Ferdinand Wiedemann
Ferdinand Johann Wiedemann (russisch Фердинанд Иванович (Иоганн) Видеман; * 18. Märzjul. / 30. März 1805greg. in Hapsal; † 17. Dezemberjul. / 29. Dezember 1887greg. in Sankt Petersburg) war ein deutschbaltischer Sprachforscher und Finno-Ugrist.
Leben
Ferdinand Johann Wiedemann wurde als Sohn eines Gerichtsschreibers in eine deutsch-schwedische Familie in Hapsal geboren. Nach dem Abitur 1821 in Reval studierte er von 1824 bis 1826 an der Universität Dorpat. Zunächst fand er eine Anstellung als Lehrer für Alte Sprachen in Mitau, bevor er von 1837 bis 1857 an seinem alten Gymnasium in Reval als Lehrer für Altgriechisch und Bibliothekar tätig war. Vor allem dort begannen seine grundlegenden Arbeiten zum Estnischen und über andere finno-ugrische Sprachen. 1854 wurde Wiedemann zum korrespondierenden Mitglied der St. Petersburger Akademie der Wissenschaften und 1857 zum ordentlichen Mitglied gewählt. 1857 siedelte er nach Sankt Petersburg über, wo er seine wissenschaftlichen Arbeiten bis zu seinem Tod fortsetzte.
Werk
Wesentliche Bedeutung für die Bildung der modernen estnischen Sprache hatte Wiedemanns 1869 erschienenes Ehstnisch-deutsches Wörterbuch. Es basierte auf langjährigen Feldforschungen und war lange Zeit das grundlegendste seiner Art. 1875 veröffentlichte er seine Grammatik der Ehstnischen Sprache, die zur Stabilisierung eines einheitlichen Estnisch beitrug.
Wiedemann erforschte auch andere finno-ugrische Sprachen. Unter anderem ist er Autor des Syrjänisch-Deutschen Wörterbuchs über die Sprache der Komi sowie der beiden grammatikalischen Arbeiten Versuch einer Grammatik der syrjänischen Sprache nach dem in der Übersetzung des Evangelium Matthäi gebrauchten Dialekte (1847) und Versuch einer Grammatik der tscheremissischen Sprache nach dem in der Evangelien Übersetzung von 1821 gebrauchten Dialekte (1847).
Daneben war Wiedemann stark an volkskundlichen Beobachtungen in Estland interessiert. 1876 wurde als Ergebnis seiner Arbeiten der Band Aus dem inneren und äusseren Leben der Ehsten publiziert.
Seit 1989 wird in Estland ein nach Ferdinand Johann Wiedemann benannter Sprachpreis verliehen.
Literatur
- Paul Ariste: Ferdinand Johann Wiedemann. Tallinn 2005³.
- Wilhelm Raeder: Die Lehrkräfte an den deutschen Schulen Kurlands 1805-1860. Im Auftrage der Baltischen Historischen Kommission überarbeitet von Erik Amburger. Lüneburg 1991. S. 68.
- Carola L. Gottzmann, Petra Hörner: Lexikon der deutschsprachigen Literatur des Baltikums und St. Petersburgs. De Gruyter, Berlin 2007, ISBN 978-3-11-019338-1, S. 1405–1407.
Weblinks
- Literatur von und über Ferdinand Wiedemann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Ferdinand Wiedemann. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
- Aus dem inneren und äusseren Leben der Ehsten (Online-Ausgabe)
- Album academicum der Kaiserlichen Universität Dorpat, Dorpat 1889
- Lebensdaten, EEVA (Textsammlung)
- Видеманн, Фердинанд Иванович (Фердинанд Иоганн) Eintrag bei der Russischen Akademie der Wissenschaften
Personendaten | |
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NAME | Wiedemann, Ferdinand |
ALTERNATIVNAMEN | Wiedemann, Johann Ferdinand |
KURZBESCHREIBUNG | estnischer Sprachwissenschaftler |
GEBURTSDATUM | 30. März 1805 |
GEBURTSORT | Hapsal |
STERBEDATUM | 29. Dezember 1887 |
STERBEORT | Sankt Petersburg |