Der Harem

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Der Harem (Münchner Harem) ist ein soziales Experiment und eine Kommune von mehreren Frauen und dem Ex-Kommunarden Rainer Langhans in München.

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Harem versteht sich als „offenes und virtuelles Experiment“ - als ein „langer Marsch“ durch die eigenen inneren Institutionen.[1]

Der Begriff „Harem“ wurde von den Frauen teilweise angenommen, ist bis heute nicht beliebt. Das Credo des Münchner Harems soll gelautet haben: „Nicht ein Mann hat fünf Frauen, sondern fünf Frauen haben einen Mann.“

Der „Harem“ startete ein Lebensexperiment von Personen, denen Beziehungen, Ehe und Karriere zu begrenzte Erfahrungsmöglichkeiten waren. Insbesondere die Frauen wollten sich einer neuen Herausforderung stellen, die bisher ungelebt geblieben war: ihr selbstbestimmtes Leben. Zu diesem Zweck schien ihnen der Kommune-I-erfahrene Rainer Langhans, der nach dem Ende seiner großen Liebe mit Uschi Obermaier einen spirituellen Weg einschlug, sehr geeignet.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der „Harem“, Königsplatz in München, 2000

Der „Harem“ bestand ab 1974 zunächst aus Brigitte Streubel, Jutta Winkelmann und Rainer Langhans. Bald darauf kamen Anna Werner und 1978 Christa Ritter hinzu. Im selben Jahr entstand der Name der Gruppe[2] und Anna Werner zog in die USA, kehrte aber 1982 mit ihrer Tochter Janna Ji Wonders wieder nach München zurück. 1991 schloss sich Jutta Winkelmanns Zwillingsschwester Gisela Getty der Gruppe an.

Die Frauen zogen alle nach Schwabing in die Nähe von Langhans. Fast jede Frau bezog eine eigene Wohnung. Anfangs traf man sich täglich, tauschte alle Ereignisse und sich selbst so offen und auch ungeschönt wie möglich aus, ähnlich wie in einer Selbsterfahrungsgruppe. Anfang der 1980er Jahre folgten erste Kontaktversuche mit der Politik, mit den Grünen. Die Frauen produzierten ein Fanzine mit dem Titel „!“. Es wurde mit Videos experimentiert, in Eigenproduktion entstand das Buch Die Mitte der Dunkelheit. Christa Ritter drehte mit Rainer Langhans später Fernsehdokumentationen, und auch der Harem experimentierte mit Videotechnik. Probleme wie Eifersucht, Mobbing, Neid und Selbstverachtung gab es jedoch beim Zusammenleben auch. Anna Werner zog mit ihrer Tochter aufs Land[2] an den Walchensee.[3]

Im März 2007 lud Langhans die ehemalige Terroristin Brigitte Mohnhaupt in einem Interview mit der Abendzeitung in seinen „Harem“ ein. „Nach so langer Gefangenschaft sind sicherlich Bedürfnisse bei ihr vorhanden, zu denen auch Sexualität gehört. Aber bei uns geht es um viel mehr: Wer intensive Beziehungsarbeit – die auch eine Form von Terror sein kann – zu leisten bereit ist, erlebt das Paradies von morgen.“[4] Im Februar 2008 erging, ebenfalls via Abendzeitung, eine Einladung an die damalige Fürther Landrätin Gabriele Pauli.[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rainer Langhans: Ich bin’s – die ersten 68 Jahre. Autobiographie. Blumenbar, München 2008, ISBN 978-3-936738-34-6.
  • Rainer Langhans: Theoria Diffusa, aus Gesprächen mit drei Frauen. Infektionen zu Schattenarbeit im Reich der Lichthelden. Greno, Nördlingen 1986, ISBN 389-1-900-20-1.
  • Petra Bruns, Werner Bruns, Rainer Böhme: Die Altersrevolution. Wie wir in Zukunft alt werden. Aufbau, Berlin 2007, ISBN 978-3-351-02644-8.
  • Martin Klimke, Joachim Scharloth (Hrsg.): 1968. Ein Handbuch zur Kultur- und Mediengeschichte der Studentenbewegung. Metzler, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-476-02066-6.
  • Jutta Winkelmann: Das Harem-Experiment. Begegnungen mit Rainer Langhans, dem letzten APOnauten (= Heyne-Bücher, Band 13; Sphinx bei Heyne 3021, Esoterische Psychologie.) Heyne, München 1999, ISBN 3-453-13284-X.

Fernsehsendungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dokumentationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • „Langhans, Teufel und die Frauen“ für SPIEGEL TV
  • „Camille Paglia: Eine Frau sieht Rot“ (SAT1)
  • „Fatima Mernissi: Die Macht der Hüfte“
  • „Wollen Sie das 4. Reich?“
  • „R-Evolution“

Fernsehauftritte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

u. a.:

  • „Einspruch“ mit Uli Meyer auf SAT1 am 20. Juli 1993
  • „Ready to Ruck“ 3 Tage Generation Mix in Berlin 28.–30. August 1998
  • „Kommune“ Dreiwöchige Reality Show täglich auf TV-München und TV-Berlin Frühjahr 2003 (mehrfach wiederholt)
  • „Beckmann“ (11. Februar 2008)
  • „Sex im Alter“ VIVO 3Sat (13. Februar 2010)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Das ist eine utopische Situation. In: Die Welt. 6. November 2000. Abgerufen am 12. Januar 2010.
  2. a b Silke Bender: Big Brother für Intellektuelle. Der Tagesspiegel. 23. Februar 2003, abgerufen am 9. Mai 2023.
  3. Lebenslinien: Hippie mit Hackbrett. Die Geschichte der Anna W.
  4. Langhans an Mohnhaupt: „Brigitte, komm in meinen Harem!“ In: Der Spiegel. 27. März 2007, abgerufen am 21. Februar 2023.
  5. „Gabi gehört zum Harem“. In: Abendzeitung. 17. Februar 2008, abgerufen am 21. Februar 2023.