Fichtigsthal

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Fichtigsthal
Gemeinde Niederfrohna
Koordinaten: 50° 52′ N, 12° 45′ OKoordinaten: 50° 52′ 22″ N, 12° 44′ 58″ O
Fläche: 23 ha
Eingemeindung: 1923
Eingemeindet nach: Mittelfrohna
Postleitzahl: 09243
Vorwahl: 03722
Fichtigsthal (Sachsen)
Fichtigsthal (Sachsen)

Lage von Fichtigsthal in Sachsen

Fichtigsthal ist ein Ortsteil der Gemeinde Niederfrohna im Landkreis Zwickau (Freistaat Sachsen). Die Gemeinde Fichtigsthal wurde im Jahr 1923 nach Mittelfrohna eingemeindet, mit der sie 1936 zur Gemeinde Niederfrohna kam.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fichtigsthal bildet den südlichsten Teil der Gemeinde Niederfrohna. Im Ort befindet sich mit dem 366 Meter hohen Ochsenberg die höchste Erhebung Niederfrohnas. Fichtigsthal erstreckt sich links und rechts des Pfarrbachs, der am nördlichen Ortsrand in den Frohnbach mündet.

Nachbarorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelfrohna
Oberfrohna Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Mittelfrohna
Limbach

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hotel garni Fichtigsthal
Fichtigsthal, ehem. Färberei und Appretur Paul Kupfer, heute pro4tex
Fichtigsthal, pro4tex

Fichtigsthal ist im Gegensatz zu seinen Nachbarorten eine späte Gründung aus dem 18. Jahrhundert. Die Ortsflur gehörte zu dieser Zeit zur Grundherrschaft des Ritterguts Mittelfrohna,[1] welche als Exklave zum kursächsischen Amt Rochlitz gehörte. Der stark verschuldete Hartmann Friedrich von Schönberg aus dem gleichnamigen Adelsgeschlecht, Besitzer des Rittergutes Mittelfrohna hatte die Absicht, eine neue Stadt zu gründen. Er hatte sich als Standort dafür das Tal des Pfarrbaches vor dessen Einmündung in den Frohnbach auserkoren. Dieses lag auf den Ländereien seines eigenen Rittergutes und dem Grundstück des benachbarten Rittergutes Limbach. Hier gab es bereits den Fichtenberg, den Fichtig und den Fichtigs Teich. In deren Nähe sollte die neue Stadt mit dem Namen Fichtigsthal entstehen.

Schönbergs Hauptanliegen dieser Stadtgründung war nicht der Nachruhm als Stadtgründer, sondern durch die von einer Stadt damals zu erwartenden Einkünfte seine finanziellen Schwierigkeiten zu beheben.[2] Ein entsprechendes Gesuch zur Stadtgründung richtete Schönberg im Jahre 1738 an den regierenden Kurfürsten Friedrich August II. von Sachsen, der damals auch König von Polen war. Dessen Beamten beauftragten mehrere Kommissare mit der Prüfung dieser Angelegenheit. Nach kurzer Beratung kamen sie zum Entschluss, dass das Gesuch um Stadtgründung abzulehnen sei, da die umliegenden Städte Chemnitz und Penig aufgrund einer entstehenden Konkurrenz Einspruch dagegen erhoben hatten, als sie von diesem Gesuch Schönbergs erfuhren. Dennoch fand der neu gewählte Name Fichtigsthal, wie die neue Stadt heißen sollte, bereits 1739 einen Eintrag in das Kirchenbuch von Mittelfrohna für ein dort befindliches Einzelgut, das dem Schönberg’schen Rittergut Mittelfrohna unterstand.

Fichtigsthal wird im 1791 in zweiter Auflage erscheinenden Alphabetischen Verzeichnis aller Orte Sachsens als zum Leipziger Creys und zum Amt Rochlitz gehörig erwähnt. Aus den Anmerkungen geht hervor: zu Mittelfrohna gehöriges schriftsässiges Rittergut ohne Dorf, verschiedene Gärtner und Häusler stehen auf Rochlitzer Grunde.[3] 1797 entstand ein Gasthof, der den Namen Fichtigsthal übernahm, zu dem gesellten sich mehrere Häuser, deren Zahl im Jahre 1815 bereits 20 mit 120 Bewohnern gesellte.[4] 1839 wurde dann aus Fichtigsthal eine selbständige Gemeinde, in der 1910 670 Einwohner lebten.

Bis 1832 gehörte Fichtigsthal als Teil der Grundherrschaft Mittelfrohna als Exklave zum kursächsischen bzw. königlich-sächsischen Amt Rochlitz.[5] Seit 1832 unterstand Fichtigsthal dem Amt Chemnitz.[6] Im Jahr 1851 kam Fichtigsthal an das königlich-sächsische Gericht Limbach[7] und im Jahr 1856 zum Gerichtsamt Limbach, das im Jahr 1875 in der Amtshauptmannschaft Chemnitz aufging.[8] Im Jahr 1912 wurde in Fichtigsthal die „Färberei und Appretur Paul Kupfer“ gegründet, die zu Zeiten der DDR als „VEB Rhombus“, „VEB Roter Färber“ und „VEB Trikotex“ bekannt war. Ab 1991 arbeitete die Firma unter dem Namen „Schiesser AG“, ab 2005 als „Greuter Jersey GmbH“, ab 2008 als „Textilveredelung Niederfrohna GmbH“ und seit 2009 als „pro4tex GmbH“.[9]

Die Eingemeindung der Gemeinde Fichtigsthal nach Mittelfrohna erfolgte im Jahre 1923.[10] Seit 1936 gehören Mittelfrohna und Fichtigsthal zu Niederfrohna.[11] Der historische Fichtigsteich existiert heute nicht mehr. Er verschwand durch die Einbeziehung in die Kläranlage der Stadt Limbach-Oberfrohna. Durch die zweite Kreisreform in der DDR kam Fichtigsthal als Ortsteil der Gemeinde Niederfrohna im Jahr 1952 zum Kreis Chemnitz-Land im Bezirk Chemnitz (1953 in Kreis Karl-Marx-Stadt-Land und Bezirk Karl-Marx-Stadt umbenannt), der ab 1990 als sächsischer Landkreis Chemnitz fortgeführt wurde. Bei dessen Auflösung kam Fichigsthal als Ortsteil der Gemeinde Niederfrohna im Jahr 1994 zum Landkreis Chemnitzer Land, der 2008 im Landkreis Zwickau aufging.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Emil Johann Hiersemann: Chronik der Kirchgemeinden Niederfrohna und Mittelfrohna mit Fichtigsthal. Große, Limbach 1899 (Digitalisat)
  • Karl Fritzsching: Es kam zu keiner Stadtgründung. In: Der Heimatfreund für das Erzgebirge, 13, 1968, Nr. 1, S. 16.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Fichtigsthal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Grundherrschaft des Ritterguts Mittelfrohna im Archiv des Freistaats Sachsen
  2. Erich Lorenz: Es kam zu keiner Stadtgründung. In: Der Heimatfreund für das Erzgebirge, 13, 1968, Nr. 1, S. 16.
  3. Alphabetisches Verzeichnis aller in dem Churfürstenthum Sachsen und in denen dazu gehörigen incorporirten Landen befindlichen Schrift- und Amtsäßigen, auch accisbaren großen und kleinen Städte, Aemter, Schlösser, Flecken, Rittergüther, Dörfer, Forwerge, Kirchspiele, Poststationen, Schäfereyen, Mühlen, Schenken, wüsten Marken, aller Berg-, Zechen-, Gruben-, Hütten-, auch Wald-, Forst- und Jagd-Gebäude, desgleichen Hohen Oefen, Schmelzhütten, Poch- und Hammerwerke, auch Pechhütten etc, desgleichen in welchen Creys, Amt oder Jurisdiction jedes gehörig, mit beygefügten Anmerkungen. Zweyte beträchtlich vermehrte und verbesserte Auflage. Mit Churfürstl. Sächß. gnädigstem Privilegio, In der Waltherischen Hofbuchhandlung, Dresden 1791, S. 136 Digitalisat
  4. Schumann: Lexikon von Sachsen
  5. Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas. Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0; S. 58 f.
  6. Fichtigsthal im „Handbuch der Geographie“, S. 43
  7. Das königlich-sächsische Gericht Limbach im Archiv des Freistaats Sachsen
  8. Die Amtshauptmannschaft Chemnitz im Gemeindeverzeichnis 1900
  9. Webseite des Unternehmens pro4tex
  10. Fichtigsthal auf gov.genealogy.net
  11. Mittelfrohna auf gov.genealogy.net