Diskussion:Anton Günther (Volksdichter)

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Letzter Kommentar: vor 7 Monaten von 2003:D3:D736:A800:D0D7:BAE9:D8D1:538D in Abschnitt Gedenkstein
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Kritik am Stil (erl.)

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Werter Herr Schicker, kann man den Artikel nicht kurzfassen?? So liest ihn doch kein Mensch bis zum Ende durch. Hätte mich schon interessiert, aber ich habe leider inzwischen Tränen in den Augen, aber nicht wegen der Verhältnisse, sondern wegen des Hinstarrens. Mind. ein Drittel ist doch leeres Gelabere, passt für einen Pfarrer bei der Beerdigung, machen's doch bitte einen netten Artikel für den Tonl draus. --Dieter Börner 23:07, 6. Nov 2005 (CET)

Kategorien (erl.)

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Ich würde die Kategorien Autor, 2 mal Literatur und Lyrik herausnehmen. Das Einordnen finde ich hier etwas zu großzügig. -- Zwoenitzer 01:50, 28. Sep 2004 (CEST)

Ganz meine Meinung, man kann es auch übertreiben mit der Kategorisierung. --ahz 04:47, 28. Sep 2004 (CEST)

Gedanken zum Freitod des Künstlers Anton Günther

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Vorbemerkung des Verfassers

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Der Beitrag zu Anton Günthers Selbstmord ist von mir selbst verfasst. Es bestehen keine Rechte Dritter.

Gotthard B. Schicker www.erzgebirgs-treff.de

Einwendungen von Kritikern

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Das ist schön, aber deshalb brauchst du dein Manuskript nicht gleich in den Artikel zu schmeißen. Ich habe den Fremdkörper wieder entfernt und hier hintenan gestellt. Bitte gekürzt an passender Stelle in den Artikel einarbeiten und nicht irgendwo reinklatschen. Viele Grüße --ahz 19:45, 6. Aug 2005 (CEST)
Ich bezweifele ja gar nicht deine Urheberschaft, nur sollte der Beitrag gekürzt und überarbeitet werden, bevor er eingestellt wird. Deswegen habe ich ihn auch rausgenommen und hierher übertragen. Ich habe den Artikel wieder revertiert. --ahz 12:00, 8. Aug 2005 (CEST)
Wiedermal ein Bisserl oral History (der Zeitzeuge war im Sommer 1937 nicht ganz zehn Jahre alt): Wie´s damals gheißen hat: "Anton Günther hat sich aufgehängt, was sagst du dazu!", da wurde auch dazu gesagt: "Seine Tochter hat einen Tschechen geheiratet; das hat er nicht überleben können."
Zu DDR-Zeiten war wohl eine andere Begründung für den Freitod im Umlauf, die den Volksdichter besser aussehen ließ, in Einklang mit dem proletarischen Internationalismus.
Aus dem Abstand von bis zu sieben Jahrzehnten komme ich zu der Ansicht, dass hier eine Aussage von Golo Mann über seinen Bruder Klaus am Platze ist, die ich leider nur ungenau aus dem Gedächtnis zitieren kann; sie lautet sinngemäß:
Wenn das in einem Menschen drinsteckt, dann wird er eines Tages einen Weg finden und ihn auch gehen. Einen wirklichen Grund gibt es dann gar nicht, allenfalls einen Anlass, der ist aber nur äußerlich.
Auch Golo Manns Tante, die Schwester von Thomas Mann, hatte sich das Leben genommen, außer Klaus auch noch ein zweiter Bruder, Michael Thomas, dessen Freitod 1977 die Familie seiner alten Mutter Katja noch bis zu ihrem (naürlichen) Tode verheimlicht hat. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass auch Golo selbst diese innere Regung kannte und deshalb mit einfühlendem Verständnis davon sprechen konnte.--Fiege 22:53, 25. Dez 2005 (CET)

Was Fiege hier schreibt, ist naiver Biologismus und von daher absolut unwissenschaftlich, undifferenziert und am Leben und Sterben der Familie Mann sowieso gänzlich vorbei gedacht... Der Mensch ist und bleibt ein bio-soziales Wesen, und bei Günther hat nachweislich das negative soziale (auch politische) Umfeld zu Antons Suizid seinen Beitrag geleistet, ohne dass an einer Stelle des Artikels die mögliche biologische Konstitution bestritten wird. Was sollen also diese konfusen Belehrungen von Fiege, die auf den eigentlichen Gegenstand des Themas gar nicht eingehen? --Anna Berg 17:18, 1. Sep. 2010 (CEST)Beantworten

Autor Schickers Traktat ist gleichlautend auch im nachstehend eingefügten Weblink zu lesen (bequemer, weil in schön großer und fetter Schrift).

  • [1]- Text zum Freitod von Anton Günther

Motto: Du mußt es dreimal sagen (Goethe: Faust I: 1532). --Fiege 22:10, 27. Dez 2005 (CET)

Text des Verfassers

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Es Laabn is när e hutzn gieh,:mer denkt es ka net sei,
ball is racht traurig, ball is schie,
on ball is aah vorbei!
(Anton Günther 1904)

Die „Todsünde“ des Anton Günther

Bemerkungen zum Selbstmord des bekanntesten Liedermachers des Erzgebirges nebst eines persönlichen Briefes an den Tolerhans Tonl

Von Gotthard B. Schicker


Anlässlich des 125. Geburtstages von Anton Günther am 5. Juni 2001 brachte der Verlag Rockstroh in Aue eine dünne Broschüre heraus, die unter dem Titel „Bild dir nischt ei!“ eine „Studie zu Glauben und Gottesfurcht Anton Günthers“ enthält. Der Autor dieser bebilderten 26 Seiten ist der Pastor i.R. der methodistischen Kirche Friedmar Walther.

Er wurde 1929 in Bernsbach bei Aue geboren, war viele Jahre stellvertretender Vorsitzender der evangelischen Allianz der DDR, leitet von 1968 bis 1982 die Friedenskirchgemeinde in Karl-Marx-Stadt und war ab 1983 Superintendent im vogtländischen Netzschkau. Aufgefallen ist Walther auch durch seine Mundartgottesdienste, wie er einen am 21. September 2003 in der Kirche von Bernsbach hielt. Und dass er im Buch „Die letzten Jahre der DDR“ (2002, Autor Dr. Edmund Käbisch) als IMB „Waldemar“ genannt wird, hat mit der von ihm beschriebenen Gottesfurcht eines Anton Günther auch nur wenig zu tun.

Zunächst ist es ein Verdienst des Autors, sich durch das lyrische Werk des Gottesgaber hindurchgearbeitet zu haben, um zu dem Schluss zu kommen, dass der wohl bekannteste Liedermacher des Erzgebirges „ein frommer Mann gewesen sein muß“. Nun stellt der anschmiegsame Protestant aber bereits auf der ersten Seite seiner Sammlung fest, dass der Tolerhans Tonl „ja aus Böhmen stammt“ und somit der Sänger des Erzgebirges zur katholischen Kirche gehörte. Nur ein paar Meter weiter, hinter der Grenze lag das Stammland der Reformation. Hier gab es zwar keine Sprachgrenze, aber eine Glaubengrenze schon.

Unbestritten hatte Anton Günther den Glauben seiner Vorfahren ererbt und auch in der katholischen Kirche praktiziert. Mit welcher Intensität, sei zunächst dahin gestellt. Es ist auch richtig, dass in einigen seiner Lieder die Natur als Gottesschöpfung besungen aber auch „E Mensch uhne Glaubn“ als „e derbarmlicher Wicht“ apostrophiert und verurteilt wird. Auf diese Abwertung Nichtgläubiger durch diesen „sensiblen, feinfühligen und gemütvollen Menschen“, wie ihn Friedemar Walther auf Seite 18 seiner Broschüre charakterisiert, soll später noch eingegangen werden. Zunächst wollen wir uns mit der Qualität des Katholizismus des Anton Günther befassen. Dafür bietet sich an, seine Biographie vom Ende seines Lebens aus zu betrachten. Der große Dichter und Sänger des Erzgebirges, der als überaus „gottesfürchtig und fromm“ bezeichnete Katholik hat bekanntlich am 29. April 1937 in seinem Haus in Gottesgab/Bozi Dar Selbstmord begangen.

Die katholische Kirche hat zur Selbsttötung eine vorgefasste - natürlich auch hierin - dogmatische Lehrmeinung, die sich auf des Fünfte Gebot des Buches Moses stützt und als Durchführungsbestimmungen im „Katechismus der katholischen Kirche“ (hier zitiert nach der Ausgabe R. Oldenbourg Verlag, München 1993) festgeschrieben steht. Dort heißt es unter dem Stichwort „Selbstmord“ u.a.: „Wir sind nur Verwalter, nicht Eigentümer des Lebens, das uns Gott anvertraut hat. Wir dürfen darüber nicht erfügen“ (Reg.-Nr. 2280) Aber der Papst, der dieses Regelwerk für seine Gläubigen unterschrieben hat, belehrt weiter, dass der Selbstmord „der natürlichen Neigung des Menschen, sein Leben zu bewahren und zu erhalten“ widerspricht. Und die Selbsttötung verstoße nicht nur gegen die Eigen-, sondern auch gegen die Nächstenliebe, „denn er zerreißt zu Unrecht die Bande der Solidarität mit der Familie, der Nation und der Menschheit, denen wir immer verpflichtet sind“. Und unter Reg.-Nr. 2281 setzt er noch wertend hinzu: „Der Selbstmord widerspricht zudem der Liebe zum lebendigen Gott.“

Im Hinblick auf das Wesen einer solchen Sünde bezieht sich die katholische Kirche noch immer auf den umstrittenen Kirchenlehrer Augustinus (Faust. 22,27, nach Thomas v. Aquin, s.th. 1-2, 71,6, obj.1), der nach so genannten lässlichen Sünden und Todsünden die Verfehlungen der Menschen einteilt. Die Tötung eines Menschen, auch die Selbsttötung, fällt unter die Todsünden, „sie zerstört die Liebe im Herzen des Menschen durch einen schweren Verstoß gegen das Gesetz Gottes. In ihr wendet sich der Mensch von Gott, seinem letzten Ziel und seiner Seligkeit, ab und zieht ihm ein minderes Gut vor“ – heißt es unter Reg.-Nr. 1855 im Katechismus.

Soll man nun davon ausgehen, dass Anton Günther im Wissen um diese Strafgesetzgebung Gottes, erlassen durch dessen selbsternannten Stellvertreter auf Erden, bewusst gehandelt hat? War er sich seiner Tat, seiner Todsünde, seiner Ächtung, seiner Qualen im Fegfeuer, seinem Imageschaden im Nachhinein überhaupt bewusst? Wie viele katholische Selbstmörder – von der antiken Ophelia bis Rudolf von Habsburg - mag es wohl gegeben haben, die sich der Konsequenzen, die sich aus ihrem Glauben ergeben, bewusst waren – und die alle eine christliche Beerdigung gehabt hatten?

Seine Abgrenzung zu den Menschen „uhne Glaubn“ (Anton Günther hat bei diesem Wort nicht den Mundartbegriff „Glaabn“ oder „Glahm“ verwendet), also den Gottlosen oder Andersgläubigen (siehe dazu auch seine Erzählung „Judensklaven“ aus dem Jahr 1922), zeigt auch eine gewisse Intoleranz, die allerdings nicht nur böhmischen Katholiken zu eigen ist. Sein 1920 geschriebenes Gedicht wettert erbarmungslos gegen diese „Laterr uhne Licht“, und beschimpft sie als (bewusst hier vom Autor im Hochdeutschen wieder gegeben) „erbärmliche Wichte, Leuchter ohne Licht, leere Strohhalme, die nirgends Halt und nirgends Ruhe finden“. Sie sind für ihn „ein Haus ohne Grund, Baum ohne Kern, Pflanze ohne Regen, Himmel ohne Sterne, Glocke ohne Klang, eine wurmige Pflaume. Und sie finden keinen Frieden und keine Freude.“

Dann folgt in der dritten Strophe die pharisäerhafte Selbstbeweihräucherung, indem er dem Herrgott dafür dankt, dass ihm seine Mutter das Beten gelehrt hat, das ihn durch all die Zeit bis heute – in Freud und Leid – begleitet hat. Und er setzt in der letzten Strophe die Hoffnung in den Glauben, dass dann, wenn die Menschen zu ihm wieder zurück kehren, wir erst Frieden und Glück erlangen werden. Seine Schlussfolgerung daraus zieht er mit der Mitteilung „drüm loß ich de Walt mit ihrn Olbrig on Spott, ich bleib trei men Glauben, on vertrau of menn Gott!“ – und was hat es ihm genützt, möchte man nachsetzen, angesichts des auch an sich und seinem Glauben gescheiterten „Sänger des Erzgebirges“?

Nicht erst seit heute weiß man, dass auch gläubige Menschen zum Suizid fähig sind. Neuere Forschungen gehen sogar davon aus, dass „vielleicht gerade diese Menschen immer wieder besonders gefährdet sind, weil sie ihr früheres, ´oberflächliches´ Leben aufgegeben haben und alle Dinge, auch die existentiellen, viel ernster angehen und nehmen.“ (siehe u.a. Kurt Blatter „Zwischen Wahn und Wirklichkeit“, Schwengeler Verlag, CH-9442 Berneck, 1993). Wie entsprechende Studien belegen, kann der Glaube aber auch als Hilfe zum Bewältigen von Lebenskrisen angesehen werden. Bekanntlich lebte Anton Günther in einer solchen - nicht nur einmal.

So gesehen tut sich im praktischen Verhalten des gläubigen Heimatdichters und der wissenschaftlichen Erkenntnis vom Glauben als Therapie ein Widerspruch auf. Psychologen entdecken die Religion als einen lange Zeit unterschätzten und übersehenen Heilfaktor für die seelische und körperliche Gesundheit. In einer wachsenden Zahl von Untersuchungen belegen sie: Wer an einen gütigen Gott glaubt, kommt gesünder und leichter durchs Leben. Warum hatte Günthers Glaube nicht diese Fähigkeit ihm gegenüber? Auch die Zeitschrift "Psychologie heute" zeigte den Zusammenhang zwischen Religion und Gesundheit auf. „Man muß sich von der Vorstellung verabschieden, dass Religion der seelischen Gesundheit schade“ – heißt es dort.

Internationale Studien würden auf das Gegenteil hinweisen: Der Glaube mache gesünder. Wenn Die Kirche die Therapiefunktion der Religion auch erst in zweiter Linie, nach der Machtorganisation per Glauben, nutzt. Darauf weist der Chefredakteur des Magazins "Psychologie heute", Heiko Ernst, in einem Sonderheft zum Thema "Glück, Glaube, Gott - Was gibt dem Leben Sinn?" hin. Ernst zitiert in einem Artikel "Macht der Glaube gesund" den US-amerikanischen Psychologen David Larson, der wissenschaftliche Studien systematisch auf Zusammenhänge zwischen Glauben und psychologischer Gesundheit ausgewertet hat. Resultat: Religiosität wirke sich in 84 Prozent der Fälle positiv aus, in 13 Prozent neutral, und nur bei drei Prozent erweise sich der Glaube als krankmachend: "Gläubige konsumieren kaum Drogen und Alkohol, begehen weniger Suizide, haben eine niedrigere Scheidungsquote, und - wohl die große Überraschung - sie haben besseren Sex", schreibt Heiko Ernst, ohne näher darauf einzugehen, inwieweit Religion und der darauf basierende Glaube selbst bereits als Droge (nicht erst seit der Erkenntnis vom „Opium des Volkes“) zur Anwendung kommen kann.

Welche Qualität die Sexualität unseres Heimatdichters und deren Auswirkung auf sein künstlerisches Schaffen hatte, soll hier (noch) nicht zur Diskussion stehen, vielmehr muss der Widerspruch zwischen den wissenschaftlichen Erkenntnissen im Zusammenhang von Selbstmord und Glauben auf Günther zur Anwendung gebracht werden.


Glauben ohne Halt

So gesehen hat ihm sein Glauben nicht den notwendigen Halt gegeben, um vom Suizid abzulassen. Von der gesundheitsfördernden Kraft des Glaubens profitierte also Anton Günther offenbar nicht, wie dies bei anderen – auch in Not geratenen Erzgebirgsmenschen - der Fall war, die ihr Schicksal vertrauensvoll in die Hand Gottes legten und ihre Probleme loslassen konnten oder sich in weltferne Gebetshaltungen vom Typ "Dein Wille geschehe!" flüchteten.

Der Glaube Anton Günthers muss also ein anderer gewesen sein. Vielleicht war es – neben dem Unerklärlichen in Natur und Verhältnissen – ein zutiefst verwurzelter Glaube an die Menschen. An Menschen, die negative, bedrohliche unberechenbare Verhältnisse zum Guten wenden können. Ein Glaube also, der bereits auch die Enttäuschung in sich trägt. Wie weit Kirche, andächtiges oder frömmelndes Verhalten eines in erstarrten Traditionen erzogenen Menschen von Glaubensinhalten – auch katholischen – entfernt sein kann, dafür ist der Liedermacher aus Gottesgab ein markantes Beispiel. Dabei soll nicht bestritten werden, dass er auch einem diffusen Gottesbild, einer Schöpferidee nachhing und sie auch verehrte, achtete, anbetete. Den Vorgaben, Ritualen und Forderungen der Institution Kirche kam er mehr oder weniger nach. Ob das aus tradierter Gewohnheit oder aus ängstlicher Überzeugung, gepaart mit volkstümlicher Naivität geschah, dazu wäre eine tiefere Charakteranalyse dieses einfachen, vielleicht auch mitunter einfältigen Menschen notwendig. Diese nicht zu kritisierende Naivität Anton Günthers ist letztlich ein Spiegel seiner Biographie und der Verhältnisse, in denen er sich nur entwickeln konnte. Ohne auf seine Vita näher einzugehen, müssen doch die soziale Herkunft und die Bildungsmöglichkeiten mit in Betracht gezogen werden, wenn die Gläubigkeit und Frömmigkeit des Anton Günther analysiert werden soll. Demzufolge ist bei Anton Günther eine spezifische Religiosität zu diagnostizieren, die aber den Selbstmord nicht verhindern konnte.


Unverschuldet ungebildet

Er entstammt armen Eltern vom bitter-armen Kamm des Erzgebirges. Wie groß die Not damals gewesen sein muss, belegt auch die Tatsache, dass von den zehn Kindern der Mutter Elisabeth (geb. Lorenz) – von denen Anton der zweite Sohn war – nur sieben am Leben blieben. Um sie ernähren zu können, musste Vater Johann nicht nur die kleine Landwirtschaft intensiv ausnutzen, sondern auch noch nebenbei in Gottesgab, Oberwiesenthal oder an der Grenze im „Neuen Haus“ zum Tanz aufspielen, wobei Sohn Anton häufig anwesend war und wo dessen Interesse an der Musik geweckt wurde. Besonders als dem 12-jährigen die Mutter starb, kam noch mehr Arbeit auf den Jungen zu. Es prägte sich aber auch das Selbstbewusstsein des zukünftigen Ernährers in dieser Zeit aus. „Ich habe weder studiert, noch Musik gelernt, nur beim alten Süß Julius und später beim Vetter Traugott habe ich die Noten und etwas Geige spielen gelernt“, erzählt er von sich in seinen autobiographischen Notizen aus dem Jahre 1911. Das Gitarrespiel hatte er sich später selbst beigebracht. Die Erziehung lag ansonsten in den Händen seines „Großmütterlaa“ (Anna Günther, geb. Hell).

Anton Günther besuchte – täglich zu Fuß - die fünf Kilometer entfernt liegende Bürgerschule in Joachimsthal. Der Wunsch nach einer Lehre als Förster ging nicht in Erfüllung, der Vater hatte für ihn – weil er zeichnerisches Talent an ihm entdeckte – den Beruf eines Lithographen vorgesehen. Beim Lithographen Eduard Schmidt in Buchholz (siehe Tafel am Haus Karlsbader Straße 62, nähe Gaststätte „Dumme Sau“) ging er – wegen guter Leistungen – nur drei Jahre in die Lehre. Danach, im Jahre 1895, hatte er dann eine Anstellung im Beruf beim k.u.k. Hoflithographen A. Haas in Prag, wo er sechs Jahre lebte und wo eine gewisse Horizonterweiterung stattfand. Mehr ist an Schulbildung oder fachlicher Qualifizierung nicht nachzuweisen.

Von daher kann festgestellt werden, dass wir es bei Anton Günther zwar mit einem intelligenten und phantasiebegabten, auch sensiblen, aber unverschuldet ungebildeten Menschen zu tun haben, der aufgrund seines geringen Bildungsstandes für naive Betrachtungsweisen der ihn umgebenden Verhältnisse prädestiniert war. Das Unerklärbare in Natur und Gesellschaft wurde auch bei ihm mit seinem Glauben kompensiert, denn der vermittelte zumindest weltfremde Erklärungen, die für ihn genau so akzeptabel waren, wie für seine Vorfahren. Ein dichterisches Hinterfragen z.B. im Sinne Goethes nach Entstehen und Vergehen, vom Mechanismus, der die „Welt im Innersten zusammen hält“, lag zeitlebens kaum im Blickfeld des Volkskünstlers, sondern vielmehr die Schwächen und Liebenswürdigkeiten seines Umfeldes, - manchmal auch „de fallische Politik!“. Von daher kann es sich hier nicht um eine Personen-, sondern vielmehr um eine Zeitkritik handeln, die aufgrund der sozialen Herkunft nur eine eingeschränkte Entwicklung für die Mehrzahl der Gebirgsbevölkerung möglich machte. Anton Günter hat sich in anerkennenswerter Weise aus dieser diffusen Mehrheit heraus gearbeitet und etwas Einmaliges, Nachhaltiges - bis in unsere Tage - aus sich gemacht.


Heimatverlust - Selbstwertverlust

Welche Beweggründe waren es also, die einen derart gläubigen und über weite Strecken erfolgreichen Menschen, insbesondere auch nach seinem bejubelten 60. Geburtstag (1936), ein knappes Jahr später haben freiwillig aus dem Leben scheiden lassen? In erster Linie war es offenbar der tragische Verlust des Glaubens! Sowohl der Glaube an sich, als auch der an die Veränderung der bedrückenden Verhältnisse ging ihm verloren – er wurde zu einem „Ungläubigen in eigener Sache“. Sicherlich hätte Anton Günther abgestritten, den Glauben an den katholischen Gott verloren zu haben. Aber kann es nicht sein, dass sich der fromme Mann nun nach all dem Erlebten und Durchlittenen selbst sehr gottverlassen fühlte? Verlassen von einem Gott, der seine Kindheit, die Jugendjahre und den reifen Mann als sorgender Übervater begleitet hat. Sicherlich kamen ihm insgeheim an manchen Stellen seiner Lebensbahn Zweifel an der behütenden und schützenden Hand seines Hirten:

Beim frühen Tod seiner Mutter etwa, bei der Fußverwundung im ersten Weltkrieg (1916), beim gefallenen Bruder Julius, bei der Teilung der Heimat und der bitteren Not in der Region, beim Tod von Schwiegervater und der innig geliebten Großmutter, beim heraufziehenden „neien Wind“ seit 1933, angesichts der permanenten Einschränkungen seiner Verdienstverhältnisse durch neue Devisenbestimmungen, oder der grassierenden Arbeitslosigkeit auch in seiner unmittelbaren Umgebung, - kurz die politischen, sozialen und persönlichen Verhältnisse sowie das Verhalten der Menschen angesichts dieser Situation, ließen Anton Günther nicht nur einmal am Glauben – in seinen verschiedensten Erscheinungsformen – zweifeln und sich gottverlassen fühlen. Oder sollte das im fatalistischen Sinne etwa alles gottgewollt gewesen sein!? Schicksalsbestimmt gar?

Gerhard Heilfurt schrieb nach dem Tod des Heimatdichters: „Anton Günther litt während dieser Jahre nicht nur schmerzlich am politischen Verlust seiner Heimat, sondern auch an der sich immer unheilvoller auswirkenden völkischen Zerrissenheit hüben wie drüben, an der Auflösung des herkömmlichen Lebensgefüges.“ (Anton Günther: Gesamtausgabe, 1937, Glückauf-Verlag Schwarzenberg/Erzgebirge)

Aber nicht nur während der letzten Jahre seines Lebens sind depressive Phasen bei ihm auszumachen. Bereits 1920 echauffierte er sich in einem Gedicht über „De fallische Politik“. Wenn er auch hier noch mit heiter-ironischem Grundton, besonders in den letzten Strophen, Kritik an den bestehenden Zuständen sowie gegenüber dem Verhalten der Menschen untereinander übt und dabei die Vergangenheit verklärt, kommt doch im Refrain immer wieder die Verszeile vor „Drüm na mer doch lieber enn Strick...“. Eine versuchte Deutung des „Stricks“ auf einen diesbezüglichen Lebensüberdruss scheint ins Leere zu laufen und ist auch zeitlich, trotzt der depressiven Grundstimmung, zu früh angesetzt.

Und wie ist sein Gedicht „Allaa“ aus dem Jahre 1907 zu bewerten? Auch hier, wie übrigens in manch anderen seiner Verse - auch aus früher Schaffenszeit - ist eine melancholische, mitunter schwermütige und nicht selten auch depressive Grundstimmung zu bemerken (eine diesbezügliche psychoanalytische Untersuchung seines Werkes steht noch aus). Dabei sind seine mentalen Rettungsanker auch hier wie dort meist der Wald, Berg on Tol oder eben de Haamit schlechthin. Weniger das Volk. Zu dem hält er kritische Distanz, nimmt einzelne Exemplare auf die Schippe oder belehrt sie auch schon mal mit drastischer Wortwahl. Im „Allaa“ kommt noch eine Komponente hinzu, die übrigens bei fast allen Siuzid-Gefährdeten nachweisbar ist: Das Selbstmitleid des Unverstandenen. Hier also ein Beispiel aus o.g. Gedicht:

„Ich find niemanden of der Walt, daar mich su racht verstieht, (...) (...) Berg on Tol on Höh, när die, känne mich verstieh (...) On weil mich niemand racht verstieht, bleib ich su wie ich bi, sing meiner Haamit när de Lieder, die ka mich doch verstieh.


Opfer der Verhältnisse

In seinem vermutlich letzten Brief (8. April 1937), drei Wochen vor seinem Tod, ließ er an seinen „lieben, alten Freund“ Max Wenzel etwas über seinen Gesamtzustand durchblicken, der offenbar seinen Entschluss vorbereiten sollte. Dass er nicht nach Dresden zu Herrn Hofrats Geburtstag kommen konnte, schiebt er auf seinen gesundheitlichen Zustand, der sich verschlechtert hatte. „Das bringen alles die Verhältnisse und Umstände mit sich“ – klagt er. „Ja, alter Freund“, schreibt er weiter, „wir haben schöne Stunden miteinander verlebt und anderen bereitet, aber seit Jahren ist mir eben durch all die Verhältnisse so manches nicht mehr möglich.“ Hier sagt Anton Günther ganz deutlich, dass sein Zustand nicht erst aktuell entstanden ist, sondern „seit Jahren“ existiert. Und er macht immer wieder die Verhältnisse dafür verantwortlich, als deren Opfer er sich fühlt. Aufschlussreich ist dabei, dass er dieses Wort in dem kurzen Brief dreimal – und einmal „Umstände“ – verwendet.

„Was sonst bei uns die Verhältnisse anbelangt, nun, da sieht es gar nicht so rosig aus, denn auch wirtschaftlich habe ich eben tüchtig zu leiden und durch allerlei Schicksal bin ich eben recht gehemmt in allem“ – schreibt er an Max Wenzel verbunden mit der trügerischen Hoffnung, dass es „die Hauptsache ist, dass ich wieder richtig zusammen komme, dann wird sich manches wieder machen lassen.“ Diesem „Abschiedsbrief“ legte Anton Günther ein Gedicht bei, das er 1933 schrieb, das aber erst nach seinem Tode unter dem Titel „Traurig ower wahr!“ veröffentlicht wurde. Hierin wird deutlich, dass er auch noch einen anderen Glauben verloren hatte, nämlich den an sein erzgebirgisches Volk, „das in seinem Weltbild immer einen zentralen Rang einnahm“, wie Gerhard Heilfurth schreibt.

„Dos alte Sprichwort: ´Trau, schau, wem...´ hot heit sei Galting wieder, ontern eignen Volk sei de ärgsten Feind, die verroten ihre eignen Brüder.

Die stacken in alle Winkel rüm, hinter Fanster, Baam on Mauern. Wie Katzen schmeicheln sie sich ra On tunne när drauf lauern,

bis sich aaner e Mol verschnappt, tut frei ve der Laaber reden, ehrlich on racht, när gut gemaant, do spinne se schu ihre Föden.

Die Verleimder, die ihre eignen Lügn Gelaabn, ball drinne ersticken, wolln en guten Menschen aus Haß on Neid när aas of´n Zeig nauf flicken.

Mer muß emol sogn die gruße Schand, es lässt sich nimmer vermeiden, onnern Feind haben mir ontern eigene Volk, drüm haben mir su schlachte Zeiten.

Doch ve ren Verräter frist kaa Rob, Waar lügt betrügt immer wieder, War sei eignes Volk verrotn tut, Stürzt salber in Abgrund nieder.

Denn über ons is ene Gerachtigkeit, aamol muß sich jeder malden, on wenn´s zen letzten Stündel is, der Herrgott tut alles vergaltn!


Abschiedsbriefe

In einem E-Mail vom 11. Juli 2004 schreibt die Enkelin Anton Günthers, Christine Pollmer (geb. Lehmann) aus Oberwiesenthal, an den Autor dieser Zeilen auf dessen Anfrage u.a.: „Ob es nach dem oben erwähnten Brief an Max Wenzel noch weiteren Schriftverkehr an andere Adressen gab, wissen wir nicht. In unserem Besitz befinden sich nur wenige handschriftliche Karten und Briefe, die ganz persönlich an meine Mutter und Großmutter gerichtet sind. Ein Archiv gibt es nicht. Der Nachlass – Zeichnungen, Schriftstücke usw., - musste bei der Vertreibung aus dem Sudetenland 1945, wovon auch meine Großmutter (die Frau Anton Günthers) betroffen war, im Wohnhaus in Gottesgab (Bozi Dar) verbleiben. Aufgrund der politischen Gegebenheiten blieb es meiner Großmutter verwehrt, noch einmal ihren früheren Besitz zu betreten. Sie starb 1958 bei uns in Oberwiesenthal.“

Es bleibt zu vermuten, dass sich unter den Briefen „die ganz persönlich an meine Mutter und Großmutter gerichtet sind“, auch ein Abschiedsbrief an Anton Günthers Frau befindet. Warum er der Öffentlichkeit nicht zugänglich gemacht wird, bleibt in so fern unverständlich, da auf der Homepage des Fremdenverkehrsvereins Carlsfeld e.V. (Vorsitzende: Martina Zapf) unter http://www.carlsfeld.com/web/de/region/tradition.htm zu lesen steht: „In einem Brief an seine Frau und seine Kinder machte er ´...die Verhältnisse, denen er nicht mehr standhalten könne...-´, zur Ursache seines Todes.“

In einem vorhergehenden E-Mail vom Juni 2005 schreibt die Enkelin von Anton Günther bezüglich des Briefwechsels mit seiner Frau vor seinem Suizid auf eine entsprechende Anfrage des Autors: „Die Entscheidung unseres Großvaters, seinem Leben ein Ende zu setzen, müssen wir respektieren. Er kann sich dazu nicht mehr äußern, was bleibt, sind Spekulationen. Auch 67 Jahre nach seinem Tod sollte die Privatsphäre eines Menschen bewahrt werden.“

Wir wollen uns weder an weiteren Spekulationen zu den Ursachen seines Todes noch an der Verletzung der Privatsphäre von Anton Günther beteiligen. Wenn aber Bruchstücke eben dieser Privatsphäre von einer Person der Zeitgeschichte dann doch an die Öffentlichkeit gelangen, wird weiteres Interesse geweckt und damit erst gewissen Spekulationen Vorschub geleistet. Von daher sollte bei der Erbengemeinschaft „Anton Günther“ überlegt werden, ob nicht doch noch das eine oder andere Dokument aus dem Nachlass demnächst veröffentlicht werden könnte, den Leistungen und der Persönlichkeit Anton Günthers dürfte daraus kein Schaden erwachsen.

Dennoch darf festgestellt werden, dass in der Literatur über das Verhältnis zu seiner Frau Marie (geb. Zettl) so gut wie nichts zu finden ist. Von daher ergeben sich schon Fragen nach dem Umgang der beiden miteinander. Auch danach, wie sie mit den Kindern (Erwin, Maria und Irmgard) – und sich selbst – zurecht kam, wenn der Vater viel unterwegs war. Wie konnte sie im Schatten dieses bekannten und beliebten Heimatdichters existieren? Oder einfach – was war das für eine Frau? Was für eine Ehe führten die beiden? Schließlich wäre auch wichtig zu erfahren, wie sie zum Freitod ihres Mannes stand. Wie reagierten die Kinder darauf? Hat Marie diese Entwicklung kommen sehen? Gab es Anzeichen dafür, Auseinandersetzungen, Zerwürfnisse gar im Vorfeld dieses Selbstmordes? Die Nachfahren der Mutter und Großmutter sollten dort noch ein wenig Licht ins familiäre Dunkel der Günthers bringen, damit eben die Spekulationen gar nicht erst ihre Blüten treiben können...

Anton Günther stand 1937 vor einem Scherbenhaufen: Die Heimat - verloren, vom Volk – enttäuscht und verraten, von Gott – verlassen und gestraft. Dazu materiell enorm eingeschränkt und psychisch schwer angeschlagen. Krank und erst (oder schon?) 60 Jahre alt. Das Image in höchster Gefahr. Nutz- und Sinnlosigkeit dieses Lebens eingebildet und auch wirklich vorhanden. Wohin soll sich eine solch sensible „ungläubige“ Künstlernatur wenden? Doch wohl nur noch gegen sich!

Die Geschichte der Suizide – gerade unter Künstlerpersönlichkeiten – belegt diesen nahezu unausweichlichen Weg in die „Todsünde“, die allerdings nur in den Augen einer selbst mörderischen katholischen Kirche diesen Makel trägt. Der Glaube – unabhängig von der Institution – hat auch hier das Prinzip Hoffnung parat. Aber im dogmatischen Katechismus unserer Tage, der über weite Strecken das mittelalterliche Weltbild konserviert und vom ehemaligen Kardinal Ratzinger (jetzt Benedict XVI.) mit zu verantworten ist, wird schon ein gewisses Verständnis aufgebracht und diese Hoffnung begründet: „Schwere psychische Störungen, Angst oder schwere Furcht vor einem Schicksalsschlag, vor Qualen oder Folterung können die Verantwortung des Selbstmörders vermindern. – Man darf die Hoffnung auf das ewige Heil der Menschen, die sich das Leben genommen haben, nicht aufgeben. Auf Wegen, die Gott allein kennt, kann er ihnen Gelegenheit zur heilsamen Reue geben. Die Kirche betet für die Menschen, die sich das Leben genommen haben.“ (Reg.-Nr. 2282/2283)

Somit hätte also unser „Todsünder“ Anton Günther auch noch eine himmlische Chance, falls Gottes Weg irgendwann einmal seinen kreuzen sollte. Man möchte dem Mann aus Gottesgab von hier unten aber zu gerne zurufen:

Lieber Tolerhans Tonl,

„Bild dr nischt ei!“, darauf kannste wahrscheinlich noch lange warten. Glaube lieber weiter an Dein erzgebirgisches Volk, denn das hat Dich auch in Deiner schwersten Stunde verstanden, wenn Du es auch nicht mehr erleben konntest. Sie haben Deinen freien Tod auch als Signal begriffen, um über die vielen freien und unfreien Tode, die nach 1937 über unser Volk kamen – und von großen Teilen Deines Volkes weltweit mit verursacht wurden – sich selbst besser zu erkennen. Lieber Anton Günther, Du hast somit nichts zu bereuen! Der Glaube soll Berge versetzen, heißt es im Sprichwort. Tolerhans Tonl, ich danken Dir dafür, dass Du in Deinem Leben nie ganz so geglaubt hast, wie man es Dir nachträglich von gewissen Glaubensbrüdern andichten will, - wer weiß, wo sonst meine Erzgebirgsberge mit all Deinen Liedern heute zu finden wären...

Aber auch das sollst Du wissen, lieber Anton: Leider wird Dein ehrlicher Patriotismus schon wieder von Leuten missbraucht, die daraus fremdenfeindlichen und nationalistischen Honig saugen wollen, und sich schon wieder zu wenige dagegen auflehnen und dem braunen Ungeist in Sachsen die Stirn bieten. Du solltest sie sehen jene „Erzgebirg(l)er“, wenn sie Dein vielleicht missverständliches Lied „Deitsch un frei wollen mer sei...!“ gänzlich unmissverständlich, mit leuchtenden Augen aus ihren Mündern grölen. Ich kann dann erahnen, wie Du Dich 1933 gefühlt haben musst und warum Du mit solchen Deutschen und ihrer „fallischen Politik“ – trotzt Deiner probeweise Annäherung – letztlich nichts zu tun haben wolltest. Du warst eben schon immer eine ehrliche, gute erzgebirgische Haut, halt „aner ven alten Schlog“ – und das bis zu Deiner letzten Stunde...

„On kömmt e Mol mei letzte Stond,

e Mol muß´s doch aah sei,

do pack ich meine siebn Zwatsching z´amm

on zieh in Himmel nei.

Zen heiling Petrus sog ich geleich,

nu´r wird mich wuhl verstieh:

Du ich bi fei noch aaner ven alten Schlog

On bleib aah wie ich bi!“

(1900)


Dein Gotthard B. Schicker

Budapest/Annaberg, im Mai 2005

Falsches Schwamme-Lied (erl.)

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Die hierhin ausgelagerte Melodie ist nicht vom Schwammagieher sondern vom bekannten Schwamme-Marsch von Gottfried Lattermann aus Morgenröthe. Sie hat mit Anton Günther nichts zu tun, wird ihm gern zugeschrieben, ist aber nicht von ihm.

Tonträger-Synopse

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Wer bitte bringt die Zeilen in ein Format, dass die gleiche Information immer in der selben Spalte steht?

Unter "Konkordanz / Lieder / Texte" stehen in jeder Zeile immer sieben Informationen.

1. Titel (meist Anfangsworte)
2. Fn = Steht im Buch Frankfurt auf Seite n
3. Ln = Steht im Buch Leipzig auf Seite n
4. PnA oder PnB = aufgezeichnet auf Schellackplatte n. A = Vorderseite, B = Rückseite
5. Dn = aufgezeichnet auf CD "Drham is drham" an n-ter Stelle
6. Ln = aufgezeichnet auf CD "Lieder die ..." an n-ter Stelle
7. Sn = aufgezeichnet auf CD "Sänger des Erzgeb." an n-ter Stelle

Jeder Leerstrich bedeutet, dass in diesem Buch (F oder L), auf diesem Tonträger (Platte P oder CompactDisk D oder L oder S) der am Beginn der Zeile genannte Titel fehlt.

Die Informationen habe ich gebracht. Wer bringt sie in übersichtliches Format? --Fiege 20:39, 18. Nov. 2006 (CET)Beantworten

Liesel hat ´s gemacht, genau das hab ich mir gewünscht. Merci!--Fiege 17:07, 19. Nov. 2006 (CET)Beantworten

Bild bald gemeinfrei (erl.)

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2007-03-06T07:33:48 hat BLueFiSH das Bild des Künstlers gelöscht, vermutlich weil das Urheberrecht formal nicht nachgewiesen ist. Warum so pedanktisch? In wenigen Wochen jährt sich der Sterbetag des Künstlers zum siebzigsten Male, spätestens vom folgenden Jahresende an wird jedes Bild vom lebenden Künstler frei von urheberrechtlichen Beschränkugen. Noch dazu darf Anton Günther auch nach seinem Tode für sich in Anspruch nehmen, eine Persönlichkeit des öffentlichen Interesses zu sein, denn das Lied vom "Feieromd" und noch einige andere von ihm sind immer noch lebendiges deutsches Volksgut. Ich wünsche mir und schlage der Wiki-Gemeinde vor, das Bild von Anton Günther so bald wie möglich wieder freizugeben und an den Anfang des Artikels zu stellen. Was spricht denn überhaupt dagegen?--Fiege 11:27, 6. Mär. 2007 (CET)Beantworten

Das ist so nicht richtig. Ab nächstes Jahr unterliegen die von Anton Günther verfassten Texte nicht mehr dem Urheberrechtsschutz. Das hat mit dem Foto jedoch nichts zu tun. Außer man weist nach, dass der Fotograf schon siebzig Jahre tot ist. Dann ist auch das Foto von jedem Urheberrechtsschutz frei. Liesel 11:41, 6. Mär. 2007 (CET)Beantworten

Meinen und Liesels Diskussionsbeitrag habe ich der Erbengemeinschaft Anton Günther zugeleitet mit der Frage, ob sie etwas dazu beitragen können, dass das Bild des Künstlers aus seiner Lebenszeit wieder in den Wiki-Artikel aufgenommen wird. Die eMail-Antwort lautet wie folgt:

Sehr geehrte Damen und Herren,
im Diskusionsbeitrag von "Liesel" werden die rechtlichen Gegebenheiten unseres Wissens korrekt dargelegt. Gegen die Verwendung eines Bildes von Anton Günther ist unsererseits nichts eizuwenden, es sei denn, es wird zweckentfremdet oder mißbräuchlich eigesetzt. Auf die Entscheidung des Bildinhabers bzw. -urhebers haben wir jedoch keinen Einfluß.
Mit freundlichen Grüßen Christine Pollmer
Erbengemeinschaft Anton Günther

Den erhofften Hinweis, wer Urheber des Fotos ist, hat die Erbengemeinschaft leider nicht gegeben. Jetzt sollte noch ein freundlicher Wiki-Mitarbeiter herausfinden, welcher Fotograf Urheber des Fotos ist und ob er oder seine Erben Urheberrecht geltend machen oder das Foto von sich aus freigeben. Welcher Wiki-Mitarbeiter hat damals das Foto beigesteuert? Was weiß er über den Urheber und dessen Rechte und ob er sie überhaupt geltend macht (oder seine Erben)?--Fiege 13:11, 19. Mär. 2007 (CET)Beantworten

Vielleicht kann ich etwas zur Klärung des Problems beitragen. Das besagte Foto wurde 1937 als Ansichtskarte in der Kunstanstalt Franz Landgraf in Zwickau unter der Seriennummer 10510 erstmals veröffentlicht. Es kann davon ausgegangen werden, dass der Fotograf Franz Landgraf persönlich gewesen ist, der Anton Günther gut kannte und mehrere Porträtfotos von ihm veröffentlicht hat. Die Lebensdaten von Franz Landgraf habe ich momentan nicht zur Hand, aber wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, starb er erst nach dem Zweiten Weltkrieg. --Hejkal @ 17:47, 19. Mär. 2007 (CET)Beantworten

Notwendige Straffungen (erl.)

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Hab die Galerie mit seinem Grabstein und die völlig irrelevante Aufzählung der Gedenksteine gelöscht. Der Artikel enthält derzeit >100 Einträge in Listenform, das ist völlig unlesbar. Herausragende Werke gehören exemplarisch aufgelistet, das Gesamtwerk hat allenfalls als separate Liste seine Existenzberechtigung, aber nicht hier im Hauptartikel. --pep 18:09, 27. Okt. 2009 (CET)Beantworten

Anton Günther und der Nationalsozialismus (erl.)

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In Anton Günther - Gesamtausgabe von Dr. Gerhard Heilfurth, Glückauf-Verlag Schwarzenberg/Erzgebirge, 1937, heißt es auf Seite 20: So bedeutete für ihn der Umbruch im Reich Erlösung und Erfüllung. Er begrüßte ihn aus tiefstem Herzen (...). Im Frühjahr 1935 hat er sich auf denkwürdiger Weise zu dieser Bewegung bekannt. Ihr Führer Konrad Henlein sprach erstmalig im oberen Erzgebirge auf einer mächtigen Kundgebung in Joachimsthal. Anton Günther war begeistert: Es war - so steht es in seinem Taschenbuch - etwas, das wir noch nicht erlebt hatten, das Erwachen des Volkes aus einem langen schweren Traum. Als der Führer gesprochen hatte, konnte ich mich nicht mehr halten; ich ging hinauf und redete ungefähr Folgendes: ´Arzgebirger! Wos ho ich in meine Lieder Eich die ganzen Gahr zugeruft? Vergaß Dei hamit net! Fest stieh zen Volk, der Hamit trei, su wolln mir Arzgebirger sei! Es is de heiligste Stond, die mir heit derlaabn, e anderer Wind weht, e neier Wind!´ Dann sprach er sein jüngstes Lied ´Der neie Wind´ und dankte unter brausendem Beifall Konrad Henlein.

Könnte das nicht mit in die Biografie aufgenommen werden, damit die bisherige Sicht auf ihn in seiner Stellung zum Nationalsozialismus etwas relativiert wird?

--Anna Berg (Diskussion) 14:27, 16. Dez. 2012 (CET)Beantworten

Man müsste wohl zunächst überlegen, ob Heilfurths Zeilen aus dem Jahr 1937 geeignet sind, einen objektiven Blick auf Günthers Beziehung zum Nationalsozialismus zu werfen. Ich kann mir vorstellen, dass Heilfurth als NSAPD-Mitglied den Volkssänger Günther gerne in die Nähe zum NS gerückt hat. Wie nahe Günther dem NS stand, kann man wohl schwer anhand des oben zitierten Auszugs nachvollziehen. --Devilsanddust (Diskussion) 20:13, 16. Dez. 2012 (CET)Beantworten

Es handelt sich hier aber um einen Original-Auszug (Zitat) aus A. Günthers Taschenbuch (eine Art Tagebuch), in das er solche Erinnerungen selbst eingetragen hat. Heilfurth hat ihn hier wörtlich zitiert. Die Taschenbücher sollen bei der Familie aufbewahrt werden und stehen noch nicht für die Öffentlichkeit zur Verfügung. Warum wohl? Es handelt sich also hier um eine echte Quelle. Daher bin ich auch dafür, dass man dieses Zitat in die WP-Biografie von Günther übernimmt. --Anna Berg (Diskussion) 19:36, 20. Dez. 2012 (CET)Beantworten

Naja, es bleibt dabei, dass Heilfurths Buch in meinen Augen keine neutrale Quelle ist. Dass er Günthers Zitat nicht einmal deutlich kenntlich macht, zeugt auch nicht eben von wissenschaftlicher Belastbarkeit. Von einer "echten Quelle" kann man sicher nicht sprechen, denn lässt sich sicherstellen, dass es wirklich so bei Günther im Büchlein steht? Und: was genau sagt uns denn das "Zitat" eigentlich? Er sagt, dass er (und viele andere) irgendwas (dafür bräuchte man den vorherstehenden Text in Günthers Buch) noch nicht erlebt hat und das Volk aus einem Traum erwacht ist und ein neuer Wind weht. Man kann die Entwicklung durchaus so sehen. Eine gesellschaftliche Veränderung in dieser Zeit lässt sich ja wohl kaum verleugnen. Allein, aus Günthers Zitat kann ich keine besondere Wertung bezüglich des Nationalsozialismus feststellen, vielmehr sieht er sich durch Elemente des NS in seiner erzgebirgspatriotischen Einstellung bestärkt. Das hat wohl mit Kultur viel mehr zu tun als mit Politik. Am Ende ist (mir persönlich) das zu wenig, um da irgendwelche Relativierungen zu konstruieren (was natürlich nicht bedeuten soll, dass ich grundsätzlich eine positive Einstellung Günthers zumindest zu einigen Elementen des NS bezweifle). Vielleicht noch ein paar dritte Meinungen? --Devilsanddust (Diskussion) 20:27, 20. Dez. 2012 (CET) PS: Ich hab einen vorsichtigen Passus eingefügt, der das o. g. andeutet und sich auf das zitierte Interview bezieht, das ganz vernünftig klingt. --Devilsanddust (Diskussion) 20:40, 20. Dez. 2012 (CET)Beantworten

Liedpostkarten auslagern? (erl.)

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Irgendwie habe ich das Gefühl, diese ganzen Details zu den Liedpostkarten gehören nicht hierher. Könnte man die nicht zum Artikel Liedpostkarten verschieben? (nicht signierter Beitrag von 212.111.239.36 (Diskussion) 11:53, 3. Jan. 2014 (CET))Beantworten

Das auslagern sehe ich genauso. habe eine Importwurnsch geäußert. --Ch ivk (Diskussion) 14:51, 26. Feb. 2016 (CET)Beantworten
erledigtErledigt --Ch ivk (Diskussion) 12:30, 27. Feb. 2016 (CET)Beantworten

De Uf`nbank

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Der Titel des Liedes könnte srittig sein: "Da" oder "De" Uf`nbank. Ich habe die Lied-Postkarte im Original vor mir liegen mit "De Uf`nbank". Im Text selbst gibt es nur noch "of dr Ufnbank." --Fibe101 (Diskussion) 20:27, 17. Sep. 2019 (CEST)Beantworten

Deutsche in der Tschechoslowakei

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Jetzt steht so lapidar im Text: "Ein Ergebnis des Ersten Weltkrieges war die Entstehung der Tschechoslowakei, welche die Verhältnisse der nationalen Minderheiten, darunter Millionen Sudetendeutsche, im Vergleich zu den Tschechen und Slowaken gesetzlich nachteiliger regelte. Dies verletzte den heimatverbundenen Künstler sehr und wurde auch Gegenstand seiner Lieder. Schon 1908 hatte er auf die sich schon damals abzeichnenden nationalen Spannungen mit dem Liedtext „Deitsch on frei wolln mer sei!“ geantwortet. " Gibt es eine Quelle für die gesetzliche Benachteiligung der Sudetendeutschen? Und gibt es eine Quelle für konkrete Benachteiligung Anton Günthers? Oder war das mehr so eine Gefühlssache, zumal er sich ja schon vor dem Ersten Weltkrieg in dem Sinne geäußert hatte, obwohl da sicher nicht von einer gesetzlichen Benachteiligung der Deutschen zu sprechen war. Laut Boží_Dar#Demographie lebten 1930 in Gottesgab bei etwa 1000 Einwohnern 20 Tschechen, das kann ihn jetzt auch nicht so sehr bedrückt haben. --Usteinhoff (diskUSsion) 11:56, 10. Dez. 2019 (CET)Beantworten

Zur Info (erl.)

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Anton-Günther-Gedenkstein Chemnitz-Hilbersdorf (Zeisigwald), Infotafel

Euer Text wurde jetzt vom Staatsbetrieb Sachsenforst im Zeisigwald in Chemnitz als Infotafel aufgestellt. Glückwunsch! --sk (Diskussion) 08:14, 24. Feb. 2021 (CET)Beantworten

Gedenkstein

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In Buchholz in der Karlsbader Straße ist am dem Haus wo Antonia Günther Lithograf lernte eine Gedenktafel --2003:D3:D736:A800:D0D7:BAE9:D8D1:538D 19:14, 16. Apr. 2024 (CEST)Beantworten