DKW-Schnellaster

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DKW
DKW-Schnellaster Bus, Typ F 89 L 1954, in Luxus-Ausführung mit Schiebedach
DKW-Schnellaster Bus, Typ F 89 L 1954, in Luxus-Ausführung mit Schiebedach
DKW-Schnellaster Bus, Typ F 89 L 1954, in Luxus-Ausführung mit Schiebedach
Schnellaster
Hersteller: DKW
Produktionszeitraum: 1949–1962
Vorgängermodell: keines
Nachfolgemodell: DKW F 1000 L
Technische Daten
Bauformen: Kastenwagen, Pritschenwagen, Kleinbus
Motoren: Ottomotoren:
0,7–0,9 Liter
(14,7–23,5 kW)
Elektromotor:
4,8 kW
Länge: 3930–4455 mm
Breite: 1550–1670 mm
Radstand: 2500–3000 mm

Der DKW-Schnellaster war das erste neue Modell der Auto Union nach dem Zweiten Weltkrieg und das erste Automobil, das in Ingolstadt produziert wurde.

Technik

Der DKW-Schnellaster hatte einen Rahmen aus Profilrohren mit der damals fortschrittlichen Kurzhauberbauweise, Frontantrieb mit dem für DKW typischen Zweitaktmotor. Die Technik war von den Vorkriegsmodellen abgeleitet. Die Vorderräder waren an Querlenkern und hochliegender Querblattfeder, die Hinterräder an Kurbelarmen mit querliegendem Torsionsfederelement aufgehängt.

Das erste Modell war der F 89 L mit 688-cm³-Motor und Dreiganggetriebe, er hatte 14,7 kW (20 PS) bei 3600/min. Der Frontantrieb, das tiefliegende Chassis und die kompakte Hinterachse ermöglichten viele Ausführungen für die unterschiedlichsten Zwecke: Kleinbus, Kastenwagen, Kombi, Pritsche (auch als Kipper), Tiefladerpritsche, Verkaufswagen, Krankenwagen, Viehtransporter und auch nur als Fahrgestell mit Fahrerhaus für Sonderaufbauten. Der Laderaum des Kastenwagens fasste rund 5 m³ (2230 × 1390 × 1575 mm) bei einer Außenlänge von 4177 mm und einer Breite von 1670 mm. Das Leergewicht wird mit 735–800 kg angegeben.

Produziert wurde der F 89 L von 1949 bis 1952 mit Dreiganggetriebe, von 1952 bis 1954 mit Vierganggetriebe und auf 16,2 kW (22 PS) erhöhter Leistung. Von 1954 bis 1955 wurde der „Typ 30“ mit 792-cm³-Motor und 22 kW (30 PS) gebaut. Unter Schnellaster-Freunden ist dieser Motor als „Büffel“ bekannt.

Von 1955 bis 1962 wurde der DKW-Schnellaster als Typ 3 mit einem Dreizylindermotor mit 896 cm³ und 23,5 kW (32 PS) gebaut. Dieser Motor wurde auch als 3=6 bezeichnet, was aussagen sollte: „drei Kraftimpulse pro Kurbelwellen-Umdrehung, genau wie beim Sechszylinder-Viertakter“ (Werbetext der Auto Union).

In der DKW-Literatur findet man für den DKW-Schnellaster unterschiedliche Schreibweisen: er wird sowohl DKW-Schnellaster als auch DKW-Schnell-Laster geschrieben.

DKW Elektro

DKW-Elektrowagen

Exotisch ist der DKW-Elektrowagen,[1] der mit einem 4,8-kW-Elektromotor ausgestattet war und mit einem Eigengewicht von etwa 1800 kg eine Höchstgeschwindigkeit von maximal 40 km/h erreichte. Gespeist wurde der Motor aus 80-Volt-210-Ah-Bleiakkumulatoren. Statt eines Fahrpedals zur stufenlosen Regelung der Leistung hatte der Wagen an der Lenksäule einen kleinen Hebel, mit dem vier Geschwindigkeitsstufen gewählt werden konnten. Eine Kupplung und ein Schaltgetriebe gab es nicht. Eingesetzt wurde der „DKW Elektro“ zum Beispiel von Elektrizitätswerken für den regelmäßigen Zähleraustausch sowie auf den Ostfriesischen Inseln, auf denen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor nicht erlaubt waren. Rund 100 Stück wurden gebaut. Das Auto kostete 8000 DM zuzüglich 4100 DM für die Batterie und 1500 DM für das Ladegerät. Der Verbrauch lag bei 25 kWh/100 km.

Technische Daten

DKW Kastenwagen 1949–1952 in der ersten Version noch mit schmaler Spur
DKW Schnell-Laster 3=6 mit Pritsche von 1955, mit breiterer Spur (Kotflügel)
F 89 L (1949–1952) F 89 L (1952–1954) Typ 30 (1954–1955) Typ 3, 3=6 (1955–1962)
Motor Zweizylinder-Zweitaktmotor mit Mischungsschmierung Dreizylinder-Zweitaktmotor mit Mischungsschmierung
Kühlung Thermosiphon-Wasserkühlung, regelbare Schwenkjalousie an der Kühlluftöffnung auf der linken Seite des Motorraums
Hubraum 688 cm³ 792 cm³ 896 cm³
Bohrung × Hub in mm 76 × 76 78 × 83 71 × 76
Höchstleistung
(PS)
bei 1/min
14,7 kW
(20 PS)
3600
16,2 kW
(22 PS)
4000
22 kW
(30 PS)
23,5 kW
(32 PS)
Vergaser
Lichtmaschine:
Solex-Horizontal-Vergaser 30 BFL
Dynastart-Anlage (Anlasser und Lichtmaschine kombiniert) von Siba (ab 1959 Bosch)
Getriebe, Antrieb 3-Gang-Getriebe, Frontantrieb 4-Gang-Getriebe, Frontantrieb
Radaufhängung vorn an Querblattfeder und Lenkern aufgehängte Räder, Zahnstangenlenkung
Radaufhängung hinten Schwingarme mit Torsionsstabfederung (Hahn-Achse)
Bremsen hydraulisch betätigte Duplex-Trommelbremsen auf alle vier Räder, mechanische Handbremse auf Hinterräder
Karosserie Kastenprofilrohrrahmen mit Aufbau
Tankinhalt 30–32 Liter
Spurweite vorn/hinten 1190/1250 mm 1320/1390 mm, mit 3000 mm Radstand wahlweise auch 1490, 1590, oder 1690 mm hinten
Radstand 2500 mm (Pritsche 3000 mm) 2750 mm (Pritsche 3000 mm)
Länge 3930 mm (Pritsche 4400 mm) 4180 mm (Kasten/Bus) bis 4455 mm (Großraum-Pritsche)
Breite 1550 mm 1670 mm (Kasten/Bus)
Leergewicht 915 kg 1079 kg (Pritsche) bis 1161 kg (Bus)
Nutzlast 745 kg 750 kg (Kombi: 735 kg) 800 kg (Kombi: 785 kg)
zul. Gesamtgewicht 1650 kg (Bus) bis 1860 kg (Pritsche) 1780 kg (Bus) bis 1876 kg (Kombi) 1950 kg (Kasten) bis 1975 kg (Kombi) 1900 kg (Bus) bis 1980 kg (Kombi/Pritsche)
Höchstgeschwindigkeit 60 km/h (beladen) 70–80 km/h

Produktion in Spanien

Der DKW-Schnellaster wurde ab 1954 ebenfalls von der spanischen Industrias del Motor S. A. IMOSA in Vitoria produziert.

Hier wurde Anfang der 1960er-Jahre ein Nachfolger mit einer modern gezeichneten Frontlenkerkarosserie entwickelt, ebenfalls mit 3-Zylinder-Zweitakt-Motor (981 cm³ Hubraum, 40 PS bei 4200/min) und Frontantrieb, den die Auto Union von 1963 bis 1965 unter der Bezeichnung DKW F 1000 L auch in Deutschland anbot. Nachdem jedoch die Auto Union zum Volkswagen-Konzern gehörte, wurde ein Lieferwagen dieser Größe – zumal mit nicht mehr zeitgemäßem Zweitaktmotor – für den deutschen Markt nicht mehr benötigt, da hierfür der VW Transporter stand. Die weiter zum Daimler-Benz-Konzern gehörende IMOSA produzierte ihren Lieferwagen weiter für den iberischen Markt.

Ab Ende 1964 war der F 1000 auch mit Dieselmotor erhältlich. Zunächst war es der von der spanischen ENMASA in Barcelona in Lizenz gebaute Mercedes-Benz OM 636 mit 1,8 l Hubraum. Inzwischen firmierte das nach wie vor zum Daimler-Benz-Konzern gehörende Werk in Vitoria unter MEVOSA. Der F 1000 wurde im Lauf der Jahre weiterentwickelt. Ab 1975 wurde er zunächst als Mercedes-Benz N 1000, dann als Mercedes-Benz N1300 (Nutzlast 1300 kg) angeboten und erhielt ab 1976 den Nachfolge-Dieselmotor OM 615 mit 1,988 l Hubraum. Aus diesem Fahrzeug entstand der Mercedes-Benz MB 100, der von 1988 bis 1995 mit überarbeiteter Karosserie auch in Deutschland verkauft und erst danach durch den Mercedes-Benz Vito (ebenfalls in Vitoria gebaut) ersetzt wurde.

Produktion in Finnland

Der finnische Fahrzeughersteller Suomen Autoteollisuus montierte Ende November 1956 eine Serie von zehn Schnellastern in Karis, Finnland. Die Fahrzeuge wurden als Donau-Sisu bezeichnet. Die Karosserien wurden mit westdeutschen Vorrichtungen zusammengeschweißt. Das Schweißen einer kompletten Karosserie dauerte nur zwei Stunden pro Einheit. Es gab Pläne, eine größere Produktion zu beginnen, zu der es aber nicht kam, weil die technisch veralteten Fahrzeuge dem Bedarf der potenziellen finnischen Kunden nicht entsprachen.[2] Ein reparaturfähiger Donau-Sisu ist noch vorhanden; er wurde Ende 2011 von Oldtimer-Enthusiasten übernommen.[3]

Literatur

Weblinks

Commons: DKW F89L – Sammlung von Bildern
Commons: DKW Typ 30 – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Bedeutung gleisloser Elektrofahrzeuge im Transportwesen. In: Kraftfahrzeugtechnik, Heft 5/1958, S. 168–172
  2. Blomberg, Olli: Suomalaista Sisua vuodesta 1931 – Monialaosaajasta kuorma-autotehtaaksi. 1. Auflage. Oy Sisu Auto Ab, Karis 2006, ISBN 952-91-4918-2, Ei pelkästään Sisuja, S. 167–171.
  3. Kerhon ajoneuvokalusto. Mikkelin Mobilistit ry, 17. April 2013, archiviert vom Original am 8. Juni 2014; abgerufen am 8. Juni 2014 (finnisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/miamedia.fi