Ellen Haniel-Lutterotti

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Ellen Haniel (* 18. Jänner 1914 in München, Königreich Bayern; † 21. März 1970 in Kaltern) war eine deutsche Kunsthistorikerin, die ab 1941 in Südtirol lebte.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ellen Haniels Eltern waren der Zoologe Curt Berthold Haniel (1886–1951)[1] und Hedwig Hepperger zu Tirschenberg und Hoffensthal (1883–1973). Ellen studierte Kunstgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München und promovierte 1940 bei dem Kunsthistoriker Hans Jantzen mit der Dissertation „Meister Wenzlaus von Riffian“.

Ab Juni 1941 war sie Mitarbeiterin der Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe[2] in Bozen. Dort war sie der Gruppe Museen und Kunstschätze zugeordnet, deren Leiter der Kunsthistoriker Josef Ringler war. Dieser war seit 1939/40 Mitglied des Museumsvereins Bozen, wo er einer Kommission angehörte, die ausgewählte Sammlungen des Stadtmuseums Bozen in das Deutsche Reich überführen sollte, sofern diese gemäß Artikel 27 des Südtiroler Optionsabkommens als „Deutsches Kulturgut“ einzustufen waren.[3] Zugleich sollte der gesamte kulturhistorisch wichtige Besitz der deutschsprachigen Umsiedler aus Südtirol verzeichnet werden.

1943 arbeitete Ellen Haniel neun Monate im Ferdinandeum, wo sie wiederum im Auftrag der Forschungsgmeinschaft Deutsches Ahnenerbe die topografischen Aufnahmen Südtirols ordnen sollte. 1944 wurde sie zurück nach Bozen versetzt; dort hatte sie die aus den Uffizien entnommenen Bilder zu überwachen und zu katalogisieren, die Anfang September 1944 ins Passeiertal bzw. nach Schloss Neumelans in Taufers verbracht wurden.

1946 vermählte sie sich mit dem Mediziner Ludwig von Lutterotti (1916–1980), der im Roten Haus in Kaltern als Gemeindearzt wirkte.[4] 1970 starb sie bei einem Verkehrsunfall.

Nachleben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2005 veröffentlichte der Historiker Hans Heiss in Grenzgängerin Ellen Haniel-Lutterotti (1914–1970) – Kriegsjahre zwischen München, Bozen und Innsbruck, Regimenähe und Dissens Auszüge aus ihren Tagebüchern, die sie als wichtige Zeitzeugin ausweisen.[5]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Meister Wenzlaus von Riffian, Dissertation, München 1940.
  • Romanisches Vortragekreuz in ehemalig Südtiroler Privatbesitz. In: Pantheon, Jahrgang 1943, 7. Heft, S. 162–164, München 1943.
  • Die Kreuzigungsruppe der Hl.-Kreuz-Kapelle von St. Leonhard im Passeier. In: Veröffentlichungen des Museum Ferdinandeum, Band 20/25, 1945, S. 99–105.
  • Die Chorfresken von St. Jakob in Strassen. In: Osttiroler Heimatblätter, 1948, S. 18.
  • Ein mittelalterlicher Madonnenkopf aus Kaltern. In: Der Schlern, Band 40, 1966, S. 156–157.
  • Erinnerungen an die Zeit der „Geher“ und „Bleiber“. Bozen, masch., 1981.[6]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Karl Stuhlpfarrer: Umsiedlung Südtirol 1939–1940, Wien 1985, ISBN 3-85409-073-0.
  • James R. Dow: Angewandte Volkstumsideologie, Heinrich Himmlers Kulturkommissionen in Südtirol und der Gottschee, Innsbruck-Wien-Bozen 2018, ISBN 978-3-7065-5640-8.
  • Hermann Brugger: Kunstraub in Südtirol 1939–1945, Bozen 2019, ISBN 978-88-6839-400-4.
  • Christian Fuhrmeister, Johannes Griebel, Stephan Klingen, Ralf Peters (Hrsg.): Kunsthistoriker im Krieg: Deutscher Militärischer Kunstschutz in Italien 1943–1945, Köln 2012, ISBN 978-3-412-20804-2.
  • Brigitte Foppa: Schreiben über Bleiben oder Gehen. Die Option in der Sdtiroler Literatur 1945–2000. Dipartimento di Scienze Filologiche e Storiche, Trento 2003, ISBN 88-8443-041-0, S. 228–234.
  • Michael Wedekind: Kulturkommission des SS-„Ahnenerbes“ in Südtirol. In: Handbuch der völkischen Wissenschaften. Personen-Institutionen-Forschungsprogramme-Stiftungen, Ingo Haar und Michael Fahlbusch (Hrsg.), München 2008, S. 356–367.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Curt Berthold Haniel
  2. James R. Dow: Angewandte Volkstumsideologie, Heinrich Himmlers Kulturkommissionen in Südtirol und deer Gottschee. StudienVerlag, Innsbruck 2018, ISBN 978-3-7065-5640-8, S. 165.
  3. Sabrina Michielli, Hannes Obermair (Red.): BZ ’18–’45: ein Denkmal, eine Stadt, zwei Diktaturen. Begleitband zur Dokumentations-Ausstellung im Bozener Siegesdenkmal. Folio Verlag, Wien-Bozen 2016, ISBN 978-3-85256-713-6, S. 65.
  4. Digitalisat
  5. Hans Heiss: Grenzgängerin Ellen Haniel-Lutterotti (1914–1970): Kriegsjahre zwischen München, Bozen und Innsbruck, Regimenähe und Dissens. In: Theo Hug, Andreas Maurer, Thomas Walli (Hrsg.): Crossing Borders – Passaggi di confine – Grenzgänge. innsbruck university press, Innsbruck 2020, ISBN 978-3-99106-024-6, S. 117–133.
  6. Publiziert 1980 von ihren Kindern für einen kleinen Freundeskreis. Rezension in: Der Schlern, Jahrg. 55, 1981, S. 167.