Falkenhain (Meuselwitz)

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Falkenhain
Koordinaten: 51° 5′ N, 12° 18′ OKoordinaten: 51° 4′ 32″ N, 12° 18′ 2″ O
Höhe: 161 m ü. NHN
Einwohner: 420 (2012)
Eingemeindung: 8. März 1994
Postleitzahl: 04610
Vorwahl: 03448
Falkenhain (Thüringen)
Falkenhain (Thüringen)

Lage von Falkenhain in Thüringen

Dorfkirche
Dorfkirche

Falkenhain ist ein Ortsteil von Meuselwitz im Landkreis Altenburger Land in Thüringen.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gedenkstein für das abgebaggerte Rusendorf

Am Dreiländereck (Thüringen-Sachsen-Sachsen-Anhalt) liegend, erlebte das Dorf eine wechselnde Obrigkeit. Nördlich hinter Meuselwitz in der auslaufenden Leipziger Tieflandbucht war das Dorf geologisch durch die Güte des Bodens im Vorteil. Der Bodenschatz Kohle kostete in der Neuzeit die Heimat. Die Restlöcher des Bergbaus wurden nach Stilllegung der Tagebaue mit Wasser verfüllt. Der Rusendorfer See im Süden steht unter Bergbaurecht, während der Prößdorfer See im Norden zur Naherholung genutzt werden kann.

Die Kreisstraße 216 erfasst den Ort verkehrsmäßig.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

13. bis 19. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Staatenaufteilung des Altenburger Landes bis 1920

Am 8. Juni 1216 wurde Falkenhain erstmals urkundlich genannt.[1] In einer Urkunde des Bischofs Ekkehard von Merseburg wird Rudolfus de Valkenhain genannt. Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde das Bauerndorf vom örtlichen Rittergut dominiert, das ein Sitz derer von Minckwitz war. Unter dessen Gerichtsbarkeit stand auch der Nachbarort Rusendorf. Kirchlich und schulisch war Rusendorf jedoch bis 1891 zu Zipsendorf gehörig. Am 1. November 1891 erfolgte auf Wunsch der Rusendorfer die Einpfarrung nach Falkenhain. Seitdem gingen auch die Rusendorfer Kinder dorthin zur Schule.[2]

Falkenhain ist einer der wenigen Orte des heutigen Landkreises Altenburger Land, der historisch nicht zu Sachsen-Altenburg gehörte. Gemeinsam mit den heute ebenfalls zum thüringischen Meuselwitz gehörigen Orten Brossen, Rusendorf und Zipsendorf lag Falkenhain bis 1815 im Amt Zeitz, das als Teil des Hochstifts Naumburg-Zeitz seit 1561 unter kursächsischer Hoheit stand und zwischen 1656/57 und 1718 zum Sekundogenitur-Fürstentum Sachsen-Zeitz gehörte.[3] Durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses kam der Ort im Jahr 1815 zu Preußen und wurde 1816 dem Kreis Zeitz[4] im Regierungsbezirk Merseburg der Provinz Sachsen zugeteilt.

Durch die politische Zugehörigkeit von Rusendorf und Falkenhain zu Zeitz ergab es sich, dass das politisch zu Altenburg gehörige Mumsdorf eine Exklave des Herzogtums Sachsen-Altenburg im Zeitzer Stiftsgebiet bzw. seit 1815 in preußischem Gebiet war.

Zeit des Braunkohlebergbaus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Falkenhain, das im Nordwesten des Meuselwitz-Altenburger Braunkohlereviers liegt, erlebte mit dem Einzug des Braunkohlenbergbaus einen sprunghaften Anstieg der Einwohnerzahlen. Hatte der Ort im Jahr 1905 eine Einwohnerzahl von 599 Personen, waren es 1938 bereits 1180 Einwohner.[5] Weiterhin wandelte sich das bäuerlich geprägte Falkenhain zu einem Industriedorf.

Ab 1905 entstanden südlich von Falkenhain mehrere Tagebaue. Nachdem im Jahr 1924 die Verbindung in das südlich gelegene Rusendorf gekappt wurde, war der Nachbarort Rusendorf nur noch über Umwege erreichbar. Zwischen 1927 und 1933 wurde er ausgesiedelt und abgerissen. Der Abschiedsgottesdienst für die Rusendorfer Gemeindemitglieder fand am 17. Juli 1932 in der Falkenhainer Kirche statt. Mit Beschluss des preußischen Staatsministeriums wurde die Landgemeinde Rusendorf, Kreis Zeitz am 1. Oktober 1932 nach Falkenhain eingemeindet. Zu diesem Zeitpunkt besaß Rusendorf nur noch eine Wohnstätte. Der 1928 aufgeschlossene „Tagebau Phönix-Falkenhain“ zerstörte 1934 die Flur von Rusendorf, welches somit der erste Ort des Meuselwitz-Altenburger Braunkohlereviers war, der dem Braunkohleabbau weichen musste. Bis 1942 devastierte der Tagebau die Gegend südlich und östlich von Falkenhain. Nach seiner Renaturierung befindet sich die Ortslage von Rusendorf im Rusendorfer See.

Nach einem Angriff der US Air Force mit B-17 Bombern (Flying Fortress) am 30. November 1944 zählte man in Falkenhain 18 Tote.[6]

Geschichte ab 1950[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der 1952 erfolgten Gebietsreform wurde Falkenhain und die Flur von Rusendorf vom Landkreis Zeitz in den Kreis Altenburg im Bezirk Leipzig umgegliedert. Durch den 1962 erfolgten Aufschluss des „Tagebaus Phönix-Nord“ im Nordwesten des Orts drohte dem Großteil von Falkenhain das gleiche Schicksal wie Rusendorf. Dem voraus gehend war das Dorf in den 1950er Jahren zum Bergbauschutzgebiet erklärt worden, d. h., es durfte im Ort nicht mehr gebaut werden. Durch die auf staatliche Entscheidung erfolgte Zurückfahrung und Stilllegung des Tagebaus Phönix-Nord im Jahr 1968 wurde Falkenhain von der Überbaggerung verschont.[7] Einzig die etwas außerhalb des Ortes gelegene Windmühle wurde abgebaggert.

Mit der politischen Wende und der Bildung der neuen des Freistaats Thüringen kam Falkenhain das erste Mal in seiner Geschichte zu Thüringen. Am 8. März 1994 wurde Falkenhain nach Meuselwitz eingemeindet.[8] 2012 wohnten in Falkenhain 420 Menschen.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dorfkirche Falkenhain
Dorfkirche Falkenhain

Die Dorfkirche Falkenhain ist eines der ältesten Bauwerke der Umgebung. Sie war bereits im Jahr 1457 unter Hans von Minckwitz als Kapelle des Ritterguts vorhanden. Unter dem Patron Rudolph Siegfried von Minckwitz erfolgte 1685 der Erweiterungsbau zu der heutigen Form. Einer der ältesten Taufsteine im Altenburger Land, der nachweislich im 1100 gefertigt wurde, steht auf dem Vorplatz der Kirche.

Gefallenendenkmal von Rusendorf

Auf Wunsch der Rusendorfer Einwohner wurde das 1927 eingeweihte Denkmal der Gefallenen Väter und Söhne vom Ersten Weltkrieg im Jahr 1932 an die Falkenhainer Kirche versetzt, ebenso die für Rusendorf gegossene Glocke von 1928 und ein Gedenkstein.[9]

Sühnekreuz

Ein mittelalterliches Sühnekreuz ist an der Rückseite des Gefallenendenkmals angelehnt. Bis Mitte der 1960er Jahre stand es an der Wegkreuzung Falkenhain – Mumsdorf – Langendorf.

Dreiherrenstein

Zwei Kilometer nordwestlich von Falkenhain befindet sich das Dreiländereck Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Der Dreiherrenstein befindet sich auf dem Betriebsgelände der GVG Maltitz.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Julius Blüthner

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wolfgang Kahl: Ersterwähnung Thüringer Städte und Dörfer. Ein Handbuch. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, 2010, ISBN 978-3-86777-202-0, S. 74.
  2. Rusendorf auf www.schnaudertal.de
  3. Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas, Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0, S. 86 f.
  4. Der Landkreis Zeitz im Gemeindeverzeichnis 1900
  5. Falkenhain auf www.schnaudertal.de Abgerufen am 19. Juli 2012.
  6. Günter Sagan: Ostthüringen im Bombenkrieg 1939-1945. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2013. ISBN 978-3-86568-636-7. S. 86
  7. Falkenhain auf www.schnaudertal.de
  8. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1994
  9. http://www.schnaudertal.de/meuselwitz/rusend.htm Abgerufen am 12. November 2014

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Falkenhain – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien