Ernst Curtius

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Ernst Curtius (* 2. September 1814 in Lübeck; † 11. Juli 1896 in Berlin) war ein deutscher klassischer Archäologe und Historiker.

Leben

Ernst Curtius

Curtius war der Sohn des Syndikus der Stadt Lübeck Carl Georg Curtius und dessen Ehefrau Dorothea Plessing. Der spätere Romanist Ernst Robert Curtius war sein Enkel.

Seinen Schulbesuch absolvierte Curtius am Katharineum zu Lübeck. Dort schloss er auch Freundschaft mit dem späteren Schriftsteller Emanuel Geibel. Nach seinem Abitur begann Curtius in Bonn bei Friedrich Gottlieb Welcker (klassische Altertumswissenschaft) und bei Christian August Brandis Philosophie zu studieren. Im Herbst 1834 wechselte Curtius nach Göttingen zu Karl Otfried Müller. Müller wurde mit seinem Gesamtbild der Kulturgeschichte des klassischen Altertums richtungsweisend für Curtius.

Ab Herbst 1835 arbeitete Curtius bei August Böckh an der Universität Berlin. 1837 wurde Curtius von seinem Lehrer Brandis nach Athen engagiert. Seinen Lebensunterhalt verdiente Curtius dort als Hauslehrer der Kinder von Brandis. In diesem Haus machte er später auch Bekanntschaft mit Ludwig Ross, Heinrich Nikolaus Ulrichs und Eduard von Erhard.

Von hier aus unternahm Curtius mehrere Reisen durch Griechenland und Italien mit dem Geographen Carl Ritter. 1838 traf er wieder mit Emanuel Geibel zusammen, der zu dieser Zeit ebenfalls Griechenland bereiste. Zusammen mit Geibel versuchte er sich an Nachdichtungen verschiedener klassischer griechischer Schriftsteller. Mit seinem Lehrer Müller bereiste er noch einmal den Peloponnes, und als Müller auf dieser Reise verstarb, brachte er ihn nach Athen und begrub ihn dort am Kolonos.

Zur Jahreswende 1840/41 kehrte Curtius nach Berlin zurück und promovierte im Dezember 1841 bei Moritz Hermann Meier in Halle mit der Dissertation Commentatio de portubus Athenarum. Nach einer Probezeit am Französischen und Joachimsthal'schen Gymnasium habilitierte sich Curtius mit Anecdota Delphica über Inschriften aus Delphi (diese Arbeit begann er mit Karl Otfried Müller). Im Herbst 1844 berief man Curtius zum Praeceptor (Hauslehrer) des späteren Kaisers Friedrich III.; gleichzeitig avancierte er zum a.o. Prof. der Universität Berlin.

1850 heiratete Curtius in Berlin Auguste Besser, die Witwe des Buchhändlers Wilhelm Besser. Mit ihr hatte er den Sohn Friedrich Curtius. Am 10. Januar 1852 hielt Curtius seinen berühmt gewordenen Vortrag in der Sing-Akademie zu Berlin über Olympia und initiierte damit eigentlich die ersten archäologischen Grabungen an diesem Ort. Als nach einjähriger Ehe seine Frau starb, heiratete Curtius 1853 Clara Reichhelm. Mit ihr hatte er die Tochter Dora, welche später den Geologen Richard G. Lepsius heiratete.

1853 wurde Curtius als ordentliches Mitglied in die königliche Akademie der Wissenschaften in Berlin aufgenommen. 1871 avancierte er dort zum Sekretär (= Direktor) der Philologisch-klassischen Abteilung. Dieses Amt hatte er Zeit seines Lebens inne.

Zwischen 1855 und 1867 wirkte Curtius als Professor an der Universität Göttingen. Als 1867 Eduard von Gerhard in Berlin starb, betraute man Curtius als Nachfolger mit einer Professur für Archäologie. Parallel dazu leitete er das Alte Museum. Durch seine maßgebliche Vorarbeit wurde nach Kriegsende 1871 das "private" archäologische Institut in eine preußische Staatsanstalt umgewandelt. Gleichzeitig beschloss der preußische Reichstag, eine Filiale dieses Instituts in Athen zu gründen.

Im Herbst unternahm Curtius mit einem großen Mitarbeiterstab eine Forschungsreise nach Olympia und begann dort mit Grabungen. Unter Leitung von Curtius wurde ein Hermes von Praxiteles und viele andere Skulpturen gefunden. Neben einigen Wissenschaftlern standen Curtius dort die Architekten Friedrich Adler und Wilhelm Dörpfeld zur Seite. Aus dieser Arbeit resultierte auch Curtius' Zusammenarbeit mit Johann August Kaupert.

Im Alter von 82 Jahren starb Ernst Curtius am 11. Juli 1896 in Berlin.

Werke

  • Akropolis von Athen. Ein Vortrag. - Berlin, 1844
  • Altertum und Gegenwart. - Berlin, 1.1875 - 2.1882
  • Anecdota Delphica. - Berlin, 1843
  • Atlas von Athen (zusammen mit Johann August Kaupert). - Berlin, 1878
  • Ausgrabungen zu Olympia (zusammen mit Friedrich Adler). - Berlin, 1.1877 - 3.1878
  • Beiträge zur Geschichte und Topographie Kleinasiens. - Berlin, 1872
  • Ephesus. - Berlin, 1874
  • Griechische Geschichte. - Berlin, 1.1857 - 3.1861
    1. Von den Uranfängen bis zum Tode des Perikles - Gekürzte Ausg., Berlin: Deutsche Buch-Gemeinschaft, [1936]; Wien, Leipzig, Olten: Bernina-Verl., (1936)
    2. Blüte und Verfall Griechenlands - Gekürzte Ausg., Wien, Leipzig, Olten: Bernina-Verl., (1936); Berlin: Deutsche Buchgemeinschaft, (1936)
  • Inscriptiones atticae duodecim. - Berlin, 1843
  • Ionier. - Berlin, 1855
  • Klassische Studien (zusammen mit Emanuel Geibel). - Bonn, 1840
  • Naxos. - Berlin, 1846
  • Olympia. - Berlin, 1852
  • Peloponnes. - Gotha, 1.1851 - 2.1852
  • Sieben Karten zur Topographie von Athen nebst erläuterndem Text. - Gotha, 1868
  • Über den religiösen Charakter der griechischen Münzen. - Berlin, 1872

Literatur

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