Deutsches Atomforum

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Altes Logo DAtF, heute Kerntechnik Deutschland (KernD).

Das Deutsche Atomforum e. V. (DAtF) war ein Lobbyverband von Unternehmen, Institutionen und Einzelpersonen, der sich für die nichtmilitärische Nutzung von Kernenergie einsetzt. Er war bis ca. 2013 als gemeinnützig anerkannt. Finanziert wurde die Arbeit des Atomforums durch Mitgliedsbeiträge, Spenden sowie Einnahmen aus Veranstaltungen und Veröffentlichungen.

Der Verein hatte rund hundert Mitglieder, vor allem Unternehmen der Energiewirtschaft. Sitz war Berlin. Es war Mitglied des europäischen Atomforums FORATOM und der Kerntechnischen Gesellschaft und arbeitete auch mit der World Association of Nuclear Operators (Weltverband der Kernkraftwerksbetreiber) zusammen.

Schwerpunkt der Organisation war Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Kernenergie. Außerdem veranstaltete sie Kongresse und Seminare.

Im Jahre 2019 fusionierten das Deutsche Atomforum und der Wirtschaftsverband Kernbrennstoff-Kreislauf und Kerntechnik e. V. zum neuen Verband Kerntechnik Deutschland e. V. (KernD).[1] Herausgeber und Redaktion laut Impressum (Stand 2023) ist die INFORUM Verlags- und Verwaltungsgesellschaft mbH.

Karl-Winnacker-Preis

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Für Verdienste um die Förderung der Kernkraft verlieh das Deutsche Atomforum den mit 5000 Euro dotierten Karl-Winnacker-Preis. Dieser ist nicht zu verwechseln mit dem Karl-Winnacker-Preis des Marburger Universitätsbundes.

Der Verein wurde 1959 gegründet, 1961 als Verein eingetragen und förderte seitdem als Interessenvertretung der Atomindustrie und -forschung die friedliche Nutzung der Kernenergie.[2][3]

Kritik und Kontroversen

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Ende 2007 wurde dem Verein der Worst EU Greenwash Award der Initiative Worst EU Lobbying Award verliehen,[4] da es in einer Werbekampagne mittels Greenwashing versucht habe, Kernenergie als umweltschonend darzustellen.

Das Bundesamt für Strahlenschutz kritisierte den Verein für dessen Behauptung, in Deutschland gebe es einen geeigneten Standort für ein Endlager für radioaktive Abfälle.[5] Zum 50-jährigen Jubiläum des Atomforums kritisierte der damalige Bundesumweltminister Sigmar Gabriel den Verband als „Propagandazentrale der Atomkonzerne“; sie stehe „wie kaum eine andere Institution für das bewusste Verschweigen, Verdrängen und Verharmlosen der Gefahren, die mit der kommerziellen Nutzung der Atomenergie verbunden sind“.[6]

Einen Tag nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima setzte sich der Verein gegen eine Revision der Laufzeitverlängerung für deutsche Kernkraftwerke ein. Präsident Ralf Güldner argumentierte, dass deutsche Reaktoren wesentlich besser gegen Naturkatastrophen geschützt seien als japanische.[7]

Die Jahrestagung Kerntechnik 2011 begann mit knapp 1300 internationalen Gästen am 17. Mai in Berlin, organisiert vom Atomforum und der Kerntechnischen Gesellschaft (KTG).[8] Alle Veranstaltungen mit gesellschaftspolitischem Bezug wurden aus dem Programm genommen, das Gala-Diner abgesagt. Sowohl die Rede des RWE-Vorstandsvorsitzenden Jürgen Großmann sowie die ursprünglich geplante Rede von FDP-Generalsekretär Christian Lindner fielen aus.[9]

Nach dem Stopp der Erkundung des Salzstocks Gorleben gab der Präsident des Vereins, Ralf Güldner, im Dezember 2012 bekannt, dass die Betreiber der Kernkraftwerke einen Finanzierungsstopp der Erkundung erwägen sowie Schadenersatz geltend machen könnten, wenn Gorleben als Endlager ausgeschlossen werde.[10]

Bis ca. 2013 war der Verein durch die Berliner Finanzverwaltung als gemeinnützig anerkannt. Die Gemeinnützigkeit des Vereins ist vielfach kritisiert worden.[11] Die Stuttgarter Nachrichten wiesen in einem Bericht vom 31. August 2015 darauf hin, dass das Atomforum nicht mehr gemeinnützig ist.[12] Nach Nachfragen des Finanzamtes hat es die Gemeinnützigkeit nicht erneut beantragt. Mit Satzungsänderung vom 15. Mai 2013 wurde der Passus „Gemeinnützigkeit“ gestrichen. Seitdem präsentierte sich das Atomforum auf seiner Website als „Branchendienstleister für die externe und interne Kommunikation auf dem Gebiet der Kernenergie und Kerntechnik“ und als Interessenvertreter seiner Mitglieder.

Veröffentlichungen

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  • Deutsches Atomforum: 50 Jahre Deutsches Atomforum e. V. Dt. Atomforum, Berlin 2009, ISBN 978-3-926956-50-7 (archive.org [PDF]).
  • Martin Volkmer: Radioaktivität und Strahlenschutz. INFORUM Verlags- und Verwaltungsgesellschaft, 2012 (kernd.de).
  • Martin Volkmer: Kernenergie Basiswissen. INFORUM Verlags- und Verwaltungsgesellschaft, 2013 (kernd.de).
Commons: Deutsches Atomforum – Sammlung von Bildern
  • Aktuelle Website: https://www.kernd.de. Abgerufen am 3. Juli 2023.
  • Alte Website: http://atomforum.de. Archiviert vom Original am 24. Juni 2003; abgerufen am 30. Juni 2023.

Einzelnachweise

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  1. KernD – neuer Verband für die Kerntechnik in Deutschland. In: Presseportal. dpa Gruppe, 7. Mai 2019, abgerufen am 3. Juli 2023.
  2. kernenergie.de: Deutsches Atomforum e. V. (DAtF) (Memento vom 6. Januar 2013 im Internet Archive) abgerufen am 25. Dezember 2012
  3. Kerntechnik Deutschland e. V. (KernD). In: Kerntechnik Deutschland. INFORUM Verlags- und Verwaltungsgesellschaft, abgerufen am 3. Juli 2023.
  4. tagesschau.de: Lobby Awards: Negativ-Preis für deutsche Lobby-Arbeit. Abgerufen am 3. Juli 2023.
  5. Bundesamt für Strahlenschutz (12. November 2007): Atomforum arbeitet mit Behauptungen statt Fakten (Memento vom 27. Februar 2011 im Internet Archive). Zitat: „In seiner Pressemitteilung vom 8. November 2007 stellt das Atomforum Behauptungen auf, die der Klarstellung bedürfen“
  6. Bundesumweltministeriums: Gabriel: 50 Jahre Atomforum – ein halbes Jahrhundert Lug und Trug – BMUV – Pressemitteilung. Abgerufen am 3. Juli 2023.
  7. Handelsblatt: Deutsche Atomkonzerne in Defensive vom 13. März 2011
  8. PDF-Dokument bei www.kerntechnik.info@1@2Vorlage:Toter Link/www.kernenergie.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  9. Martin Kaul: Proteste gegen Jahrestreffen der Atomlobby: Atomforum backt kleine Brötchen. In: Die Tageszeitung: taz. 17. Mai 2011, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 3. Juli 2023]).
  10. Atom-Endlager: AKW-Betreiber prüfen Zahlungsstopp für Gorleben – WELT. 7. September 2015, abgerufen am 3. Juli 2023.
  11. »Es läßt sich manche Mark sparen«. In: Der Spiegel. 6. November 1983, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 3. Juli 2023]).
  12. Stuttgarter Nachrichten, Stuttgart Germany: Lobbyorganisation: Gemeiner Nutzen. Abgerufen am 3. Juli 2023.