Bergkirche Auerbach

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Bergkirche in Auerbach
Blick aus nördlicher Richtung

Die Bergkirche in Auerbach, einem Stadtteil von Bensheim, ist die Kirche der dortigen evangelischen Gemeinde. Durch mehrfache bauliche Veränderungen in ihrer langen Geschichte ist sie ein interessantes Zeugnis kulturhistorischen Wandels.

Geografische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kirche steht in beherrschender Lage über dem alten Ortskern, weithin sichtbar auf einer felsigen Anhöhe vom ummauerten alten Friedhof umgeben.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelalter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bergkirche in Auerbach entstand wohl um 1260/70 im Zusammenhang mit der Teilung der Grafschaft Katzenelnbogen unter den Grafen Diether V. (Ältere Linie) und Eberhard I. (Jüngere Linie) von Katzenelnbogen. Eberhard I. war seitdem Territorialherr für Auerbach und Hochstädten und hatte Interesse am Bau einer eigenen Kirche in Auerbach, da Zwingenberg zum Besitz von Diether V. gehörte. Die Kirche war dem Heiligen Nikolaus geweiht.

1479 starben die Katzenelnbogener mit Philipp I. aus und ihr Besitz fiel an die Landgrafschaft Hessen. Unter Landgraf Heinrich III. wurde 1487 der dominante westliche Glockenturm errichtet, gleichzeitig erfuhr das Kirchenschiff eine Erweiterung nach Norden und Osten, wo ein Chor angefügt wurde.[1]

Mit der Reformation wurde die Gemeinde 1528 evangelisch und die Bergkirche wurde zur evangelischen Pfarrkirche des Ortes.

Barock[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1713/14 wurde das baufällig gewordene Kirchenschiff erneuert, wobei die Mauern erhöht und die Fenster vergrößert wurden.

1787 wurden Chor und Sakristei abgetragen und durch eine Ostwand ersetzt, wo eine Empore für die Orgel entstand. Weitere Emporen, mit Sitzbänken, wurden an der West- und Nordwand errichtet.[2]

Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1900 und 1901 erhielt die Kirche durch einen Umbau nach Plänen des Darmstädter Oberbaurats Karl Hofmann ihr im Wesentlichen bis heute außenwirksames Erscheinungsbild. Dabei wurde wieder ein Chor mit Fünfachtelschluss angefügt, die beiden nördlichen Treppentürmchen entstanden, die Sakristei wurde nach Süden hin an- und drei Maßwerkfenster in die Nordwand eingebaut. Im Innern der Kirche erhielt die Orgel ihren Platz auf einer neuen Westempore, das Kirchenschiff eine durch hölzerne Gurtbögen gegliederte Rabitztonne. Die Kirche war in ihrer Zuständigkeit für das zeitweilig durch den Großherzog von Hessen als Sommerresidenz genutzte Fürstenlager eine Hofkirche und erhielt so auch ein neues Fürstengestühl.

1963/64 erfolgte eine modernistische Umgestaltung des Inneren. Aus dieser Zeit stammt deren Gestühl nach einem Entwurf des Darmstädter Architekten Karl Gruber. Die aus der vorangegangenen Umgestaltung resultierenden Schäden und Verluste an der historischen Substanz sollten Restaurierungen in den späten 1970er Jahren beheben. Die 1900/01 neu errichtete Westempore wurde um eine bereits früher einmal vorhandene Nordempore erweitert. Die Orgel stammt von 1980, deren dreiteiliger Prospekt jedoch von 1788. Der Prospekt war eine Stiftung von Erbprinz Ludwig von Hessen-Darmstadt.[3]

Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Den Zugang vom Turm in das Kirchenschiff bildet ein Portal mit einer zweiflügelige Tür, die aufgrund ihrer kunstvollen schmiedeeisernen Beschläge spätromanisch datiert wird (um 1250?). Die Beschläge sind ein seltenes Zeugnis mittelalterlichen Schmiedehandwerks. Im gotischen Portal selbst findet sich die Jahreszahl 1479.[4]

Im Chorbogen hängt ein eindrucksvolles, schmiedeeisernes Triumphkreuz mit Corpus, eine Stiftung des Bensheimer Oberamtsphysikus Nikolaus Caspar Elwert 1684.

Links des Triumphbogens steht der in derben Renaissanceformen gehauene Taufstein von 1608 mit einer längeren Inschrift.

Seit Abschluss der Innenrenovierung 1978 befinden sich im Kirchenschiff drei Grabdenkmäler, die ursprünglich an der Außenwand befestigt waren:

  • Die Grabplatte für die Kinder des Pfarrers Plaustrarius ist eine Kopie eines verlorenen Originals aus der Zeit um 1610.
  • Ein großes Grabdenkmal für den Kirchenvorsteher und Gerichtsschöffen Jacob Bach von 1610
  • und ein schlichtes Epitaph für den 1727 verstorbenen Auerbach Pfarrer Georg Schott und dessen Frau.[5]

Die Kanzel stammt aus der alten Frankfurter Diakonissenkirche und war ein Geschenk des Auerbacher Pfarrers Carl Leydhecker und seiner Frau.[6]

Die drei Chorfenster stammen von dem Münchner Hofglasmaler Carl de Bouché von 1901, die übrigen von Bruno Müller-Linow und Ingeborg Wiedebusch aus den Jahren 1965 und 1978.[7]

Glocken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Glocken der Kirche stammen von 1950 und 1962.[8]

Friedhof[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oberhalb der Bergkirche liegt der zugehörige Bergfriedhof. Hier stehen mehrere als Naturdenkmäler eingestufte Bäume sowie eine größere Anzahl denkmalgeschützter Grabstätten, außerdem Gräber einiger Persönlichkeiten wie General Friedrich von Wachter, großherzoglich-hessischer Kriegsminister (1862–1866) während des Kriegs von 1866, und der Familie Rudolf von Brasch.[9]

Vor dem Eingang des Friedhofs befindet sich der 1910 entstandene „Eigenbrodtbrunnen“, von Heinrich Metzendorf entworfen, und in Erinnerung an Pfarrer Dr. Karl Eigenbrodt errichtet.[10]

Denkmalschutz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zusammen mit ihrer Ausstattung und dem sie umgebenden Friedhof ist die Kirche ein Baudenkmal von hoher von orts- und kunstgeschichtlicher Bedeutung und nach § 2 Absatz 1 des Hessischen Denkmalschutzgesetzes aus geschichtlichen, künstlerischen, städtebaulichen und wissenschaftlichen Gründen.[11]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wilhelm Busch: Bensheim-Auerbach, Evangelische Bergkirche = Kleine Kunstführer Nr. 2436. Schnell und Steiner, Regensburg 2002. ISBN 379546210X

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Bergkirche Auerbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 49° 42′ 11,1″ N, 8° 37′ 35,8″ O

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. denkxweb (Weblinks).
  2. denkxweb (Weblinks).
  3. denkxweb (Weblinks).
  4. denkxweb (Weblinks).
  5. denkxweb (Weblinks).
  6. denkxweb (Weblinks).
  7. denkxweb (Weblinks).
  8. denkxweb (Weblinks).
  9. DenkXweb - Detailansicht. Abgerufen am 3. Juli 2022.
  10. denkxweb (Weblinks).
  11. denkxweb (Weblinks).