Die Geschichte der Indianer – 500 Nations

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Serie
Titel VHS: Die Geschichte der Indianer – 500 Nations
DVD, Fernsehen:
500 Nations – Die Geschichte der Indianer
Originaltitel 500 Nations
Produktionsland Vereinigte Staaten
Originalsprache Englisch
Genre Dokumentarfilm
Erscheinungsjahr 1994
Länge insgesamt 394 Minuten
Episoden 8 (Liste)
Produktions­unternehmen Tig Productions
Regie Jack Leustig
Produktion Kevin Costner,
Bernd Eichinger,
Ralph Tornberg
Musik Peter Buffett
Kamera Dyanna Taylor
Premiere 1994 auf VHS[1]

500 Nations ist ein US-amerikanischer Dokumentarfilm von 1994, dessen deutsche Fassung den Untertitel Die Geschichte der Indianer trägt. In acht Episoden erzählt er die Geschichte der amerikanischen Ureinwohner und fokussiert dabei den Untergang eines Großteils der Indianervölker im Zuge der Besiedelung Amerikas durch Einwanderer und weiße Siedler. Parallel zu dem Dokumentarfilm entstanden auch ein Sachbuch und ein Computerspiel mit dem Titel 500 Nations, der sich auf die Anzahl der indianischen Völker Nordamerikas bezieht.

In den acht Episoden werden 22 Geschichten erzählt, beginnend mit der Besiedelung Mittel- und Nordamerikas durch die Anasazi, die Maya und die Azteken; über die Entdeckung der nordamerikanischen Ureinwohner durch Kolumbus; die Ausplünderung und Versklavung der Bewohner Südfloridas durch die Truppen Hernando de Sotos. Die Dokumentation endet mit dem Massaker von Wounded Knee, durch das der Widerstand der Sioux gegen die weißen Siedler gebrochen wurde; das Ende wird zu Beginn der ersten Episode auch vorweggenommen.

Eine Absicht des Films ist es, die Geschichtskenntnisse der US-Amerikaner zu korrigieren, indem er darauf hinweist, dass es schon vor der Ankunft von Christoph Kolumbus und der Pilgerväter Hochkulturen in Amerika gab.[2]

In der Originalfassung der Serie fungieren Kevin Costner als Moderator und Gregory Harrison als Erzähler aus dem Off. Die Geschehnisse werden auch aus der Sicht von Indianern wiedergegeben, darunter Tantoo Cardinal, Graham Greene und Gordon Tootoosis. Mit Computeranimationen werden Kultur und Bauwerke der Indianer visualisiert, es werden Fotos, Landkarten und Aussagen historischer Persönlichkeiten inszeniert.

Die Idee zu der Dokumentation hatte Kevin Costner während der Entstehung seines Kinofilms Der mit dem Wolf tanzt (1990). Dessen Erfolg war mit ursächlich dafür, dass Costner weitere Geldgeber fand, die den Dokumentarfilm mitproduzierten. Regie führte Jack Leustig, der für den Film von 1991 bis 1994 eine große Menge an Archivmaterial verarbeitete.[3]

Die Dokumentation kostete 8 Millionen US-Dollar.[4]

Veröffentlichung

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Die US-Erstausstrahlung erfolgte im April und Mai 1995 in vier Doppelepisoden beim Network CBS, beginnend am 20. April.[5] Auf Deutsch war der Dokumentarfilm bereits im Vorjahr, nämlich ab dem 10. Oktober 1994 auf VHS erhältlich,[1] und zwar in einer aus acht Videokassetten bestehenden, vom Verleih Odeon Video herausgegebenen Edition[6] mit dem Titel Die Geschichte der Indianer – 500 Nations.[1] Im Fernsehen begann der WDR mit der deutschsprachigen Erstausstrahlung der Episoden, und zwar am 2. Juli 1997 im Abendprogramm.[7] Ab dem 6. Juli 1997 strahlte auch der Regionalsender B1 die Episoden aus.[8]

Auf Englisch[9] und auf Deutsch[2] erschien der Dokumentarfilm 2004 auf DVD.

Nr. Deutscher Titel Original­titel Erstaus­strahlung USA Deutsch­sprachige Erstaus­strahlung (WDR[7] u. evtl. a.)
1 Maya, Mississippi-Indianer, Anasazi: Blüte der großen Kulturen The Ancestors 20. Apr. 1995 2. Jul. 1997[7]
2 Aufstieg und Fall der Azteken Mexico 20. Apr. 1995 1997
3 Zusammenprall zweier Welten: Enrique und Columbus Clash Of Cultures 21. Apr. 1995 1997
4 Die Europäische Invasion: Häuptling Metacom führt Krieg Invasion Of The Coast 21. Apr. 1995 1997
5 Im Hexenkessel von Revolution und Bürgerkrieg: Überlebenskampf der Indianervölker Cauldron Of War 27. Mai 1995 1997
6 Häuptling Tecumseh: Der Traum vom eigenen Land der Indianer Removal 27. Mai 1995 1997
7 Besiedlung des Westens: Mord und Vertreibung Roads Across The Plains 28. Mai 1995 1997
8 Geronimo und Chief Joseph: Verzweifelter Kampf um Freiheit Attack On Culture 28. Mai 1995 1997

Ein Teil der Kritiker fand lobende Worte für die Dokumentation. Der Autor des US-Magazins Variety zum Beispiel beurteilte die Regie als „großartig“ und prophezeite dem Werk einen „Achtungserfolg“.[4] Howard Rosenberg sah das in der Los Angeles Times ähnlich und unterstrich, dass der Film durch die zahlreichen, in die Kamera sprechenden Indianer an Authentizität gewinne.[10] Kritiker lobten die Dokumentation für ihre Computeranimationen, durch die sich die Zuschauer in die Welt der Indianer versetzen könnten. Die Kritikerin des Tagesspiegels etwa nannte sie „sensationell“,[11] der Kommentator der TAZ beurteilte sie als „verblüffend“.[3]

Als problematisch befanden Kritiker die im Film zum Ausdruck kommende Absicht, die Wahrheit über die Geschichte der Indianer zu zeigen. Der Autor der Zeitung Baltimore Sun etwa kritisierte, dass der Film, obwohl er eine Geschichte aus einseitiger Perspektive erzähle, dabei mit großer Bestimmtheit von „Wahrheit“ spreche. Daher biete der Film noch schlechtere Geschichte als Unterhaltung.[12] Im Bonner General-Anzeiger hieß es, dass die Dokumentation das Leben und die Kultur der Ureinwohner verkläre, denn die Indianer erschienen darin stets „nur als Pazifisten, die sich den Weißen scheinbar kampflos unterwerfen“, und ihre problematische Situation in der Gegenwart bleibe unerwähnt.[13]

Auch das Lexikon des Internationalen Films wies in seiner Kritik darauf hin, dass die Perspektive, aus der die Dokumentarreihe die Geschichte betrachte, parteilich sei. Es scheine, so das Lexikon, „in der Logik derartiger Unternehmen zu liegen“, dass diese Perspektive „allzu gern und oft zu Superlativen“ greife. Brisanz und Qualität der Episoden seien unterschiedlich, insgesamt vermittele die Serie aber durchaus neue Erkenntnisse zu einer Geschichte, die in Amerika „noch längst nicht abgeschlossen oder ‚bewältigt‘“ sei.[2]

Das Werk wurde 1995 je einmal für einen Artios Award und einen Television Critics Association Award nominiert.[14]

Verwandte Publikationen

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Unter dem Titel 500 Nations erschien auch ein Sachbuch, das mit auf den Recherchen für den Dokumentarfilm basiert und von dem Historiker Alvin M. Josephy verfasst wurde.[15]

Ausgaben:

Interaktive CD-ROM

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Basierend auf dem Dokumentarfilm und dem Sachbuch entstand auch eine interaktive Software, die Microsoft Home 1995 unter dem Titel 500 Nations – Stories of the North American Indian Experience veröffentlichte. Sie erschien auf CD-ROM für die Betriebssysteme MS-DOS (mind. 3.1) und Microsoft Windows (mind. 3.1). Der Nutzer hat damit die Möglichkeit, die Geschichte der Indianer multimedial kennenzulernen.[16]

Der von Peter Buffett stammende Soundtrack zur Dokumentarfilmserie erschien 1995 beim Label Sony unter dem Titel 500 Nations – A Musical Journey.

Einzelnachweise

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  1. a b c Tanz mit der Maus, in: Der Spiegel Nr. 36/1994, online abgerufen am 15. März 2020
  2. a b c 500 Nationen - Geschichte der Indianer. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 3. November 2018.
  3. a b Reinhard Lüke: Kevin Costner presents: "500 Nations - eine Geschichte der Indianer", in: TAZ vom 2. Juli 1997, online abgerufen über GBI-Genios am 31. Okt. 2018
  4. a b Tony Scott: 500 Nations. In: Variety. 20. April 1995, abgerufen am 31. Oktober 2018. Originalzitate: “superbly”, “succes d’estime”
  5. Walter Goodman: North American Culture Before the Europeans, in: The New York Times vom 19. April 1995, online abgerufen am 31. Okt. 2018
  6. Der mit dem Wolf tanzt, in: Mitteldeutsche Zeitung vom 19. Nov. 1994, S. 920, online archiviert abgerufen über GBI-Genios am 31. Okt. 2018
  7. a b c Frank Bretschneider: „Wundert es Sie dann noch?“, in: Lausitzer Rundschau vom 2. Juli 1997, S. 17
  8. Kevin Costner tanzt wieder mit Indianern, in: Der Tagesspiegel vom 6. Juli 1997, online abgerufen über GBI-Genios am 2. Nov. 2018
  9. 500 Nations Due 9/21, in: IGN vom 17. Aug. 2004, abgerufen am 4. Nov. 2018
  10. Howard Rosenberg: ‘500 Nations’ Sets the Record Straight, in: Los Angeles Times vom 19. April 1995, abgerufen am 3. Nov. 2018
  11. Anne P. Meyer: Costners Wahrheiten, in: Der Tagesspiegel vom 8. Juli 1997, online abgerufen über GBI-Genios am 31. Okt. 2018
  12. David Zurawik: ‘500 Nations’ is not good history and not good TV (Memento des Originals vom 9. November 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/articles.baltimoresun.com, in: Baltimore Sun vom 20. April 1995, abgerufen am 3. Nov. 2018
  13. Dieter Deul: Liebeserklärung an die ewig Edlen Amerikas, in: Bonner General-Anzeiger vom 19. Juli 2001, abgerufen am 3. Nov. 2018
  14. Awards, in: Internet Movie Database, abgerufen am 4. Nov. 2018
  15. ohne Titel, in: Die Zeit Nr. 52/1996, abgerufen bei Zeit online am 3. Nov. 2018 (kostenpflichtiger Abruf)
  16. Alice M. Cornell, Linda Newman: 500 Nations: Stories of the North American Indian Experience, in: American Library Association (Hrsg.): RQ Nr. 2/1996 (36. Jg., ISSN 0033-7072), S. 279–281