Edith Dettmann

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Edith Dettmann (* 4. August 1898 in Stralsund; † 6. September 1987 ebenda) war eine deutsche Malerin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Edith Dettmann besuchte das Lyzeum in Stralsund und studierte von 1916 bis 1920 an der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums Berlin, danach bis 1924 an der Kunstakademie Düsseldorf, an der sie als erste Frau Meisterschülerin bei Adolf Münzer war. Ab 1925 war sie freischaffend in Düsseldorf tätig und an wichtigen Ausstellungen beteiligt. 1932 trat sie in die Kommunistische Partei Deutschlands ein. Nach dem Machtantritt der Nazis wurden auf Anweisung des Nazi-Gauleiters von Pommern ihre Bilder aus dem Stralsunder Theaterfoyer entfernt, und sie erhielt 1934 Malverbot. Daraufhin begab sie sich in die innere Emigration und zog 1934 nach Stralsund. 1937 wurden in der Aktion „Entartete Kunst“ aus der Städtischen Kunsthalle Mannheim das Tafelbild „Straße bei Gerresheim“ (1925) beschlagnahmt und vernichtet.[1]

Nach Kriegsende arbeitete Edith Dettmann in Stralsund als Kunsterzieherin und engagierte sich politisch und kulturpolitisch im Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands. Wegen fehlender Anerkennung zog sie sich nach 1949 zurück und begann erst 1965 wieder mit künstlerischen Arbeiten, die sie aber 1977 aufgab. Sie unternahm Reisen ans Mittelmeer, nach Frankreich, Rumänien, Bulgarien und in die CSSR. Häufig fuhr sie auf die Insel Rügen, die sie 1938, 1939, 1965, 1971 und 1972 mit dem Fahrrad durchquerte. „Hier entstanden in einer kristallklaren, neusachlichen Bildsprache Landschaftsbilder, Personenbildnisse und Stadtlandschaften.“[2]

Werke Edith Dettmanns befinden sich u. a. im Stralsund Museum, im Pommerschen Landesmuseum, in der Kunsthalle Rostock und im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), wo sie Teil der Dauerausstellung „Wege der Moderne“ sind.

Die Stadt Stralsund ehrte sie zu Beginn des 21. Jahrhunderts mit der Benennung der Edith-Dettmann-Straße.

Bildnerische Darstellung Edith Dettmanns[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tafelbilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mädchen am Fischteich (1931), Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)
  • Stillleben mit Tulpen (1933), Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)
  • Obstgarten (Öl; befand sich bis zur Auslagerung 1934 in der Berliner Nationalgalerie und gilt als verschollen)[4][5]
  • Alter Bauernhof auf Ummanz (Öl, 1938; im Bestand des Stralsund Museums)
  • Ernten im August (Öl, 1944; ausgestellt 1953 auf der Dritten Deutschen Kunstausstellung, Dresden, Albertinum)[6]
  • Flüchtlingskinder (1945–50), Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)
  • Weltjugendtreffen unter der Roten Fahne (Öl, 1952; ausgestellt 1953 auf der Dritten Deutschen Kunstausstellung)[7]
  • Dorfstraße mit Urlaubern (1971)[8]
  • Badestelle am Schweriner See (Öl, 1975; ausgestellt 1977/1978 auf der VIII. Kunstausstellung)[9]

Buchillustrationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gebr. Grimm: Sneewittchen, Rotkäppchen. Verlag Jos. Scholz, Mainz, 1928 (Schol’z Künstler-Bilderbücher)

Ausstellungen (unvollständig)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1973: Rostock, Kunsthalle Rostock (Edith Dettmann – Malerei)
  • 1983: Stralsund, Kulturhistorisches Museum (Edith Dettmann zum 85. Geburtstag 1983 – Malerei.)
  • postum 1998: Stralsund, Kulturhistorisches Museum (Edith Dettmann – 1898–1987.)

Ausstellungsbeteiligungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1945: Schwerin, Landesmuseum („Jahresschau 1945 der Kunstschaffenden aus Mecklenburg-Vorpommern“)[10]
  • 1951: Berlin, Museumsbau am Kupfergraben („Künstler schaffen für den Frieden“)
  • 1954: Rostock und Stralsund: Erste Kunstausstellung des Bezirks Rostock
  • 1969, 1972, 1974 und 1979: Rostock, Bezirkskunstausstellung
  • 1972/1973 und 1977/1978: Dresden, Kunstausstellung der DDR
  • 1976: Karl-Marx-Stadt, Städtische Museen („Jugend und Jugendobjekte im Sozialismus“)

Postum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Grete Grewolls: Wer war wer in Mecklenburg und Vorpommern. Das Personenlexikon. Hinstorff Verlag, Rostock 2011, ISBN 978-3-356-01301-6, S. 2067.
  • Klaus Haese: Positionen vorpommerscher Künstler von 1880 bis 1950. In: Bernfried Lichtnau (Hrsg.): Bildende Kunst in Mecklenburg und Pommern von 1880 bis 1950. Lukas-Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-86732-061-0, Seite 55–66.
  • Dettmann, Edith. In: Dietmar Eisold (Hrsg.): Lexikon Künstler in der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin, 2010. ISBN 978-3-355-01761-9, S. 146
  • Frieder Jelen: Edith Dettmann (1898–1987). In: Rugia-Journal, 2000, S. 22–28.
  • Dettmann, Edith. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 26, Saur, München u. a. 2000, ISBN 3-598-22766-3, S. 488 f.
  • Hansestadt Stralsund (Hrsg.): Frauen in der Stralsunder Stadtgeschichte. Stralsund 1998.
  • Lothar Lang: Malerei und Graphik in der DDR. 1. Auflage. Verlag Philipp Reclam jun., Leipzig 1983, DNB 840340435, S. 271 ff.
  • Gerburg Förster: Edith Dettmann zum 80. Geburtstag. In: Almanach für Kunst und Kultur im Ostseebezirk. Rat des Bezirkes Rostock, Abteilung Kultur, Rostock 1978, DNB 010394206, S. 87–88.
  • Dettmann, Edith. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 1: A–D. E. A. Seemann, Leipzig 1953, S. 554 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion „Entartete Kunst“, Forschungsstelle „Entartete Kunst“, FU Berlin
  2. 97 Dettmann, Edith (1898 Stralsund 1987). Lehr Kunstauktionen, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 23. August 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/lehr-kunstauktionen.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  3. Christian Borchert: Die Malerin und Grafikerin Edith Dettmann in ihrer Wohnung (vor einem ihrer Werke ?). Deutsche Fotothek, abgerufen am 9. Oktober 2021.
  4. Klaus Peter Rogner (Hrsg.): Verlorene Werke der Malerei – In Deutschland in der Zeit von 1939 bis 1945 zerstörte und verschollene Gemälde aus Museen und Galerien. Friedrich Adolf Ackermanns Kunstverlag, München 1965, DNB 455472270, S. 31.
  5. Nachweis bei lostart.de – Deutsches Zentrum Kulturgutverluste.
  6. Ernten im August. Deutsche Fotothek, abgerufen am 26. Juni 2023.
  7. Weltjugendtreffen unter der Roten Fahne. Deutsche Fotothek, abgerufen am 26. Juni 2023.
  8. Dorfstraße mit Urlaubern. Deutsche Fotothek, abgerufen am 26. Juni 2023.
  9. Badestelle am Schweriner See. Deutsche Fotothek, abgerufen am 26. Juni 2023.
  10. Kulturbund zur Demokratischen Erneuerung Deutschlands: Jahresschau 1945 der Kunstschaffenden aus Mecklenburg-Vorpommern im Landesmuseum zu Schwerin vom 25. November bis 31. Dezember 1945. Schwerin 1945 (SLUB Dresden [abgerufen am 9. Oktober 2021]).