Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen
Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen | |
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Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen | |
Kategorie: | Forschungsinfrastruktur |
Träger: | Land Niedersachsen |
Bestehen: | seit 1969 |
Rechtsform des Trägers: | GmbH, als gemeinnützig anerkannt |
Sitz des Trägers: | Hannover |
Mitgliedschaft: | Leibniz-Gemeinschaft |
Standort der Einrichtung: | Braunschweig |
Außenstellen: | Abteilung Pflanzenviren am Julius-Kühn-Institut in Braunschweig
Arbeitsgruppe Bakterieller Metabolismus und Braunschweiger Enzym Datenbank am Braunschweiger Zentrum für Systembiologie Bioinformatik, IT und Datenbanken-Außenstelle an der Universität Bremen |
Entstanden aus: | Sammlung für Mikroorganismen Göttingen (SMG) |
Unmittelbar vorher: | Deutsche Sammlung von Mikroorganismen (DSM) |
Art der Forschung: | Anwendungsorientierte Grundlagenforschung, Bioinformatik |
Fächer: | Lebenswissenschaften |
Fachgebiete: | Mikrobiologie, Zellbiologie, Biotechnologie |
Grundfinanzierung: | Länder und Bund |
Leitung: | Jörg Overmann als Wissenschaftlicher Direktor, Bettina Fischer als Administrative Geschäftsführerin[1] |
Mitarbeiter: | 228 (Stand Januar 2024) |
Homepage: | www.dsmz.de |
Das Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen ist eine Forschungsinfrastruktur in der Leibniz-Gemeinschaft mit Sitz in Braunschweig. Die DSMZ ist die weltweit vielfältigste Sammlung.[2] von Bioressourcen (Stand 2024: 87.500 Bioressourcen).[3] Hierzu zählen Mikroorganismen (darunter mehr als 38.000 Bakterien-Stämme, 760 Archaeen-Stämme, 9.500 Stämme von Hefen und Pilzen) sowie mehr als 940 menschliche und tierische Zellkulturen, über 930 Pflanzenviren (zertifiziert nach ISO 17034[2]), über 1.380 Bakteriophagen und 250 Plasmide, sowie Diatomeen, Protisten und Algen (Stand 2024).[4]
Wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Instituts DSMZ ist seit 2010 der promovierte Mikrobiologe Jörg Overmann.[5] Er hat eine Professur für Mikrobiologie an der TU Braunschweig.[6] Seit August 2018 leitet er das Institut in einer Doppelspitze mit Bettina Fischer als administrative Geschäftsführerin.[7] Gesellschafter der DSMZ ist das Niedersächsische Finanzministerium.
Geschichte
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Jahr | Ereignis |
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1969 | Beschluss zur Etablierung einer Sammlung für Mikroorganismen Göttingen (SMG) innerhalb der Abteilung Ernährungsphysiologie der Mikroorganismen mit Mikrobenbank am Göttinger Institut für Mikrobiologie der Gesellschaft für Strahlenforschung (GSF) |
1973 | Offizieller Name: Deutsche Sammlung von Mikroorganismen (DSM) |
1974 | Anerkennung als offizielle Hinterlegungsstelle durch das Deutsche Patentamt |
1976 | Die DSM wird ausgegliedert und eigenständig am Institut für Mikrobiologie geführt |
1979 | Ausgliederung der DSM aus der GSF, Transfer zur Gesellschaft für Biotechnologische Forschung (GBF) Braunschweig |
1981 | Anerkennung der DSM als internationale Hinterlegungsstelle für Patentzwecke gemäß dem Budapester Vertrag |
1987 | Etablierung von Pflanzenzelllinien sowie von Menschlichen und Tierischen Zellkulturen als neue Sammlungsgebiete |
1988 | Umbenennung in Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen. Die DSMZ wird zur GmbH mit dem Land Niedersachsen als einzigem Gesellschafter (niedersächsisches Finanzministerium) |
1990 | Aufnahme der Pflanzenviren-Sammlung |
1996 | Förderung der DSMZ als Einrichtung der Blauen Liste und in der Nachfolge Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft |
2004 | Etablierung eines Qualitätsmanagementsystems nach DIN EN ISO 9001:2000 |
2010 | Einrichtung des sammlungsunabhängigen Forschungsbereichs: die Abteilung Mikrobielle Ökologie und Diversitätsforschung |
2011 | Umbenennung in Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH. Einrichtung der Abteilung Bioinformatik und Etablierung der Hochdurchsatz-DNA-Sequenzierung. Etablierung eines Online-Shops für den Versand biologischer Ressourcen |
2012 | Die neuartige phänotypische Datenbank BacDive der DSMZ geht online |
2014 | Einrichtung der Forschungseinheit Mikrobielle Genomforschung im Rahmen der Beteiligung der DSMZ am Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) |
2016 | Etablierung der neuen Sammlungsabteilung Bioressourcen für Bioökonomie und Gesundheitsforschung |
2018 | DSMZ wird die erste registrierte Sammlung zur Umsetzung des Nagoya-Protokolls in der EU |
2020 | Einzug der Abteilung Bioressourcen für Bioökonomie und Gesundheitsforschung ins neue Zentrum für Wirkstoff- und Funktionelle Genomforschung auf dem Science Campus Braunschweig-Süd. Erfolgreiche Evaluierung durch den Senat der Leibniz-Gemeinschaft |
2021 | Start der von der DFG geförderten Nationalen Forschungsdaten-Infrastruktur NFDI4Microbiota; Miterstellung des Positionspapiers zur Erhaltung der Biodiversität durch OpenDSI im Rahmen des Leibniz-Forschungsnetzwerk Biodiversität |
2022 | Die Zahl der bei der DSMZ hinterlegten Bioressourcen liegt bei über 84.000. Die Abteilung Science Policy und Internationalisierung wurde eingerichtet und etabliert |
2023 | Die Abteilung Bioinformatik und Datenbanken wurde mit der Abteilung IT zur Abteilung Bioinformatik, IT und Datenbanken zusammengelegt. |
Struktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei der DSMZ arbeiten über 200 Forschende und Angestellte.[5] Sie ist eine als gemeinnützig anerkannte Forschungsinfrastruktur.[8] 2018 wurde das Leibniz-Institut DSMZ als weltweit erste registrierte Sammlung nach EU-Richtlinie 511/2014 anerkannt und bietet allen Nutzern die notwendige Rechtssicherheit im Umgang mit ihren Bioressourcen gemäß dem sogenannten Nagoya-Protokoll.[9][10]
Die DSMZ ist Partner in internationalen Organisationen wie der European Culture Collections Organisation (ECCO), der World Federation for Culture Collections (WFCC) und der Global Biodiversity Information Facility (GBIF).
Die DSMZ ist seit November 2010 durch die audit berufundfamilie® GmbH zertifiziert. Das audit berufundfamilie ist ein strategisches Managementinstrument, das bei der Umsetzung einer nachhaltigen familien- und lebensphasenbewussten Personalpolitik unterstützt.
Aufgaben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die DSMZ ist ein weltweiter Dienstleister mit mehr als 13.000 Kunden in über 90 Ländern und stellt Mikroorganismen und Zellkulturen für die universitäre, außeruniversitäre und industrielle Forschung in den Lebenswissenschaften zur Verfügung. Außerdem dient sie als Patent- und Sicherheitshinterlegungsstelle für biologisches Material (insgesamt über 12.800 Bioressourcen) gemäß den Richtlinien des Budapester Vertrags.[11] Sie ist die einzige Patenthinterlegungsstelle für Bioressourcen in Deutschland.[12] Die am Leibniz-Institut DSMZ durchgeführten Prozesse sind nach verschiedenen unabhängigen Verfahren zertifiziert, darunter ISO / TC 276 Biotechnology, DIN EN ISO 9001 und OECD "Best Practice Guidelines for Biological Resource Centres".[2] Die DSMZ verfügt ausschließlich über Bioressourcen der Risikogruppen 1 und 2.
Abteilungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zu den neun Abteilungen der DSMZ zählen neben den Forschungsabteilungen Mikrobielle Ökologie und Diversitätsforschung[13] und Mikrobielle Genomforschung[14] die Sammlungsabteilungen Mikroorganismen[15], Bioressourcen für Bioökonomie und Gesundheitsforschung[16], Menschliche und Tierische Zellkulturen[17] und Pflanzenviren[18] sowie die Abteilungen Services[19] und Bioinformatik, IT und Datenbanken[20] und Science Policy und Internationalisierung[21]. Das Organigramm der DSMZ ist online einsehbar.[1]
Digital Diversity
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Durch die Vernetzung wissenschaftlicher Datenbanken und die Bereitstellung wichtiger Ressourcen leistet die DSMZ einen Beitrag zur globalen Forschung, indem es die Untersuchung der mikrobiellen Vielfalt erleichtert und Forschung global unterstützt. Die DSMZ-Initiative Digital Diversity verfolgt das Ziel, eine integrierte Biodateninfrastruktur zu schaffen, um den Zugang zu qualitativ hochwertigen Forschungsdaten in den Lebenswissenschaften und deren Analyse zu verbessern.
Die Datenbanken SILVA und LPSN wurden 2024 von der Global Biodata Coalition (GBC) ausgezeichnet und in ihrer grundlegenden Bedeutung für die weltweite naturwissenschaftliche Forschungsgemeinschaft bestätigt. Die Datenbank BacDive wurde zeitgleich mit dem ELIXIR Core Data Resource Award ausgezeichnet.[22]
Die Tools der DSMZ Digital Diversity sind öffentlich zugänglich und kostenlos. Folgende digitale Ressourcen werden bisher der Forschung zur Verfügung gestellt:
- BRENDA (the world’s most comprehensive enzyme information repository)
- Silva (quality checked and aligned ribosomal RNA sequence data)
- BacDive (bacterial Diversity Metadatabase)
- LPSN (list of Prokaryotic names with Standing in Nomenclature)
- TYGS (type Strain Genome Server)
- MediaDive (collection of cultivation media and growth conditions)
- DSMZCellDive (tools for diving into Cell Line Data)
- Staininfo (service for resolving microbial strain identifiers)
- PhageDive (database for bacteriophage sans archaeal viruses)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- DSMZ: Welcome to the Leibniz Institute DSMZ. Abgerufen am 11. Januar 2020 (englisch).
- DSMZ Digital Diversity Abgerufen am 11. Dezember 2023 (englisch).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Organization Chart DSMZ (PDF), auf dsmz.de, abgerufen am 27. Mai 2021.
- ↑ a b c German Collection of Microorganisms and Cell Cultures GmbH: Mission. Abgerufen am 7. Juni 2021.
- ↑ German Collection of Microorganisms and Cell Cultures GmbH: Catalogue. Abgerufen am 21. Mai 2024.
- ↑ DSMZ: Welcome to the Leibniz Institute DSMZ. Abgerufen am 11. Dezember 2023 (englisch).
- ↑ a b DSMZ: Wissenschaftler des Leibniz-Instituts DSMZ gehört erneut zu den meistzitierten Forschenden der Welt. In: Website DSMZ – Press Releases. 7. Dezember 2023, abgerufen am 11. Dezember 2023.
- ↑ German Collection of Microorganisms and Cell Cultures GmbH: Management. Abgerufen am 7. Juni 2021.
- ↑ DSMZ: Management. Abgerufen am 27. Mai 2021 (englisch).
- ↑ Inhoffenstraße 7 B
- ↑ German Collection of Microorganisms and Cell Cultures GmbH: Collection. Abgerufen am 1. Juni 2021.
- ↑ German Collection of Microorganisms and Cell Cultures GmbH: Nagoya Protocol. Abgerufen am 7. Juni 2021.
- ↑ Guide to the Deposit of Microorganisms under the Budapest Treaty ( des vom 29. März 2019 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (englisch).
- ↑ German Collection of Microorganisms and Cell Cultures GmbH: Patent Deposit. Abgerufen am 7. Juni 2021.
- ↑ German Collection of Microorganisms and Cell Cultures GmbH: Microbial Ecology and Diversity Research. Abgerufen am 26. Juli 2021.
- ↑ German Collection of Microorganisms and Cell Cultures GmbH: Microbial Genome Research. Abgerufen am 26. Juli 2021.
- ↑ German Collection of Microorganisms and Cell Cultures GmbH: Microorganisms. Abgerufen am 26. Juli 2021.
- ↑ German Collection of Microorganisms and Cell Cultures GmbH: Bioresources for Bioeconomy and Health Research. Abgerufen am 26. Juli 2021.
- ↑ German Collection of Microorganisms and Cell Cultures GmbH: Human and Animal Cell Lines. Abgerufen am 26. Juli 2021.
- ↑ German Collection of Microorganisms and Cell Cultures GmbH: Plant Viruses. Abgerufen am 26. Juli 2021.
- ↑ German Collection of Microorganisms and Cell Cultures GmbH: Analytics. Abgerufen am 26. Juli 2021.
- ↑ German Collection of Microorganisms and Cell Cultures GmbH: Bioinformatics. Abgerufen am 11. Dezember 2023.
- ↑ German Collection of Microorganisms and Cell Cultures GmbH: Science Policy. Abgerufen am 11. Dezember 2023.
- ↑ Internationale Auszeichnung für DSMZ-Datenbanken. Abgerufen am 21. Mai 2024 (amerikanisches Englisch).
Koordinaten: 52° 12′ 44,1″ N, 10° 31′ 52,5″ O