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Echter Mehltau der Weinrebe

Befall junger Beeren mit Echtem Mehltau (Erysiphe necator)

Systematik
Unterabteilung: Echte Schlauchpilze (Pezizomycotina)
Klasse: Leotiomycetes
Ordnung: Mehltaupilzartige (Erysiphales)
Familie: Mehltaupilzverwandte (Erysiphaceae)
Gattung: Erysiphe
Art: Echter Mehltau der Weinrebe
Wissenschaftlicher Name
Erysiphe necator
(Schwein.) Burrill

Der Echte Mehltau der Weinrebe ist eine Pflanzenkrankheit bei Weinreben. Erreger ist der Schlauchpilz Erysiphe necator (syn. Uncinula necator bzw. Oidium tuckeri (Anamorph)). Weitere Trivialnamen sind Oidium oder Äscherich. Neben dem Falschen Mehltau und der Reblaus zählt er zu den Hauptschädlingen im Weinbau.

Das Pathogen war ursprünglich auf wildwachsenden nordamerikanischen Rebarten beheimatet und wurde um 1949 nach Europa eingeschleppt. Er ist inzwischen weltweit in allen wichtigen Weinanbaugebieten verbreitet und kann bei unzureichendem Pflanzenschutz hohe wirtschaftliche Schäden (Ernteverluste, schlechte Weinqualität) verursachen. Der Echte Mehltau ist ein obligat biotropher und wirtsspezifischer Ektoparasit, das heißt er kann sich ausschließlich von lebendem pflanzlichen Gewebe der Rebe ernähren und darauf fortpflanzen. Dabei wächst er mit seinen Hyphen auf der Pflanzenoberfläche und entzieht der Pflanze die benötigten Nährstoffe über Haustorien, die er in den pflanzlichen Epidermiszellen ausbildet. Befallene Beeren im Lesegut können negative Geruchs- und Geschmacksnoten im Wein hervorrufen (Mäuseln, Schimmelton, muffiger Ton).

Symptome[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Echter Mehltau mit Cleistothecien auf dem Blatt einer Rebe

Der Befall ist gekennzeichnet durch ein weißgraues, spinnwebenartiges Geflecht auf den grünen Pflanzenteilen der Rebe. Besonders Triebspitzen, junge Früchte und die Blätter werden leicht befallen. Befallene Triebe bleiben in ihrem Wachstum zurück, während vor der Veraison befallene Früchte verhärten, grau oder schwarz werden und aufplatzen, so dass die Kerne freiliegen (Samenbruch).

Infektionszyklus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

(a) reife Konidie(b) keimende Konidie (x) Haustorium

Die Infektion erfolgt über Konidien oder Ascosporen. Diese bilden auf der (Blatt-)Oberfläche ein Myzelgeflecht, welches sich über Haustorien in den Epidermiszellen ernährt. Die asexuellen Konidiosporen werden in Ketten am Myzel gebildet und führen nach Windübertragung zu erneuten Infektionen weiterer Pflanzenteile (Anamorphe). Vor allem im Herbst entstehen in einem sexuellen Zyklus Cleistothecien (durch die Befruchtung von Ascogonium durch Antheridium) die zur Überwinterung und genetischen Anpassung dienen. Aber auch eine Überwinterung in Form von Mycel in den Knospenschuppen ist möglich, aus ihnen entwickeln sich weißlich überzogene Triebe (Zeigertriebe). Im Frühjahr bilden die Cleistothecien Asci aus, welche Ascosporen zur Neuinfektion entlassen (Teleomorph).

Bekämpfung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alle klassischen Rebsorten können durch den Echten Mehltau befallen werden, was den Weinbau zu starkem Fungizideinsatz zwingt. Natürliche Resistenzen finden sich in vielen amerikanischen Wildarten, sowie in den asiatischen Rebsorten Kishmish Vatkana und Dzhandzhal Kara[1]. Zur Bekämpfung sind Schwefel und Wirkstoffe bzw. Wirkstoffkombinationen aus den Stoffgruppen Amidoxime (Cyflufenamid), Azanaphthalene (Proquinazid), Benzophenonderivate (Metrafenon), Carbonsäureamide (Boscalid), Chinoline (Quinoxyfen), Dithiocarbamate (Metiram), Pyridinyl-ethylbenzamide (Fluopyram), Strobilurine (Kresoxim-methyl, Pyraclostrobin, Trifloxystrobin) und Triazole (Myclobutanil, Penconazol Tebuconazol) zugelassen[2]. Dabei sind die meisten Wirkstoffe jedoch fast ausschließlich protektiv (vorbeugend) wirksam und müssen vor einer Infektion ausgebracht werden. Dies resultiert in einem hohen Pflanzenschutzaufwand für den Winzer. Prognosemodelle, wie beispielsweise VITIMETEO, sollen die Winzer bei der Wahl der richtigen Spritzzeitpunkte unterstützen. Eine weitere Möglichkeit, den Fungizidaufwand deutlich zu reduzieren, ist der Anbau pilzwiderstandsfähiger Rebsorten. Inzwischen stehen Rebsorten mit Mehltauresistenzen und sehr guten Qualitätseigenschaften zur Verfügung. Die in Deutschland bislang erfolgreichste pilzwiderstandsfähige Rebsorte ist Regent.

Verwandte Themen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Horst Diedrich Mohr (Hrsg.): Farbatlas Krankheiten, Schädlinge und Nützlinge an der Weinrebe. Eugen Ulmer, Stuttgart 2005, ISBN 3-8001-4148-5.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Coleman et al.: The powdery mildew resistance gene REN1 co-segregates with an NBS-LRR gene cluster in two Central Asian grapevines], BMC Genetics 10 (2009) [1]
  2. BVL Pflanzenschutzmittel-Verzeichnis 2013 Teil 3 [2]

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