Brigitte Tast
Brigitte Tast (* 1948 in Altenheim) ist eine deutsche Foto- und Performancekünstlerin, die mit Bild-Text-Kombinationen arbeitet.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Brigitte Tast, in der badischen Rheinebene aufgewachsen, absolvierte eine Sparkassenlehre im Heimatdorf. Im Anschluss ging sie für zwei Jahre als Au-pair ins Ausland (Basel, London und den Lake District). 1968–1969 wurde sie Krankenpflegeschülerin am Universitätsklinikum Freiburg.
Es folgte ein Umzug nach Niedersachsen, dort belegte sie ab 1971 ein Grafik-Design-Studium an der Werkkunstschule Hildesheim (heute: Hochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen).[1] Hier entdeckte sie, unterstützt durch den Fachdozenten Umbo,[2] ihr Interesse an der Fotografie. Außerdem war sie fasziniert vom Neuen Deutschen Film. Deswegen begann sie 1975 ein Zweitstudium in der Filmklasse der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, 1980 schloss sie dieses Studium als Meisterschülerin bei Gerhard Büttenbender ab.
Zusammen mit Magdalena Zerrath organisierte sie acht Jahre lang eine feministische Filmreihe in Hildesheim: Filme von Frauen im vhs-kellerkino.[3][4] Mitte der 1980er Jahre konzentrierte sich Brigitte Tast schließlich ganz auf die eigene künstlerische Arbeit.[5]
Brigitte Tast lebt und arbeitet im Landkreis Hildesheim. Sie ist verheiratet mit dem Publizisten Hans-Jürgen Tast (* 1948). Ihre gemeinsame Tochter ist die Hamburger Fotografin Isadora Tast.[6]
Werk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Februar 1985 führte Brigitte Tast ihre erste Diageschichte[7] öffentlich vor. Bei dieser Multi-Media-Performance liest die Autorin neben der Leinwand stehend einen Text von ihr in die projizierten Schwarz-Weiß-Dias ein. „Neu ist sicherlich auch, dass sie sich des Mediums Diaprojektion, mit von ihr selbst live vorgetragenen Text, bedient, einer Gattung, die bislang eher im Rahmen von Reiseberichten und kunsthistorischen Vorträgen an Volkshochschulen Verwendung fand. Nur wenige Künstler wagten sich bisher an dieses Medium als künstlerisches heran. Diese Eigenständigkeit, sich so ganz unabhängig vom Kunstgetriebe, von Galeristen, Museen oder selbst Verlegern mit ihren Projekten zu bewegen und zunächst auch gar nicht hinüberzuschielen, ob das, was sie tut, dort registriert wird, ist auffällig und ungewöhnlich.“ (Reinhold Mißelbeck[8])
Parallel zu den Performances entstanden mehrere Bildbände, ebenfalls Foto-Text-Kombinationen, sowie Ausstellungen in in- und ausländischen Galerien und Museen.
Brigitte Tast fotografiert analog mit Rollfilm.[9] Häufig nutzt sie dabei ein Stativ, daneben auch immer wieder Spiegel. „Der Spiegel wiederum ist das klassische Instrument der Selbsterforschung […] Brigitte Tast perpetuiert und elaboriert diese Urszene der Selbstidentifikation beziehungsweise Selbstverkennung in ihren Fotoinszenierungen, die seit den 70er Jahren ihre künstlerische Arbeit bestimmen.“ Ihr 2020 erschienenes biografisches Fotobuch Rot in Schwarz-Weiß repräsentiere „eine typische 68er-Identität“, so die Rezension in der taz.[10]
2012 und 2013 hatte sie einen Lehrauftrag für künstlerische Fotografie an der Stiftung Universität Hildesheim.
Buchveröffentlichungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Mit Linde Fröhlich: Das Private wird öffentlich. Filme von Frauen. Träume. Zentrum, Lübeck 1988, ISBN 978-3-923814-31-2.
- Modell Gehen. Kulleraugen-Verlag, Schellerten 1992, ISBN 978-3-88842-601-8.
- Warten auf Lydia. Ein Fotogedicht. Kulleraugen-Verlag, Schellerten 1994, ISBN 978-3-88842-602-5.
- Mit Gerd Scherm: Astarte und Venus. Eine foto-lyrische Annäherung. Kulleraugen-Verlag, Schellerten 1996, ISBN 978-3-88842-603-2.
- Mit Hans-Jürgen Tast: be bop. Die Wilhelmshöhe rockt. Disco und Konzerte in der Hölle. Verlag Gebr. Gerstenberg, Hildesheim 2007, ISBN 978-3-8067-8589-0.
- Mit Hans-Jürgen Tast: be bop. Rock Tempel & Nachtasyl. Band 2 zur Legende. Verlag Gebr. Gerstenberg, Hildesheim 2009, ISBN 978-3-8067-8733-7.
- Die Hüterin des Weiß. Kulleraugen-Verlag, Schellerten 2011, ISBN 978-3-88842-604-9.
- Rot in Schwarz-Weiß. Kulleraugen-Verlag, Schellerten 2020, ISBN 978-3-88842-605-6.[11]
- Restlessness. Berlin-Aufenthalte 1995–98. Kulleraugen-Verlag, Schellerten 2022, ISBN 978-3-88842-055-9.
- Rue St. Denis. Kulleraugen-Verlag, Schellerten 2023, ISBN 978-3-88842-056-6.
- Durch Schwarz und Weiß, Kulleraugen-Verlag, Schellerten 2024, ISBN 978-3-88842-606-3.
Literatur (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Brigitte Tast. In: Feliciano L. Pastor (Hrsg.): Desnudos 1 / Nudes 1, S. 18ff. Artual S.L., Barcelona/Spanien 1996. ISBN 84-88610-17-3
- Brigitte Tast. In: Feliciano López Pastor (Hrsg.): Hedendaagse Naaktfotografie, S. 24ff u. 150. Libroro, Hedel/Niederlande 1998. ISBN 90-72267-66-4
- Brigitte Tast. In: Peter Feierabend (Hrsg.): Nudes Index I, S. 53. Könemann, Köln 2000. ISBN 3-8290-0502-4
- Brigitte Tast. In: Giorgio Bonomi: Il corpo solitario. L'autoscatto nella fotografia contemporanea, S. 41. Rubbettino, Soveria Mannelli/Italien 2012. ISBN 978-88-498-3616-5
- Brigitte Tast. In: Mona Mathé (Hrsg.): Europe Under Construction. Berlin 1945-2015, S. 130ff. u. 155. Chaussee 36 Photography, Berlin 2015, ISBN 978-3-9817566-0-9
- Brigitte Tast. In: Giorgio Bonomi: Il corpo solitario. L'autoscatto nella fotografia contemporanea. Vol. II, S. 21. Rubbettino, Soveria Mannelli/Italien 2017. ISBN 978-88-498-5051-2
- Brigitte Tast. In: Giorgio Bonomi: Il corpo solitario. L'autoscatto nella fotografia contemporanea. Vol. III, S. 13. Rubbettino, Soveria Mannelli/Italien 2022. ISBN 978-88-498-7129-6
Ausstellungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelausstellungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1990: Kästen, Rollen, Schubladen, Museum für Photographie, Braunschweig
- 1990: Kästen, Rollen, Schubladen, Fotogalerie im Wedding, Berlin
- 1996: Astarte und Venus, Roemer- und Pelizaeus-Museum, Hildesheim
- 1997: Astarte und Venus, Museo Ken Damy di fotografia contemporanea, Brescia (Italien)
- 1998: Bei mir, in focus - Galerie am Dom, Köln
- 2001: Hermana mia!, Galerie Objektief, Enschede (Niederlande)
- 2001: Hermana mia! - Meine Schwester, Deutsches Filmmuseum Frankfurt a. M.[12]
- 2002: Dunkle Schatten, helles Licht, Galerie Marktschlößchen, Halle/Saale
- 2003: Rote Blumen auf meinem schwarzen Mini, Museum Quaet-Faslem-Haus, Nienburg/Weser
- 2006: Gespiegeltes - Fotografien aus Diageschichten, Filmmuseum Potsdam
- 2007: Laimė (Happiness is a warm gun), Kaunas Photo Days, Kaunas (Litauen)
- 2007: be bop - Die Wilhelmshöhe rockt. Disco und Konzerte in der Hölle, Stadtmuseum Hildesheim im Knochenhaueramtshaus (m. H.-J. Tast)
- 2011: Die Hüterin des Weiß, 9-Tage-Galerie, Hildesheim
- 2013: Räume als Zustände, Galerie Beate Brinkmann, Berlin[13]
- 2014: In der Weissen Halle, Eisfabrik (Hannover)
- 2016: Tage wie die schwarze See, Galerie Beate Brinkmann, Berlin
- 2018: Deutschlandreise. In die Gärten der Utopien, Kunstverein Via 113, Hildesheim (z.m. H.-J. Tast)
- 2018: Memories are made for this, FOTHOYA, Hoya/Weser[14]
- 2022: Latent images, Kunstverein Via 113, Hildesheim
- 2023: Dunkle Schatten. Helles Licht., Kunstverein Via 113, Hildesheim
- 2023: Zwischen-Saison, Allgemeiner Konsumverein, Braunschweig
Gruppenausstellungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1990: PHOTOART 90. Internationales Festival der kreativen Photographie, Schloss Heidelberg
- 1991: QUINTA PHOTO ART 1991, Schloss Heidelberg
- 1995: Autoritratti al femminile, Museo Ken Damy di fotografia contemporanea, Brescia (Italien)
- 1996: la femme, focales 96. Festival International de la Photographie, Coudekerque-Branche (Frankreich)
- 1997: Nu, tout simplement, Maison des Arts, Galerie 3.14, Laon (Frankreich)
- 1998: L. Fritz Gruber – Hommage, lichtblick downtown, Köln[15]
- 1999: Bilder vom Menschen, Museum Quadrat, Bottrop
- 2000: Der fotografische Text. Literatur und Fotografie, Zentral- und Landesbibliothek Berlin
- 2001: Villes et Valises - Arriver, Strasbourg (Frankreich)
- 2002: Hameleers & friends, The ABC-Treehouse Gallery, Amsterdam (Niederlande)
- 2006: Biennale Internazionale di Fotografia di Brescia, Brescia (Italien)
- 2009: Bei mir, Festival Internacional de Fotografía des Paraná 2009, Entre Ríos (Argentinien)
- 2012: Vom Winde verweht. Jimi Hendrix auf Fehmarn, rock'n'popmuseum, Gronau/Westfalen (m. H.-J. Tast)
- 2013: Il Corpo Solitario, Palazzo della Penna - Centro di Cultura Contemporenea, Perugia (Italien)
- 2013: Retratos en el espejo, 4. Festival Internacional de Fotografía des Paraná 2013, Entre Ríos (Argentinien)
- 2015: Zeitzeugen - Augenzeugen, Galerie im Stammelbachspeicher, Hildesheim
- 2015: Europe Under Construction: Berlin 1945 - 2015, Chaussee 36, Berlin-Mitte
- 2017: Blickfeld. Positionen zeitgenössischer Fotografie, Kunstverein Neustadt a. Rbge.
- 2017: La solitudine dell'autoscatto. Autoritratti fotografici, Palazzo Guidobono, Tortona (Italien)
- 2017: DONNE&fotografia, Chiesa di San Francesco - CRAF, Udine (Italien)
- 2018: Corpi seducenti. Nudi di donna, La Rocca. Centro per l'arte contemporanea, Umbertide (Italien)
- 2018: Mostra annuale delle acquisizioni, MUSINF - museo comunale d'arte moderna, Senigallia (Italien)
- 2022: Autoritrarsi, Indigo Art Gallery, Perugia (Italien)
- 2024: La solitudine dell’Origine del mondo. Autoscatti di artiste, Centro per l'Arte Contemporanea Trebisonda, Perugia (Italien)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Homepage von Brigitte Tast
- Brigitte Tast bei Photography Now
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Roemer- und Pelizaeus-Museum (Hrsg.): auf den weg gebracht. paul könig und seine schüler. Hildesheim 1997.
- ↑ Hans-Jürgen Tast: Umbo: Ich habe es gesehen. Ich habe es erlebt. Ich habe es festgehalten. Schellerten 2019, ISBN 978-3-88842-053-5.
- ↑ Brigitte Tast, Magdalena Zerrath, Ute Magoulas-Frahm: Filme von Frauen. Sieben Jahre Filmclub-Arbeit in der Erwachsenenbildung. Ein Beispiel. Hannover 1986, ISBN 978-3-88923010-2.
- ↑ Brigitte Tast: Initiativ werden - Wege suchen. In: Claudia Lenssen, Bettina Schoeller-Bouju (Hrsg.): Wie haben Sie das gemacht? Aufzeichnungen zu Frauen und Filmen. Marburg 2014, ISBN 978-3-89472-881-6, S. 47–49.
- ↑ Brigitte Tast: Die Provinz-Frage. Schlaglichter aus einem Hildesheim der 80er Jahre. In: Maximilian Gallo, Magnus Rust (Hrsg.): fluide perspektiven. Ein vermittelnder Katalog. Hildesheim 2018, ISBN 978-3-00-059695-7, S. 246–260.
- ↑ Isadora Tast. Abgerufen am 8. April 2021 (deutsch).
- ↑ Brigitte Tast: Diageschichten. Kulleraugen-Materialsammlung Nr. 13. Schellerten 2004. ISBN 3-88842-113-6
- ↑ Reinhold Mißelbeck: Selbstinszenierungen. Zu den Arbeiten von Brigitte Tast. In: medien-praktisch. Frankfurt a. M., Nr. 1/1995, S. 35.
- ↑ Christine Stark: Brigitte Tast, Rot in Schwarz-Weiss. In: FAMA. Henau, 36. Jg., Nr. 22, Nov. 2020, S. 18.
- ↑ Ronald Berg: Von Spiegel- und von Wunschbildern. In: Die Tageszeitung: taz. 24. Februar 2021, ISSN 0931-9085, S. 16 (taz.de [abgerufen am 8. April 2021]).
- ↑ Alf Mayer: Alf Mayer: Ein neues Fotobuch von Brigitte Tast. Abgerufen am 8. April 2021 (deutsch).
- ↑ Hermana mia! – Meine Schwester. In: DFF.FILM. Abgerufen am 8. April 2021 (deutsch).
- ↑ Räume als Zustände. Architektur in den Photographien von Brigitte Tast - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Found. Abgerufen am 8. April 2021.
- ↑ Memories are made for this - Klaus Günter Völker. Abgerufen am 8. April 2021.
- ↑ Rolf Georg Bitsch (Hrsg.): L. Fritz Gruber. Eine fotografische Hommage zum 90. Geburtstag. Könemann, Köln 1998
Personendaten | |
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NAME | Tast, Brigitte |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Fotografin und Autorin |
GEBURTSDATUM | 1948 |
GEBURTSORT | Neuried (Baden) |