Friedenskirche (Merzig)

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Die evangelische Friedenskirche in Merzig
Blick ins Innere der Kirche
Blick zur Empore mit der Walcker-Orgel

Die Friedenskirche im saarländischen Merzig ist eine Kirche der Evangelischen Kirchengemeinde Merzig im Kirchenkreis Saar-West der Evangelischen Kirche im Rheinland.[1][2] In der Denkmalliste des Saarlandes ist die Kirche als Einzeldenkmal aufgeführt.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als die evangelische Gemeinde Merzig im Jahr 1851 in der Diaspora der preußischen Rheinprovinz gegründet wurde, umfasste ihr Gebiet eine Fläche von rund 1000 Quadratkilometern, in dem aber nur etwa 200 evangelische Einwohner lebten. Es handelte sich hierbei meistens um preußische Verwaltungsbeamte mit ihren Familien. Die evangelischen Gottesdienste fanden zunächst im Saal des Merziger Gerichtsgebäudes statt, ehe ein königliches Gnadengeschenk sowie Spenden des Gustav-Adolf-Vereins die Errichtung einer Kirche ermöglichten.[4]

Am 28. Juli 1863 erfolgte die Grundsteinlegung für den Kirchenneubau. Architekt Carl Friedrich Müller (Saarlouis) zeichnete für die Baupläne verantwortlich. Die Einweihung der fertiggestellten Kirche konnte am 9. November 1865 vorgenommen werden.[4]

Im Jahr 1888 wurde eine Gasheizung in die Kirche eingebaut.[5] Bei Restaurierungsmaßnahmen im Jahr 1924[5] wurde auf der Westquerempore eine Orgel aufgestellt.[4]

Während des Zweiten Weltkrieges erlitt die Kirche erhebliche Beschädigungen,[4] die zwischen 1948 und 1958 behoben wurden.[5]

Im Rahmen einer Außensanierung durch das Architekturbüro Mönke & Wandel (Saarbrücken), die in den Jahren 1963 bis 1964 stattfand, wurden die Fialen auf den Strebepfeilern entfernt.[5] Eine umfangreiche Renovierung im Jahr 1977 unter der Leitung des Architekten Kurt Desloch (Schwalbach) diente der Innenraummodernisierung.[5][4] Im darauffolgenden Jahr wurde auch der Außenbau einer erneuten Renovierung unterzogen.[5]

Eine größere Baumaßnahme wurde im Jahr 1995 durchgeführt, als die Kirche durch einen Sakristeianbau nach Plänen des Architekturbüros Weinand, Plegnière und Ahr (Merzig) erweitert wurde.[5]

In den Jahren 2006/07 fanden Sanierungsarbeiten im Außenbereich statt.[5]

Zuletzt erfolgte im Sommer 2014 durch den Künstler Eberhard Münch (Wiesbaden) und seine Frau eine Neugestaltung des Innenraums.[6] Die Kirche wurde so zur "Friedenskirche Merzig". Bis dahin war der Chorraum beherrscht von Mosaiken mit den Namen der im Zweiten Weltkrieg gefallenen Soldaten. Dies wurde im neuen Konzept aufgelöst. Die Erinnerung an die Opfer des Krieges erfolgt nun auf der Rückseite der Kirche. Dort wurde in bisher nicht genutzten Nischen eine Glasstele aus er Hand Münchs aufgestellt, die das "in memoriam" der Mosaike aufnimmt. Davor wurde ein Gedenkbuch installiert, das die Namen und zum Teil auch die Schicksale der Gefallenen wiedergibt und auch erstmals die zivilen Opfer erwähnt. In der Nische auf der vom Altar aus gesehen rechten Rückseite wurde eine Glasstele mit den Zehn Geboten und einem Zitat aus den Seligpreisungen aufgenommen.

Architektur und Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der evangelischen Kirche in Merzig handelt es sich um eine aus Sandstein errichtete neugotische Hallenkirche. Sie besteht aus einem dreijochigen Langhaus mit eingezogenem 5/8-Chorschluss an der Ostseite. Im Westen weist das Kirchengebäude eine eingezogene Vorhalle mit abgesenkter Firstlinie auf. Auf dem Westgiebel sitzt ein kleiner achteckiger Turm mit Spitzhelm. Ursprünglich waren die Ecken des Kirchenschiffes und einige Strebepfeiler, die die Jochteilung verdeutlichen, durch insgesamt zehn Fialtürmchen betont, die aber in den 1960er Jahren im Rahmen einer Außensanierung entfernt wurden. An den beiden geraden Chorsegmenten auf der Ostseite der Kirche tritt ein basilikaler Ausbau auf, der als Besonderheit angesehen werden kann.[4]

Zur Ausstattung der Kirche gehören ein Kruzifix und ein Leuchter, die die Gemeinde als Geschenke von Königin Augusta von Preußen erhielt.[5]

In zwei Nischen im hinteren Teil der Kirche wurde von Eberhard Münch geschaffene Glasstelen aufgestellt. Auf der vom Altar aus linken Seite wurde mit der Stele "In memoriam" der Rahmen für ein Gedenkbuch für die Opfer der Kriege geschaffen, auf der rechten wurden diverse zentrale Bibelworte dargestellt: Die zehn Gebote in Hebräischen Buchstaben, "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst" und "selig sind die Friedfertigen"

Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als die Kirche im Jahr 1865 eingeweiht wurde, stand der Gemeinde nur ein Harmonium zur Verfügung. Erst im Jahr 1924 konnte die erste Orgel angeschafft werden, die auf der Empore Aufstellung fand.[4]

Die heutige Orgel wurde im Jahr 1992 von der Firma Walcker (Kleinblittersdorf-Bliesransbach) erbaut. Das auf der Empore aufgestellte Schleifladen-Instrument verfügt über 14 (16) Register, verteilt auf 2 Manuale und Pedal. Die Spiel- und Registertraktur ist mechanisch. Die Stimmtonhöhe beträgt 440 Hz. Die Disposition lautet wie folgt:[7]

I Hauptwerk C–g3

1. Prinzipal 8′
2. Rohrflöte 8′
3. Oktave 4′
4. Doublette 2′
5. Mixtur 4f 113
6. Trompete 8′
II Schwellwerk C–g3
7. Gedackt 8′
8. Salicional 8′
9. Flöte 4′
10. Prinzipal 2′
11. Quinte 113
12. Oboe 8′
Tremulant
Pedal C–f1
13. Subbass 16′
Oktavbass 8′ (Tr. I Prinzipal 8′)
14. Gedacktbass 8′
Trompete 8′ (Tr. I Trompete 8′)
  • Koppeln: II/I, I/P, II/P als Tritte

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Schreiber, Gotthard: Die ersten 50 Jahre der evangelischen Gemeinde Merzig. Festschrift zur Jubiläums-Feier. Merzig/Saar 1901.
  • Engel, Wilhelm: 375 Jahre evangelische Kirche an der Saar 1557–1950. Saarbrücken 1950, S. 122.
  • Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Merzig (Hrsg.): Festschrift zur Hundertjahrfeier der Evangelischen Kirchengemeinde Merzig. Mettlach o. J. (1951).
  • Saam, Rudolf: Beitrag zur Baugeschichte neugotischer Kirchen an der Saar. Zum Leben und Werk des Baumeisters Carl Friedrich Müller. In: Saarbrücker Hefte, Heft 48, S. 17–51. Saarbrücken 1978.
  • Gollub, Elisabeth: Kleine Chronik der Evangelischen Kirche zu Merzig. Merzig 1990.
  • Kirchenkreisverband an der Saar (Hrsg.): Von Türmen, Kanzeln und Altären. Ein Führer zu evangelischen Kirchen im Saarland. Saarbrücken 2015.
  • Marschall, Kristine: Sakralbauwerke des Klassizismus und des Historismus im Saarland. Institut für Landeskunde im Saarland, Saarbrücken 2002, ISBN 3-923877-40-4, S. 666.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Friedenskirche (Merzig) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kirchenkreise der Evangelischen Kirche im Rheinland Auf: www.ekir.de. Abgerufen am 5. August 2015
  2. Kirchenkreis Saar-west Auf: www.evangelisch-im-saarland.de. Abgerufen am 5. August 2015
  3. Denkmalliste des Saarlandes, Teildenkmalliste Landkreis Merzig-Wadern (Memento des Originals vom 2. Mai 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.saarland.de (PDF). Abgerufen am 5. August 2015
  4. a b c d e f g Verzeichnis der evangelischen Kirchenneubauten im Rheinland 1860–1914 (1927) (PDF; 1,7 MB) Auf: duepublico.uni-duisburg-essen.de. Abgerufen am 5. August 2015
  5. a b c d e f g h i Informationen zur Ev. Kirche Merzig Auf: www.kunstlexikonsaar.de. Abgerufen am 5. August 2015
  6. Kleine Führung durch die Friedenskirche Merzig Auf: www.evangelisch-in-merzig.de. Abgerufen am 5. August 2015
  7. Die Orgel der Ev. Kirche Merzig Auf: organindex.de. Abgerufen am 5. August 2015

Koordinaten: 49° 26′ 31,7″ N, 6° 38′ 21,2″ O