Casabianca (U-Boot, 1937)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Casabianca
Seitenriss der Casabianca
Seitenriss der Casabianca
Schiffsdaten
Flagge Frankreich Frankreich
Schiffstyp U-Boot
Klasse Agosta-Klasse
Bauwerft At. & Chantiers de la Loire, Saint-Nazaire
Kiellegung 28. Juli 1931
Stapellauf 2. Februar 1935
Indienststellung 1. Januar 1937
Verbleib 1956 abgewrackt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 92,3 m (Lüa)
Breite 8,2 m
Tiefgang (max.) 4,7 m
Verdrängung über Wasser: 1.570 t
unter Wasser: 2.084 t
 
Besatzung 61 Mann
Maschinenanlage
Maschine Dieselmotor
Elektromotor (1.000 PS / 746 kW[1])
Maschinen­leistung 8.600 PS (6.325 kW)
Einsatzdaten U-Boot
Tauchzeit 45–50 Sekunden
Tauchtiefe, normal 80 m
Höchst-
geschwindigkeit
getaucht
10 kn (19 km/h)
Höchst-
geschwindigkeit
aufgetaucht
20 kn (37 km/h)
Bewaffnung
  • 1 × Deckgeschütz 10,0 cm L/40
  • 2 × MG 13,2 mm (2 × 1)
  • 9 × Torpedorohr ⌀ 55,0 cm (4 vorn, 3 mittschiffs, 2 hinten)
  • 2 × Torpedorohr ⌀ 40,0 cm

Die Casabianca (Q 183) war ein U-Boot der französischen Marine im Zweiten Weltkrieg. Der Name des Bootes geht auf den napoleonischen Marineoffizier Luc-Julien-Joseph Casabianca zurück. Die Casabianca erlangte einige Berühmtheit, als sie im November 1942 angesichts des deutschen Einmarsches in Südfrankreich aus dem Hafen von Toulon ausbrechen und sich nach Französisch-Nordafrika absetzen konnte. Für seinen Einsatz wurde das Boot als einzige schwimmende Einheit der französischen Marine mit dem Orden der Ehrenlegion und dem Kriegskreuz 1939–45 ausgezeichnet.

Konstruktive Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch: Konstruktive Merkmale des 1500-Tonnen-Typs

Das U-Boot gehörte der Agosta-Klasse an, die die dritte und letzte Baugruppe des 1922 entwickelten 1500-Tonnen-Typs war. Die Boote galten als schnell und sehr wendig. Sie hatten eine hohe Überwasserreichweite und boten für damalige Verhältnisse gute Lebensbedingungen für die Besatzung. Die Bewaffnung mit insgesamt elf Torpedorohren war sehr stark. Ein Manko stellte die externe Anordnung von sieben Rohren dar, da sie nicht auf hoher See nachgeladen werden konnten.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch: Einsatzgeschichte des 1500-Tonnen-Typs und Einsatzgeschichte der Agosta-Klasse

Während des Sitzkrieges (September 1939 – Mai 1940) unternahm das U-Boot mehrere erfolglose Feindfahrten in der Nordsee und vor die norwegische Küste.

Nach der Kapitulation Frankreichs am 22. Juni 1940 verblieb die Casabianca im Dienst der offiziellen französischen Marine, die unter der Kontrolle des deutschfreundlichen Vichy-Regimes stand. Das Boot wurde demobilisiert. Dem Kommandanten Jean L’Herminier gelang es aber, gegen seine Befehle, das Boot seetüchtig zu halten. Beispielsweise konnte er auf illegalem Weg 85 m³ Treibstoff bunkern.

Als Reaktion auf die Alliierte Invasion in Nordafrika besetzte die Wehrmacht im November 1942 auch den unter Kontrolle Vichys stehenden südlichen Rest Frankreichs. Deutsche Einheiten versuchten den Hafen von Toulon schnellstmöglich zu besetzen, um die dort liegende französische Flotte zu erbeuten. Den französischen Seeleuten gelang es allerdings, die meisten Schiffe selbst zu zerstören. Aufgrund der befehlswidrigen Vorbereitungen ihres Kommandanten war die Casabianca fahrbereit und konnte sich dem Beschuss der Verfolger durch Tauchen entziehen. Sie entkam nach Algier und schloss sich dort den französischen Streitkräften unter François Darlan und Henri Giraud an. Dieselbe Operation gelang auch dem Requin-Klasse-Boot Marsouin und dem L’Espoire-Klasse-Boot Le Glorieux.

Zwischen Dezember 1942 und 1944 führte die Casabianca sieben Geheimmissionen durch, in deren Verlauf sie Waffen, Ausrüstung und Personen nach Korsika und in die Provence zur Unterstützung des Maquis transportierte. Ihre bemerkenswerteste Leistung war, als sie bei ihrem letzten geheimen Einsatz 100 Elitesoldaten nach Korsika brachte.

Nach der Befreiung Korsikas wurde das U-Boot von einem britischen Flugzeug irrtümlich angegriffen und beschädigt. Die Reparaturmaßnahmen in Philadelphia dauerten bis März 1945 an. Die Casabianca war das einzige Boot der Agosta-Klasse, das den Krieg überstand.

Das U-Boot wurde 1952 aus dem Flottenregister gestrichen und 1956 verschrottet. Allerdings blieb der Turm erhalten und ist seit 2004 in Bastia als Denkmal ausgestellt.

1951 drehte Georges Péclet einen Film über die Geschichte der Casabianca.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Erminio Bagnasco: Uboote im 2. Weltkrieg. (Technik – Klassen – Typen. Eine umfassende Enzyklopädie). 5. Auflage. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1996, ISBN 3-613-01252-9.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Casabianca (Q183) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Der Film „Casabianca“ bei IMDb

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Erminio Bagnasco gibt in Uboote im 2. Weltkrieg für die elektrische Antriebsleistung 1000 PS an. Das uboat.net gibt 2000 PS (1491 kW) an. Ein Vergleich mit anderen U-Booten dieser Zeit deutet auf den geringeren Wert hin. Die gegenüber dem 600-630-Tonnen-Typ bei größerer Verdrängung höhere Unterwassergeschwindigkeit deutet auf 2000 PS, könnte aber auch auf eine evtl. strömungsgünstigere Form zurückzuführen sein.