Diskussion:Geschichte der Stadt Geithain

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Letzter Kommentar: vor 15 Jahren von Krtek76 in Abschnitt Datierung der Anfänge von Marien- und Nikolaikirche
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Datierung der Anfänge von Marien- und Nikolaikirche[Quelltext bearbeiten]

In dem umstrittenen Aufsatz von

  • Reinhard Spehr: Christianisierung und früheste Kirchenorganisation in der Mark Meißen, in: Judith Oexle (Hrsg.): Frühe Kirchen in Sachsen. Ergebnisse archäologischer und baugeschichtlicher Untersuchungen (Veröffentlichungen des Landesamtes für Archäologie mit Landesmuseum für Vorgeschichte Bd. 23). Stuttgart 1994, ISBN 3-8062-1094-2, S. 8-63,

in dem eine ganze Reihe Kirchen mit ungewöhnlichen und neuen Interpretationen bedacht und nicht wenige auch um einiges älter angesehen werden als sonst üblich, erscheint Geithain interessanterweise nur an einer Stelle S. 54 Anm. 72. „Das eigentliche Jahrhundert, die große Zeit der adligen Eigenkirchen in Herrenhöfen, ist das 12. Jh.: Muschwitz bei Weißenfels, Theißen bei Zeitz, Gödern, Nöbdenitz, Großstechau, Tettau und Gieba im Pleißenland; Elstertrebnitz, Profen und Gatzen bei Groitzsch, Geithain, Königsfeld bei Rochlitz; Höfgen bei Grimma; Leipnitz bei Leisnig; Gostemitz bei Eilenburg; Großzschepa bei Wurzen; Gautzsch bei Leipzig, Krögis, Zschochau, Dörschnitz, Striegnitz, Seußlitz und Bloßwitz in Daleminzien, Lausa und Grünberg bei Radeberg; Kreischa, Döhlen, Plauen und Kötzschenbroda bei Dresden. Besonders deutlich wird die Nähe zwischen dem Herrn und seiner Kirche dort, wo die Kirche an seinen Wohnturm angebaut wurde oder der Wohnturm mit der Kirche sogar eine bauliche Einheit bildete oder wo zumindest eine hochliegende Brücke zwischen dem Wohnhaus und dem Gotteshaus bestand: Meyhen, Tegkwitz, Stünzhain, Großlissa, Hohenthurm, Gottleuba, Prietitz, Kittlitz, Nostitz. Der Übergang zur reinen Burgkapelle ohne Pfarrechte ist natürlich fließend. Unsere Aufzählungen skizzieren den reichen Bestand nur flüchtig, eine solide historische und architekturgeschichtliche Bearbeitung täte dringend not.

Letzterem kann man sich mit Sicherheit anschließen. Ein Schritt in diese Richtung ist eine Tagung im Herbst nächsten Jahres zu ebensolchen Sitzen kleiner Herrschaftsträger und romanischen Kirchen in Dörfern aus dem 12. Jh. in Böhmen, Mähren, Mitteldeutschland und angrenzenden Landschaften. Bis dahin wird auch zu prüfen sein, welche der oben genannten Orte tatsächlich in diese Liste gehören und welche zweifelhaft oder falsch sind. Aus dem Zusammenhang heraus kann es sich bei dem genannten Geithain aber nur um die Marienkirche in Wickershain handeln. Ich wüsste nicht, welche Gründe dafür sprechen, dort eine mehr oder weniger befestigte Anlage oder einen Herrensitz zu suchen, aber lasse mich gern vom Gegenteil überzeugen.

Wesentlich ergiebiger ist hierfür

  • Heinrich Magirius: Kathedrale, Stiftskirche, Klosterkirche, Burgkapelle, Stadtkirche und Dorfkirche. Zu Typologie und Stil der romanischen Steinkirchen in Obersachsen, in: Judith Oexle (Hrsg.): Frühe Kirchen in Sachsen. Ergebnisse archäologischer und baugeschichtlicher Untersuchungen (Veröffentlichungen des Landesamtes für Archäologie mit Landesmuseum für Vorgeschichte Bd. 23). Stuttgart 1994, ISBN 3-8062-1094-2, S. 64-91.

Zu Geithain S. 70 f.: „Für Obersachsen erweist sich die Stiftskirche von Wechselburg als ein Schlüsselbau der späten Romanik. Die Pfarrkirchen umliegender Städte wie Rochlitz und Geithain sowie die Dorfkirchen des Erzgebirgsvorlandes aus dem letzten Viertel des 12. Jahrhundert sind von hier beeinflußt, desgleichen zahlreiche Portale und Apsidengliederungen, so zum Beispiel in Wiederau, Rochsburg und Auerswalde. An der Jakobikirche in entsprechende Gliederungsformen festgestellt, desgleichen an der Marienkirche zu Freiberg. Um 1200 „verwildert“ dieser Stil, wie man am Westturm der Stadtkirche in Dippoldiswalde beobachten kann ... .

S. 77: Neben den Typen der Saalkirchen tritt in „gegründeten“ Städten Westsachsens im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts die Kurzbasilika mit Querwestturm oder Doppelturmfront sowie der Chor und Apsis auf. Dazu zählen die Nikolaikirche in Geithain, die Kunigundenkirche in Rochlitz und die Georgenkirche in Rötha [Anm. 39: Heinrich Magirius: Der Freiberger Dom. Forschungen und Denkmalpflege (Schriften zur Denkmalpflege in der Deutschen Demokratischen Republik). Böhlau, Weimar 1972, S. 175 f. Zu Geithain vgl. Inv. Sachsen 14, S. 61-73. Zu Rochlitz vgl. Hans Nadler: Der romanischen Fundamente der Kunigundenkirche in Rochlitz. In: Buch der Landschaft Rochlitz. Rochlitz 1936, S. 203-206. Zu Rötha vgl. Inventar Sachsen 15, S. 100-103.]. Letztere steht als Backsteinbau in stilistischem Zusammenhang mit der „Berger-Klosterkirche“ in Altenburg, die Kunigundenkirche in Rochlitz ist von der Wechselburger Stiftskirche abhängig. Zu den schönsten Zeugnissen romanischer Architektur in Obersachsen gehört die Westturmfront der Geithainer Nikolaikirche, ein Bruchsteinbau mit Werksteingliederungen und einem stattlichen Stufenportal in Rochlitzer Porphyr. Die Bauornamentik erinnert an die jüngeren Bauteile des Klosters auf dem Petersberg bei Halle. Zu den Typen der Kurzbasilika ohne Querhaus, die wahrscheinlich durchweg Pfeilerbasiliken waren, gehört wohl auch die Frauenkirche in Groitzsch, deren Baugeschichte im einzelnen noch ungeklärt ist."

Außerdem wird noch einmal kurz von Wolfgang Schwabenicky: Der befestigte Kirchhof in Mittweida, Lkr. Hainichen, mit seinen mittelalterlichen Speicher- und Kellerbauten im selben Band S. 172–183 auf Geithain eingegangen. Einmal im Zusammenhang mit der indirekten Erwähnung in der Urkunde zur Ausstattung des Hospitals in Geithain 1209 (hier S. 174, Verweis auf CDS I 3, S. 110) und zum zweiten Mal als Parallele für den befestigten Kirchhof von Mittweida mit seinen Speicher- und Kellerbauten (S. 181). Die Felsenkeller in Mittweida können hypothetisch von der zweiten Hälfte des 14. bis zur ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts entstanden sein. Die Speicher sind noch etwas älter.

Neuere Untersuchungen zu den Stadt- und Dorfkirchen der Region wurden insbesondere von Wolfgang Schwabenicky durchgeführt. Er konnte z.B. zeigen, dass die Chorturmkirche von Obergräfenhain gleichzeitig mit der Errichtung der Zschillener Stiftskirche erfolgte. Primär im Turm verbaute Hölzer wurden nach dendrologischer Analyse kurz nach 1162 gefällt und bald darauf verbaut. Auf die Schnelle nur der Verweis auf ein Vortragsmanuskript im www: Dr. Wolfgang Schwabenicky: Bauarchäologische Untersuchungen an Dorfkirchen des Landkreises Mittweida. http://www.htwm.de/wbildung/Vortraege_Kurzfass/1999/kurzfassung_kirchen.htm Die Ergebnisse der Untersuchungen in Obergräfenhain sind seit einiger Zeit publiziert, wenn ich mich nicht irre in:

  • Wolfgang Schwabenicky: Baugeschichtliche Untersuchungen an Dorfkirchen im Landkreis Mittweida. Ein Zwischenbericht (Veröffentlichungen der Unteren Denkmalschutzbehörde Mittweida Bd. 8). Untere Denkmalschutzbehörde beim Landratsamt Mittweida, Mittweida 1999.

Irgendwo versteckt in den Anmerkungen finden sich auch ein neues Dendrodatum für die Errichtung der Zschillener Klosterkirche (ein Holzfenster konnte beprobt werden), doch das muss ich erst wiederfinden. Ebenso die Debatte um das genaue Alter der Chemnitzer Jakobikirche, die in den Jahrzehnten um 1200, vielleicht auch schon um 1180 entstand (siehe Geschichte_der_Stadt_Chemnitz#Hochmittelalter und Stadtkirche St. Jakobi (Chemnitz)). Soweit erst einmal zur Nikolaikirche ;-)

Viele Grüße Krtek76 18:06, 5. Okt. 2008 (CEST)Beantworten