Erich Röper (Mediziner)

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Erich Richard Hubert Röper (* 11. Oktober 1884 in Rostock; † 15. September 1957 in Hamburg) war ein deutscher Nervenarzt und Politiker.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erich Röpers Vater war der Ingenieur Hubert Röper (1845–1918), der in Rostock von 1883 bis 1911 Senator war. Röpers Mutter war eine getaufte Jüdin.

Röper heiratete 1912 Lotte Riedel, eine Tochter des Chirurgen Bernhard Riedel,[1] die 1930 an Krebs starb. Sie hatten sechs Kinder. Ein Sohn war der spätere Professor und Gründungsmitglied der Philosophischen Fakultät der RWTH Aachen Burkhardt Röper (1915–1991).[1][2]

1934 heiratete Röper die Theologin Anita Hildebrandt (1908–1993).[3] Mit ihr hatte er weitere vier Kinder. Die beiden Zwillinge Friedrich Franz (* 1941)[4]; auch Fachbuchautor; und Harald Christian (* 1941) wurde Pfarrer und gründeten gemeinsam die gemeinnützige Pfarrer Röper-Stiftung. Der älteste Sohn aus dieser zweiten Ehe, Erich (* 1939)[5], wurde Juraprofessor und CDU-Politiker.

Werdegang und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erich Röper besuchte das Realgymnasium in Rostock, begann 1905 sein Studium der Medizin in Rostock,[6] setzte dann aber erst 1907 wieder das Studium fort und erlangte Mitte 1910 sein Staatsexamen.[7] Während der Medizinalpraktikantenzeit arbeitete er in Jena, erst sieben Monate an der Psychiatrischen Klinik und später als Assistenzarzt an der Nervenklinik der Universität Jena bei Geheimrat Otto Binswanger.[7] 1911 promovierte er auf Anregung von Binswanger und durch Unterstützung von Hans Berger.[8]

Im Ersten Weltkrieg nach Hamburg kommandiert, leitete er mit kurzen Unterbrechungen die Nervenabteilung des Marine-Lazaretts in Hamburg-Veddel und befasste sich dort mit der Erforschung von Einflüssen bei Kriegsverletzungen.[9][10] 1915 war er dort als Marineoberassistenzarzt tätig[11] mit der Zuordnung zum Brigade-Ersatz-Bataillon Nr. 76 der 10. Ersatz-Division. 1916 war er in der Position eines Stabsarztes vom Posten des Bataillonsarztes zum Reserve-Lazarett nach Siegen versetzt worden. 1919 ließ Röper sich als Nervenarzt in Hamburg nieder,[7] ab 1922 im eigenen Haus, Alsterterrasse 9.[12]

1920 trat Röper der Deutschen Volkspartei (DVP) bei. Er bekleidete verschiedene Funktionen, von 1930 bis 1931 war er (als Nachrücker von Rudolf Michael) Mitglied der Hamburger Bürgerschaft.[7] Als letzter Landesvorsitzender musste er die DVP 1933 auflösen. Vor 1933 und nach dem Zweiten Weltkrieg war er Beisitzer beim ärztlichen Schiedsgericht des Oberversicherungsamts.

1933 hatte er vorübergehend die Leitung der Ärztekammer übernommen,[13] wurde aber im selben Jahr als „Halbjude“ von den Nationalsozialisten 1933 kurzzeitig aus der Vereinigung der Kassenärzte ausgeschlossen.[14] Für die Nationalsozialisten war seine Psychoanalyse „jüdisch“, „verweichlicht“, „marxistisch“. Später wurde er in beschränktem Umfang wieder zu den Kassen zugelassen und behandelte vorwiegend jüdische Patienten. Nach 1945 unterstützten ihn daher in die USA ausgewanderte Juden. Röper behandelte allerdings auch Parteimitglieder, von denen ihn einer im August 1944 vor dem Konzentrationslager Neuengamme bewahrte.

Als einer der wenigen unbelasteten Ärzte führte Röper ab Sommer 1945 mit den Kollegen Dr. Fuchs und Dr. Friedrich Thieding die Ärztekammer, die 1946 zur Landesstelle der KVD wurde.[15] Bis kurz vor seinem Tod war er im Zulassungsausschuss der Kassenärzte.

Im August 1945 gründete Röper mit dem DVP-Senator a. D. Hermann Carl Vering den Verein der „Mitglieder und Freunde der Deutschen Volkspartei“.[16] Sie arbeiteten ab April 1946 mit Paul de Chapeaurouge im Vaterstädtischen Bund, der später in der CDU und FDP aufging. Röper wurde FDP-Mitglied.

Röper war unter anderem viele Jahre Präsident der Hamburger Goethe-Gesellschaft und war Mitglied der Gesellschaft Deutscher Nervenärzte.[17] Seit 1914 war er Mitglied der Jenaische Gesellschaft für Medicin- und Naturwissenschaft.[18]

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Heilerfolg bei Neurasthenie. Dissertation, Sonderdruck aus der Monatsschrift für Psychiatrie und Neurologie, Band XXX, 1911
  • Demonstration Marinelazarett Hamburg. Münchner Medizinische Wochenschrift, Nr. 7, 1915
  • Ueber Schussverletzungen des Darms. Münchner Medizinische Wochenschrift, Nr. 7, 1915[19]
  • Eine neue Verwundeten-Trage. Deutsche militärärztliche Zeitschrift, E. S. Mittler & Sohn, 1916, S. 45 ff.
  • Zur Prognose der Hirnschüsse. Münchner Medizinische Wochenschrift, Nr. 4, 1917
  • Wer soll Führer sein? 10 politische Aufsätze u. Reden, Bubendey & Kober, Hamburg 1920.
  • Zwei politische Vorträge des Dr. Röper. Druck: Hermann, Hamburg 1918.
  • Unterwertige und Anbrüchige im modernen Daseinskampf. Vortrag im ärztlichen Verein in Hamburg, R. Schoetz, Berlin 1931.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sebastian Merkel: Erich Röper, Arzt. In: Olaf Matthes / Ortwin Pelc: Menschen in der Revolution. Hamburger Porträts 1918/19. Husum Verlag, Husum 2018, ISBN 978-3-89876-947-1, S. 158–159.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Who's who in Germany. Intercontinental Book and Publishing Company, 1974, S. 1390 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Burkhardt Röper. Katalog der Deutschen Nationalbibliothek, abgerufen am 24. November 2019.
  3. Anita Röper. Katalog der Deutschen Nationalbibliothek, abgerufen am 24. November 2019.
  4. Friedrich Franz Röper. Katalog der Deutschen Nationalbibliothek, abgerufen am 24. November 2019.
  5. Erich Röper. Katalog der Deutschen Nationalbibliothek, abgerufen am 24. November 2019.
  6. Siehe dazu den Eintrag der Immatrikulation von Erich Röper im Rostocker Matrikelportal
  7. a b c d Volker Wahl und Margit Hartleb: Nietzsches Jenaer Krankenakte auf Wanderschaft. In: Weimar–Jena:Die große Stadt. Band 4, Nr. 1. Vopelius, 2011, S. 82.
  8. Mecklenburg-Schwerin (Germany): Regierungsblatt für Mecklenburg-Schwerin. 1911, S. 213 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. N. Guleke: Die Schussverletzungen des Schädels im Jetzigen Kriege. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-662-37874-8, S. 187 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Gesellschaft Deutscher Nervenärzte: Verhandlung der Gesellschaft Deutscher Nervenärzte. F. C. W. Vogel., 1914, S. 39 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. Münchener medizinische Wochenschrift. 1915, S. 53 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. Bayerisches Ärzteblatt. 7 Jahrgang Auflage. Nr. 10, 1952, S. 150.
  13. Thomas Gerst: Ärztliche Standesorganisation und Standespolitik in Deutschland 1945-1955. Franz Steiner Verlag, 2004, ISBN 978-3-515-08056-9, S. 29 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  14. Hans-Walter Schmuhl: Die Gesellschaft Deutscher Neurologen und Psychiater im Nationalsozialismus. Springer-Verlag, 2015, ISBN 978-3-662-48744-0, S. 79 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  15. Thomas Gerst: Ärztliche Standesorganisation und Standespolitik in Deutschland 1945-1955. Franz Steiner Verlag, 2004, ISBN 978-3-515-08056-9, S. 30 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  16. Helmut Stubbe-da Luz: Von der "Arbeitsgemeinschaft" zur Grossstadtpartei: 40 Jahre Christlich-Demokratische Union in Hamburg (1945–1985). Staatspolitische Gesellschaft Hamburg, 1985, S. 80 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  17. Hans-Walter Schmuhl: Die Gesellschaft Deutscher Neurologen und Psychiater im Nationalsozialismus. Springer-Verlag, 2015, ISBN 978-3-662-48744-0, S. 135 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  18. Jenaische Zeitschrift für Medizin und Naturwissenschaft. 1919 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  19. Münchener medizinische Wochenschrift. 1915, S. 206 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).