Emil Weller

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Emil Ottocar Weller (* 24. Juli 1823 in Dresden; † 4. Januar 1886 in Nürnberg) war ein deutscher Bibliograf, Verleger und Sozialist.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Emil Weller war der älteste Sohn des praktischen und Augenarztes Carl Christian Heinrich Weller und dessen Ehefrau Berta Baarmann. Er besuchte das Gymnasium zum Heiligen Kreuz und trat 1834 in die Unterquarta ein. Bereits 1838 verließ er die Schule nach der Obertertia. Wann und wo er sein Abitur machte, ist nicht bekannt.

Zum Wintersemester 1843 studierte er Medizin in Leipzig. Schon bald wurde er politisch aktiv, beeinflusst durch Ludwig Feuerbach und Théodore Dézamy. Ende 1844 wurde er in Spitzelberichten als „Kommunist“ bezeichnet.[1] Ostern 1845 gab er sein Studium auf und lernte den Beruf eines Buchhändlers bei Otto Wigand. Seinen eigenen Verlag Commissions-Buchhandlung E. O. Weller gründete er am 1. März 1847. Weller war 1848 einer der Leipziger Korrespondenten für die Neue Rheinische Zeitung von Karl Marx[2][3] und im Demokratischen Verein und im Sozialischen Klub in Leipzig tätig.[4] Letzterer nahm Karl Marx als Ehrenmitglied auf.[5] Teile dieses Klubs waren auch Mitglied im Bund der Kommunisten und zu ihnen gehörte Emil Weller.[6] Wegen seiner Teilnahme an den Dresdner Aktionen während der Revolution 1848/49 wurde Weller vor dem sächsischen Appellationsgericht angeklagt und zu eineinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Weller ging daraufhin nach Köln und Brüssel und später in die Schweiz.

Erst 1862 konnte er durch die preußische Amnestie in seine Heimat zurückkehren. Weller wurde Mitbegründer und langjähriges Mitglied der Nürnberger Sektion der Internationalen Arbeiterassoziation und 1869 gehörte er zu den Mitbegründern der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei.[7] Weller starb verarmt in Nürnberg am 4. Januar 1886. Sein Leben wurde erst nach 1967 von Historikern aus der DDR gründlicher erforscht.

Lebensleistung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Emil Weller sicherte in seinen „Taschenbüchern“ wichtige Dokumente der jungen Arbeiterbewegung sowie von Werken von Marx und Engels für die Forschung.

Seine Standardwerke über die Entschlüsselung von Pseudonymen und fingierten Druckorten sind Bestandteil jeder besseren wissenschaftlichen Bibliothek und von Antiquariaten sowie von Auktionshäusern von Rang und dienen auch in der Wikipedia als Nachweis von Pseudonymen.

Die Bücher über Hans Sachs und Johann Fischart sind ebenfalls noch heute grundlegend für diesen Bereich.

Emil Weller gilt als einer der ersten Bibliografen Deutschlands.

Bücher und Aufsätze (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wermuth / Stieber: Die Communisten-Verschwörungen des neunzehnten Jahrhunderts. Im amtlichen Auftrage zur Benutzung der Polizei-Behörden der sämmtlichen deutschen Bundesstaaten. Zweiter Theil. Enthaltend: Die Personalien der in den Communisten-Untersuchungen vorkommenden Personen. Druck von A. W. Hayn, Berlin 1854, S. 137 (Digitalisat in der Google-Buchsuche)
  • Wolfgang Mönke: Emil Ottokar Weller. In: Biographisches Lexikon zur Deutschen Geschichte. Deutscher Verlag der Wissenschaften 1967, S. 491–492.
  • Bruno Kaiser: Der erste Bibliograph und die erste Bibliographie der deutschen Arbeiterbewegung. In: Emil Ottokar Weller. Wegweiser zur sozialistischen Literatur (1847/1850). Leipzig 1967.
  • Rolf Weber: Emil Ottokar Weller. In: Karl Obermann: Männer der Revolution von 1848. Akademie Verlag, Berlin 1970, S. 149–189.
  • Inge Kießhauer: Zwei unbekannte Briefe von E. O. Weller aus dem Vormärz. In: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung. 27. Jg. 1985, Berlin 1985, Heft 1, S. 50–53.
  • Winfried Schwarz, Inge Kießhauer: Noch einmal über die „Pariser Horen“, German Mäurer und Emil Weller. In: Beiträge zur Marx-Engels-Forschung 20, Berlin 1986, S. 53–61.
  • Inge Kießhauer: Emil Ottocar Weller. In: Studien zur Buch- und Bibliotheksgeschichte. Bd. 5, Berlin 1987.
  • Inge Kießhauer: Emil Ottocar Weller – Bibliograph, Publizist, Verleger. Bibliographie. Berlin 1990.
  • Inge Kießhauer: Emil Ottocar Weller – Bibliograph, Verleger und Sozialist. In: Leipziger Jahrbuch zur Buchgeschichte. 3, 1991.
  • Inge Kießhauer: Emil Ottocar Weller (1823–1886). In: Günter Benser und Michael Schneider (Hrsg.): Bewahren Verbreiten Aufklären. Archivare, Bibliothekare und Sammler der Quellen der deutschsprachigen Arbeiterbewegung. Bonn-Bad Godesberg 2009, S. 345–351 ISBN 978-3-86872-105-8. Digitalisat

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wolfgang Mönke, S. 491.
  2. Rolf Weber, S. 165 ff.
  3. E. Weller an Karl Marx 27. November 1849. Marx-Engels-Gesamtausgabe. Abteilung III/ Bd. 3, S. 416.
  4. Die Arbeiterverbrüderung Nr. 84 vom 13. Juli 1849.
  5. Rolf Weber, S. 173.
  6. Rolf Weber, S. 175 ff.
  7. Inge Kießhauer, 2009, S. 347 f.
  8. Wegweiser zur sozialistischen Literatur 1847/1850. Die deutsche Presse und ihre neuesten Bestrebungen. Wegweiser auf dem Gebiete der freien demokratischen Literatur. Wegweiser auf dem Gebiete der sozialdemokratischen Literatur Deutschlands. Aus: Demokratisches Taschenbuch für 1848 und Neujahrs-Almanach für Unterthanen und Knechte 1850. Zentralantiquariat der Deutschen Demokratischen Republik, Leipzig 1967.
  9. Wolfgang Mönke, S. 492.
  10. Rezension zu Das alte Volks-Theater der Schweiz
  11. Reprint Sändig, Wiesbaden 1966.
  12. Reprint Georg Olm, Hildesheim