Erik Fyrwald

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 10. Juni 2020 um 09:18 Uhr durch Enemarain (Diskussion | Beiträge) (aktuelleres Foto). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Erik Fyrwald

Jon Erik Fyrwald (* 29. Juli 1959 in West Virginia, Vereinigte Staaten) ist ein US-amerikanischer Manager und seit 2016 Vorsitzender der Geschäftsleitung von Syngenta,[1][2] einem der größten Anbieter von landwirtschaftlichen Lösungen, Saatgut und Pflanzenschutzmitteln mit Hauptsitz in Basel (Schweiz).[3] Fyrwald hat jahrzehntelange Erfahrung in diesem Sektor.[4] Zudem gehört er als exekutives Mitglied dem Verwaltungsrat des Konzerns an und ist Präsident der gemeinnützigen Syngenta-Stiftung für nachhaltige Landwirtschaft.[5][6] Darüber hinaus engagiert sich Fyrwald seit 2017 als aktives Mitglied und im Vorstand von Breakthrough, einer gemeinnützigen Organisation mit Sitz in East Garfield Park (Chicago), die sich gegen die Armut in der Gemeinde einsetzt.[7]

Herkunft

Fyrwald wurde 1959 in den Vereinigten Staaten geboren. Dort verbrachte er einen Großteil seiner Kindheit und Jugend.[4] Fyrwalds Eltern stammen aus Norwegen.[8]

Nach der Schule studierte Fyrwald zunächst Chemieingenieurwesen an der University of Delaware, wo er einen Bachelor of Science erwarb. Später absolvierte er das Advanced Management Program an der renommierten Harvard Business School.[9]

Fyrwald ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt in Basel.

Karriere

DuPont

Fyrwald begann seine berufliche Laufbahn beim Chemiekonzern DuPont, zu dem er bereits während seines Studiums stieß. Während 27 Jahren in diesem Unternehmen hatte er verschiedenste Führungspositionen in der Produktion, im Vertrieb, im Marketing und in anderen Bereichen inne. Im Jahr 2003 übernahm er die Zuständigkeit für DuPonts gesamtes Geschäft mit Saatgut, Pflanzenschutz und Nahrungsmittelzutaten. Dieses Geschäftsfeld hatte er zuvor maßgeblich aufgebaut, unter anderem durch die Übernahme von Pioneer Seeds im Jahr 1999. Unter Fyrwalds Leitung entwickelte sich das Geschäftsfeld des Unternehmens zu einem der führenden Anbieter von Agrogentechnik. Parallel zur Tätigkeit für DuPont wurde Fyrwald in den Verwaltungsrat des internationalen Handelsverbands CropLife berufen. Er stand diesem Gremium zwei Jahre lang vor.[10]

Nalco, Univar

2008 wurde Fyrwald zum Vorsitzenden der Geschäftsleitung und Präsidenten des Verwaltungsrats Nalco ernannt, einem global führenden Spezialisten für Wasseraufbereitung.[9] Nach der Übernahme durch EcoLab im Jahr 2011 wechselte er als Präsident in den Verwaltungsrat des Mutterkonzerns.[1] 2012 kam Fyrwald als Vorsitzender der Geschäftsleitung zu Univar Solutions, einem weltweit tätigen Chemiegroßhändler.[11]

Syngenta

2016 gab Syngenta bekannt, Fyrwald werde den Vorsitz der Geschäftsleitung übernehmen. Die Berufung eines externen Managers erfuhr hierbei besondere mediale Beachtung.[12] Hintergrund für seine Ernennung war seine langjährige Erfahrung in der chemischen Industrie und speziell im asiatischen Raum.[13][14]

Syngenta wurde ein Jahr später von der China National Chemical Corporation, kurz ChemChina, übernommen und von der Börse genommen.[15][16] Zuvor war auch Monsanto interessiert an einer Akquisition, die letztendlich aber scheiterte.[17] Fyrwald unterstützte die Übernahme von Syngenta durch die staatseigene ChemChina ausdrücklich.[18][19][20] Er hielt dies für einen wichtigen Schritt zu mehr Wachstum in China.[21] Die Transaktion war die bis dato größte Akquisition eines chinesischen Unternehmens im Ausland.[22] Sie wurde nach der Genehmigung durch die Kartellbehörden im Mai 2017 abgeschlossen.[23][24]

Syngenta genießt im Konzernverbund von ChemChina eine hohe Eigenständigkeit.[25] Unter Fyrwalds Regie konnte das Unternehmen vor allem die Profitabilität nachhaltig steigern. 2020 sollen unter dem Dach der neu geschaffenen Syngenta Group die Agrochemie-Aktivitäten des chinesischen Chemieunternehmens Sinochem sowie der israelische Pflanzenschutzmittelhersteller Adama eingebracht werden. Mit diesem Zusammenschluss entstünde der weltgrößte Konzern im Bereich der Agrartechnologie.[3]

In der Vergangenheit hatte es Kritik am Geschäftsmodell von Syngenta gegeben. Dem Unternehmen wurde dabei vorgeworfen, dass der Verkauf hochgiftiger Pestizide Bestandteil des Geschäftsmodells sei.[26] Fyrwald nahm diese Kritik auf und richtete das Unternehmen stärker am Nutzen von wissenschaftlichen Innovationen in den Bereichen Saatgut und Pflanzenschutzmitteln sowie digitalen Technologien im Kampf gegen die Folgen des Klimawandels aus.[27][28] Zusätzlich berief er eine Verantwortliche für Nachhaltigkeit, die direkt an ihn berichtet. Fyrwald sieht eine «neue grüne Revolution» als Voraussetzung dafür, dass die globale Landwirtschaft die Herausforderungen durch den Klimawandel meistern und ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten kann.[2]

Fyrwald gehört dem Verwaltungsrat des Pharmakonzerns Eli Lilly an.[9] Außerdem ist er Mitglied in den Verwaltungsräten des Agrarunternehmens Bunge.[4] Er gehört dem Verwaltungsrat der Swiss-American Chamber of Commerce an und ist Vorsitzender des Verwaltungsrats der Farm to Market Alliance des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen.[29][30]

Commons: Erik Fyrwald – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b J. Erik Fyrwald. World Economic Forum, abgerufen am 25. April 2020 (englisch).
  2. a b Henny Sender: Erik Fyrwald: Changing the Image of the Agrochemicals Industry. In: Financial Times. 28. Juli 2019, abgerufen am 25. April 2020 (englisch).
  3. a b Siegried Hofmann, Dana Heide: Syngenta: China formt den größten Agrochemie-Konzern der Welt. In: Handelsblatt. 6. Januar 2020, abgerufen am 25. April 2020.
  4. a b c Profile and Biography. In: Bloomberg. Abgerufen am 25. April 2020 (englisch).
  5. Syngenta Adds New Directors to the Board. In: Seed World. 5. November 2018, abgerufen am 25. April 2020 (englisch).
  6. Julie Pybus: Hidden Power: How Corporate Foundations Can Create Better Capitalism. In: Pioneers Post. 18. September 2019, abgerufen am 25. April 2020 (englisch).
  7. Erik Fyrwald. In: Breakthrough. Abgerufen am 9. Juni 2020 (englisch).
  8. Sergio Aiolfi: Ein Spätberufener. Erik Fyrwald, neuer Chef von Syngenta, hat lange gebraucht, um den Idealjob zu finden. In: Neue Zürcher Zeitung. Nr. 171, 25. Juli 2016, S. 17 (nzz.ch [abgerufen am 9. Juni 2020]).
  9. a b c Stefan Schuppli: Der neue Syngenta-Chef kommt aus den USA. In: Aargauer Zeitung. 7. Mai 2016.
  10. Sesselwechsel. In: Handelszeitung. Nr. 19, 12. Mai 2016, S. 16.
  11. J. Erik Fyrwald to be President and CEO of Univar. In: CHEManager International. 20. April 2012, abgerufen am 25. April 2020 (englisch).
  12. Sergio Aiolfi: Ein Firmenfremder als neuer Syngenta-Chef. In: Neue Zürcher Zeitung. Nr. 104, 6. Mai 2016, S. 29.
  13. Sabine Wadewitz: Erik Fyrwald wird neuer Chef von Syngenta. In: Börsen-Zeitung. Nr. 86, 6. Mai 2016, S. 16.
  14. Michael Baas: Chefwechsel bei Syngenta in Basel. In: Badische Zeitung. 6. Mai 2016, S. 19.
  15. Holger Alich: Syngenta lässt sich kaufen – um selbständig zu bleiben. ChemChina bietet 43 Milliarden Dollar. In: Handelsblatt. 3. Februar 2016, abgerufen am 25. April 2020.
  16. Siegfried Hofmann, Bert Fröndhoff: Der China-Faktor. Syngenta attackiert Bayer in Agrochemie. In: Handelsblatt. 11. Juli 2017, abgerufen am 25. April 2020.
  17. Erik Nolmans: Syngenta und Monsanto: Darum scheiterte der Deal. In: Handelszeitung. 16. September 2015, abgerufen am 25. April 2020.
  18. Patrik Müller, Andreas Schaffner: „Die Chinesen ticken anders.“ In: Die Nordwestschweiz. 11. Mai 2017 (Interview).
  19. Dominik Feldges: „Chem China drängt uns niemanden auf.“ In: Neue Zürcher Zeitung. 24. August 2018, S. 23 (Interview).
  20. Bastian Brinkmann, Caspar Busse: „Ich habe viel von den Chinesen gelernt.“ In: Süddeutsche Zeitung. 3. Februar 2019, abgerufen am 25. April 2020 (Interview).
  21. Seraina Gross: „Ich setze auf Wachstum.“ In: Handelszeitung. 11. Mai 2017, S. 15.
  22. Brian Spegele, Kane Wu: China Sews up Record $43 Billion Foreign Takeover Deal but Work Remains. In: The Wall Street Journal. 5. Mai 2017, abgerufen am 25. April 2020 (englisch).
  23. Andreas Flütsch: Der unendlich langsame China-Deal von Syngenta. In: Tages-Anzeiger. 31. Januar 2017, S. 11.
  24. ChemChina gelingt Syngenta-Übernahme. In: Rheinische Post. Nr. 105, 6. Mai 2017, S. 9.
  25. Reinhard Kowalewsky: China bietet für Bayer-Rivalen 39 Milliarden. In: Rheinische Post. 4. Februar 2016, S. 8.
  26. Syngentas giftiges Geschäftsmodell. Public Eye (Erklärung von Bern), abgerufen am 25. April 2020.
  27. Sven Astheimer, Johannes Ritter: „Lassen Sie uns über Bienen reden.“ In: Frankfurter Allgemeine. 15. April 2019, abgerufen am 25. April 2020 (Interview).
  28. Nachhaltigkeit wird Chefsache – Syngenta schafft neue Position. In: Basler Zeitung. 16. Januar 2018, S. 9.
  29. Board of Directors. Swiss-American Chamber of Commerce, abgerufen am 4. Juni 2020 (englisch).
  30. Farm to Market Alliance. Vereinte Nationen, abgerufen am 4. Juni 2020 (englisch).